Noch ein Bericht aus Heppenheim

Irs 29.08.2004 17:17 Themen: Antifa
kleiner aber feiner Bericht aus Heppeneheim
„Mein regnerischer tag in heppenheim“

13 uhr in heppenheim angekommen empfing uns diese „Hessentagsstadt“ erst einmal mit einen saftigen und richtig nassen regenschauer. da wir aber klug sind, nahmen wir uns selbstverständlich schirme mit und wurden daher nicht so nass wie einige „braune kameraden“ (der fuchs ist schlau und stellt sich dumm, beim nazi ist das anders rum).
Zuerst machten wir einen romantischen regenspaziergang und begutachteten die netten menschen, die es bei dem sch***wetter trotzdem geschafft haben, aus der gemütlich trockenen wohnung zu kommen, um zu zeigen, das die bergstrasse immer noch ein schlechter platz für rassisten und neonazis ist.
Zum auftakt waren wohl gut an die 80 leute bei dem antifatreffpunkt und ungefähr ebenso viele bei den kollegen vom bürgerlichen spektrum.
Auch die „kameraden“ weswegen wir gekommen waren, wollten wir mal unter die lupe nehmen und gesellten uns in richtung bahnhof, wobei uns immer wieder kleinere gruppen antifas begegneten.
Am bahnhof angekommen sahen wir das häuflein elend in gestalt von 67 nassen nasen (ich hab gezählt) und über diese witze reißende polizisten, „is jo läscherlisch de junge leut, wos städ do?! (er versuchte die transparente zu entziffern, die im übrigen ausser die polizei und die gegendemonstranten niemand zu gesicht bekommen hat von der bevölkerung).
Wir fanden dann einen schön trockenen platz wo wir uns hinsetzen und das ganze gruslige geschehen beobachten konnten, die angereisten nasen freuten sich ihrer fahnen wie geisteskrank und die einheimischen ausserirdischen blieben wie immer bis auf ein paar verlorene seelen schlichtweg weg. Interessante taktik, „nationale revolution“ durch nichterscheinen.
Als sich die nazis langsam mal bereit genug gefühlt haben und erkannten, dass wohl doch keiner mehr kommt um ihre zahl gen himmel zu drücken , beschlossen sie loszulaufen. Mit dem wirklich idiotischen satz auf den lippen „Hier spaziert der nationale widerstand“, richtig wäre gewesen „Hier stagniert der nationale widerstand“.
Gesagt und doch nicht getan, den mittlerweile hatten sich gut 50 menschen, die das überhaupt nicht so toll fanden, vor die polizeikette gestellt und denen anscheinend glaubhaft rüber gebracht, dass sie da nicht weggehen wollen und werden.
So verging die zeit und auch die musikplatte der nazis lief rauf und runter (wo bekommen die nur immer so schlechte musik her), wobei mir ein lied ganz besonders in erinnerung geblieben ist, es handelt sich hierbei um ein altes FDJ lied aus hochzeiten der DDR „Sag mir wo du stehst“ in einer Strophe heißt es „...zurück oder vorwärts du musst dich entschließen...“ , mir ist schleierhaft wie nazis die in einer demo weder zurück noch vortwärts kommen, so ein lied abspielen können. Auch das ideologische in diesem lied ist wohl unangebracht für zurückgebliebenes gedankengut, jene die am liebsten die „gute alte reichszeit“ wieder hätten, spielen ein lied was von fortschritt handelt, mir geht der gedanke im kopf rum das da der „dj“ durchgedreht ist.
Nun ja, wie gesagt ging es gut ein einhalb stunden nicht vorwärts und der nationale flop....entschuldigung......nationale mob wollte es anscheinend auf eine eskalation mit den beamten und den gegendemonstranten ankommen lassen und stiefelte mutig 2 meter in richtung polizeisperre, nun bemerkten sie anscheinend ihren übermut und zogen sich doppelt so schnell wieder zurück.
Jetzt folgte das schon zum standart spruch etablierte „wir fordern die polizei auf, die störer zu beseitigen“, als auch das nichts bewirkte, entschloss man sich in absprache mit der polizei, in die andere richtung zu laufen.
Aber auch da waren nun schon etwa 30 menschen versammelt und auch diese zeigten sich wenig beeindruckt von dem marscheswillen der nazis und den aufforderungen der polizei doch bitte mal die strasse frei zu machen.
Anscheinend war aber dem einsatzleiter der polizei die anwesenheit seines bürgermeisters etwas zu heikel und man begann nun die forderungen der nazis, die strasse frei zu räumen, in die tat umzusetzen.
Also kamen die nazis wohl gute 50 meter weiter bis sie in der nächsten strasse stecken blieben, da nun etwa 130 entschlossene leute ihnen den weg zur innenstadt versperrten, so standen sie da und nervten erst einmal die anwohner und uns mit ihrer musik.
Wir konnten nicht ganz genau mitverfolgen was sich so vor der demo abspielte, da wir am ende der nazidemo waren, wo man eigentlich recht gut an sie herankam, leider waren nicht genug leute da, um auch diese strasse von hinten einfach dicht zumachen und sie faktisch selbst einzukesseln.
Aber irgendwie ging die nazidemo dann schritt für schritt weiter, was anscheinend daran lag das die polizei lieber den nazis den weg freiprügelt als diese veranstaltung einfach mal aufzulösen.
Nun kassierten wir unseren ersten platzverweis welcher damit begründet wurde, das wir am ende der „rechten demo“ auf einer parkbank saßen und uns somit als „nichtidentifizierte person“ im umkreis einer politischen demonstration aufhielten. (?!?!?!)
Man erklärte uns dann auch noch, dass sie ja auch nur menschen seien, persönliche meinungen hier aussen vor lassen müssen und sie sowieso nur ihren job erledigen, man bedauere, dass durch heppenheims strassen neonazis marschieren dürfen, aber diese hätten nun mal eine genehmigte, nicht verbotene demonstration angemeldet und die polizei wäre nun mal dazu da, die meinungsfreiheit aller zu schützen. (Amen)
Eine Anwohnerin(70-80) jahre alt, meinte zu uns, dass es eine schande sei, dass diese jungen leute mit solchen fahnen und parolen durch ihre strasse ziehen dürften, welche früher mal die adolf hitler strasse gewesen sei, aber man hätte sie doch einfach ignorieren sollen und der spuk wäre schneller vorbei gewesen.
Ich versuchte der netten alten lady zu erklären, dass das ignorieren auch vor 70 jahren nur dazu geführt hat, dass sich solche gestalten etablieren konnten und das nur protest und erkennbare ablehnung in all seinen formen, rechtsradikale hindert „das zu tun was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert, die zu verfolgen und nach möglichkeit umzubringen die nicht in ihre zigarettenschachtelwelt passen“.
Da wir friedliebende bürger sind folgten wir dem platzverweis der beamten und zogen uns in die innenstadt zurück, wo wir auf etwa 100 gewerkschaftler und bürgerliche menschen trafen, die sich vor die mittlerweile schon eingetroffenen neonazis stellten und sich weigerten, sie in die fussgängerzone zu lassen.
Eine blonde polizistin hatte es sich nun zur aufgabe gemacht, mit sanften aber deutlichen worten den gegendemonstranten zu verstehen zu geben, dass wir ab jetzt die straftat der nötigung begehen würden „ja ja nötigung scha la la la laaaaa“, und den weg für die rechten freimachen sollen.
Hiermit muss ich den DGB gewerkschaftlern ein lob aussprechen, die sich konsequent vor die polizei gestellt haben und somit die nazis lange zeit aufhalten konnten (antifas und junge leute wären mit sicherheit gleich wie in den anderen strassen weggeknüppelt worden) auch wurden rechtliche mittel geprüft um die versammlung irgendwie auf diesen platz zu halten.
Aber nach etwa wieder einer stunde wollte die polizei auch hier die strasse für die neonazis und rassisten räumen und forderte die leute, im 1 minuten takt, dazu auf die strasse frei zu machen, ansonsten würde die polizei eingreifen.
So marschierten die nazis an uns vorbei und wurden auch ziemlich „herzlich“ empfangen bzw. beschimpft und ausgepfiffen.
Da wir zum greifen nahe an den nazis standen und die polizei eigentlich nur den forderen teil schützte, überkam mich mein lustiger charakter und es entfleuchte mir im sprung in richtung eines „kameraden“ ein ungewöhnlich lautes „HUUUUHH“ , nicht nur dass sich die polizei erschrak, sah man es dem etwa 20 jährigen glatzkopf an, das er in diesem augenblick am liebsten die hose gewechselt hätte, war wohl auch nötig.
Auf meinen kleinen weckruf hin, der ja eigentlich nur gut gemeint war, da die nazis ja schließlich schon drei einhalb stunden für 500 meter „spaziergang“ gebraucht haben, kamen gleich ein paar polizisten zu mir gerannt und warnten mich, dass ich beim nächsten mal verhaftet werden würde und die Kapuze meiner Regenjacke abzunehmen hätte, da sie gegen das „vermummungsgesetz“ verstoße?! Die diskussion mit dem beamten habe ich mir noch angetan, ist aber so grotesk und langweilig, dass ich das hier nicht weiter beschreiben muss.
Am Kriegerdenkmal angekommen lasen die nazis dann noch redebeiträge vor uns und der polizei vor und ich machte mich, da ich an diesem tag noch arbeiten musste, von dannen.

Das fazit:
-ein kleiner haufen nazis gezählte 67
-viele entschlossene gegendemonstranten, die wenn wir ein wenig mehr gewesen wären, den naziaufmarsch verhindert hätten können ca 150 antifas, ca. 150 bürger und gewerkschaftler
-nazis die keinen einzigen bürger erreicht haben und die reihe durch nur auf ablehnung und spott trafen
-die frage wo viele andere gesichter geblieben sind die ich eigentlich erwartet hätte
-eine polizei die gegen klar denkende menschen mit brachialer gewalt vorgeht, um einen kleinen haufen krimineller brauner herrenmenschen zu schützen
-die bittere vorraussicht, dass die nazis wiederkommen werden und die tatsache das auch wir das nächste mal wieder da sein werden und das nächste mal dreimal so viele

Beste gehörte Antifaparole „Ihr seid hässlich wir sind schön, dafür braucht ihr keinen Fön!“
Schlechteste gehörte Naziparole „ Hier spaziert der Nationale Widerstand“

Bis zum nächsten mal
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Ergänzungen

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xXx 29.08.2004 - 19:41
Wir haben zwar die Demo gestört und fast verhindert und die Bürgers haben fast nix von den Plaklaten mitbekommen. Aber da die Zeitungen oft drüber geschrieben haben und so viel in der Stadt los war haben doch fast alle bürgers was mitbekommen. das ist halt net so gut, aber sonst haben wir sehr gute arbeit geleistet! die nasen kommen bestimmt net mehr

Die gleiche Pest auch in Schwäbisch Hall

Schäbig Hell 29.08.2004 - 21:21
Mario Mathes, der auch in HP vor Ort war, ist auch einer der 2 Demoanmelder des BDVG Aufmarsches am 11.9.2004 in Schwäbisch Hall. Für mehr Infos dazu z.B.:  http://www.puk.de/ras/schw%E4bischhall.htm

muss ausgefüllt werden

muss ausgefüllt werden 30.08.2004 - 20:47
FAZIT

Dorfnazis,KSB,NSO,DS/APO trauten sich mal wieder nicht an einer "Nationalen Demonstration" Teilzunehmen (Angst Erkannt zu werden?)Dennoch war die Nazi-Prominenz aus dem Rhein-Main Gebiet vor Ort (Teufer,Mathes...) was Mensch nicht unterschätzen Sollte.Der Antifaschistische Widerstand war Sehr Massiv und wichtig,Die Bullen haben Es mal wieder Nicht so auf die Reihe Bekommen ( Ein Polizist zun Anderen als ca.80-100 Autonome auf die andere Seite der Brücke Maschierten: "Do hätt mol oner Zumache misse,Wos n scheiss"
Naja als erfolg möchte ich dies aber nicht wirklich werten. Die Nazis haben anscheinend Angekündigt wiederzukommen.

ausgefüllt

ausgefüllt 31.08.2004 - 00:07
@muss ausgefüllt werden
wir werden auch wieder da sein und ich hoffe das dann einige mehr Leute da sein werden, die Bergstrasse ist nicht weit weg von Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim hätte da gern ein paar Gesichter mehr aus diesen Orten gesehen, allein schon weil wir stets auf der Matte stehen wenn in ihren Kaff irgendwelche Nazis Demonstrieren wollen. GenosseInnen das ist zwar kein muss zu jeden Aufmarsch der Nazis zu fahren und den zu verhindern, aber die GenossInnen zu unterstützen die auch euch immer unterstützen wäre angebracht.

Wo waren die Gegendemonstranten ab 18 Uhr ?

fm antifa 01.09.2004 - 16:02
Es ist richtig, dass die Blockaden gut liefen und die
Nazis nur durch Gewalteinsatz der Bullen laufen konnten.
Aber: Nachdem viele Antifas Platzverweise bekommen haben, waren die Straßen rund um den Bahnhof wie leergefegt. Die Nazis sind ab ca.
18:30 noch ein weiteres Stück ihrer ursprünglichen Strecke abgelaufen -
ungestört. Mangels Antifas. Das lief nicht gut.

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------ — Lammy

@mods — schnabeltasse