Neonazi-Aktivitäten in Berlin-Rudow vor 2.9.

antifas aus neukölln 29.08.2006 19:44 Themen: Antifa
- "Anti-Antifas" versuchen linke Info-VA für die Demo am 2.9. zu filmen
- Neonazis versuchen, einen "Gemeinsam gegen Rechts"- und PDS.Linkspartei-Infostand in Rudow zu überfallen
- Neonazis stören zum wiederholten Mal des Spinnefest der SPD in Rudow
- Kommt Alle zur Demo am 2.9. nach Treptow und Rudow!
Die Vorgeschichte...
Rudow ist in West-Berlin und zudem auch Teil von Neukölln. Dementsprechend sind viele Linke und Antifas (auch aus Berlin) oft überrascht, wenn sie diesen Bezirk das erste mal besichtigen und mit den Auswirkungen der Neonazi-Hegemonie in Rudow konfrontiert sind. Obwohl die Neonazi-Szene hier sehr aktiv ist, wird Rudow bei antifaschistischem Engagement leider oft vernachlässigt.


- "Anti-Antifas" versuchen eine linke Info-Veranstaltung für die Demo am 2.9. zu filmen

Im Vorfeld der Demo fand am 20.8.2006 eine gut besuchte Infoveranstaltung des "Bündnis Gemeinsam gegen Rechts" in Nord-Neukölln statt. Die ReferentInnen schilderten detailiert die Situation in den Bezirken Treptow-Köpenick und Neukölln, die beide in besorgniserregendem Maß Neonazistrukturen aufweisen.
Gegen Ende der Veranstaltung fuhren die selbsternannten Rudower "Anti-Antifas" Patrick Weiß und Sebastian Krzyzanowski in einem PKW am Veranstaltungsort vorbei. Krzyzanowski versuchte, aus dem fahrenden Auto heraus mit einer Videokamera VeranstaltungsteilnehmerInnen abzufilmen. Die Aufnahmen sollten wohl dazu dienen, die abgebildeten Personen einzuschüchtern und an linken Aktivitäten zu hindern. Weiß, der sich mit Krzyzanowski immer artig mit der Kamera abwechselt, filmte in gleicher Absicht bereits bei der Hess-Ersatz-Demo der "Freien Kräfte Berlin" am 19.8.06 im Prenzlauer Berg GegendemonstrantInnen - Krzyzanowski machte sich mit Ordnerbinde wichtig.
Am Abend der Infoveranstaltung fuhren die beiden, die bei KennerInnen der Berliner Neonazi-Szene als Rudows Antwort auf Dick&Doof gelten, allerdings sehr schnell über das holprige Kopfsteinpflaster. Zudem war es bereits dämmrig und die Jalousien des Veranstaltungsortes waren geschlossen, was ein Gelingen der Filmaufnahmen äußerst unwahrscheinlich gemacht haben dürfte...
Es zeigt sich hier aber bereits, dass die Rudower Neonazi-Szene auf die gewalttätige Konfrontation aus ist.


- Neonazis versuchen, einen "Gemeinsam gegen Rechts"- und PDS.Linkspartei-Infostand in Rudow zu überfallen

Am letzten Freitag, den 25.08.2006 veranstalteten PDS.Linkspartei und das "Bündnis Gemeinsam gegen Rechts" einen Infostand an der Rudower Spinne, einem Platz am U Rudow. In dieser Gegend besteht seit Jahren eine hohe Neonazipräsenz - vor allem am Ketchup-Imbiss direkt an der Spinne halten sich sehr oft Neonazi-Gruppen auf, die von dort auch Übergriffe starten.
Gegen 17:00 wurde der Stand aufgebaut, bereits nach 10-15 Minuten erschienen... (ja wer wohl?) ...Dick&Doof natürlich und posten in sicherer Entfernung vom Stand am Ketchup-Imbiss. Krzyzanowski stellte sich dabei kurz mit einer Stange auf (s. Berliner Kurier), watschelte dann zu einem Taxi und fuhr mit Weiß davon. Fast zeitgleich erschien auch Timo Lenning zum ersten mal – er saß auf dem Beifahrersitz eines Firmenwagens (bekannt) und redete wirres Zeug. In der folgenden Zeit kamen immer wieder einzelne Nazis vorbei (teils auf dem Fahrrad), fielen auf, telefonierten wie wild, guckten sich die Lage an und schätzten diese falsch ein. Währenddessen wurde der Stand planmässig betrieben, es gab nette Resonanz bei der Rudower Bevölkerung und die Sonne schien.
Gegen 17:45 hatten sich inzwischen so viele Neonazis gesammelt, dass sie sich einen Angriff zutrauten. Sie kamen aus Richtung Reichelt-Parkplatz die Neuköllner Str. runter und waren etwa 12 Leute. Rene Bethage, der "Jugend-Sozialarbeiter" und Gründer der inzwischen verbotenen BASO, war mittendrin und trug unauffälligerweise eine rote Arbeitslatzhose mit Ölflecken, bewaffnet war er mit einem Pfefferspray. Im Kreis seiner Lieben demonstrierte er eindrucksvoll, was er sich unter "Nationaler Jugendarbeit" vorstellt. Dabei waren natürlich Patrick Weiß, Sebastian Krzyzanowski, Timo Lenning und weitere alte Bekannte (deren Namen wir euch zu einem uns genehmen Zeitpunkt zum Besten geben werden). Auch Markus Loszczynski (Ex-BASO, JN-Bundesvorstand, vorbestrafter Schläger) wurde im Vorfeld des Angriffs gesichtet. Die Nazis griffen mit Flaschen, (Teleskop-)Stangen, Pfefferspray und vor allem Pyros und Böllern an. Die Pyros schossen dabei auch in die Menschenmenge, die sich im Feierabendverkehr in Rudow immer an der Bushaltestelle befindet. Diese war direkt neben dem Stand.
Die StandbetreuerInnen und eingreifende PassantInnen konnten den Angriff abwehren und Verletzungen verhindern. Die verdutzten Nazis traten hektisch die Flucht an. Die meisten flüchteten überstürzt wieder zurück in Richtung Reichelt-Parkplatz und gaben dabei ein köstliches Bild ab. Sie dürften wohl noch etwas dran zu knabbern haben, dass das so schief gehen konnte. Später wurden sie auch noch in kleinen Gruppen in Alt-Rudow gesehen, wiederum wild telefonierend. Sie sahen nicht glücklich aus...

Timo-'ich will in den Knast'-Lenning, der am 18.6.06 bereits an einem rassistischen Übergriff in Schönefeld beteiligt war und danach 2 Wochen lang U-Haft kennenlernen durfte, flüchtete aber in Richtung Ketchup-Imbiss (s.  http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0707/lokales/0108/ ). Dort sammelte er sich mit drei weiteren Nazis, besorgte sich ein weiteres Bier und griff ein zweites mal an, kurz bevor die von der PDS gerufene Polizei eintraf. Er zielte mit der Flasche auf einen Pressefotografen, traf ihn aber nicht. Anschließend wurden er und seine Kameraden noch quasi in flagranti von der Polizei gecasht, was sie nicht darin hinderte, weiterhin Beleidigungen auszustoßen und die Anwesenden zu bedrohen. So landeten sie denn auch mit Foto in der Sonntagsausgabe des Berliner Kurier (leider wurde dort der bezeichnende Aufdruck auf Lennings Pullover unkenntlich gemacht: auf blutverspritzem Untergrund ist das Wort "Angriff" zu lesen, verziert mit Patrone und Handgranate).
Die eintreffenden Rudower Dorfpolizisten schafften es aber tatsächlich, dass Lennings Version des Geschehens ("ich wurde von 5 Linken mit Teleskopschlagstöcken angegriffen [ach ja?], wurde dabei nicht verletzt [ja, genau] und habe deshalb gerade die Flasche auf den Fotografen geworfen [hä?]") die Grundlage für die Pressemitteilung der Polizei bildete(!).
Auch wenn das noch Dummheit gewesen sein mag, die Behauptung in der Pressemitteilung der Polizei, dass der Stand vorzeitig abgebaut wurde, war schlicht falsch. Nachdem sich alles beruhigt hatte, wurde er nämlich planmässig weitere 45 Minuten betrieben und dann gemäß der Anmeldung kurz vor 19:00 abgebaut.
Leider sorgten die BeamtInnen nicht für eine angemessene Verfolgung der angezeigten Angreifer, die leicht gewesen wäre, sondern kasperten lieber weiterhin in der Nähe vom Stand herum.

Der Vorfall hat in jedem Fall gezeigt, dass antifaschistisches Engagement in Rudow nötig, sinnvoll und möglich ist.


- 27.08.06 - Neonazis stören zum wiederholten Male des Spinnefest der SPD in Rudow

Weitere Fragen über das Verhalten der örtlichen Polizei, aber auch der SPD in Rudow entstehen, wenn man den Verlauf des Spinnefestes 2006 betrachtet. Nachdem in den Vorjahren das Fest regelmässig von Dutzenden Neonazis von NPD/JN und Kameradschaften gestört wurde (s. Chronik der a.n.a, veröffentlicht unter:  http://ana.so36.net/chronik.htm ), hätte man spätestens nach dem Jahr 2005 ein entschiedenes Durchgreifen erwarten dürfen.
Angesichts des Elends der vergangenen Jahre gab es in diesem Jahr im Vorfeld das Angebot von regionalen Antifas, sich um das Fernbleiben der Nazis zu kümmern, obwohl es Antifas eigentlich nicht als ihre Aufgabe ansehen, Parteien ihre Hinterhöfe zu kehren. Dieses Angebot wurde aber von der SPD ausgeschlagen.

So kam es, wie es kommen musste: "Wegschauen gegen Rechts" war angesagt – von Polizei und SPD. Über 30 Nazis sprangen zwischenzeitlich fröhlich auf dem Fest herum. Sie zeigten nicht nur Präsenz, sondern hatten dort die Hegemonie. Diesmal gab es auch noch einen Wahlkampfstand der NPD. Mit dabei natürlich fast alle Angreifer vom Freitag, also namentlich: Rene Bethage (mit Videokamera), Patrick Weiß, Sebastian Krzyzanowski und Timo Lenning, die zwar beobachtet aber doch unbehelligt von der Polizei umherwandeln konnten, als ob am Freitag nichts gewesen wäre. Auch Eckart Bräuniger, der NPD-Landesvorsitzende von Berlin, ließ sich blicken. So sprachen Wowereit und insbesondere Körting schließlich vor allem vor Neonazi-Publikum.
Man muss sich das ganze Elend im Versagen der Rudower SPD auf der Zunge zergehen lassen: Der Berliner Landesvater und sein Innensenator machen sich vor einem Neonazi-Mob auf einem Fest ihrer eigenen Partei zum Hampel. Und das nicht etwa, weil es überraschend kam, sondern weil der Rudower SPD schlicht der Mumm fehlt, klare Grenzen zu setzen. Der Rudower Ortsverband muss sich vorwerfen lassen, dass Problem wissentlich mit zu schaffen.
Vom Aufstand der Anständigen oder auch nur der Zuständigen ist in Rudow an diesem Tag somit nicht viel zu sehen gewesen. Wenn man den Neonazis in diesem Maße Platz einräumt, ist es nicht verwunderlich, wenn sie zunehmend aggressiv auftreten und mitten in West-Berlin Angsträume schaffen und Gewalttaten verüben.
Faktisch dient das Spinnefest in seiner bisherigen Form dazu, nicht etwa der SPD, sondern Neonazis ein öffentliches Forum zu bieten. Das ist für die Zukunft nicht mehr hinnehmbar.



Um dem etwas entgegenzusetzen, wird ein breites Bündnis aus Antifagruppen, Gewerkschaften und Parteien am 02.09.2006 eine große antifaschistische Demonstration von Schöneweide nach Rudow mit Abschlusskonzert durchführen. Die Demonstration soll die umfangreichen Nazistrukturen in diesen Ortsteilen thematisieren und ein kraftvolles Zeichen setzen um zu zeigen, dass hier antifaschistische Arbeit notwendig ist und geleistet wird.
Treffpunkt für die Demonstration ist der S-Bahnhof Schöneweide um 12 Uhr. Das anschließende Konzert auf der Rudower Spinne solltet ihr euch nicht entgehen lassen.


Kommt Alle zur Demo am 2.9. nach Treptow und Rudow!

12:00 S-Bahnhof Schöneweide, anschließend Konzert an der Rudower Spinne.



Links:

Abso zur 2.9.-Demo
 http://www.abso-berlin.tk

Autonome Neuköllner Antifa (a.n.a)
 http://www.antifa-neukoelln.de.vu

Fight Back Nr.3 (Antifa Recherche Berlin)
 http://two.fsphost.com/tagarchiv/fightback03_web.pdf




Pressespiegel:

 http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/berlin/135726.html
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrichten/festnahmen/71993.asp
 http://www.bz-berlin.de/aktuell/berlin/060827/pds.html
 http://www.berlinonline.de/aktuelles/berlin/_html/ddp_1565964940.html
 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/581385.html
 http://www.welt.de/data/2006/08/28/1013597.html
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Ergänzungen

Rechtsextremisten stören Aktion der Jusos

indy verlinker 30.08.2006 - 16:16
Rechtsextremisten stören Aktion der Jusos

 http://www.de.indymedia.org/2006/08/156115.shtml


Die Jusos waren auf dem Spinnefest 06 anwesend und schildern hier ihre Erlebnisse.

NPD-Mitglieder in Berlin-Neukölln geoutet

apropos NPD 30.08.2006 - 21:07
Gerade wurde auf indymedia über das Outing von NPDlern aus Neukölln berichtet:

hier:
 http://de.indymedia.org/2006/08/156142.shtml

Timo "ich will in den Knast" Lenning

wunsch erfüllt 03.09.2006 - 16:59
Eingabe: 02.09.2006 - 19:10 Uhr
Festnahme nach Flaschenwurf auf Info-Stand der PDS/Linkspartei
Treptow-Köpenick
# 1914
Bezug Pressemeldung # 1852 vom 26.08.2006

Wie berichtet wurde am Freitag, den 25. August gegen 17 Uhr 30 ein Infostand der PDS/Linkspartei an der "Rudower Spinne" von Personen der rechten Szene überfallen. Hierbei kam es auch zu einem Flaschenwurf auf den Infostand und zum Abschießen von Feuerwerkskörpern.

Aufgrund umfangreicher Ermittlungen und Spurenauswertungen durch die Polizei konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass der gezielte Flaschenwurf durch den 21-jährigen Timo L. erfolgte. Dieser steht auch im dringenden Verdacht, an einem Überfall am 18. Juni auf eine Personengruppe in Schönefeld beteiligt gewesen zu sein. Dabei erlitt ein Opfer einen Schädelbruch. Der zunächst aufgrund der Vorfälle in Schönefeld erlassene Haftbefehl gegen den 21-Jährigen, wurde unter Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Da Timo L. nicht nur das Verbot, sich mit anderen Personen der rechten Szene zu treffen ignorierte, sondern darüber hinaus mit dem Flaschenwurf eine erneute Straftat beging, wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft der Haftbefehl wieder in Vollzug gesetzt und in den heutigen Vormittagsstunden vollstreckt. Im Vorfeld der Demonstration gegen Rechtsextremismus am heutigen Tage wurde Timo L. von Fahndern erkannt und festgenommen.

 http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/46739/index.html

Ungefähr, aber nicht ganz ...

Skeptiker 03.09.2006 - 17:59
Ich war auf dem Spinnefest dabei, soo schlimm wars auch nicht, aber ärgerlich schon :

Die Nazis waren präsent, aber in der Minderheit, die Polizei war anwesend.

Von "Hegemonie" der Nazis konnte keine Rede sein, sie haben aber gestört.

Bei Wowereits Auftritt gab es Zwischenrufe der Nazis, sie haben höhnisch rumgepöbelt, mehr war aber auch nicht.

Die Polizei hätte sicherlich eingreifen können, die Frage ist aber, ab wann man Nazis per Gesetz die Präsenz auf einer öffentlichen Veranstaltung verbieten darf.

Als es zu regnen begann, ist das Pack dann abgezogen.

Alles in allem recht ärgerlich, aber keine Naziherrschaft.

Dennoch ist es korrekt, dass in Rudow die Nazis wieder frecher werden.

update der Aktivitäten

updater 13.09.2006 - 16:34
"Neuigkeiten" aus Rudow.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Was geht denn da ab — Plumps

Viva Polonia — mein Name

@Viva Polonia — hanseat

@Hanseat — Klaus Störtebeker