1 Jahr Hausbesetzung in Marburg

Geschafft, das erste Jahr liegt hinter uns.
Nochmal zur Erinnerung:
Am 05.09.02 wurden zwei Häuser in der Marburger Wannkopfstrasse 13 durch das Projekt zur Förderung alternativer (Wohn-) Kultur besetzt. Mehr als ein reines Wohnprojekt sollte hier entstehen. Viele Ideen gab und gibt es für die Nutzung beider Häuser ( bei denen es sich zugegebenermassen eher um Ruinen handelt).
Viel von dem konnte umgesetzt werden - verschiedene Vorträge, Voküs, Workshops und Konzerte (Strassenmusik, Punk + Widerstand, Infos zu Chiapas und Marburger NS-Geschichte) haben stattgefunden.
Die "Besetzung" der Leute, die in den Häusern wohnen hat sich im Laufe der Zeit nahezu komplett verändert. Viele sind gegangen und viele neue Leute, v.a. aus anderen Städten sind gekommen und geblieben.
Die Idee, ein langfristiges Konzept zu entwickeln, haben wir nach etlichen Diskussionen verworfen. Die Prioritätensetzung verändert sich stetig und permanent mit der Gruppe von Leuten die sich hier einbringt. Chaotisch, anarchistisch, feministisch geht es also bunt und munter weiter - wer jedoch glaubt bei uns sexistisches, rassistisches, faschistisches Verhalten an den Tag legen zu können, oder militaristische und kapitalistische Ideologien preist, fliegt raus! Punkt!
Viel Energie haben wir im Lauf des letzen Jahres in die Renovierung der Häuser gesteckt, erschwert v.a. durch das Fehlen von Strom und Wasser. Mittlerweile sind aber fast alle Zimmer bewohnbar, die Dächer sind gedeckt, der Umsonstladen floriert und unser Cafe eröffnet am 28. September.
Im Gegensatz zu fast allen anderen ähnlichen Projekten in anderen Städten haben wir weder mit Polizei, Stadt, Besitzer oder Ordnungsamt gravierende Probleme, die das Projekt gefährden würden. Der Besitzer ist schon seit Monaten verschollen, das Ordnungsamt guckt ab und zu mal vorbei und die Stadt lässt uns auch weitesgehen in Ruhe. Immer mal wiederkehrende Anfragen von CDU- Abgeordneten an den OB, wann dieser gedenke die Besetzung zu beenden, werden mit dem verweis auf die ungeklärten Besitzverhältnisse abgeschmettert. Die Verhandlungen mit der Stadt haben wir schon vor ewigen zeite, ich glaube drei Wochen nach der Besetzung wegen völliger Entnervtheit unsererseits aufgegeben und abgebrochen.
Ansonsten sind wir in dem Jahr viel rumgereist, haben andere Projekte besucht uns an (anti- und internationalen) Protesten beteiligt und haben eine regelmässige Radiosendung beim lokalen freien Radio.
Insgesamt können wir wohl auf ein abwechslungsreiches Jahr voller (interner) Auseinandersetzung, (politischer) Motivation und Frustration und ein intensives, von Spontanität geprägtes, Zusammenleben mit viele passiven aber auch vielen aktiven Phasen zurückblicken.
Viele Grüsse an alle, die uns während des Jahres mit ihrer Solidarität (nicht zu vergessen auch durch finanzielle Unterstützung und Sachspenden) oder durch ihre konstruktive Kritik unterstützt haben.
KEIN GOTT KEIN STAAT KEIN MIETVERTRAG!!
W13 BLEIBT!!