Stephan K. und die Anti-Antifa

Central Intelligence Antifa - Mainz HQ 09.08.2006 15:07 Themen: Antifa
Seit einigen Monaten versucht im Raum Mainz/Wiesbaden ein Jung-Nazi aus dem Rheingau, der sich als Anti-Antifa-Aktivist in Szene setzen will, Kontakt zu diversen Antifa-Gruppen aufzunehmen. Dabei hat er sich bisher meist der Namen "Flo" bzw. "Florian (Weller)", eines Systems verschiedener Mailadressen (meist web.de) und einer dümmlich-naiven Sprache bedient. Der Duktus von Stephan K. lässt entweder auf sprachliche Minderbemitteltheit schließen oder auf den hoffentlich irrigen Glauben, mit einer solchen Sprache käme man besser an Kontakte zu Antifas.
Stephan K. aus Geisenheim (voller Name und Adresse bekannt) ist seit dem Hack von Antifas gegen das neonazistische Freier Widerstand-Forum im Jahr 2005 bekannt. Unter dem Nick-Name "kshessen" versuchte hier ein offensichtlich noch minderjähriger Nazi Kontakt mit Größen der Szene aufzunehmen. Dabei enstand z.B. ein Kontakt zu Neonazi-Altkader Christian Worch aus Hamburg.

Bis zu diesem Zeitpunkt war jedoch der Kontakt zu organisierten Nazis offenbar immer noch nur sporadisch. Zwar wurde eine Person, die frappierende Ähnlichkeit mit Stephan K. hat, auf dem Naziaufmarsch für den Wiederaufbau eines zerstörten SS-Denkmals in Nastätten (Rhein-Lahn-Kreis) im November 2004 gesichtet. Diese Person war jedoch offensichtlich nicht fest in Strukturen eingebunden. Mittlerweile jedoch scheint Stephan K. recht solide in die Neonazi-Szene integriert zu sein. Er kann zum Umfeld des NPD-Kreisverbandsvorsitzenden Mainz-Bingen Mario Matthes und seiner Freundin [Name entfernt] und den von diesen geführten Kameradschaftsstrukturen, die momentan (u.a.) unter dem Label "Nationale Sozialisten Mainz-Bingen" auftreten, gezählt werden. So wurde er z.B. während des Landtagswahlkampfs 2006 bei einem NPD-Infostand in Bingen am Rhein gesichtet. Außerdem nahm er an einem Naziaufmarsch im südhessischen Heppenheim am 1. Mai 2006 teil und lief dort hinter dem Transparent der Neonazis aus dem Raum Mainz (und teilw. Koblenz) (Bilder 1 und 2).

Einige Monate nach dem Hack des FW-Forums kam es zu den ersten Versuchen, über E-Mail an Antifa-Kontakte zu kommen. Verschiedene Gruppen wurden angeschrieben. Häufig wechselten die Mailadressen, der Name blieb jedoch meist derselbe. Die Mails ließen sich recht schnell als Nazi-Fakes enttarnen. Und schon sprachlich fiel eine gewisse Nähe zu den Ergüssen Stephan K.s im FW-Forum auf. Bald tauchte auch die Seite einer "Kameradschaft Rheingau" im Internet auf. Angelehnt wurde sich hier offenbar an die mittlerweile verwaiste Internet-Seite der Kameraden um Mario Matthes, die sich zu diesem Zeitpunkt "Bürgerinitiative für Rheinhessen" nannten. Die URL der Rheingauer Seite lautete dementsprechend "pro-rheingau.tk". Die Seite war dillettantisch gestaltet und bei einem Free-Hoster gehostet. Auch dem Webmaster der ominösen "Kameradschaft“ bzw. „Patrioten Rheingau" standen offenbar nur wenige sprachliche Mittel zur Verfügung. Alles deutet auch hier auf Stephan K. hin.

Anfang März 2006 tauchte Stephan K. zusammen mit einem Kameraden (keine Angst, Felix, auch Deinen Namen und Deine Adresse haben wir) bei einer Infoveranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes und des AK Antifa Mainz über Neonazistrukturen in Rheinland-Pfalz auf, wurde hier jedoch zügig des Saals verwiesen.
Kurz darauf "hackten" Nazis die Mobilisierungsseite zu einer Antifa-Demonstration in Bingen. Tatsächlich hatte hier jedoch kein Hack stattgefunden. Die Nazis hatten sich lediglich die tk-domain gesichert, die in einem Indymedia-Beitrag zur Demo falsch angegeben worden war. Die Adresse wurde auf eine schlecht gestaltete Seite weitergeleitet, auf der in der bekannt dümmlichen Sprache Stephan K.s der "Hack" gefeiert wurde und das Mantra der Nazi-Szene herunter geleiert wurde ("Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen."). Gehostet wurde die Seite beim selben Anbieter wie die Seite der "KS Rheingau".

Trotz des Scheiterns seiner bisherigen Kindergarten-Anti-Antifa-Arbeit ließ Stephan K. nicht locker. Zur Nazi-Demo in Marienfels und Koblenz (Thema war auch hier wieder das zerstörte SS-Denkmal) am 13. Mai 2006 bastelte er eine "Antifa"-Seite, auf der er zur Gewalt aufrief. Ziel war offensichtlich, als "mobilisierende Gruppe" an Daten von Antifas zu kommen, etwa an IP-Adressen (mit denen K. allerdings wahrscheinlich nichts anzufangen wüsste), Mailadressen und Namen. Zudem könnte man annehmen, dass mit dem expliziten Aufruf zur Gewalt die im Vorfeld zu Koblenz ohnehin schon massive Kriminalisierung der Antifa verstärkt werden sollte. Wobei man mit dieser Interpretation die Intelligenz K.s. möglicherweise überschätzt.

Auch die Seite einer "Antifa Rheingau", die noch immer im Netz steht, ist wahrscheinlich eine Idee Stephan K.s. Diese Gruppe ist bisher nur im Netz aufgetaucht und ist auch bei Antifas aus der Region völlig unbekannt. Per Mail wies "Flo" in K.'schem Duktus Antifa-Gruppen auf die Seite dieser neuen Antifa-Gruppe hin und bat um Verlinkung. Dem wurde natürlich nicht entsprochen. Auch diese Seite ist gespickt mit Dümmlichkeiten, die offensichtlich auf K. zurückgehen (Bild 3). Dass Antifas nur selten den Begriff "Verweise" für Links verwenden, sollte selbst Stephan K. klar sein. Im Gästebuch der Seite (die als Weblog gestaltet ist), versucht K. offenbar der "Antifa Rheingau" Authentizität zu verleihen, indem er FreundInnen der beiden (namentlich genannten!) "Aktivisten" der "Antifa Rheingau" ("daniel und flo") erfindet (Bild 4). Die "Antifa Rheingau" ist ohne Zweifel ein Nazi-Fake und sie geht höchstwahrscheinlich auf Stephan K. zurück.

Stephan K. zeichnet vermutlich auch für mindestens zwei Berichte auf dem neonazistischen "infoportal24" verantwortlich. In einem der beiden Beiträge wird über die Studiengebühren-Proteste in Wiesbaden am 6. Juli 2006 berichtet. K. hat eigentlich nichts zu berichten, abgesehen von der großartigen Erkenntnis, dass Antifas auf der Demo waren.

Vergessen hat der Mainz 05-Fan K. offenbar, dass eine seiner Privat-Mailadressen schon im gehackten FW-Forum auftauchte. Mit eben dieser Adresse hatte sich K. Anfang 2005 bei einem Forum angemeldet, auf dem man sich zu "Spontansex" und "Gangbang" verabreden kann (Bild 5). So versuchte sich also "Sandy" ("18, blond, super Oberweite") mit K. (der übrigens einen "Hammers*******" hat) zu verabreden und hatte auch schnell Erfolg damit.

Als auf der Seite der "Antifa Rheingau" zu einer Aktion in Rüdesheim mobilisiert wurde, war der Punkt erreicht, an dem es notwendig wurde, Stephan K. zu outen.

Eine kleine persönlich Ansprache an Stephan: "Lass Deine Kindergarten-Anti-Antifa-Scheiße. Wir wissen dadurch jetzt schon mehr über Dich als Du je über Antifa-Strukturen in der Region herausfinden wirst. Wahrscheinlich gehst Du damit selbst Deinen Kameraden schon auf die Nerven. Also: Lass es einfach sein!"

Was hier so launig präsentiert wird, hat jedoch einen ernsthaften Hintergrund. Nicht alle Nazis sind so einfältig wie Stephan K. Versuche von Nazis, über den Fake von Antifa-Gruppen an Interna über Antifa-Strukturen zu kommen, hat es immer wieder gegeben. Deshalb geht der Aufruf v.a. an junge Antifa-Gruppen: Geht vorsichtig mit Euren Daten um, schaut bei Anfragen nach, wer sich da für Euch interessiert und antwortet nicht einfach unbedacht, denkt über einen Modus nach, wie Ihr sicher Leute integrieren könnt, prahlt nicht unnötig mit Antifa-Arbeit. Aber: lasst Euch auch nicht verrückt machen, es gibt keinen Grund, in Paranoia zu verfallen.
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Ergänzungen

nur so

nixname 10.08.2006 - 10:54

googelt man nach besagter fsv mail-addi findet man die auch hier:

 http://www.jewish-forum.de/showtopic.php?threadid=4976

;-)

prost

Sexneigung ist ein FAKE

unpolitischer Beobachter 10.08.2006 - 11:10
Also ich will euch ja die Freude nicht nehmen, aber leider bin ich fest davon überzeugt, der kleine Fascho hat seine Neigungen nur vorgetäuscht. Vermehrt wird die letzte Zeit in einigen Foren unter Lustiges-Rubrik eine verlinkung zu diversen Sex-Neigungs-Seiten gelegt. Dies dient wohl dazu, daß sich das rechte Volk an den "Andersartigen" austoben kann. Man spricht von "virtuellem Schwulenklatschen" (O-Ton aus einem Forum). Wohl kam es auch schon zu Vorfällen wo Menschen sich im Glauben eines Treffens zum Ausleben der Neigungen trafen und eine böse Überraschung erlebten. Aber sonst gute Aktion.

Was interessiert mich sein Sexleben?

Hedonist 10.08.2006 - 14:10
Was mich an eurem Text stört ist folgendes: ihr schlachtet aus, dass der Nazi sich auf Seiten rumtreibet, auf denen man sich zum Sex verabreden kann. Was soll das? Ist das jetzt besonders schlimm? Gar moralisch verwerflich? Ist die Seite eine Pornoseite (dann ließe sich über das Aufführen dieser Erkenntnis diskutieren)? Oder findet ihr es etwa lustig, dass Nazis Sex suchen? Denkt ihr vielleicht, dass würde den Nazi irgendwie charakterisieren? Ehrlich gesagt finde ich es eher zu verurteilen, dass ihr das gemacht habt. Zumindest erscheint es so, als würdet ihr denken, dass "nicht normales" Sexualverhalten irgendetwas schlimmes wäre. Und das kann ja wohl nicht euer Ernst sein. Bleibt lieber bei den Fakten, die eine politische Bedeutung haben, denn die habt ihr ja offensichtlich. Danke.

ERGÄNZUNG

ICH 10.08.2006 - 16:05
Es handelt sich bei der erwähnten Seite nicht um eine dezidierte Seite für Gay Sex, eher im Gegenteil. Das heißt: Die These vom "Schwulenklatschen" hat sich hiermit erledigt. Es gibt ebenfalls keinen Zweifel daran, dass sich K. bei der Seite selbst angemeldet hat. Bei dem Treffen mit der "super Oberweite" ist er ja wohl auch aufgetaucht.

Natürlich hat das politisch eine geringe Relevanz. Es wirft aber ein Licht darauf, was für ein Depp der K. ist. Von mir aus können Nazis Gangbang machen soviel sie wollen, die Sache ist aber, dass so etwas ultrapeinlich für den Nazi ist. Und das ist doch super. Denke, darum ging es der CIA (hihi).

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fällt mir grad ein — lachsack

OMG...wie peinlich.... — sichnichtmehreinkriegt

muss ausgefüllt werden — muss ausgefüllt werden

@omg und so — naja

nazi — no anem

aber trotzdem — staub

, — .

danke — berlinerbrecher

sehr sehr schön — gebürtigeR MainzerIn

punk16 — typ

@ ich — unpolitischer Beobachter

@ unpolitischer — jens

wie arm — antifa

xxx — beobachter