11000 Kinder Kundgebung in Verden

Kontra-Laden Verden 30.01.2006 20:18 Themen: Antifa
Am 27.01. dem Tag der Befreiung des KZ Auschwitz führten 12 Personen des Kontra-Laden Verden eine Kundgebung vor dem Verdener Bahnhof durch.
Ziel der Veranstaltung war es Verdener Bürger und Kunden der Bahn AG auf das Verhalten des DB Vorstandsvorsitzenden Hartmut Mehdorn gegenüber der Forderung eine Ausstellung die das Schicksal von über 11000 Kindern die von der Deutschen Reichsbahn von Frankreich über Deutschland nach Auschwitz deportiert wurden aufmerksam zu machen.

Es folgt ein Redebeitrag der nicht gehalten wurde weil es kaum Zuhörer gab. Verden ist halt nicht Stuttgart oder Köln wo es auch Veranstaltungen dieser art gab.

Redebeitrag 11000 Kinder

Heute, am 27.01.06 jährt sich der Tag der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz durch sowjetische Truppen zum 61. Mal. Vielfach wurde der Millionen ermordeten Menschen in den vergangenen Jahren bereits gedacht.
Heute wollen wir auf das Schicksal von über 11000 Kindern hinweisen die unter Beteiligung der Deutschen Reichsbahn nach Auschwitz deportiert wurden.
Am 20.01.1942 trafen Beauftragte der Reichsregierung zusammen, um „die Endlösung der Judenfrage“ zu beraten. In die Beschlussrunde, die sich auf ein Ausrottungsprogramm internationalen Ausmaßes einigte, hatte das Auswärtige Amt den Unterstaatssekretär Luther delegiert. Die unmittelbare Beteiligung des AA an den antisemitischen Massenmorden wird in Berlin noch immer in Frage gestellt.
Die Konzernspitze des „Reichsbahn“ Nachfolgers (Deutsche Bahn AG) weigert sich das Reisepublikum mit Fotos und Dokumenten über den letzten Weg von 11000 Kindern zu informieren, die auf dem deutschen Schienennetz in die Vernichtungslager verschleppt wurden.
Wir und die „Initiative Elftausendkinder“ kündigen der Konzernspitze um Hartmut Mehdorn an, Gedenkverbote nicht zu akzeptieren.

Nach Konferenzschluss in der Villa „am Großen Wannsee“, begann in ganz Europa die letzte Stufe der deutschen Ethno-Politik: industrialisierte Ausrottung mittels Massendeportationen und „Vernichtung durch Arbeit“. Hierfür stellte die „Deutsche Reichsbahn“ in Berlin am Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald anfangs Personenzüge, später Viehwagons bereit. Für Erwachsene berechnete die „DR“ vier Pfennig pro Km, für Kinder die Hälfte. Die Deportationskosten hatte die jüdische Gemeinde zu zahlen. Insgesamt rund 58000 Deutsche, die als „ rassisch minderwertig“ galten wurden aus Berlin in die Vernichtungslager deportiert. Dabei handelten Polizei und Reichsbahner Hand in Hand mit der SS.

Wir sind heute Teil einer bundesweiten Demonstrations- und Veranstaltungsserie, die in Einrichtungen der Bahn AG an das Schicksal der Deportierten erinnern wird. In Wuppertal findet heute um 18Uhr eine Mahnwache am Hauptbahnhof statt. Um 19 Uhr findet im Rathaus der Stadt ein besonderes Gedenken statt; es gilt 3 belgischen Männern, die einen deutschen Deportationszug mit 1618 Insassen stoppten und 225 Gefangenen mit einfachsten Mitteln zur Flucht verhelfen konnten. Um eine Lokomotive zum Anhalten zu zwingen, stellten sie eine rote Laterne auf die Gleise.

Für etwa 11000 Kinder, die in Frankreich verhaftet und auf dem Schienenweg in die deutschen Lager geschickt worden waren, fanden sich an der Gleisstrecke keine Helfer. Oft hielten die Züge mehrere Stunden. Aber Protest oder gar Befreiungsaktionen auf den Durchgangsbahnhöfen wie Saarbrücken, Mannheim, Darmstadt, Frankfurt am Main, Fulda, Weimar, Leipzig und Dresden sind nicht bekannt. Etwa 600 Kinder waren in Deutschland aufgewachsen, nach Frankreich geflohen und sahen ihre Heimatstädte nun aus den Fensterverschlägen der „Reichsbahn“ Waggons wieder. Ungefähr 100 Deportierte kamen aus Österreich, ohne zurückzukehren.

An diese jüdischen Kinder werden heute Demonstranten im Hauptbahnhof Stuttgart mit Fotoplakaten und Dokumenten erinnern – gegen den Willen der Konzernspitze um den Bahn-Manager Hartmut Mehdorn. Mehdorn hat eine ihm vorgeschlagene Ausstellung über die Deportationsereignisse in den deutschen Publikumsbahnhöfen abgelehnt und selbst Vermittlungsgespräche mit einer hochkarätigen Delegation zurückgewiesen.

Das milliardenschwere Unternehmen, das der faktischen Kontrolle der Berliner Regierung untersteht, hat binnen eines Jahres sämtliche Appelle zurückgewiesen, die verschiedene Initiativen und Organisationen an den Vorstandsvorsitzenden richteten, um eine Ausstellung über das Schicksal der deportierten Kinder auf den deutschen Publikumsbahnhöfen zu ermöglichen.
Eine ähnliche Ausstellung war seit Juni 2000 bis Dezember 2004 durch 18 französische Bahnhöfe gewandert und von dem französischen Staatsunternehmen SNCF großzügig unterstützt worden.
Als sich Beate Klarsfeld, die Pariser Repräsentantin der Initiatoren, anschließend mit der Bitte um Ausstellungsübernahme an den Berliner Bahn – Vorstand wandte, wurde sie nach Nürnberg verwiesen – in das dortige DB Museum; Eine Darstellung der Kinderschicksale auf den deutschen Bahnhöfen habe zu unterbleiben, hieß es in Stellungnahmen von Mehdorn.

Das Verdikt wurde mit wechselnden Schutzbehauptungen unterlegt. Mal fehlten der DB angeblich die finanziellen Mittel, dann machte sie Sicherheitsbedenken geltend und warf sich anschließend zum Anwalt der Ermordeten auf; ihrer Schicksale sei in der profanen Bahnhofsatmosphäre nicht angemessen zu gedenken. Diese Auffassung teilte auch der Zentralrat der Juden in Deutschland, verlautbarte die DB-Führungsetage – der Zentralrat dementierte umgehend und schloss sich den Forderungen der „Initiative Elftausendkinder“ an. Nachdem sämtliche PR-Tricks der Berliner DB-Zentrale gescheitert waren, rückte der Unternehmensvorstand mit den tatsächlichen Gründen seiner Weigerung heraus: Die Ausstellungsforderungen seien unternehmensschädlich, da sie abträgliche Zusammenhänge zwischen der deutschen Reichsbahn und dem Nachfolgeunternehmen Deutsche Bahn AG herstellten. Diese Zusammenhänge sind unzweifelhaft. In welchem Umfang kriminelle NS-Führungskader der RB den Wiederaufbau des deutschen Bahnunternehmens der Nachkriegszeit bestimmten, hatten Historiker und Gerichte bereits in den 60er Jahren nachgewiesen. Unter den Bahn Verantwortlichen der Nachkriegszeit befinden sich Personen, die für das Schicksal der ermordeten Kinder direkte Verantwortung tragen, aber niemals zur Rechenschaft gezogen worden sind. Diese Tatsachen scheint die Managementgruppe um den jetzigen Bahnvorstand besser beschweigen zu wollen, um ihren internationalen Expansionskurs nicht mit Nachfrage zu belasten.

Mit seiner Ausstellungsweigerung hat der Konzernvorstand jedoch das Gegenteil bewirkt. Setdem ein überparteiliches Personenbündnis am 27.01.2005 auf dem Frankfurter HBF mit Fotos der Ermordeten an den letzten Weg über das deutsche Schienennetz erinnerte, nimmt der Druck auf den Bahnvorstand zu. Den Frankfurter Demonstranten schlossen sich Initiativen in Freiburg, Weimar, Hamburg, Köln und Mannheim an. In Berlin stießen Teilnehmer einer Kundgebung auf ein Polizeiaufgebot das ihnen den Zugang zum Bahnhof Zoologischer Garten versperrte. Ähnliches geschah ebenfalls in Dresden und Leipzig. Die Repressionsversuche haben jedoch nicht verhindern können, dass sich die Proteste gegen den Bahnvorstand stetig ausweiteten.

Wie Recherchen ergeben, geht der anhaltende Widerstand gegen das Gedenken von einer engeren Vorstandsgruppe um den Bahn-Chef Mehdorn aus. Mehdorn, der im politischen Berlin neuerdings als „Rambo“ bezeichnet wird, gilt im eigenen Haus als erbarmungsloser Funktionsträger globaler Expansionsinteressen. Trotz bemühter Internationalisierung werde die Mehdorn-Gruppe von deutschtümelnden Geschichts-Reminiszenzen beherrscht, heißt es aus dem Umkreis des Bahn-Sprechers und Mehdorn-Vertrauten Klingberg. Verstärkung erhält Mehdorn jetzt durch den CSU-Politiker Otto Wiesheu, der in München u.a. als Wirtschaftsminister tätig war. Nach einer alkoholisierten Autofahrt, bei der Wiesheu einen Toten hinterließ, rückte das jetzt ernannte DB-Vorstandsmitglied zum Geschäftsführer der international umtriebigen Hanns-Seidel-Stiftung. Dort kooperierte Wiesheu erfolgreich mit seinen sozialdemokratischen Stiftungsfreunden, um nunmehr an der Seite Mehdorns die überparteiliche Koalition fortzuführen.

Es bleibt nun abzuwarten ob der Druck auf die Bahn AG dazu führen wird, dass es sich der Vorstand noch einmal überlegt und dem Gedenken an die über 11000 Kinder einen angemessenen Rahmen gibt.

Unterzeichnen sie den offenen Brief an Herrn Mehdorn, sprechen sie Bedienstete der Bahn darauf an, helfen sie mit die DB dazu zu bewegen sich ihrer Vergangenheit zu stellen und ermöglichen sie mit ihrem Protest gegen das Verhalten des Bahn-Vorstandes das Zeigen einer Ausstellung in den deutschen Bahnhöfen.

Nur wer seine Vergangenheit aufarbeitet, wird in Zukunft die gleichen Fehler nicht wieder machen.


Mehr Infos unter: www.german-foreign-policy.com
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Ergänzungen

Wo auf einen hingewiesen wird...

muss ausgefüllt werden 31.01.2006 - 10:55
sollten die anderen Konzerne nicht verschwiegen werden.. was ist mit Krupp? Mercedes? 2300$ Entschädigung ist lange nicht genug und auch nicht zu diesem Zeitpunkt..

für MEHR ALS NUR ENTSCHÄDIGUNG!!!