REWE AG bereichert sich an Gefangenen

Thomas Meyer-Falk 05.12.2001 19:20
REWE AG betreibt Wucher mit Papierpreisen für Gefangene. Hier ein Beispiel aus der JVA Bruchsal
Wie der Großkonzern REWE AG sich an Gefangenen bereichert


In Deutschland werden Gefangene in den Haftanstalten genötigt die Waren ihres täglichen Bedarfs bei einem von der Anstaltsleitung benannten Händler zu erwerben.

Diese klassische, lehrbuchhafte Monopolisierung führt natürlich dazu, daß unter Mißbrauch dieses Monopols den Insassen Waren völlig überteuert verkauft werden, denn mangels Wettbewerb, können Insassen nicht einfach ein anderes Geschäft aufsuchen.

Ein besonders eindrückliches wie widerwärtiges Beispiel zeigt die JVA Bruchsal!

Verkaufte dort bislang ein Einzelhändler 50 Blatt Briefpapier zu 1,62 DM (=0,83 Euro) und verkaufte er 25 Briefumschläge für 0,93 DM (=0,48 Euro), so verlangt der seit 5.12.01 in der JVA nunmehr tätige Großkonzern REWE AG für 50 Blatt Papier sage und schreibe 4,79 DM (2,45 Euro) was einer Steigerung um 300% entspricht, und für Umschläge (50 Stück)
4,49 DM (2,30 Euro), was auf 25 Umschläge umgerechnet eine Preiserhöhung um 240 % bedeutet.

Die Anstaltsleitung deckt und billigt diese die Wuchergrenze überschreitende Preissteigerung so daß sich in Kürze auch Staatsanwaltschaften und Gerichte damit beschäftigen werden.

Papier und Umschläge sind lebensnotwendige Güter für Gefangene, da nur so soziale Kontakte aufrecht erhalten werden können.

Freilich verursachen solche Briefe auch erheblichen Kontrollaufwand für die Anstalten (Postzensur), zudem sind Menschen in Haft ohne soziale Bindungen leichter beinflussbar.

Deshalb liegt der Verdacht nahe, daß bewußt die wucherischen Preiserhöhungen des REWE-Konzerns in Kauf genommen wurden, um so die Zahl der Briefe zu reduzieren.
Laut Gesetz darf die Zahl der Briefe nicht beschränkt werden, erhöht man aber die Preise um mehrere Hundert Prozent, so vermindert sich logischerweise die Anzahl der Briefe.

Existenziell trifft es Personen wie den Autor dieses Artikels. Seit Jahren in strenger Isolationshaft bleibt ihm – von zwei Besuchen im Monat die „erlaubt“ sind – nur der Briefverkehr zur Aufrechterhaltung sozialer Bindungen und um politische Artikel zu verfassen. Beiläufig sei bemerkt, daß auch der Preis für Kuliminen erhöht wurde und das um stolze 180% pro Stück!

Die Folge der wuchernden Preise wird sein, daß der Autor wesentlich weniger wird schreiben können, er wird auch weniger gerichtliche Klagen erheben können: mangels Papier, mangels Umschlägen, mangels Stiften! Und so wird es allen 350 Insassen der Haftanstalt Bruchsal gehen.

Deshalb wird aufgerufen das die Leserinnen und Leser dieses Beitrages per Brief oder Fax bei der Firmenleitung der REWE AG gegen diese Preispolitik protestieren. Schreibt höflich formulierte Protestbriefe und fordert, daß der Milliarden-Konzern REWE AG den Gefangenen der JVA Bruchsal Papier, Umschläge und Stifte preisgünstig, zu den bisher gültigen Konditionen anbietet:

Justizminister Professor Goll
Schillerplatz 4
D - 70173 Stuttgart, Germany
Fax Europa : 0049 – 711 – 2792264
USA 01149 – 711 – 2792264
Spanien 0749 – 711 - 2792264
BRD 0711 – 2792264


Vorstandsvorsitzender
Dipl. Kaufmann Hans Reischl
c/o REWE AG
Domstraße 20
D – 50668 Köln, Germany
Fax Europa 0049-221-1499000
USA 01149-221-1499000
Spanien 0749-221-1499000
BRD 0221-1499000
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Das ist eine Schweinerei!

kommunix 05.12.2001 - 23:20
Diese klassische, lehrbuchhafte Monopolisierung führt natürlich dazu, daß unter Mißbrauch dieses Monopols den Insassen Waren völlig überteuert verkauft werden, denn mangels Wettbewerb, können Insassen nicht einfach ein anderes Geschäft aufsuchen.

Wußte gar nicht, daß Ihr neuerdings für die Marktwirtschaft und den freien Wettbewerb seid. Ich dachte immer: Jeder nach seinen Möglichkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen...

Sehr geehrte Damen und Herren,

mastermindchaos 05.12.2001 - 23:39
zu meinem Befremden habe ich erfahren, dass Ihr Unternehmen, das doch gewiss seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden möchte, seine Umsätze auf sehr inhumane Weise erhöht. Die Distribution von Schreibwaren in der JVA Bruchsal obliegt Ihrer logistischen Verantwortung. Wie Sie sich bestimmt vorstellen können, sind diese Utensilien essentiell für die Insassen der JVA, z.B. um durch Briefe soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, oder sich im sonst tristen Alltag Abwechslung zu verschaffen. Es ist, kurz gesagt, eines der grundlegendsten Menschenrechte, sich schriftlich zu verwirklichen, gerade in einer sonst nicht gestaltbaren Umgebung. Das hat wohl auch Ihr Unternehmen erkannt, als es den Vertrieb von Schreibwaren in der JVA Bruchsal aufgenommen hat. Um so bestürzter reagiere ich nun auf die Nachricht, dass Ihr Unternehmen die Preise für die o.g. Artikel um z.T. 300% angehoben hat. Weder der Papiermarkt noch die sonstigen Allokationsressourcen für Büroartikel haben sich in letzter Zeit derart rapiden Preisveränderungen unterzogen. Die einzige Schlussfolgerung kann also sein, dass Ihr Unternehmen seine Monopolstellung in diesem Teilmarkt ausnutzen möchte, um seine Gewinnmargen zu vergrössern. Nun frage ich Sie: hat ein Unternehmen, dass in weiten Teilen Europas zu den Marktführern zählt, ein derartiges Verhalten nötig? Den bisherigen Quartalszahlen zumindest konnte ich keinen Hinweis auf einen solchen Gewinneinbruch entnehmen. Sollte also das wirtschaftliche Überleben Ihres Unternehmens auch auf andere Weise gesichert sein, möchte ich an Sie appellieren, diese Praxis umgehend einzustellen und eventuell notwendige Optimierungen in anderen Geschäftsfeldern vorzunehmen. Es wird Ihnen sicher zu verschmerzende Erlösrückgänge, den Insassen der JVA Bruchsal jedoch erhebliche Erleicherung im sonst sicher nicht angenehmen Alltag verschaffen, die jüngsten Preiserhöhungen zurückzunehmen und Papier, Umschläge und Kugelschreiber wieder zu marktüblichen Beträgen anzubieten. Auch und nicht zuletzt können Sie damit das öffentliche Ansehen Ihres Unternehmens wieder herstellen, und somit wäre allen Beteiligten geholfen.
In der Hoffnung, mit meinem Appell auf offene Ohren und Herzen zu stossen, verbleibe ich mit herzlichen Grüssen aus Berlin

An Kommunix

Herr Rossi 06.12.2001 - 00:46
Natürlich ist Markt scheiße. Aber solange jeder Mensch in dieser Gesellschaft den Gesetzen des Marktes unterworfen ist, mögen sich doch bitte auch alle dran halten. Oder glaubst Du, die Welt wird "ein Stück weit gerechter", wenn REWE sich ein Monopol aufbaut, nur weil das dann kein Markt mehr ist?

Lohnt nicht auf solche Typen einzugehen

NoNazis 06.12.2001 - 02:33
Die suchen Indymedia nur zum stänkern auf. Armselige Typen halt.

Mail der RWE deine Meinung

deine Meinung 06.12.2001 - 10:42
Schreib der RWE deine Meinung dafür seht ein Mailformular unter  https://www.rwe.com/public_html/prod/kontaktonline/Main_Rwecom.jsp?HTTP_REFERRER=38&BUTTON=openContact&auswahl=1 bereit oder nehm doch einfach den Kommentar zwei Meldungen weiter oben.

ähm...

mastermindchaos 06.12.2001 - 13:38
...nicht dass die rwe toll wäre, aber hier gehts um rewe... kleines e mit grossem unterschied... aber motz die trotzdem ruhig voll, die habens auch verdient... aber ich gub damit macht man sich dann lächerlich. rewe ist zu finden unter www.rewe.de, da hab ich obenstehenden kommentar an markting & öffentlichkeit geschickt - unter hinweis auf meine pressenahe arbeit...

Verrat am kommunistischen Erbe

kommunix 06.12.2001 - 13:56
Warum versteht ihr Renegaten denn nicht, daß nur das Gefängnis die idealen Voraussetzungen bietet, den Kommunismus aufzubauen? Der Vorteil: Keiner kann feige abhauen, alle sind ausnahmslos ultimativ aufgefordert, sich aktiv und basisdemokratisch mit einzubringen. Nur so kann die Markt-Logik des faulen liberalen Individualismus überwunden werden, wo jeder einfach "macht was er will" und dabei vergißt, an die anderen zu denken. Anstatt nun aber diesen dialektischen VORTEIL des Gefängnis-Prinzips aktiv in eurer emanzipatorischen Praxis schöpferisch anzuwenden, wollt ihr auch dort, in der allerletzten Zone, die vom Terror des "freien Marktes" verschont bleib, auch noch die kapitalistische Logik der Ausbeutung durchsetzen. Versteht ihr denn gar nicht, daß die höheren Preise einer Firma wie der REWE es erst ermöglichen, Arbeitsplätze zu erhalten und ihren Mitarbeitern ein menschenwürdiges Leben zu sichern?? Wäre es denn nicht besser, gleich für alle Firmen in der ganzen Wirtschaft Preise verbindlich festzulegen und damit die mörderische Konkurrenz zu unterbinden? Und wäre es für die GEfangenen nicht besser, überhaupt weniger zu konsumieren (Konsum macht nicht glücklich!) sonder lieber Marx zu studieren? Die Gefangenen sollten sich lieber dafür schämen, und überlegen wie sie ihre Schuld vor der Arbeiterklasse wieder gut machen könnten, anstatt dekadente Forderungen zu stellen. Denn im Kommunismus heißt es: Jeder nach seinen Möglichkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen. Und daß Straftäter ein Bedürfnis hätten, billig zu konsumieren, davon steht bei Marx nichts. FREIHEIT IST EINSICHT IN DIE NOTWENDIGKEIT (und wenn es im Knast ist!)

arschloch

arschloch 06.12.2001 - 16:03
arschloch

REWE Praktiken ganz normal.

MuslimMama 11.12.2001 - 01:03
Etwas weniger drastischer Fall: Auf einem Psychatriegelände hier in der Nähe gibt es einem Supermarkt mit ungleich höheren Preisen als im Rest des Orts. Psychatrieinsassen sind mehr oder minder (je nach Verwahrung) auch gezwungen darin einzukaufen.