Nazi-Aufmarsch in Köln / Kessel S-Bahnstation Geldernstraße

l 16.03.2003 13:41 Themen: Antifa
Antifas versuchen S-Bahn mit Nazis zu stoppen und zu blockieren. Danach 7 Stunden Kessel und Ingewahrsamnahme!!!
Am 15.03. wollte die rechtsextreme "Bürgerinitiative" Pro-Koeln gleich zwei Aufmärsche ein an einem Tag durchziehen. Nachdem die letzten Aufmärsche verhindert werden konnten und das Pressefest von "Pro-Koelns" Manfred Rhous letzten Sommer blockiert wurde bis es zum Abbruch kam waren wir guter Dinge, dass der Tag erfolgreich werden könnte. Einzig die Ankündigung des Polizeipräsidenten, "die Demo mit allen Mitteln" durchbringen zu wollen machte ein wenig Sorge. Schon am Kölner HBF trafen wir auf ca. 100 Antifas die alle auf dem Weg nach Köln - Chorweiler waren. Nun erreichte uns die Nachricht das in der nächsten Bahn ca. 20 - 30 Nasen sitzen würden. Noch am HbF wurde versucht zu den Faschos ins Abteil zu kommen, was jedoch vom BGS erstmal verhindert wurde. An der nächsten Station stiegen nochmal etwa 60 - 70 Antifas hinzu sodass wir nun schon ne Gruppe von mind. 150 Leuten waren. An der Haltestelle Geldernstr. blockierten 10 - 15 Antifas die Schienen und gleichzeitig kam es zu den ersten Rangeleien mit dem BGS. Da uns die Nachricht ereilte das der Leverkusener Nazi und ProKoeln Anwalt "Markus Beisicht", der als Redner in Chorweiler u. Mühlheim antreten sollte, mit im Zug saß wollte Mensch den Zug solang wie möglich blockieren. Die Türen wurden blockiert und die Notbremse(n) betätigt um ein weiterfahren zu verhindern. Der BGS reagierte äußerst aggressiv und schlug auf alles ein was in und um die S-Bahn Türen herumstand. Auch Pfefferspray kam ausgiebig zum Einsatz. Dennoch gelang es den Bullen erstmal nicht die Leute zum Aussteigen zu bewegen damit die Faschos auch möglichst ohne Verspätung zur ihrer "Demo" kommen konnten. Es kam zu weiteren Ausseinandersetzungen auf dem Bahnsteig wobei eine Person festgenommen wurde. Nach ca. 30 Minuten Stress mit dem BGS rollte Verstärkung Seitens Team Green ein um nun endgültig alle Leute vom Bahnsteig und aus dem Zug zu bekommen. Alle Menschen die nicht freiwillig gingen bzw. Ausstiegen wurden brutal aus dem Zug geprügelt und geschleift und dann die Treppe runter in die U-Bahnstation geschupst. Dort unten erwartete dann alle ca. 150 - 200 Leute ein "feiner" Kessel. Mittlerweile dürfte es ca. 11.15 Gewesen sein. Zuerst wurde versprochen das wir trozdem zur Demo weiter fahren könnten - lediglich von ein paar Leuten wollten sie die Personalien haben. Nach einer halben Stunde wurden die ersten Leute aus dem Kessel rausgezogen und entgegen den Versprechungen mitgenommen. Mitlerweile war klar, dass die Bullen alle Leute einfahren um sie nach Brühl ins Polizeigewahrsam zu bringen. Dort sollten sie dann ED Behandelt werden und erst nach dem Ende der Demo wieder freigelassen werden. Um 15 Uhr waren schon ca. die hälfte der Leute weggekarrt und die Bullen kamen auf eine ganz besonders tolle Idee. Um die Passanten und Fahrgäste nicht am Zugfahren zu hindern wurden die übriggebliebenen Menschen in einen kleine ca. 2 Meter breiten Tunnel bzw. Unterführung gebracht der lecker nach Pisse roch und in dem es tierisch kalt war gebracht und dort weitere 3 Stunden ohne Trinken geschweige denn Essen eingepfercht. Um 18 Uhr rollte dann der letzte Gefangenen - Transporter von der S-Bahn Station Geldernstr. gen Brühl. Erst in Brühl bekamen die Leute dann endlich was zu trinken. Nun erwies sich die Bullerei als ganz gewitzt und sagte nach einer halben Stunde durch (ca. 50 Leute saßen immer noch im Bus) dass der Grund der Ingewahrsam nun nicht mehr bestehe und das wir mit dem Bus wieder zurück nach Köln gebracht werden würden. Wer dennoch einen Beleg für die Ingewahrsamnahme haben wolle, um Rechtsmittel einzulegen müsse "lediglich" ein Digitalfoto von sich machen lassen, die Personalien angeben und ein paar "routinefragen" beantworten. Um ca. 18.45 war meine "Busladung" wieder frei und ich durfte mich nach 7 Stunden endlich wieder frei bewegen. Ein paar Freunde von mir hatten jedoch weniger "Glück". Sie hatten sich ein paar Stunden früher freiwillig aus dem Kessel an der S-Bahnstation ins Gewahrsam bringen lassen, in der Hoffnung dann früher wieder draußen zu sein. Der letzte von ihnen durfte dann so gegen 23Uhr die Heimreise aus Brühl antreten. Insgesamt müssen wohl mindestens 300 Leute vor und während der Demo festgesetzt worden sein, denn allein auf dem Parkplatz vor der Gefangenensammelstelle in Brühl standen ungefähr 6-7 Busse mit und ohnen Insassen. Postet mal bitte einen Bericht zur eigentlichen Demo!!!
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Ergänzungen

bullen

HERP 16.03.2003 - 14:52
Die Bullen reagierten während des ganzen samstages über aggressiv und kontrollierten gezielt menschen nach rassistischen kriterien.
Trotzdem mussten die Nazis in Chorweiler eine geraume wartezeit in kauf nehmen. Meiner schätzung nach waren es 50 bis 80 nasen, dessen haufen aber kontinuirlich kleiner wurde.

16.03.2003 - 15:15
Der gestrige Tag war ziemlich ätzend! Bei einigen Leuten reicht offensichtlich schon die Perso-Kontrolle um ihren "Widerstand" zu brechen.

Mühlheim

XpoisonfreeX 16.03.2003 - 15:41
Ich weiss nicht in wie weit man Mühlheim als "Erfolg" werten kann, aber die Nasen haben ca. 4 Stunden auf dem Platz gestanden umringt von Bullerei und GegendemonstrantInnen, dann durften sie in recht zügigem Tempo um 18 Uhr vom Pariser?Platz richtung Mühlheim Bahnhof eine Straße runter laufen durch diese Menschenleere Stadt.
In Chorweiler allerdings fand ich wars ziemlich aussichtslos was zu machen bei der grünen Übermacht.

Schlechte Werbung & Organisation

16.03.2003 - 17:34
BGS, heißt diese martialisch aussehende Truppe also, nun ja...Viele Hunderte davon kamen nach Köln-Mülheim um ca. 60 Neonazis den Weg freizurempeln und freizubrüllen!!! Um knapp 17:20 marschierten sie von Wiener Platz auf der Frankfurter Strasse Richtung Buchheim. Alles wurde abgesperrt für diese Schweine. Die öffentlichen Verkehrmittel (Busse & Bahnen) durften nicht mehr in Mülheim halten, damit ja kein Gegendemonstrant oder Anwohner Mülheim erreicht. JEDER (Anwohner, unbeteiligter Füßgänger, Kinder, Gastronome die zu ihren Geschäften wollten) der sich auf der Frankfurter Strasse & Nebenstrassen aufhielt wurde von Platz verwiesen. Man durfte noch nicht einmal friedlich rumstehen, geschweige denn von Gegenrufen. Wo war die Antifa!?! Und wo waren Mülheims Kirchenmenschen, Gewerkschaftler, Jugendzentren MitarbeiterInnen als ein faschistischer Trupp durch Mülheim marschierte und verfassungsfeindliche (und vor allen menschenfeindliche!) Parolen skandierte!? Eine gut organisierte friedliche Sitzblokade auf den Wiener Platz von Alt & Jung hätte eine solche Provokation sicherlich verhindern können.

bin verprügelt worden

itti 16.03.2003 - 17:40
@ Polizist, der Indy liest

Ich habe auf der Jan-Wellem-Strasse gestanden und bin von einem grinsenden Bullen geschlagen worden. Obwohl ich nix gemacht habe! Jetzt würde ich gerne wissen, wofür das gut gewesen sein soll, wenn der Faschomarsch da gar nicht langging. Wenn das irgend einen Sinn gehabt hätte: OK. Aber ich sehe nicht ein, warum ich mich von gewaltgeilen Bullen verprügeln lassen soll, wenn das Ergebnis = 0 ist.

Blind auf rechtem Auge!

16.03.2003 - 18:03
unsere stadtväter, polizeipräsident und justiz scheinen auf den rechten auge blind zu sein! die sollten doch froh sein über jeden jugendlichen der sich heutzutage gegen faschismus und für die erhaltung demokratischer grundrechte engagiert!

@ 17:34

schockierte 16.03.2003 - 18:18
ZITAT: "Wo war die Antifa!?! Und wo waren Mülheims Kirchenmenschen, Gewerkschaftler, Jugendzentren MitarbeiterInnen als ein faschistischer Trupp durch Mülheim marschierte und verfassungsfeindliche (und vor allen menschenfeindliche!) Parolen skandierte!?"


Wenn von morgens an Leute die nach Antifa, "Zecken" oder Migranten aussehen von der Polizei kontrolliert, verwiesen, festgenommen oder brutal verprügelt werden, so ist es doch wohl nicht verwunderlich wenn nachmittags in Köln-Mülheim nicht mehr so viele dabei sein können. Das hat nichts mit fehlender Organisation zu tun... Und wenn Anwohner, die vorher noch nie auf einer Demo waren, von früh morgens mit ansehen müssen wie eine paramiltärische Polizeistruktur ihren Stadtteil in Ausnahmezustand versetzt, dann kann man diesen Anwohnern wohl kaum einen Vorwurf machen, wenn sie sich nicht mehr zur Demo trauen...

werner 16.03.2003 - 18:38
Pro Köln bezeichnet ihre Demonstrationen als Triumpf und hat auf ihrer Seite pro-koeln-online.de viele Bilder veröffentlicht.

interessant auch....

XpoisonfreeX 16.03.2003 - 18:53
das auf den fotos von pro köln nur die 10 spießer drauf sind die da mitgelaufen sind, kein bild von den neonazi glatzen oder npd schildern, ausserdem nach dem text könnte man meinen das die mehr gegen die antifa demonstriert haben als gegen die moschee kein wort davon wie das bei den anwohnern angekommen ist usw. naja deppen....was soll man sagen...

Öffentlichkeit herstellen

itti 16.03.2003 - 19:38
@ kunstfreiheit

Ich verstehe Deine Wut. Sie ist berechtigt. Aber es hilft wohl kaum, dem nächstbesten Bullen präventiv auf die Fresse zu hauen. Zumal so ein Vorgehen unter Umständen Scherereien mit sich bringt. Das Problem mit den Bullen ist nämlich: es sind viele, sie sind brutal, sie wähnen sich im Recht, sie sind gut organisiert und sie schlagen zurück.

Vielleicht ist es erst einmal besser, für die ungeheuerlichen Vorgänge vom 15. März Öffentlichkeit herzustellen. Es kann doch nicht sein, dass 300 Leute willkürlich verhaftet werden, zig Leute werden von grün uniformierten Nazis zusammengeschlagen, nur damit die Nazis von pro Köln ihre menschenverachtenden Parolen gegen Immigranten in Chorweiler und Mülheim verbreiten können. Es sollten jetzt alle linken Zusammenhänge kontaktet werden, die in Sachen Medienzugang etwas machen können. Die Presse darf die Bullenprügelorgie und die rechtswidrigen Verhaftungen vom 15. März nicht einfach totschweigen.

Also, macht Presseerklärungen! Kontaktet befreundete Journalisten! Rüttelt die braven Bürger wach!

Und davon unabhängig muss eine interne Kritik möglich sein. Bei uns ist ja nun offensichtlich allehand schiefgelaufen.

nationalhymne

Autonomer Gartenzwerg 16.03.2003 - 20:26
also falls die himmelschreiend schlechte propaganda auf der seite von pro köln in punkto 'erklingen der nationalhymne stimmt, ham die bulln eine offensichtlich verfassungsfeindliche demo zugelassen!

(zitat: "Zum Abschluß der Kundgebung erklangen die drei Strophen des Deutschlandliedes. Die hervorragende Akustik der Chorweiler Hochhaus-Schluchten trug die Haydn-Melodie in jeden Winkel des multikulturell geprägten Stadtteils.")

ist zwar eigentlich nicht sehr verwunderlich, aber ich habe schon einige demos erlebt wo solche aktionen zum abbruch der demo seitens der polizei geführt haben!

16.03.2003 - 23:34
weil das singen der hymne auch verboten is *augenverdreht*

@23:34 oder so

17.03.2003 - 15:34
Das kommt, glaub' ich, darauf an welche Strophen gesungen werden...

Nationalhymne

Kölner 17.03.2003 - 15:58
Ich will ja keine Luftschlösser zum Einstürzen bringen, aber das Singen der Nationalhymne (und zwar alle 3 Strophen) ist wirklich nicht verboten!