Antifa von der Uni Hannover verbannt

dariovo 13.07.2003 18:57
Nach einjähriger Schlammschlacht haben prozionistische Mudschaheddin dafür gesorgt, dass es an der Uni Hannover keine vom AStA geförderte Antifa-Arbeit mehr gibt.
Unabhängige Antifa von der Uni Hannover verbannt

Nach einjähriger Schlammschlacht haben prozionistische Mudschaheddin dafür gesorgt, dass es an der Uni Hannover keine vom AStA geförderte Antifa-Arbeit mehr gibt.
Es begann mit einer Karikatur, die die seit 14 Jahren bestehende Antifa-AG der Uni Hannover auf ihrer Homepage veröffentlichte: Eine Zeichnung des Algeriers Khalil Bendib, in der die palästinensischen Autonomiegebiete als löchriger schweizer Käse dargestellt werden. Die Löcher werden bekanntlich durch die zionistische Siedlungspolitik hervorgerufen und entsprechend dieser Syntax tummelten sich zionistische Mäuse im Käse. Auch eine zweite Karikatur, die die Kritik israelischer Menschenrechtsorganisationen wie Betselem an rassistischer Diskriminierung der Palästinenser aufgriff (z.B. in Form von Straßen, die "for jews only" sind) bekam natürlich ebenfalls den Stempel "antisemitisch" – wenn man schon mal dabei ist...

Es dauerte nicht lange bis die prozionistischen Mudschaheddin mit dem standardisierten Antisemitismus-Vorwurf reagierten. schließlich haben die Nazis Juden und Jüdinnen als Ratten gezeichnet und somit muss jenseits jeglichen Kontextes eine Darstellung von Zionisten als Mäuse zwangsläufig antisemitisch sein.

Lars Quadfasel, ein bekannter Bahamas-Glaubenskrieger aus Hamburg, forderte daraufhin in einem zunächst anonymen Drohbrief an den AStA diesen auf der Antifa-AG die politische und finanzielle Unterstützung zu entziehen, sonst werde ein Rollkommando aus „echten Antifaschisten“ vorbeigeschickt. Dem folgten selbstverständlich keine Taten. da sich die Prozionisten und Prowestler inhaltlich auf dem Niveau der Republikaner bewegen, können sie weder echte noch falsche Antifaschisten mobilisieren, wohl aber die „anständigen Deutschen“ der „Neuen Mitte“.

Der von Jusos und PDS-Hochschulgruppe dominierte AStA der Uni Hannover begab sich brav in eine Schlammschlacht gegen die Antifa-AG. Die Details der Auseinandersetzung füllen mittlerweile 89 Seiten und sind auf der Homepage der Antifa dokumentiert ( http://kickme.to/antifa-uni-hannover). Bei drei Debatten und zwei Abstimmungen zum Thema Anfang Dezember 2002, Anfang Februar und im April 2003 kamen für die Prozionisten allerdings innerhalb der studentischen Gremien zunächst nur Niederlagen zustande. Darüber hinaus ergab der Streit innerhalb der hannoverschen Linken eine breite Solidarisierung mit der Antifa-AG. Woraufhin der Juso-AStA von seinem gestellten Ultimatum Abstand nehmen und den geordneten Rückzug antreten musste. Unter Vermittlung der VVN-BdA wurde am 7.7.2003 zu "Schlichtungsverhandlungen" gebeten. Man habe sich in eine Auseinandersetzung "hineinziehen" und "einspannen lassen", die „uns überfordert“, hieß es zuletzt aus Kreisen der SPD-Jugend.

Wer da hineinzog, waren die Prozionisten, die sich mal „Bündnis gegen Antisemitismus“ und mal „Initiative Antisemitismuskritik – Gesellschaft bürgerlichen Rechts“ nennen. Dabei gibt es erhebliche personelle Überschneidungen mit der Juso-Hochschulgruppe. Und diese Gruppierung war keineswegs bereit eine Niederlage zu akzeptieren. wenn schon nicht politisch, so dass Motto, dann gewinnen wir eben über Entpolitisierung. So sammelten die Prozionisten ein Bündnis aus Theologen, Sozialwissenschaftlern (deren Fachschaft in Hannover der Totalitarismusthese anhängt und propagiert, Informationen aus Lexika würden sie sowie nicht interessieren) und Historikern (für die in Hannover erklärtermaßen die Solidarität mit Sharon & Co. erste Bürgerpflicht ist). Diese Dreieinigkeit lancierte nach dem Rückzug des AStA den vierten Vorstoß, die Antifa-AG von der Uni zu verbannen.

Und diesmal erfolgreich. Obwohl alle Vorwürfe erneut ohne stichhaltige Begründung blieben. Die Absurdität der Vorwürfe zeigte sich insbesondere darin, dass der Uni-Antifa vorgeworfen wurde, innerhalb der Auseinandersetzung der Gegenseite unliebsames Quellenmaterial vorgelegt zu haben. Die Antifaschisten hatten ein Ende der 60er Jahre in Israel veröffentlichtes Dokument verbreitet, in dem die paramilitärische und rechtsradikale zionistische Organisation „Irgun Zwai Leumi“ noch 1941 der "deutschen Reichsregierung" einen Kriegseintritt an der Seite Nazi-Deutschlands anbot, sofern es militärische und logistische Unterstützung bei der Eroberung Palästinas gäbe. Das „völkische Hebräertum“, so Irgun, würde doch wunderbar mit der deutschen Politik harmonieren, und der Politik eines judenfreien Europas käme die Unterstützung des Zionismus doch auch sehr entgegen. Nebenbei: die Irgun ist keine Splittergruppe, sondern hat (über die von ihr gegründete rechtsradikale Cherut-Partei, die Teil des Likud-Blockes ist) mit Menachem Begin und Yitzhak Shamir zwei israelische Ministerpräsidenten hervorgebracht.

Im Einbringen des Irgun-Dokumentes in die Diskussion sah die prozionistische Fraktion einen erneuten Beweis des Antisemitismus. Forschung ist unmoralisch! Dieses Motto ist nicht neu. In den USA darf regional die Evolutionstheorie kein Schulthema sein. Christliche Fundamentalisten bestehen darauf: „in der Bibel steht das anders.“ es kann daher nicht übermäßig verwundern, wenn an der Uni Hannover Theologen dazu aufrufen jeden Galileo auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Wenn vorgebliche Soziologen und Historiker dazu aufrufen, wird es allerdings brisant.

Ihren Sieg verdanken die Glaubenkrieger jedenfalls der unpolitischen „schweigenden Mehrheit“. Fachschaften wie Biologie, Maschinenbau, Mathematik oder Landespflege hatten vom politischen Hick-Hack wohl einfach die Nase voll - und fanden es bequemer eine politische Gruppe gleich abzuservieren, als auf den nächsten Antrag der Prozionisten zu warten. daran knüpft durchaus die Frage an, ob die karriereorientierten deutschen StudentInnen heute überhaupt noch politisierbar sind. Das Motto der Prozionisten in Hannover („Das will ich nicht hören!“) war jedenfalls unschlagbar. Eine Debatte über den Ausschlussantrag gegen die Antifa-AG wurde nach vier Statements per GO-Antrag auf "Schluss der Debatte" abgewürgt. Als daraufhin die zahlreich anwesenden VertreterInnen diverser linksradikaler und Antifa-Gruppen wütend protestierten, brüllte der der Pro-Sharon-Fraktion mehr als nahestehende Versammlungsleiter und erklärte "Militarist" (kein Scherz !) Markus Hintze (PDS): "Störenfriede können entfernt werden!" Dass auch der Versuch eine konforme, bürgerlich-"anständige"/anti-extremistische Antifa-Arbeit zu installieren, ebenfalls scheiterte, ließ die versammelten Fachschaftsräte kalt. Politische Arbeit liegt offenkundig nicht mehr in ihrem Interesse.

Gegenwärtig scheint die Restauration des deutschen Nationalismus auf dem Vormarsch zu bleiben. Von des Kanzler Ballermann6-Urlaubsgemeinde bis zum prozionistischen Täterkollektiv sind fast alle heute wieder zuersteinmal „anständig deutsch“. Gegen diesen nationalen Konsens lautet die Orientierung weiterhin: Den rechten Vormarsch stoppen!
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Ergänzungen

Der Anfang vom Ende linker Politik an der Uni

Red Rocker 15.07.2003 - 12:55
Der Anfang vom Ende linker Politik an der Uni Hannover ist längst vollzogen. Was vermeintlich als "Antisemitismusstreit" erscheint, dreht sich in Wirklichkeit um das Abservieren antikapitalistischer Positionen, die sich über Jahre hinweg mehr schlecht als recht an der Uni hannover halten können. Eine Volksfront im schlechtesten Sinne - aus sogenannten Antideutschen, moralisierenden KleinbürgerInnen, Jusos und auch PDS'lern im Verbund mit Burschenschaftlern und RCDS'lern - hat es tatsächlich geschafft eine der letzten unabhängigen linken Gruppen an der Uni rauszukicken. Und das auch noch dank der basisdemokratischen Grundlage der Fachschaftsautonomie - die nur nicht genutzt wird. Die Studis, die sich links verorten aber nicht in das Alltagsgeschehen eingreifen - dort wo sie sind! - haben selbst schuld.
Solidarische Grüße an die Antifa Uni Hannover (ex?) - Wilkommen im Club derjenigen, die noch nie von irgendwem außenstehenden finanzielle Unterstützung bekommen haben!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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nazipunks... — ...fuck off!