Demo in MD: Volkstimme hetzt

sandamstrand 27.10.2003 08:58
Das Presseecho zur Demo "Linke Politik verteidigen" in Magdeburg, fiel mal wieder sehr unterschiedlich aus. Besonders die Volksstimme Magdeburg - das Kampfblatt von CDU und Bürgermob - rührt wieder ganz tief im journalistischen Dreck. Aber lest selbst...
Vorab ein eräglicher Videobeitrag des MDR unter:
 http://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/1010210.html


...und sie hetzt und hetzt und hetzt

Volksstimme Magdeburg


Magdeburg erlebte die größte linke Demo der Nachwendezeit Wüste Parolen, aber keine Steine: Der große Straßenkampf blieb aus


Magdeburg - Schwarze Fahnen mit Totenkopf, rote Banner, die vietnamesische Staatsflagge, Transparente, die zum militanten Kampf gegen die gehasste BRD
aufrufen, über 2000 linke Demonstranten aus ganz Deutschland, im Kordon von fast genau so viel Polizisten, aus vier Bundesländern - das war Magdeburg am Sonnabendnachmittag.

"Staat Scheiße!" - "Anarchie gut!"
"Du blöder Saubulle. Guck dich mal an, wie Scheiße du bist", pöbelt der junge Mann kurz nach 14 Uhr am Zugang zum Bahnhofsvorplatz. Die doppelte Kette Bereitschaftspolizei bringt die Seele des Krawalltouristen und seiner Genossen in Wallung. "Taschenkontrolle, Beine auseinander!" - rauh aber nicht besonders herzlich die Reaktion der Grünen aus Niedersachsen.

Nur langsam füllt sich der Bereich zwischen Hauptbahnhof, City Carré, Cinemaxx und Intercity-Hotel. Um 14 Uhr soll die bislang größte linke Demo der Nachwendezeit in Magdeburg beginnen. Doch die Gruppen treffen nur nach und nach ein. Der Grund: Die Polizei kontrolliert bereits an den Ortseingängen. Und dabei haben die Beamten alle Zeit der Welt. Wutgeheul, als der Einpeitscher aus Bayern im Lautsprecherwagen diese Polizeitaktik verkündet. "Lasst euch nicht provozieren, aber lasst euch auch nichts gefallen", heizt er immer wieder die Stimmung an.

"Linke Politik verteidigen! Freiheit für Marco, Daniel und Carsten und alle politischen Gefangenen!" So lautete das offizielle Motto der über 2000 Demonstranten. Sie sind unter anderem aus Berlin, Braunschweig, Frankfurt am Main, Oldenburg, Nürnberg, Dresden Leverkusen Göttingen, Hamburg und sogar der Schweiz angereist. Die Linken wollen sich für drei Magdeburger einsetzen, die seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft sitzen. Und seit vorigen Dienstag in Halle vor dem Oberlandesgericht stehen. Sie sollen zu einer linksterroristischen Vereinigung gehören und mehrere Brandanschläge verübt haben.

Doch das angemeldete Protestziel ist für viele nur ein Vehikel, um ihren Hass auf den "imperialistischen Staat BRD" herauszuschreien und wenn sich die Gelegenheit ergibt, Randale zu machen. "Ich mache die Schweine platt, wenn es darauf ankommt", plärrt ein Mädchen und gibt die Weinbrandflasche an ihren Nachbarn weiter. "Terror über alles", verkündet die Schrift auf einem Sweat-Shirt.

Vier Stunden lang bewegt sich der Zug durch die Magdeburger Straßen. In Stadtfeld, vor dem Haus "Ulrike", das von Linken besetzt und später von der Polizei geräumt wurde, der erste Stopp. Ein Polizeihubschrauber knattert über der Straße. Linke und rechte Fotoamateure lichten sich gegenseitig fürs "Familienalbum" ab.

Der erste so genannten Redebeitrag, dem an den nächsten "Haltestellen" weitere folgen. Auf einen Nenner gebracht: "Staat Scheiße. Bullen Scheiße. Anarchie gut, Kommunismus gut."

Alle Seitenstraßen sind von Polizei abgeriegelt. Einsatzreserven und so genannte Festnahmekommandos in den Bereitstellräumen. Vier Hundertschaften Polizei aus Brandenburg, Thüringen und Niedersachsen sind zur Unterstützung ihrer Kollegen aus Sachsen-Anhalt angefordert worden.

Auf dem Weg über den Olvenstedter Platz zurück ins Zentrum stehen nicht die erwarteten Beifallklatscher. Lediglich von einigen Balkons und an einigen Fenstern werfen Magdeburger einen Blick auf die Demo. Allerdings nur aus Angst um ihre Autos, die sie auf der Straße abgestellt haben. Bis auf lautstarke Schimpfkanonaden und dem Lieblingsslogan: "Bullen verpisst euch!", bleibt es im Zug ruhig. Die befürchteten Straßenkämpfe zwischen Grün und Rot bleiben aus. Die Plakate mit Schriftzügen wie "Gesellschaft ohne Knäste" werden eingerollt. Der Lautsprecher, der gerade noch krächzste "Deutschland muss sterben, damit wir leben können", wird ausgeschaltet.

"Das Gewaltpotenzial war erheblich", rechtfertigt gestern Sachsen-Anhalts Innenminister Klaus Jeziorsky (CDU) das große Polizeiaugebot. "Über 300 bis 400 Autonome gehörten zu denen, die keinen handfesten Krawall auslassen." Der Demo-Leitung sei von Anfang an klar gemacht worden, dass die Eingreifschwelle der Beamten "sehr niedrig" sein wird. "Schon wenn Vermummte im Demonstrationszug aufgetaucht wären oder beim ersten Steinwurf hätten wir Ernst gemacht."
Magdeburg könne es sich nicht erlauben, "als Tummelplatz für gewalttätige Chaoten" berüchtigt zu werden, so Jeziorsky.

Von Bernd Kaufholz





Mitteldeutsche Zeitung

Linke Demo blieb ganz friedlich
Protest gegen Inhaftierung - Prozess in Halle

erstellt 26.10.03, 16:04h

Magdeburg/MZ/stk.
Geparkte Autos solle man besser wegfahren, hatte die Polizei zuvor geraten, und unnötige Abstecher in die Innenstadt vermeiden. Doch als der Demonstrationszug aus 2000 Anhängern von linken Gruppen aus ganz Deutschland sich am späten Samstagnachmittag vom Magdeburger Bahnhof aus in Bewegung setzte, um gegen die Inhaftierung von drei Magdeburgern zu protestieren, denen derzeit der Prozess wegen Mitgliedschaft in einer Terror-Vereinigung gemacht wird (MZ berichtete), blieb dochalles ganz friedlich.

Die Polizei, verstärkt durch Hundertschaften aus Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen, hatte allerdings zuvor auch nichts dem Zufall überlassen. 1418 Leibesvisitationen meldete das Innenministerium am Tag danach, fünf Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, darunter ein Mann, der mit Haftbefehl gesucht wurde. Bereits auf den Autobahnen hatten Beamte auffällige Busse und Pkw heraus gewunken, schon im Bahnhof wurden Demo-Touristen per Platzverweis wieder nach Hause geschickt. "Dabei", empörte sich ein aus Dresden angereistes junges Mädchen, "hatten wir überhaupt noch nichts gemacht." Dabei blieb es bis in die späten Abendstunden. Auf langen Transparenten und Spruchbändern forderten die fast durchweg schwarz gekleideten Demo-Teilnehmerinnen zwar radikal "Freiheit für alle politischen Gefangenen" und riefen "Wer das Geld hat, hat die Macht, bis es unterm Auto kracht". Die vor allem wegen der angekündigten Beteiligung von rechten Kameradschaften, die sich mit der Forderung nach Freilassung aller Inhaftierten hatten solidarisieren wollen, befürchteten Ausschreitungen aber fanden nicht statt.
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Ergänzungen

Wovor habe die eigentlich Angst?

M. 27.10.2003 - 10:47
Bundesweit sind gerade 2500 Linksradikale zusammengekommen. Das mag für das Jahr 2003 recht viel sein... aber was sind schon 2500? Allein in Westberlin waren vor 15 Jahren zehnmal soviele Linksradikale anzutreffen wie heute im gesamten Land und sie waren damals trotzdem keine Gefahr für den Staat. Wovor haben diese Hetzer also Angst?
Oder geht es um was anderes? geht es darum, sich ein feindbild herbeizuwünschen, gegen das dann ganz "couragiert" angeschrieben werden kann? Der Satz "Der große Straßenkampf blieb aus" hört sich ja etwas enttäuscht an. Gegen wirkliche Schweinereien traut sich die Volksstimme nicht zu schreiben, das wäre ja wirkliche Courage. Volksstimme ist eine typische DDR-Zeitung. Vielleicht sollten einige denen mal den einen oder anderen kritischen Leserbrief schreiben?

Aufregung ist unsinning

Anmerkung 27.10.2003 - 11:33
Das Ex-SED-Blatt "Magdeburger Volksstimme" ist kein journalistisches Produkt. Volontäre, Studis und Jobber schrieben meist auf Bestellung kommerziell ausgerichtete Artikel und "Produktinformationen" (die jeweiligen Firmen spenden dann das geld der Voksstimme - sowas ist heutzutage bei Regionalzeitungen üblich). Die Nachrichten sind meist Tickermeldungen. Im Falle der Hetzkampagne sind 2 Möglichkeiten drin: es gibt Rechte, die für die Volksstimme schreiben oder diese Artikel werden auf Bestellung von Polizei/Bürgermeister geschrieben.- Denkbar ist auch eine dritte Variante: Eine rechte Gruppe hat diese kampagne finanziert. Aufgrund der prominenten Platzierung des Themas müsste da aber sehr viel Geld geflossen sein.

Bernd Kaufholz kokst ZUVIEL

mobster 27.10.2003 - 11:43
Meine lieber Scholli, da übt aber jemand fleissig für die Karriere bei BILD. Und wenn's da nicht klappt, die UN suchen ja auch noch rechtige... äh... richtige Journalisten.
"Staat Scheiße!" - "Anarchie gut!" Die Drogen die der nimmt will ich auf jeden Fall auch.
In seinem Paralleluniversum sind die Demos auf jeden Fall krachiger und blutiger als in der tristen deutschen Realität.... "Ich mache die Schweine platt, wenn es darauf ankommt" - gib mir auch mal die Flasche Brandwein, Bernd!

PS: Werden An"führung"szeichen beim Zeilen"geld" eigentlich ange"rech"net? Oder ist auch "wieder" so ein verkapptes "Bild""zitat" wie früher bei der "DDR"?

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