DO: Bericht zur Gedenkkundgebung am 28.06.

Antifas aus Dortmund 30.06.2005 18:13 Themen: Antifa
Drei Monate nach dem Mord an Thomas „Schmuddel“ Schulz demonstrierten am Dienstag Abend über 200 autonome AntifaschistInnen und Punks am Tatort an der Kampstraße. Im Mittelpunkt der Kundgebung stand die von Seiten der Stadt und den Stadtwerken (=Do. Verkehrsbetriebe) nach wie vor unerfüllte Forderung nach der Errichtung einer Gedenktafel.
Die Kundgebung begann um 18:00 Uhr. FreundInnen des Ermordeten errichteten auf der Kampstraße eine provisorische Gedenktafel. Im Anschluss an ein von Dortmunder Punks intoniertes Lied erinnerten mehrere FreundInnen in einem Redebeitrag an „Schmuddel“.
Zur Tatzeit um kurz nach 19:00 Uhr legten die KundgebungsteilnehmerInnen in Gedenken an „Schmuddel“ eine Schweigeminute ein und entzündeten Kerzen an der Gedenkstelle.
Dortmunder AntifaschistInnen klärten in einem langen detailierten Redebeitrag über die lokale Neonazi-Szene auf, die auch drei Monate nach dem Mord mit Gewalttaten und Drohungen im Stadtbild in Erscheinung tritt. Erst in der gestrigen Nacht verklebten die Neonazis um die „Kameradschaft Dortmund“ und die „Autonomen Nationalisten – Östliches Ruhrgebiet“ erneut ihre altbekannten Plakate welche AntifaschistInnen einschüchtern sollen.
Dortmunder Antiras verwiesen anschließend in ihrem Redebeitrag zum gewaltsamen Tod mehrere MigrantInnen in den vergangenen Monaten darauf, dass nicht nur die Neonazis sondern auch die staatlichen Behörden eine Gefahr für all jene darstellen, die nicht ihren Kriterien des "Deutschen" entsprechen.
Im Vorfeld der Kundgebung war bekannt geworden, dass die „Kameradschaft Dortmund“ sich seit langer Zeit regelmäßig Mittwoch Abend in der Kneipe „Am Schulhof“ in Dortmund-Hörde trifft. Der Versuch an der Kampstraße eine spontane Demonstration gegen den rechten Treffpunkt anzumelden wurde von der Polizei mit fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Um den friedlichen Charakter der Gedenkkundgebung zu wahren verzichteten die Antifas auf die Durchsetzung des Protests vor der Kneipe in Hörde. Im Anschlus an das Gedenken informierten autonome Antifas statt dessen vor Ort an der Kampstraße mit Flugblättern und einem Redebeitrag über die Treffen der Neonazis in Hörde. Das letzte Wort ist in dieser Sache noch nicht gesprochen.

Auch nach der Gedenkkundgebung bleibt die in einem Redebeitrag formulierte Forderung gegenüber den Stadtwerken aktuell: "Wir fordern die längst überfällige Einrichtung einer deutlich sichtbaren und in der Wortwahl eindeutigen Gedenktafel für Thomas Schulz an der Kampstraße!"

Hintergründe zur Do-Nazi-Szene:  http://de.indymedia.org/2005/06/121551.shtml

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Zur Information dokumentieren wir das verteilte Flugblatt zum Neonazi-Treffpunkt in Hörde:

KEINE NAZI-TREFFEN IM “SCHULHOF”!

Am 28.03.2005 wurde der Punk Thomas Schulz von einem Neonazi an der Kampstraße ermordet. Die Dortmunder Neonazis unterstützen den inhaftierten Täter und setzen ihre Drohungen fort. Seit 2004 treffen sich die Neonazis der “Kameradschaft Dortmund” in der Kneipe “Am Schulhof” in Hörde.

Seit über einem Jahr wiederholt sich wöchentlich das selbe Szenario am Schildplatz mitten im Zentrum des Dortmunder Stadteils Hörde. Zwischen 20 und 30 mehrheitlich leicht als solche zu erkennende Neonazis der “Kameradschaft Dortmund” treffen sich jeden Mittwoch Abend im Hinterzimmer der Kneipe “Am Schulhof” zum sogenannten “Kameradschaftsabend”.
Die Dortmunder Neonazis stellen laut Verfassungsschutz mit einem festen Kreis von 30 Personen und einem kurzfristigen lokalen Mobilisierungs-potential von bis zu 80 Personen die größte neonazistische Gruppierung in NRW.
Der Großteil der Dortmunder Neonazis ist in der "Kameradschaft Dortmund" organisiert. Unumstrittener Kopf der Gruppe ist der stadtbekannte, mehrfach vorbestrafte Ex-FAP Landesvorsitzende und Chef der "Borussenfront" Siegfried "SS-Siggi" Borchardt. Regelmäßig versuchten die Dortmunder Neonazis in den vergangenen Jahren durch Demonstrationen und Kundgebungen ihre Hetze in der Stadt zu verbreiten.
Erinnert sei an den vergangenen Sommer. Gleich zwei Mal konnten die Neonazis im Juni und September 2004 geschützt von einem Großaufgebot der Polizei durch Hörder Straßen marschieren.
Auch nach dem Mord an Thomas Schulz setzten die Neonazis ihre Gewalttaten und Drohungen fort. Nur zwei Tage nach der Tat griff ein 23-jähriger Dortmunder Neonazi an der Mahnwache an der Kampstraße trauernde Punks mit einem Messer an. Erst am 9. Juni attackierten zwei mit Baseballschläger und Messer bewaffnete Neonazis zwei Migranten im Dortmunder Stadtteil Wickede.
Der Mord am 28.03. ist der Höhepunkt einer seit Jahren anhaltenden Gewaltwelle von rechts, der auch in Dortmund alle diejenigen jederzeit zum Opfer fallen können, die nicht in das Weltbild der Neonazis passen.
Die “Kameradschaftsabende” im “Schulhof” dienen den Neonazis nicht nur zur Stärkung ihres mit viel Alkohol gefestigten Gemeinschaftsgefühls. Auf den Treffen im “Schulhof” plant die “Kameradschaft Dortmund” ihre Aktivitäten und bindet den rechten Nachwuchs in die organisierte Neonazi-Szene ein. Die Kneipe “Am Schulhof” ist somit neben dem Neonazi-Geschäft “Donnerschlag” auf der Rheinischen Straße ein weiterer wichtiger Punkt in der neonazistischen Infrastruktur der Stadt.
Burkhard Thiel, der in Hörde lebende Inhaber des “Schulhof” hat ganz offensichtlich kein Problem damit, den offen auftretenden Dortmunder Neonazis seine Kneipe wöchentlich zur Verfügung zu stellen.
Haben aber die lokalen politisch Verantwortlichen, die noch vor einem Jahr zum Protest gegen die rechten Aufmärsche in ihrem Stadtteil aufriefen, die wöchentliche Zusammenrottung der Neonazis in und vor der Kneipe nicht bemerkt? Oder wiegt die Angst um den Ruf des Stadtteils schwerer als die von den meist alkoholisierten Neonazis ausgehende Bedrohung, die vor drei Monaten mit dem Mord an Thomas Schulz einen traurigen Höhepunkt fand?

Keine Räume für Neonazis!
Keine Neonazi-Treffen in der Kneipe “Am Schulhof” und auch sonst nirgendwo!

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Zur Erinnerung nochmals der Hinweis des EA für die Verhafteten des 02.04.

Im Anschluss an die Antifa-Demonstration am 02. April verhaftete die Polizei 84 Personen. Angesichts der anstehenden Verfahren melden sich Betroffene bitte sobald sie Post erhalten beim Ermittlungsausschuss ( ea-dortmund@gmx.net.). Dass es sich bei dieser Mail-Adresse um eine der Antifa handelt könnt ihr auf  http://nrw.antifa.net/ea-dortmund/ verifizieren. Dort auch weitere Infos + PGP-Key. Bitte mailt ausschließlich an diese Adresse, nach Möglichkeit mit PGP!


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