Warum Antifa- Konzerte im HOF 23?

Autonome Antifas: Prenzl' Berg und Weißensee 06.02.2004 18:07
Über den unkritischen Umgang mit der nationalistischen Band Mia und Alltagsrassismus in Jugendclubs.

Am 7.02.2004 findet im H.O.F. 23 in Berlin Weißensee ein Soli- Konzert zur Finanzierung der diesjährigen Antifa Aktionswoche statt. Warum wir an dem Veranstaltungsort und den OrganisatorInnen (Antifa Jugend Koordination Nordost – A3 [AJUKO]) Kritik haben, wollen wir hiermit erläutern!
Warum Antifa- Konzerte im HOF 23?
Über den unkritischen Umgang mit der nationalistischen Band Mia und Alltagsrassismus in Jugendclubs.

Am 7.02.2004 findet im H.O.F. 23 in Berlin Weißensee ein Soli- Konzert zur Finanzierung der diesjährigen Antifa Aktionswoche statt. Warum wir an dem Veranstaltungsort und den OrganisatorInnen (Antifa Jugend Koordination Nordost – A3 [AJUKO]) Kritik haben, wollen wir hiermit erläutern!

HOF 23
Der HOF 23 (House of Fantasy), ist ein staatlich finanzierter Jugendclub in der Langhansstr. 23. Er ist ein Ort, an dem sich normale Jugendliche, aber auch Solariumnazis und Latentrassisten treffen um gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. All dies wäre halb so schlimm, wenn die SozialarbeiterInnen wenigstens versuchen würden, auf die rechtsgerichteten Jugendlichen einzuwirken. Dies ist leider bisher noch nicht richtig geschehen.
Dazu kommt der Fakt, dass es zwei Mal im Monat einen „Türkenfreien Freitag“ gibt. Jugendliche, die auf ihren Ausweisen Postleitzahlen aus Wedding oder Kreuzberg haben, werden gleich an der Tür abgewiesen. Die Jugend- Diskos am Freitag sind eigentlich ohne Ausweiskontrolle, da der HOF ein Jugendclub ist. Lediglich von Personen, die als „ausländisch“ eingestuft werden, wird der Personalausweis gefordert. Als Grund, wird die Bekämpfung von Gang-Kriminalität genannt, was allerdings keine Methode sein kann. Das hat nichts mit sozialpädagogischer Arbeit zu tun, sondern ist schlichtweg rassistisch.

Antifa Woche 2003 – ein Jahr danach
Nachdem das Antifaschistische Aktionsbündnis 3 (A3) sich im letzten Jahr auflöste, und die Logistik (E- Mail- Passwort, Postfachschlüssel, Internetseiten- Passwort) trotz Widerwillen der alten A3- Gruppen von einer „anderen“ Fraktion übernommen wurde, arbeitet diese nun unter dem Namen „A3“ weiter. Die InitiatorInen der Antifa Aktionswoche 2004 sind darum kein gänzlich neuer Personenkreis, sondern waren auch im Jahr 2003 an der Vorbereitung der selben beteiligt.
Im Rahmen der Antifa- Aktionswoche 2003 fand am 1.02. eine Demo in Weißensee statt, welche sich unter anderem auch gegen den HOF 23 und dessen Jugendarbeit richtete. Nach dieser Demonstration machten kritische Sozialarbeiter eines weißenseer Jugendclubs sich die Mühe, mit Soz.päds aus dem HOF 23 und anderen Jugendeinrichtungen sich über antirassistische Jugendarbeit auseinander zusetzten. Daraufhin gerieten die antifaschistisch motivierten Sozialarbeiter unter massive Kritik seitens der „anderen“ Fraktion, was sie doch überhaupt mit derlei Einrichtungen diskutieren würden.
An den Verhältnissen im HOF 23 hat sich trotz sozialpädagogischer Bemühungen grundsätzlich nichts, aber auch rein gar nichts geändert. Beispielhaft dafür war unteranderem die Bezirks Vollversammlung am 1.10.’03, bei der Jugendeinrichtungen gegen Kürzungen protestierten. Unter den anwesenden HOF- Kids war mal wieder eine Clique von Jugendlichen anwesend, welche durch ihr eindeutig rechtes Outfit auffiel. Zu sehen waren unter anderem einschlägige Nazi- Kleidermarken wie „Thorsteinar“. Diese wird von Neonazis, wie z.B. Udo Sigmund aus Niederlehme und weiteren Polizeibekannten Faschisten aus dem Kreis Königs Wusterhausen vertrieben und dient vorwiegend zur Finanzierung der rechten Szene (von der Bewegung für die Bewegung).

Dieser Zustand im HOF 23 ist der AJUKO-A3 auch sehr wohl bewusst! Darum ist es für uns als autonome Antifas nicht verständlich, dass diese Location trotzdem von ihnen genutzt wird. Ihr Argument, der HOF müsse mit „antifaschistischen Konzerten geflutet“ werden, ist einfach nicht zulässig! So lange sich linke Partys und Konzerte in diesem Laden stets außerhalb des üblichen Betriebs bewegen, wird sich am Klima im HOF 23 auch nichts ändern. Da die Freitagsdiscos, die eine Veränderung bitter nötig hätten, immer bis Ende des Jahres
vorausgeplant sind, bietet sich momentan auch keine Möglichkeit zur Intervention.
So lange sich an dieser Situation nichts ändert, ist eine eventpolitische Zusammenarbeit mit dem HOF 23 vollkommen inakzeptabel. Die sinnvollste Alternative ist bis dahin, in Weißensee außerhalb des HOF’s linke Jugendkultur zu fördern und aufzubauen.

MIA bleibt übel!
Als Krönung des ganzen Dilemmas kann ebenfalls die Gestaltung des Plakates für das Konzert am 7.1.2004 gesehen werden. Verwendet wurde das stilisierte Gesicht der MIA- Frontsängerin Mieze. Die Elektro- Pop- Band MIA ist Initiator des „Künstler“ Projektes „Angefangen“. Des weiteren arbeitet die Band an der Zeitschrift „Deutsch“ mit, in der Burschenherrlichkeit, Patriotismus und vor allem deutsche Mode noch gesellschaftsfähiger gemacht werden sollen. Beide Projekte, „Angefangen“ wie auch das Magazin „Deutsch“ haben sich zur Aufgabe gesetzt Deutschland wieder als ganz normale Nation darzustellen, eine Nation auf die mensch auch stolz sein kann.
Mit ihrer im Oktober letzten Jahres veröffentlichten EP „Was es ist“ verfassten sie ein euphorisches Liebeslied an die Deutsche Nation. Mit Liedzeilen wie „Ein Schluck vom schwarzen Kaffe macht mich wach / dein roter Mund berührt mich sacht / in diesem Augenblick es klickt / geht die gelbe Sonne auf“ soll „Durch die Neubelegung der [deutschen] Farben…eben auch das Verhältnis zur eigenen Identität entkrampft werden“. Im dazugehörigen Video, dieser Vertonung eines Erich Fried- Gedichtes, hampeln Mieze und ihre Band in schwarz, rot, goldenem Outfit über den Bildschirm. Schließlich gibt es laut MIA „keinen Grund sich für sein Deutsch sein zu schämen“. Sicher kann mensch nichts dafür, das sie/ er hier geboren ist. Wir müssen deshalb aber noch lange nicht stolz darauf sein. Es gibt keinen Grund zu diesem Land kein entkrampftes Verhältnis, geschweige denn eine positive Identität aufzubauen. Während Mieze in ihrer chicken Altbauwohnung, gemütlich schwarzen Kaffee säuft, sich von roten Lippen küssen lässt und ihr goldenes Flurlicht an und aus knipst – kurz ihren mitteleuropäischen Luxus voll geniest- marschiert anderswo das deutsche Heer, werden jüdische Friedhöfe geschändet, MigrantInnen in den Tod abgeschoben und Menschen für Hungerlöhne zur Lohnarbeit gezwungen.

Ein Artikel aus dem Antifa- Jugendinfo zur Aktionswoche 2004, der sich ebenfalls kritisch auf MIA bezieht, belegt unsere Ansichten ebenfalls: „ Wer Ja zur Nation sagt, sagt auch Ja zum nächsten Krieg,…sagt Ja zum Sozialabbau…und zu Konrad Adenauer dem „besten Deutschen“ (Gruppe Progress Berlin). Warum also wird das Konterfei der MIA- Front- Frau verwendet, wo doch selbst im Begleitheft zur diesjährigen Antifa- Woche festgestellt wird, dass MIA nationalistische Ambivalenzen hat? Nicht umsonst endete ein Konzert dieser Band am 15.1. 2004 in einem Regen aus Eiern, Mehl und Gemüse. MIA gehört weder auf Antifa- Konzerte, noch auf deren Plakate! (Mehr Infos zu Mia: www.mia-ist-uebel.tk).

Ein paar Worte zum Schluß
Es ist doch komisch, dass gerade diejenigen, die sich selbst für die besten Kritiker deutsch- nationalistischen Größenwahns halten, mit ihren Plakaten eine Band unterstützen, die sich in genau diesem Fahrwasser bewegt und ihre Soli- Konzerte in einem Club machen, der eine sehr zweifelhafte Position zu Alltagsrassismus hat. Wir hoffen jedoch, dass sich daran in Zukunft einiges ändert. Diest ist eine Aufforderung an die Organisatoren zu einer Stellungnahme. Über weitereDisskusionen zu diesem Text sind wir selbstverständlich erfreut.



Autonome Antifas aus Prenzlauer Berg und Weißensee


Für eine klare Abgrenzung zum nationalen und rassistischen Mainstream!
Für eine befreite Gesellschaft! Für den Anarchismus!



Kontakt:  refuse_resist@web.de




Anmerkungen:
Die Beschreibung „andere“ Fraktion bezieht sich auf Einzelpersonen und Personengruppen aus dem Spektrum der Autonomen Antifa Nordost (AA/NO) und des Gruppe Internationale Web- Teams. Dies nur als Anmerkung, für alle die sich dafür interessieren.

Wir wollen mit diesem Text den HOF 23 nicht als Hort des Faschismus dämonisieren, sondern lediglich darauf hinweisen, dass einige Sachen im Hof nicht ganz unproblematisch sind.
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Ergänzungen

Naja...

etwo 06.02.2004 - 18:45
Ich finde Mieze von Mia ist auf dem Plakat schwer zu erkennen. Vielleicht ist das von den Autoren "A3" so gewollt.
Würde ich ein PLakat mit Mia drauf machen, dann würde ich es in Graustufen oder so abdrucken, aber so rot/weiss find ich das etwas unkenntlich.
Sollten die Autoren aber ein Plakat mit Mia drauf abdrucken, obwohl die nicht mal zum Konzert kommt - find ichs unsinnig..

jaja super foto

paul 06.02.2004 - 19:15
bitte, ich verstehe die ironie nicht. erklärs mir.

das argument mit super foto is ja wohl voll für arsch. ick hab noch irgendwo ein super ian-steward-foto rumzuliegen. fürs nächste konzert.

das foto wurde übrigens unbearbeitet und unkommentiert ganzseitig im infoheft abgedruckt. ist also nicht so dass mieze hier auf dem plakat absichtlich unkenntlich gemacht wurde...

mieze war übrigens auf den zweiten konzert, das auf dem plakat angekündigt war, und wurde blöd angemacht, und das obwohl mit ihr geworben wurde. tststs


zum thema thorsteinar

Brausepaul 06.02.2004 - 19:55
hallo,
Ich finde es gut und wichtig das das konzi im Hof stattfindet.
allerdings muß ich an diesen artikel kritisieren, das Thorsteinar als Nazimarke genannt wird. Diese Artikel bekomme ich in normalen Läden (Doorbreaker) usw zu kaufen und kann diese nicht als rechts einordnen. Wenn jetzt jemand mit ruhnen kommt, schaut euch mal das Zeichen bei Nike-Town in berlin an. Und da käme auch keiner auf die idee, das diese marke NS wäre!
Und das Geld aus KW in die Fascho-szene fließt wäre auch neu. Nicht umsonst fahren die beiden dicke Schlitten!
bis im HOF

ihr solltet schon bei den fakten bleiben

kein mia fan 07.02.2004 - 21:06
ich teile ja durchaus eure kritik anmia,nur solltet ihr bei den fakten bleiben - von wegen glaubwürdigkeit und so...
mia arbeiten definitiv nicht bei der zeitschrift deutsch mit. wenn tut dies lediglich ein mitglied ihres labels

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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