Stoiber in Münster (Bericht und Fotos)

* 01.08.2002 18:55
Proteste beim Stoiber-Besuch in Münster am 30. Juli.
Es hatte schon böse begonnen: Einige Chaoten hatten die Stoiberplakate mit einem Fake überklebt, dass die Veranstaltung um zwei Tage verlegt würde. Wurde sie nicht. Am 30. Juli kam er nach Münster. Auf dem Domplatz wurden neben Bierbuden auch eine Bühne aufgebaut, davor eine no-go-area, dann ein abgezäunter "Vip"-Bereich. Dann erst war Platz für den Mob. Insgesamt mögen es wohl 2000 gewesen sein, die den Kandidaten sehen wollten. Davon mindestens 30 bis 40 Prozent keine Anhänger. Die Gegner, die sich vor der Absperrung versammelten, waren bunt gemischt. Parteikommunisten (gibts noch in Münster), Punks, SDAJler, Jungdemokratinnen, Jusos, usw...
Es liefen viele Aktionen, nicht nur das traditionelle Trillerpfeifenkonzert und Gepöbel. Einige hatten Schilder mit deftigen Stoiberzitaten, andere schafften es unerkannt an der JU-Möchtegern-SA vorbeizukommen und drinnen was zu machen. Neben dem üblichen unpassenden Applaus entrollten einige ein Transpi mit der Aufschrift "Das kann ja Haider werden!". Sie wurden aber recht schnell vom Gelände entfernt.
Die Pfeifenden vor der Abgrenzung machten richtig viel Lärm. Die Cops beschränkten sich darauf die Sache zu beobachten. Bereitschaftsbullen waren zwar da, wenn auch nicht viele (vielleicht 30), aber hielten sich am Rande der Versammlung im Hintergrund. Die Schupos waren relativ entspannt, auch wenn einmal einige Demonstranten versuchten die Absperrung zu überwinden, ließen die Bullen die Leute gewähren, erklärten sogar einigen aufgebrachten CDUlern auf Nachfrage, dass die Lärmmacher eindeutig im Rahmen ihrer grundrechtlich gewährten Meinungsfreiheit agierten.
Nach einer Rede die von Nationalismus, Rassismus und "Blut und Boden"-Ideologie nur so triefte, verteilte der Kandidat dann Autogramme an die Fans. Dabei soll er von einer Person angespuckt worden sein, die nach Personalienfeststellung sofort wieder laufen gelassen wurde.
Parallel liefen die üblichen Gespräche mit CDU-Wahlvolk, sie meistens mit dem üblichen "Ihr gehört ins Lager" oder "Wenns den Hitler noch gäbe, dann wurden wir euch alle in die Tonne stecken." Nichts, was nicht zu erwarten gewesen wäre.
Als Fazit lässt sich sagen: alles in allem erstaunlich zurückhaltende Bullen bei vielen kleinen lustigen Aktionen. War nett...
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Ergänzungen

Die nächsten Stoiber-Termine !

Stoppt Stoiber 01.08.2002 - 20:03
Mittwoch, 31. Juli 2002 - Bielefeld
09:30 - 11:30 Uhr Unternehmensbesuch in Bielefeld, JAB Anstoetz
15:00 - 16.30 Uhr Empfang im historischen Rathaus Dormagen,
Begehung des Platzes vor dem historischen Rathaus, Familienfest mit Musik

Donnerstag, 1. August 2002 - Köln/Aachen
11.00 Uhr Besuch der "Ford-Werke"
13.30 - 14.45 Uhr Besichtigung Kölner Dom
17.30 Uhr Teilnahme am CDU-Sommerfest in Aachen

Freitag, 2. August 2002 - Gera
10:30 - 11.30 Uhr Teilnahme am Marktfest der Jungen Union anlässlich der Stoiber-Truck-Tour in Gera
12:00 Uhr Zukunftskongress der CDU/CSU-Mittelstandsunion in Gera mit Dr. Lothar Späth

Samstag, 3. August 2002 - Ludwigshafen
11.00 Uhr Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Ludwigshafen
13.30 - 14.40 Uhr Talkrunde mit Dr. Edmund Stoiber sowie Karin Stoiber und Tochter Veronica Stoiber innerhalb einer Großveranstaltung der Frauen-Union von CDU und CSU in Ludwigshafen

Termine?

01.08.2002 - 21:10
Chaoswochenende in München vom 2.-4.August

am rande...

schofler kailof 01.08.2002 - 21:39
Am besten war ein älterer Herr, der meinte, es würde ihn schmerzen, "junge Leute zu sehen, die so fanatisiert sind." Für ihn war der Lärm nicht nur "gewalttätig und agressiv", sondern auch "undemokratisch", weil man ja fast nichts von der Rede hätte verstehen können. Seiner Meinung nach sei Demokratie, die Meinungen zu ignorieren, die einem nicht gefallen (auf die NPD bezogen wurde er allerdings wacklig). Auch ne nette Auslegung von Meinungsfreiheit... und nicht vergessen: "Wer immer korrekt handelt, braucht nichts und niemanden zu fürchten" :D

was?

01.08.2002 - 21:50
stoiber wird nicht mal zuhause sein, wenn in münchen chaostage sind?

@schofler kailof

Petra Pau 01.08.2002 - 22:41
Naja, kann mensch ja nur hoffen, das Ihr antidemokratisch ward. Wenn mensch das Prinzip der Demokratie (nämlich selbstbestimmt wählen, von wem mensch sich dann für 4 Jahre fremdbestimmen lässt)bedenkt, kann einem ja nur das Kotzen kommen. Castortransporte, AKW, Rüstungsexporte, Kapitalismus und und und..., alles demokratisch legitimiert!

Also: ALLE Parteien niedermachen! Die Stimme erheben statt am Wahltag abgeben! Demokratie durch Selbstorganisation ersetzen!

@was?

01.08.2002 - 22:43
egal, wir besetzen die staatskanzlei trotzdem! ;)

"DEMOKRATIE

snafu 02.08.2002 - 01:31
heisst die meinungen zu ignorieren, die einem nicht gefallen."
das ist ja wohl ueberhaupt die passende definition. "herrschaft" der "mehrheit" des "volkes" halt...
naja, wo der alte herr recht hat, hat er recht, hehe

leider nur anti-stoiber, nicht anti-staat :-(

schofler kailof 02.08.2002 - 02:51
Hmm, die meisten Protestler waren allerdings nix als stumpfe Anti-Stoibers. Ich denke, die meisten werden sich im September an dem bescheuerten Spielchen beteiligen und Schröder wählen. Die netten SDAJ-Menschen mit dem "Ob Stoiber, ob Schröder"-Transparent gehen dann wahrscheinlich auch die "Partei des Demokratischen Sozialismus" wählen, antistaatlich sind die meines Wissens jedenfalls nicht eingestellt. Viele sagen, wenn es keinen Zweck macht, wählen zu gehen, kann man wenigstens noch das Übelste (in diesem Fall den doofen Stoiber) abwenden. Ich denke allerdings: Je öfter man wählen geht, desto mehr entfernt man sich von jeglichem "revolutionären" Ziel- wenn man es nicht einmal schafft, sich von den einfachsten Ketten loszureissen, tut man´s nie.

Super!

Gegen DKP, ist aus Münster 02.08.2002 - 03:49
Setzt euch mal lieber zusammen um, über den Antisemitismus in euren Parteizusammenhängen zu diskutieren, anstatt hier so zu tun, als ob ihr supercool seit! Stoiber ist ein Rassist aber euer Parteivorsitzender in Münster ist ein übler Antisemit, den Teufel mit dem Antisemiten vejagen?

Naja

Anarcha 02.08.2002 - 04:05
Der Satz "Je öfter man wählen geht, desto mehr entfernt man sich von jeglichem "revolutionären" Ziel" ist schon ziemlicher Unsinn, wie er dasteht. Natülich ändern Wahln nicht wirklich was. von revol. Zielen entfernt man sich aber nur dann, wenn man nicht an alternativen Strukturen mitarbeitet, das System angreift etc. Wählen gehen bedeutet, gar nichts zu tun (also keine wegentfernung) oder manchmal auch Realpolitik zu betreiben. Realpolitik nicht zu betreiben führt schnell in Sackgassen - siehe die Autonomen mit ihrer Selbstisolation in den 80ern.

Solidarische Grüße

xy 02.08.2002 - 04:53
Solidarische Grüße,
an den unbekannten Speichel Aktivisten,

Mein Respekt und beste Wünsche,für viel Solidarität und die Hoffnung auf erfolgreichen Prozeß.

Hier eine eventuelle Hilfe (ein Tip/eine Spur):
Stoiber ist u.a. Grabesritter/Ritter vom Heiligen Grabe
hier die Quellen
(damals ARD 45 min Doku + "Die Zeit" Artikel)
 http://www.randomhouse.de/book/editiondetail.jsp?edi=109541

nun zu mir:
habe selber schon einigen bürgerlichen und rechten "Promis" u.a. mit Speichel und Ei die Meinung gesagt, und halte das auch weiterhin für gerechtfertigt
(untertrieben ausgedrückt).

hier, aus Eitelkeit und wegen damals verpaßter Öffentlichkeitsarbeit, in der Hoffnung vieler fundierter Nachahmer, in ähnlichen Fällen und Situationen,
eine der von mir hinterlassene "Visitenkarten",
als dokumentierter Artikel.
Leider aus der üblichen Sicht geschrieben
(auch seriös, objektiv genannt, jedoch im GesamtKontext auch als unkritisch interpretierbar )
 http://www.schulseiten.de/ffgleo/Archiv/Wahlen98/PRESSE/ART29-8B.
"Zum unruhigen Protest-Potential der deutschen Hauptstadt gehörte ganz offensichtlich auch jener junge Zuhörer, der vor der Rede Fischers auf die Bühne kletterte und den grünen Spitzenmann mit zwei Eiern bewarf. Der wischte sich die Reste der Wurfgeschosse in aller Ruhe vom schwarzen Anzug und rief den Ordnern, die den Störer abführten, zu: ,,Laßt den Jungen doch in Ruhe."

Zur Klarstellung die Vorgeschichte::
4 Jahre vorher war die Idee da -Fischer im Tränenpalast - es fehlte am Elan.

1998
Es stand Mitte`98 teilweise fundiert analysiert in vielen Zeitungen, daß er werden Außenministerwerden wird.

Die "Scene" jedenfalls ging am gleichen Tag zu Kohl vor`s
"Rote Rathaus" ,obwohol zu dem Zeitpunkt eigentlich schon lange klar war, daß der am Ende ist.

Wissen contra Glauben! - Medienkompetenz?

Der Prater
Nach Stunden warten ("Joschka Fischer Show"), kam der "Star"
(beste Analyse übrigens in der FAZ hierfrei zitiert "...die Partei der Rotation zelebrierte einen Führerkult...")

Ich nahm, bevor ich warf, das Mikrophon an seinem Rednerpult und drehte sein bis dahin berühmtestes Zitat um.
Bevor ich warf sagte ich:
"Mit Verlaub Josef Fischer, du bist ein Arschloch"

(Sorry für die vielen ich`s aber,ich weiß es gerade nicht anders zu schreiben)

Zum Inhalt der Kritik (Eier) reicht, glaube ich.
sein ansatzweise vorhersehbarer, heute klarer Werdegang.

Hier noch eine Bitte:
Falls jemand das Foto, das Josef Martin (Parzifal?) Fischer zeigt, mit Grimasse und dem aufgeplatzten Ei, welches auf ihn zufliegt,kennt,besitzt, oder noch besser den Namen des Fotografen kennt, würde ich mich über Informationen hier auf Indy freuen.

Obwohl es damals viele deutsche und europäische Zeitungs Titelseiten schmückte, ist es seitdem in der Versenkung verschwunden.

Stoiber-Zitate?

frager 02.08.2002 - 10:16
kann eineR die zitate zitieren?

Zitate!

mannheim - 68erz 02.08.2002 - 11:37
Versuch´s mal hier:  http://www.reaktionaer.de/zitate.htm
Hier gibts die Stoiber - Ausbrüche...

@Gegen DKP

schofler kailof 02.08.2002 - 13:37
falls du mich meinst: wie kommst du darauf, dass ich in der DKP bin? Ich bin doch nicht geisteskrank...

@ anarcha

anarchi 02.08.2002 - 13:50
Watt is denn Realpolitik? In Parteien mitarbeiten? Wählen gehen? Reformismus nis zur Weltrevolution? Ich glaube nicht, dass wir "Realpolitik" machen müssen, um irgendwie nicht "abzuheben". Viel eher sollten wir zeigen, dass Leben jenseits von Staat, Kapitalismus, Patriarchat etc. möglich ist. Natürlich schaffen wir keine Alternativen, wenn wir uns alle zwei Wochen als AutonomeR verkleiden und auf ´ne Demo rockern... Aber neben unserem Widerstand bei Aktionen/Demos/Institutionen sollten wir einfach Freiräume schaffen und das auch offensiv vermitteln: Selbstorganisation statt Hierarchien, gemeinsame Ökonomie statt Lohnarbeit, RTS statt Latschdemo anmelden, Häuser besetzen statt Staatsknete-abhängige AZ´s und und und...

Alles wird immer Scheisse aussehen, wenn alle denken, Realpolitik hilft! Wenn aber alle plötzlich anfangen, Anderes zu schaffen...

Bildet Banden!

Herr Stoiber

Bernd Wahlt 02.08.2002 - 14:07
ist doch vielleicht garnicht so schlecht. Ich finde wir sollten Ihm eine Chance geben. Also nicht vorverurteilen. Aber Bürgerprotest ist natürlich Bestandteil einer lebendigen Demokratie.

Mal wieder typisch Automat

Anarcha 02.08.2002 - 14:31
Ich hab e klar und deutlich geschrieben und jetzt wird mir wieder mal was ganz anderes unterstellt, damit die Pseudoargumentaion stimmt. Da werde ich echt sauer. Ich habe lediglich geschrieben, daß Realpolitik nicht schadet und manchmal etwas nutzt (Kein Innenminister Beckstein ist schon etwas). Wenn Du daraus " Reformismus nis zur Weltrevolution?" machst, ist das eine böswillige Unterstellung! Na dann macht mal Eure Sekte auf, leute! Viel Spass bei der einzig wahren Revolution (eingetragenes Wahrenzeichen)

wieso automat? konsequent gedacht

schofler kailof 02.08.2002 - 16:21
Überhaupt kein Innenministerium, das wär was. Ob mir jetzt der Oberste dieser Institution sympathisch ist oder nicht: Ein liberales, nettes Innenministerium wird es nie geben. Wer Innenminister ist, ändert nichts an der staatlichen Überwachung, Funktionäre sind austauschbar.
Stoiber hat ne grosse Klappe und erzählt seinem potentiellen Wahlvolk das, was es hören will. Wenn "Vaterlandsliebe" und sonstiger nationaler Blödsinn bei der CDU-Basis total unbeliebt wären, würde er sich die Themen suchen, die beliebt sind. Es geht ihm nicht in erster Linie um seine Überzeugungen, sondern um seine Erfolgschancen. Es ist typisches Wahlgequatsche.

????

sdaj-berlin 02.08.2002 - 17:58
@schofler kailof

ich denke nicht, dass die sdaj zur wahl von der pds aufruft oder diese partei unterstützt. antistaatlich ist sie nicht, ist ja keine anarchistische organisation, wohl aber gegen die brd...

bundeskater statt bundeskanzler

der dicke 02.08.2002 - 18:00
Nicht zur Wahl gehen ändert nichts, sonst wäre es verboten.

deswegen Bundeskater wählen

02.08.2002 - 22:25
@ schofler kailof du meisnt, daß es egal ist ob ein paar ausländer mehr oder weniger abgeschoben werden und daß alles, was nicht die weltrevolution ist gleich schlecht ist? gysi gleich haider oder wie?

@"Gegen DKP"

Doppel Spalt N für Kopfschmerzen 03.08.2002 - 00:11
GegenDKP schreibt: "Setzt euch mal lieber zusammen um, über den Antisemitismus in euren Parteizusammenhängen zu diskutieren, anstatt hier so zu tun, als ob ihr supercool seit!"

Du diffamierst hier ohne jegliche Argumente einen DKPler als Antisemiten und grenzt seine gesamte Partei aus.
Was soll die Scheiße?

Damit Du's in Zukunft leichter hast, hier mein Baukasten für SpalterInnen und SektiererInnen:

"Mit euch kämpfen wir nicht gegen ____________________!
Setzt euch lieber erstmal mit
[_] eurem eigenen Antisemitismus
[_] eurem eigenen Sexismus
[_] eurer eigenen Rolle im Kapitalismus
[_] eurem eigenen Rassismus
[_] eurem eigenen Konsumverhalten
[_] eurem Nationalchauvinismus
[_] ____________________
auseinander!

Und wenn ihr damit fertig seit, setzt euch lieber erstmal mit
[_] dem Antisemitismus
[_] dem Sexismus
[_] der Rolle im Kapitalismus
[_] dem Rassismus
[_] dem Konsumverhalten
[_] dem Nationalchauvinismus
[_] ____________________

[_] eurer GenossInnen
[_] eurer Parteimitglieder
[_] eurer PartnerInnen
[_] eurer Familie
[_] eurer FreundInnen
[_] eurer Nation (?!)
[_] ____________________
auseinander und kümmert euch um
[_] den Antisemitismus
[_] den Sexismus
[_] den Umgang mit dem Kapitalismus
[_] den Rassismus
[_] das Konsumverhalten
[_] den Nationalchauvinismus
[_] ____________________
in
[_] eurer Lieblingskneipe
[_] eurem Stadtviertel
[_] eurem FreundInnenkreis
[_] den Lieblingskneipen eurer FreundInnen
[_] den Lieblingskneipen der FreundInnen eurer FreundInnen
[_] ____________________!"

(Die Themen Tierrechte, Ökologie und Schwangerschaftsabbruch müssen bei Gelegenheit noch dringend in den Baukasten eingepflegt werden!)


Im Ernst: Ich kann dieses ewige "Mach erstmal X, bevor Du über Y meckerst oder Z machst" nicht mehr hören!

Die Auseinandersetzung in Münster zu Israel-Palästina hat in mir ohnehin jeden Glauben zerstört, die Linke wäre gegen Herrschaft gerichtet, würde Partei ergreifen für unterdrückte und marginalisierte Menschen oder würde Kollektividentitäten abbauen zu Gunsten von Individualitäten.

Da wird Solidarität gefordert mit einem Staat, der seit Jahrzehnten mordend und erobernd, vom Trinkwasser abschneidend und besiedelnd, zerteilend und ausbeutend und zerstörend andere Regionen drangsaliert.
Da wird Solidarität gefordert mit einem System, das jeden Toten Israeli durch drei tote PalästinenserInnen rächt 1).
Da wird jede Kritik an Israel zunächst massiv dramatisiert und thematisiert. Du kannst auf Russland, die Türkei, die BRD, den Iran oder sonstwen schimpfen und alle diese Staaten faschistisch nennen. Aber sage irgend etwas Negatives über Israel, und eine stundenlange Diskussion entsteht. Und am Ende der Diskussion steht der Beweis: Die deutsche Linke ist antisemitisch, sonst würde sie das Thema Israel nicht so aufblähen.

Ein "Arbeitskreis Antisemitismus" aus Personen der "Offenen Antifa Münster" schafft es sogar, das Thema "Keine Solidarität mit Israel?!" endgültig abzuhandeln; es gelte "das unbedingte Existenzrecht Israels" und diesem Staat selbstverständlich "unsere Solidarität". (vgl. "apoplex")
Spannend, dass der Text die Existenz eines Nahost-Konfliktes oder überhaupt die Existenz von PalästinenserInnen in der Region weder erwähnt, noch implizit zur Kenntnis nimmt. Statt dessen brüsten sich die pseudo-anti-antisemitischen AutorInnen mit Geschwafel über den "kategorischen Imperativ Adornos".

Nein, so wie die Linke derzeit aussieht, kann mensch nicht allzu pingelig bei der Auswahl von MitstreiterInnen sein.

Wenn ich nicht mehr mit Leuten zusammen gegen Stoiber (oder sonst irgend etwas) kämpfe, die z. B. in Israel-Palästina-Auseinandersetzungen meiner Meinung nach entweder antisemitisch, oder nationalistisch oder militaristisch sind, dann fallen 80% der Linken weg.
(Von den übriggebliebenen 20% fallen 80% weg weil ich denke, dass sie es sich unzulässig einfach machen und sich aus dem Thema einfach heraushalten, damit faktisch den Status Quo unterstützen.)
Wenn ich nicht mehr mit meiner Meinung nach offensichtlichen (Hetero-)Sexisten kämpfen will, fallen 80% der männlichen Linken weg.
Wenn ich auch die "Ökoschweine" nicht neben mir sehen will, fallen erneut 50% weg.
Dann noch die Kapitalismus-Ärsche, und schon wieder sind 70% weg.

Mir fällt gerade keinE LinkeR - mich selbst eingeschlossen - ein, bei dem/der es nicht gute Gründe geben würde zu sagen: Mit dem/der gegen Stoiber (oder irgend etwas anders)? Nie!

Ich halte die oben genannten Auseinandersetzungen für wichtig. Auch die Auseinandersetzungen über Antisemitismus und über den impliziten Nationalismus und Militarismus einer angeblichen Israel-Solidarität. (Von der ich annehme, dass sie zu 99% der national-identitäre oder familiar-identitäre Versuch einer ausgleichenden Ungerechtigkeit ist.)

Aber Du willst scheinbar nicht eine Auseinandersetzung führen, sondern die DKP Münster ausschließen. Sie sollen erstmal X, dann erst dürfen sie Y.


GegenDKP schreibt: "Stoiber ist ein Rassist aber euer Parteivorsitzender in Münster ist ein übler Antisemit, den Teufel mit dem Antisemiten vejagen?"

Was für eine Frage!
Ich fand's auch erfreulich, dass Sozis und Kommis sich in den 1930er Jahren so erfolgreich bekämpft haben.

Danke fürs "nichts gelernt haben" und:
Sicher, Du bist der wahre Linke, alle anderen müssen sich erstmal mit ihrem eigenen XY auseinandersetzen.


Doppelt Spalt N

1) www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=4345&Cr=jenin&Cr1=

@02.08.2002 21:25

schofler kailof 03.08.2002 - 11:47
wie kommst du darauf, dass durch einen austausch von ministern die zahl von abschiebungen berührt wird? denkst du, die pds würde abschiebungen beenden und die grenzen öffnen, wenn sie an der macht wäre? die grünen hams ja irgendwie verpasst... nicht mal, wenn gysi als kanzler zur wahl stände, würde ich ihn wählen. es geht ums prinzip der herrschaft, das falsch ist.

staub.. husthust

Preussen Adler 03.08.2002 - 22:42
Die Aktionen gegen Stoiber haben bei mir eine Art deja-vu Effekt ausgelöst: Alles schon mal dagewesen. Bei Kohl das selbe Bild - mensch macht Krach, brüllt (meist sinnlose) Parolen, die CDU und ihr Wahlvolk ist empört und pöbelt zurück ("geht doch nach..." oder "ab ins Lager" oder "Vergasen" etc. pp.) Das übliche halt.

Natürlich ist das nicht der Platz zum diskutieren oder überzeugen (vor allem nicht der Art von CDUlern, für die Demokratie aus Biertrinken und Beifall klatschen besteht). Trotzdem: Muss das sein, Stoiber als Nazi zu beschimpfen? Ist der "Weg zum 4. Reich" mal wieder "nicht mehr weit" (wie auf einer Tafel geschrieben)???

Stoiber ist meiner Meinung nach ein chauvinistisches, nationalistisches (usw.) Arschloch, aber ein Nazi ist er nicht. Ich habe keinen Bock, dauernd etwas von Faschismus und Naziszu hören, wenn über ganz normale Phänomene der Demokratie diskutiert wird. Wer die ganz Zeit ohne Grund "Feuer" brüllt, dem wird am Ende die Hütte abbrennen.

In diesem Sinne:
Gegen Rassismus, Sexismus und Antisemitismus.
Faschismus bekämpfen - Kapitlismus abschaffen!!!


@sdaj ms: schön dass ihr euren hintern mal wieder auf die straße bekommen habt. Könntet vielleicht trotzdem mal erwähnen, dass die Plakate mit den Stoiber-Zitate von den "JungdemokratInnen/Junge Linke" waren... ;-p

mal nicht übertreiben....

@ 05.08.2002 - 23:15
die JD/JL war an der Zitataktion beteiligt, aber nicht allein. Ein wesentlicher Teil waren unabhänige Aktivisten. Mit derartigen Vereinnahmungen wirst Du Dich nicht beliebt machen. Also bitte etwas vorsichtiger!

JungdemokratInnen machen eigene Plakate???

sven 07.08.2002 - 04:17
"@sdaj ms: schön dass ihr euren hintern mal wieder auf die straße bekommen habt. Könntet vielleicht trotzdem mal erwähnen, dass die Plakate mit den Stoiber-Zitate von den "JungdemokratInnen/Junge Linke" waren"

Vorsicht vor angeblichen JungdemokratInnen-Plakaten. Postern etc. Meistens fälschen die sich leider ihre Sachen zusammen siehe nur:  http://wurbel.in-berlin.de:8080/attention (eine Fälschung der JungdemokratInnen-Hochschulgruppe in Berlin)

und zur Information die beiden Beiträge mit den (langen) Diskussionen bei indy:  http://www.de.indymedia.org/2002/01/13734.shtml
und
 http://www.indymedia.de/2002/07/26623.shtml

Ansonsten prima Aktion in Münster! Das SDAJ-Transpi scheint das einzig inhaltliche großflächige Transparent gewesen zu sein. Da ist doch bei zukünftigen Aktionen noch mehr drin. Manchmal kommt das sogar in die Presse. Und dafür lohnt der Aufwand immer!

xy 11.01.2003 - 11:54
da der link
 http://www.schulseiten.de/ffgleo/Archiv/Wahlen98/PRESSE/ART29-8B.
der unter
Solidarische Grüße
Von: xy 02.08.2002 03:53
gepostet war nicht mehr funktioniert, hier aus dem google Archiv
 http://www.google.de/search?q=cache:0tEb01mei64C:www.schulseiten.de/ffgleo/Archiv/Wahlen98/PRESSE/ART29-8B+Prater+Joschka+Fischer&hl=de&ie=UTF-8