2 Jahre Antifa Sommer anläßlich Silvio Meier Demo

Antifa Aktion Berlin 20.11.2002 14:15 Themen: Antifa
Antifa? Was soll das heute noch? Antifa scheint das denkbar überflüssigste Geschäft zu sein, da der Staat diese Aufgabe erledigt. Immerhin stellt der Verfassungsschutz
jeden siebten NPD-Funktionär und scheint somit die Nazistrukturen einigermaßen unter Kontrolle zu haben. Folglich
muss die Antifa die Frage beantworten: Was soll das Ganze überhaupt?
>>> Platt ist uns nicht platt genug!!
Zwei Jahre nach dem staatlich verordneten »Aufstand der Anständigen«, mit seinem Höhepunkt in dem Aufmarsch der loyalen Staatsbürger vor dem Brandenburger Tor am 9. November 2000, werden heute in Deutschland weiterhin MigrantInnen Opfer des alltäglichen Rassismus und faschistischer Gewalt, ebenso wie alle anderen, die nicht in das geschlossene Weltbild von Neonazis passen: Homosexuelle, Deklassierte und Linke. Der Staat verfolgte während des »Antifa-Sommers« zwei Strategien: erstens durch Repression existierende Nazistrukturen zu zerschlagen, wie bei dem Verbot des rechtsextremen Musiknetzwerkes »Blood and Honour« oder auch bei dem bekanntesten Beispiel: dem NPD-Verbotsverfahren. Und wo Polizei und Justiz nicht gegen Rechts herhalten konnten, wurde zweitens die Wunderwaffe der »Zivilgesellschaft« gegen die Nazis gerichtet, in Form von Sozialarbeit und Aussteigerprogrammen. Die repressiven Staatsorgane und die staatlich verordnete Zivilgesellschaft arbeiten sich an den Symptomen des Rechtextremismus ab und betreiben kosmetische Landschaftspflege - auch zur Wahrung des Industriestandortes Deutschland und dem Bild des guten Deutschen im Ausland.

>>>»Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will,sollte auch vom Faschismus schweigen«
Dieser Ausspruch des Philosophen Max Horkheimers, Mitbegründer der als »Frankfurter Schule« bekannt gewordenen »Kritischen
Theorie«, verweist auf den inneren Zusammenhang von bürgerlicher Gesellschaft und Faschismus. Dieses »Reden« bleibt Aufgabe jeder Faschismuskritik. Die radikale Linke war stets bemüht, den fließenden Übergang von bürgerlich-liberaler Verfassung zu autoritärer Herrschaft und den geschichtlichen Umschlag von Kapitalismus und formeller Demokratie in Faschismus und Vernichtung offen zulegen. In der klassischen Faschismustheorie sind diese Übergänge und Umschläge jedoch zumeist mit personellen Überschneidungen oder gemeinsamen Interessen begründet worden: etwa dem Bündnis von Schwerindustrie und NSDAP in der Weimarer Republik, dem Zusammenspiel von Kriegspolitik und Wirtschaft oder den nach der Befreiung vom 8. Mai 1945 im Amt verbliebenen Täter. Solche Übereinstimmungen sind nicht besonders erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Nazis nicht vom Mars gekommen und auch nicht dahin zurückgekehrt sind. Wer deshalb aber meint, die Unterschiede zwischen bürgerlicher Gesellschaft und Faschismus seien so stark nicht, der verkennt dessen besondere Qualität als Staat, der individuelle Freiheiten und Rechtstaat zugunsten einer Bluts- und Volksgemeinschaft abgeschafft hat. Bedeutender zum Verständnis ist dagegen die Einsicht in den strukturellen Zusammenhang von Faschismus und bürgerlicher Gesellschaft.
Die unmittelbare und als pure Gewalt auftretende Herrschaft des Faschismus ist bereits in durch Recht und Markt vermittelten abstrakten Herrschaftsverhältnissen der bürgerlichen Gesellschaft angelegt. Der Zwang zur Produktion (Selbstverwertung des Kapitals) und das Garantieren ihrer gesellschaftlichen Bedingungen äußern sich in diesen vermittelten Herrschaftsverhältnissen: dem Zwang freiwillig arbeiten zu gehen und sich selbst verwerten zu lassen, das Eigentum des anderen zu achten, auf den Schutzmann zu hören. Die Zurichtung des Menschen zum guten Staatsbürger und fleißigen Arbeiter macht ihn den Ansprüchen des Kapitalismus gerecht. Diese Zurichtung findet in völkischer Ideologie, Sozialdarwinismus, Rassismus und Antisemitismus der Nazis nur ihre extremste Ausformung.

>>> Arme Schweine sind auch Schweine ....
In der »Sommerlochdiskussion« um die Ursachen neofaschistischer Angriffe wurden überwiegend klischeehafte Erklärungsmuster herangezogen: Die Nazis mit der harten Kindheit in der DDR, das Fehlen an menschen-freundlichen Werten orientierte Erziehung, die Arbeitslosigkeit und die damit einhergehende Perspektivlosigkeit von Jugendlichen. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass rassistische Grundvorstellungen in allen Bereichen der Gesellschaft weit verbreitet sind. Dieser richtigen Einsicht folgen aber keine Ansätze, die über einfache Schuldzuschreibungen hinausgehen. Die rassistischen Vorstellungen der gesellschaftlichen Mitte scheinen der herrschenden Politik entgegenzustehen. Aber gerade der Standortnationalismus mit seinem Verwertungsrassismus, der zwischen nützlichen ArbeitsmigrantInnen und unnützen Wirtschaftsflüchtlingen im Interesse der Kapitalverwertung unterscheidet, wird von den Nazis zu Ende gedacht. Die durch gesellschaftliche Umstände erzeugte Unverwertbarkeit erscheint dem Nazi als genetische Grundkonstante. Der Asylbewerber, der von Staatswegen schon nicht arbeiten darf, nimmt dem Deutschen den Arbeitsplatz weg und ist noch dazu faul und arbeitsscheu - zumeist auf Grund seiner südländischen Mentalität. Somit macht der Nazi sich zum ausführenden Organ des vermeintlichen Allgemeininteresses, wenn er den Flüchtling ins Krankenhaus befördert. Vor dieser anbiedernden Revolte muss der Staat seine Staatsbürger zumindest insofern schützen, als dass zumindest die nützlichen MigrantInnen im Land bleiben können.

>>>Die Vernichtung der Wurzeln des Faschismus ist unser Ziel ...
Der zuweilen erfolgreiche Kampf des Staates gegen die Faschisten bleibt dennoch hilflos. Der staatliche Antifaschismus rennt blind gegen die ständigen Auswüchse der Bedingungen an, die der Staat zu seinem Existieren notwendig braucht. Würde der Staat die Wurzeln des Faschismus konsequent bekämpfen, würde dies ihn in die absurde Situation der eigenen Selbstbekämpfung führen. Da es wenig Grund zur Annahme einer solchen Situation gibt, bleibt es notwendige Aufgabe der radikalen Linken auf die gesellschaftlichen Bedingungen rechtsextremer Ideologien zu verweisen und den kapitalistischen Gesamtzusammenhang ins Visier zu nehmen. Dem Wunsch nach starkem Staat und reibungsloser Verwertung gilt es den von Karl Marx formulierten kategorischen Imperativ entgegenzuhalten: »Alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.«

Für den Kommunismus!
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Ergänzungen

Antifa ist eine Einpunkt-Bewegung

Wal Buchenberg 20.11.2002 - 14:33
Antifa ist wie die Antiatom-Bewegung oder die Ökologie-Bewegung und die Friedensbewegung eine Einpunkt-Bewegung.
Da kommt es schon mal vor, dass einem andere "Konkurrenz" machen und das "eigene" Thema wegstehlen wollen.

Dass sich die Antifa von staatlich-bürgerlichen Antifaschisten verwirren ließ ist ebenso komisch, wie die Friedensbewegung, die sich irritiert zeigt, wenn ein gestandener Kanzler mit Friedensgeschrei Wahlstimmen sammelt.

Ihr solltet uns allen mal erklären, nicht nur WOGEGEN ihr seid, sondern auch, WOFÜR ihr seid.

Für einen staatlich-imperialen "Antifaschismus" nach dem Muster der USA?

Für einen bürgerlich-christlichen Antifaschismus nach dem Muster der Hitler-Attentäter vom 14. Juli?

Für einen staatlich-israelischen Antifaschismus?
Oder für was?
Gruß Wal

@wal buchenberg

kommi 20.11.2002 - 15:47
Genau lesen, WOFÜR steht unten drunter: "Für den Kommunismus", und was das heißt, kannste die AAB ja mal zum nächsten 1.Mai fragen

@Wal

pele 20.11.2002 - 15:57
Antifa ist eine Aufbau- udn Multiplikationsorganisationen, die in den letzten Jahren enormen Zulauf erhalten hat. Aus diesen Gruppen bilden sich immer wieder neue Gruppen. Und das nennst du Einpunktbewegung?

USA & Israel & Kommunismus?

20.11.2002 - 16:22
Zu ersten Frage:
Kommunismus ist erstmal nur ein Schlagwort, kein Programm.
Die unterschiedlichsten Richtungen sagen, sie sind für den Kommunismus. Was sie damit meinen, bleibt meist im Dunklen.

Zur zweiten Frage:
Ich finde es ja gut, wenn viele Leute bei der Antifa mitmachen.
Ob etwas eine Einpunktbewegung ist, entscheidet sich aber nicht an der Zahl der Sympathisanten, sondern an der Breite des Programms.
Die Friedensbewegung hatte mal eine halbe Million aktive Unterstützer und war doch eine Einpunktbewegung.

Jede Einpunktbewegung, auch die Antifa, fühlt sich aber als Nabel der Welt, sorry, als Nabel aller Bewegung.
Warum geben sonst Leute aus der Antifa arrogante Erklärungen ab z.B. über die Friedensbewegung?

Ein bisschen mehr Bescheidenheit wäre nicht schlecht!

Gruß Wal

Gähn

abgegessener 20.11.2002 - 16:25
Der beitrag wird auch durch zweimaliges posten nicht besser!
Quark, breitflächig verteilt, sieht nur nach mehr aus.
Und, für den Kommunismus!? Das heisst dann wohl wie am letzten Sonntag durch Halbe zu rennen und zu brüllen: "Wie schlagen alles kurz und klein - Autonome Antifa" oder "Union, Union - Sowjetunion".
Kinder, bleibt in der Sandkiste und spielt da weiter Politik. Aber hört auf eure Umwelt mit euren pupertären Elaboraten zu belästigen!

Wider dem Schwachsinn

istwurst 20.11.2002 - 16:28
Was kann eigentlich der arme Silvio Meyer dafür, dass er seit Jahren von Voll-Schwachmaten benutzt wird.
Leider kann er sich nicht mehr gegen diesen Missbrauch wehren.
Eine Organisation die derartig auf Ikonisierung setzt ist schon echt peinlich.

Zum Eingang

Kritiker 20.11.2002 - 18:04
"Genau lesen, WOFÜR steht unten drunter: "Für den Kommunismus"?"

Soweit ich das Verstehe ist das ein parole, die weder mit Tat, noch mit Inhalt gefüllt wurde und her ein Hinweis auf den eher dogamtisch und anti-libertären Charakter dieser Jugend-Sekte ist.
Die Antifa-Arbeit konzentriert sich auf die Verdrängung von der Straße und ist somit nicht wirklich effektiv.

Ist deine Wurst, du Wurst !!!

Wider den Provokateuren !!! 20.11.2002 - 20:12
Gerade die Veranstalter der alljährlichen Silvio Meier Demonstration haben in den letzten Jahren immer darauf geachtet, keinen Personenkult entstehen zu lassen (das was du denen unter "ikonisierung" vorwirfst). Mit Ausnahme der ebenfalls jährlich stattfindenden Mahnwache, besteht die Aufgabe der Silvio Meier Demo darin, vor Ort existierenden Nazistrukturen aufzudecken und sie öffentlich zu machen. 1996 war es die Kneipe "Peters Bier Bar" die häufig von Nazis genutzt wurden, 1997 war Frank Lutz Tattooshop "Utgard" Ziel der Proteste, 1998 das Cafe Germania und 1999 das Two Flag Store und andere Nazishops. Der Mord an Silvio ist zwar der Anlaß, aber man hat immer versucht (und das erfolgreich) einen aktuellen Bezug zu finden. Ein besserer Begriff als Ikonisierung und Ritual wäre in diesem Falle Tradition. Dann ist es wie bei jeder Tradititon: Solange sie noch einen eigenständigen Inhalt hat, ist es sie wert, dass sie auch weiter getragen wird.

Fight Faschism - Smash Rascism !!!

abgegessener & istwurst

Hubbi 20.11.2002 - 20:22
..der einzige Vollschwachmat bist du. Im Gegensatz zu den anderen halten wir es nicht für nötig zwei Nickname (abgegessener & istwurst) zu benutzen !!!

Wider dem Schwachsinn !!!