Münster und der BDV: Rechte Ideologie in der "Mitte" der Gesellschaft

ein symphatischer mensch 31.03.2006 20:07 Themen: Antifa
Fest steht hingegen, dass das schonungslose Programm der Aufklärung die postnazistischen deutschen Verhältnisse in der Gesamtheit erfassen und kritisieren muss. Denn der Schweinkopf der Reaktion wird nicht allein von den Alt- und Neonazis aller Couleur getragen. Zwar sind diese mit ihren ihrer Vision eines 4. Reiches und den weit über 100 von ihnen ermordeten Menschen, welche ihren versuchten Weg in dies Richtung pflastern, die aggressivste und für Leib und Leben gefährlichste Ausprägung der deutschen Zustände. Aber sie bewegen sich in einem gesellschaftlichen Klima in dem viele ähnlich denken, aber wenige sich selber als Nazi sehen. So wichtig daher die Verhinderung des Naziaufmarsches am 15. April bleibt, auch die rechte Ideologie in der „Mitte“ der münsteraner Stadtgesellschaft gilt es zu kritisieren und anzugreifen!
Münster und der BDV: Rechte Ideologie in der "Mitte" der Gesellschaft

Der 18. Februar diesen Jahres war wahrlich kein guter Tag für das Häufchen vom sog. Nationalen „Widerstand“. Denn in Münster - der Stadt, in der sie ihren völkisch- braunen Dreck verbreiten wollten – bekamen sie zu spüren, was Widerstand wirklich ist: Nach einigen hundert Metern unter Eier- und Gemüsebeschuss sowie Unmutsbekundungen anderer Art mussten sie frustriert wieder von dannen ziehen.
Dem Versuch der Nazis, auch in Münster Strukturen zwecks Schaffung einer „National befreiten Zone“ aufzubauen, ist von Anwohnerinnen und Antifa in angemessener Weise torpediert worden.
Da der Nazi an sich nicht nur fehlende Vernunftbegabung und mangelnde Cleverness aufweist, sondern auch eine starke masochistische Tendenz besitzt, begeht er zwanghaft den gleichen Fehler immer wieder aufs Neue.
Anstelle sich – wie es zweifelsohne angebracht wäre! – in sein stilles Kämmerlein zurückziehen, mal ein gutes Buch zu lesen und dann darüber nachzudenken „Was hat mich bloss so ruiniert?“ und „Was kann ich tun, damit ich nicht länger so scheiße bin, wie ich es gerade bin ?“, steigert er sich im Stil eines Perpetuum Mobile immer weiter in sein wahnhaftes Weltbild hinein.

Und so kommt es, dass das hagere Männlein mit dem sonderbaren Faible für Phantasieuniformen, der selbsternannte „Gauleiter Rheinland“, Axel Reitz, für den 15. April gleich den nächsten Aufmarsch seiner braunen Gurkentruppe in Münster angemeldet hat – wohlwissend, dass ihnen auch dieses nicht bekommen wird ...

Also dürfen sich diejenigen Menschen, die ihren Verstand noch beisammen haben, also jene, die an individueller Freiheit und gesellschaftlich-emanzipativem Fortschritt noch interessiert sind, am 25. April erneut auf die Straße begeben um dem dumm-deutschen Pack erneut die Schranken zu weisen.
Was ärgerlich genug ist - denn es gibt wahrlich schönere Dinge im Leben, als sich diesen Ochsen in den Weg zu stellen.
Dass alles wäre aber nur halb so schlimm wie es ist, wenn die vollspackenen Nazionalisten, die sich selber nur all zu gerne als „Herrenmenschen“ sehen – optisch allerdings eher Zombies aus ´nem billigen Horrorschockern gleichen –, mit ihrer menschenverachtenden Demagogie nicht Anknüpfungspunkte im gesellschaftlichen Mainstream finden würden.

Aber diese Schnittmengen von „Rechts“ und „Mitte“ finden sich mehr als sechzig Jahre nach dem verloren gegangenen Kampf der deutschen Volksgemeinschaft für Führer, Volk und Judenvernichtung leider zu genüge.
Ob es nun die Sorge vor der „Überfremdung“, der Hass auf den „angloamerikanischen Kapitalismus“ oder auch nur die Liebe zum „deutschen Vaterland“ ist: das Ressentiment verklärt bei diesen wie bei jenen Patrioten das Bewusstsein, es wird gefühlt statt gedacht.

Ein Paradebeispiel in der Münsteraner Provinz stellt die Kreisvorsitzende des „Bundes der Vertriebenen“ (BdV), Rosi Möller, dar, welche die „Taz Münster“ folgendermaßen zitierte: "Wenn Hitler 1939 sagte, ab 5:45 Uhr wird zurück geschossen, warum? Weil die Polen im Widerspruch zum Versailler Vertrag mehr und mehr das Korridorgebiet annektiert und die Deutschen vertrieben!"
Derartige kognitive Amokläufe haben bei Rosi und ihren Gesinnungskameraden System. Ob es das Schicksal der „Heimatvertriebenen“, oder die Empörung über den scheinbar völlig unbegründeten alliierten Bombenterror auf unschuldige Deutsche Städte ist, Schuld sind immer die anderen.
„Klar, was die Nazis gemacht haben, war nicht wirklich okay, aber wirklich schlimm waren die Verbrechen der Anti-Hitler-Koalition,“ so die immer populärer werdende Story der deutschen Geschichtsreinwaschung.
Auschwitz wird, wenn überhaupt erwähnt, zur Fußnote degradiert, Nazi war sowieso keiner außer Hitler und seine engste Clique und diese sind es auch, die für die Verbrechen verantwortlich zu machen sind.
Aber Vati hatte mit all dem natürlich nichts zu tun, die Wehrmacht war schließlich eine ehrenwerte, anständige – eben deutsche – Armee. Klar, dass mit Rosi die schwarz-braune Wildsau durchgeht, wenn die „Schandausstellung“ über den Vernichtungskrieg der Wehrmacht nach Münster kommt und ungeliebte und lange verdrängte historische Fakten zur Sprache bringt.
So weiß der Semesterspiegel zu berichten, dass sich die alte Dame mit dem großen Herz für die deutschen Heimatlosen auch nicht davor scheut, mit noch rechtsextremeren Verbänden als ihrem eigenen, wie der NPD oder der "Deutschen Liga für Volk und Heimat" unter ein und demselben Aufruf zu stehen. Mit ihren Hasstiraden in der BdV-Zeitung "Deutsche Umschau" 1998 unter dem Motto "Machen gerade wir Frauen deutlich, daß unsere Männer, Väter und Großväter keine Verbrecher waren" gegen die damals in Münster gastierende "Wehrmachtsausstellung" lieferte sie eine willkommene Steilflanke für die ordinären Neonazis der NPD. Diese waren sich auch der Sache sicher, dass Opa kein Verbrecher war. Und dies nicht trotz, sondern gerade weil er Nazi war. Bei aller verhaltener Empörung aus dem liberalen Bildungsbürgertum um die Person Möller ließ CDU-OB Tillmann die gute Rosi nicht im Sich und beschwor die "wichtige gesellschaftliche, kulturelle und politische Integrationsaufgabe" des BdV in Münster.
An vielen weiteren Beispielen und Personen ließe sich die gesellschaftliche Regression erörtern, aber aus Platz- und Zeitgründen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Fest steht hingegen, dass das schonungslose Programm der Aufklärung die postnazistischen deutschen Verhältnisse in der Gesamtheit erfassen und kritisieren muss. Denn der Schweinkopf der Reaktion wird nicht allein von den Alt- und Neonazis aller Couleur getragen. Zwar sind diese mit ihren ihrer Vision eines 4. Reiches und den weit über 100 von ihnen ermordeten Menschen, welche ihren versuchten Weg in dies Richtung pflastern, die aggressivste und für Leib und Leben gefährlichste Ausprägung der deutschen Zustände. Aber sie bewegen sich in einem gesellschaftlichen Klima in dem viele ähnlich denken, aber wenige sich selber als Nazi sehen. So wichtig daher die Verhinderung des Naziaufmarsches am 15. April bleibt, auch die rechte Ideologie in der „Mitte“ der münsteraner Stadtgesellschaft gilt es zu kritisieren und anzugreifen!
Weite Infos unter: www.no-nazis.net.ms
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