Den Naziaufmarsch in Saarlouis verhindern!

Saarland 01.07.2003 14:26
Flugblatt von autonomia sinistra zum geplanten Naziaufmarsch am Samstag 05.07.03 in Saarlouis
Den Naziaufmarsch in Saarlouis verhindern!
Die faschistische „Kameradschaft Saarlautern“ , eine Gruppe militanter Neonazis aus Saarlouis, mobilisiert für Samstag, 05.07.03 zu einem Naziaufmarsch nach Saarlouis. Bereits in der Vergangenheit war Saarlouis häufig Schauplatz neonazistischer Aktivitäten. Durch Übergriffe, Anschläge oder Aufmärsche wie zuletzt auch im August letzten Jahres zogen die Machenschaften der saarländischen Naziszene die Aufmerksamkeit auf die „heimliche Hauptstadt“ des Saarlandes. Trauriger Höhepunkt diese Aktivitäten stellt der Anschlag von 1991 da. In der Nacht zum 19. September 1991 gab es einen rassistisch motivierten Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim in Saarlouis-Fraulautern, bei dem Samuel Yeboah, Flüchtling aus Ghana, starb und weitere Menschen schwer verletzt wurden. Dieser Übergriff stellte den Auftakt zu einer Welle von Brand- und Bombenanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland dar. Samuel Yeboah war eines der ersten Todesopfer rechter Gewalt in Westdeutschland nach der Wiedervereinigung. Auch nach dem Mord (die Täter wurden nie gefasst) ging der Ausbau faschistischer Strukturen weiter, welche im Saarland mit Saarlouis ihren Schwerpunkt hatten. Diese Struktur wurde in den darauf folgenden Jahren weiter ausgebaut, und Saarlouis entwickelte sich zu einer Hochburg militanter Neonazis in Südwest-Deutschland. Nazi-Aufmärsche, zahlreiche Übergriffe und massive Präsenz von rechten Skinheads im Saarlouiser Stadtbild sorgten immer wieder für überregionale Aufmerksamkeit. Für die Entscheidungsträger der Stadt Saarlouis stellten jedoch weniger die Nazis an sich ein Problem dar, sondern viel mehr der Verlust eines Rufes als weltoffene und gastfreundliche Stadt. Somit waren ihre Anstrengungen darauf konzentriert, die Existenz organisierter Neonazis zu leugnen und Antifaschist/innen, die auf die Situation in der Stadt aufmerksam machen wollten, mundtot zu machen.
Jüngstes Beispiel dieser Politik der Verdrängung und Kriminalisierung ist der Umgang der Stadt mit der Erinnerung an Samuel Yeboah. Am 10. Todestag des Flüchtlings wurde während einer Demonstration eine Gedenktafel, die an die Ermordung Samuel Yeboahs erinnert, am Saarlouiser Rathaus angebracht. Noch in der selben Nacht wurde diese auf Anweisung des Oberbürgermeisters Fontaine entfernt und gegen den Anmelder der Demonstration kurzerhand Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Am 18. Februar 2002 erhielt dieser einen Strafbefehl vom Amtsgericht Saarlouis über 1.200 €. Vorgeworfen wird ihm "rechtswidrig öffentliche Denkmäler beschädigt oder zerstört zu haben". Da Widerspruch gegen dieses Urteil eingelegt wurde, wird das Verfahren vor Gericht entschieden.
Die Situation in Saarlouis kann nicht isoliert von den gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland betrachtet werden. So wurde 2000, im "Sommer des Antifaschismus", in Saarlouis das "Bündnis gegen Rechts" eingerichtet. Mit tatkräftiger
Unterstützung der Medien inszenierten damals staatliche Institutionen bundesweit eine Kampagne, um das Ansehen Deutschlands in anderen Ländern zu verbessern. Hintergrund war die Überlegung, Deutschland als Wirtschaftsstandort
für ausländische Investitionen und Fachkräfte attraktiv zu machen und den durch rassistische Übergriffe erlittenen Imageschaden zu reparieren. Doch hinter dem Make-up des "Aufstands der Anständigen" sieht die Realität nach wie vor anders aus. Tagtägliche Übergriffe auf der Straße und staatlicher Rassismus in Form von Abschiebehaft, Abschiebungen und Sondergesetzen bestimmen wesentlich die Lebensbedingungen der hier lebenden nichtdeutschen Bevölkerung. Und wer sich dagegen selbstorganisiert zur Wehr setzt, muss unter Umständen mit staatlicher Repression rechnen, obwohl gerade der Mord an Ahmed Sharlak im vergangenen Jahr in Sulzbach gezeigt hat wie wichtig es ist, sich gegen Nazis und Rassisten zur Wehr zu setzen und sich zu organisieren.
Besonderes Augenmerk muss hierbei auf den organisierten Neofaschismus, wie er auch bei der Saarlouiser „Kameradschaft Saarlautern“ auftritt, gelegt werden. Die „Kameradschaft Saarlautern“ hatte bereits vergangenes Jahr einen Aufmarsch durch die Saarlouiser Innenstadt organisiert, sowie in verschiedenen Städten sich an Naziaufmärschen beteiligt. Durch die zunehmende Reisefreudigkeit der „Kameradschaft“ hat sich deren Position und Relevanz in Saarlouis selbst etwas verringert, jedoch sind sie nach wie vor daran interessiert in Saarlouis Präsenz zu zeigen und wie jetzt auch mit dieser angekündigten Demonstration darum bemüht ihr faschistisches Gedankengut auf die Straße zu tragen. Die Mitglieder der „Kameradschaft“ sind in den letzten Jahren verantwortlich für zahlreiche Übergriffe auf Nichtdeutsche und politisch Andersdenkende. Bestes Beispiel ist hierfür der Saarlouiser Neonazi Peter Strumpler der erst vor ein paar Monaten aus seiner bereits zweiten Haftstrafe wegen Körperverletzung entlassen wurde. Der Versuch der Saarlouiser Nazis mittels Demonstrationen sich zu den parallel stattfindenden Übergriffen auf Nichtdeutsche legalistisch zu geben muss am 5 Juli von allen AntifaschistInnen konsequent unterbunden werden. Lassen wir nicht zu das die Nazis am 5. Juli ihre menschenverachtende Ideologie auf die Straße tragen.

Kein Naziaufmarsch in Saarlouis und Anderswo!!!

Naziaufmarsch verhindern!!!
Kontakt: www.sandimgetriebe. de
Antifa Saar/Projekt AK: 0681/3907240

Treffpunkt für alle AntifaschistInnen ist am Samstag, 5. Juli, 10:00 Großer Markt in Saarlouis.

autonomia sinistra!

Unterstützende und aufrufende Gruppen: Antifa Saar/Projekt AK, levanta! Saarlouis, Jugendantifa St. Ingbert, Antifa St. Wendel, subversiv! Neunkirchen, Infoladen Trier, ANO/KL (Antifa Neckar-Odenwald/Keine Lichterketten), Infotelefon Garfield (Rhein-Neckar), Antifa K (Köln), Antifaschistische Initiative Heidelberg AIHD, Antifaschistisches Aktionsbündnis 9.6. (Kaiserslautern), SaarKurier Pressedienst,


autonomia sinistra ist eine saarlandweite Vernetzung von linken Gruppen, die in ihrem politischen Handeln Wert auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung legen. Neben der aktuellen Kampagne "Tatortbesichtigung" sind wir in vielen anderen Bereichen politisch aktiv, wie zum Beispiel der Flüchtlingspolitik, Antifaschismus und linker Kulturarbeit (Kneipe, Konzerte, Infoveranstaltungen, Kino etc.). Wer Interesse an autonomia sinistra hat, kann gerne mit uns in Kontakt treten.

autonomia sinistra: Antifa Saar/Projekt AK, levanta! Saarlouis, Jugendantifa St. Ingbert, Antifa St. Wendel, subversiv! Neunkirchen
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Ergänzungen

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2 01.07.2003 - 14:56
Im Posting-Formular steht eigentlich klar und deutlich, daß Flugis nichts für Indymedia sind ... aber sinistra findet die Idee unabhängiger Medien sowieso total scheisse, warum also dran halten?
Mal sehen, vielleicht poste ich nachher im sinistra-Forum ein paar Kleianzeigen....

forumsregeln

hölderlin 01.07.2003 - 16:33
vor einiger zeit wurde im forum eine sehr spannende debatte um anti-psychatrie u.a. von lukas geführt. leider verschwinden solche debatten ganz schnell, wenn immer wieder alles mit neuen flugis zugespammt wird. damit meine ich nicht, das diese ankündigung spamm ist - nur sollte vielleicht eine gesonderte ankündigungsspalte eingeführt werden.
gerade gruppen wie sinistra haben in ihrem eigenen forum strikte regeln, posten woanders dann aber viele beiträge (schlimmeres beispiel: antifa giessen). ich finde gegenaktionen in saarlouis unhinterfragbar, trotzdem stellt sich für mich die frage nach neubestimmung und gliederung von indy.
Auch die idee, bestimmte diskussionen doch bitteschön auf www.copyriot.com/sinistra zu beschränken finde ich ok.
viel glück und kraft !

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2 01.07.2003 - 20:05
"nur sollte vielleicht eine gesonderte ankündigungsspalte eingeführt werden"
Dies existiert doch! Die Entscheidung, nicht den Terminbereich Indymedias zu nutzen, sondern den Nachrichtenbereich (wo sie nach Ablauf verstopfend wirken) ist eine bewusste.

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