Kurzbericht Mittenwald

Chris Sedlmair 08.06.2003 22:03 Themen: Antifa
Hier ein Kurzbericht über die Aktionen gegen die Wehrmachtsverherrlicher der Gebirgsjäger in Mittenwald. Kommt alle nächstes Jahr. Letztes Jahr waren es nur 60. Diesmal teilweise bis zu 10x soviele. Dann werden die Mörder keine Ruhe finden. Das ist dann unsere Tradition. Kein Vergeben! Kein Vergessen!
Kurzbericht vom Hearing, Demonstration am 7.6.2003 und der Mahnwache am 8.6.2003

Am Samstag fand ein mit fast 300 Menschen sehr gut besuchtes Hearing zu den Kriegsverbrechen der verschiedenen Gebirgsjägereinheiten der deutschen Wehrmacht statt.
Teils Historiker, teils Überlebende hielten sehr gut recherchierte und authentische Beiträge.
Fast 500 Menschen nahmen dann im Anschluß an dem Hearing an einer Demonstration durch Mittenwald teil.
Am Sonntag trafen sich dann ca. 1500 Traditionalisten am „Ehrenmal“ der Gebirgstruppe nahe Mittenwald. Den Transport übernahm z.T. die Bundeswehr, eine Reihe von Bussen und Fahrzeugen wurde eingesetzt. Wie immer wollten sie nur den eigenen Toten gedenken und nicht den Opfern. Wie immer wurden die eigenen Verbrechen heruntergespielt und relativiert. Das Mahnmal mußte im übrigen verhüllt werden, da es zuvor von AntifaschistInnen besucht wurde.
Mit ca. 150 Menschen nahmen zwar nicht mehr so viele wie am Samstag an der Kundgebung und Mahnwache in der Nähe des Mahnmals teil, trotzdem wurde dem diesjährigen Treffen ein entscheidender Akzent versetzt. Es kann über die Verbrechen der deutschen Gebirgsjäger im 2. Weltkrieg nicht mehr geschwiegen werden. Die Täter sind nicht mehr vor Strafverfolgung sicher und es ist nicht zu spät, für die Überlebenden Entschädigungen zu fordern. – (chl)


08.06.2003
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Ergänzungen

einige anschauliche details

xxx 09.06.2003 - 14:38
Bei der Demonstration, die am Samstag nach dem Hearing durch Mittenwald ging, wurde deutlich, dass die Gegenveranstaltung, die Bürgermeister Salminger nur "schweren Herzens" zuließ, den EinwohnerInnen ein Dorn im Auge war: Immer wieder wurden u.a. bekennende Wehrmachts-Gebirgsjäger am Rande der Demo handgreiflich, andere BürgerInnen verlegten sich aufs Schimpfen über das "Demonstrizieren" der Traditionspflege-GegnerInnen.
Die bayerische Polizei legte besondere Dienstbeflissenheit an den Tag - Anlässe wie fehlendes ViSdP oder Mietwagen, deren Besitzer sie verständigen wollen, waren ihnen dabei nicht zu blöd. Skandalös ist der Übergriff dreier BullInnen auf Ludwig Baumann (Vorsitzender der Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz). Soweit ich weiß, gabs auf der Kundgebung eine Verhaftung.
Insgesamt suchten die Bullen offensichtlich nach Gelegenheiten, in die unbeliebten Gegenveranstaltungen einzugreifen, was den BewohnerInnen des schönen Landstrichs sicher lieb gewesen wäre - klang doch schon die Reaktion des Bürgermeisters Salminger auf die Verschönerung des Ehrenmals am Hohen Brendten (das dann bei der Gedenkfeier abgehängt war - wie schade) fast erleichtert: "Sauerei! Da sieht man, was das für Herrschaften sind."

Viel schöner ist aber, dass die Zeiten einer ungestörten Traditionspflege in Mittenwald entgültig vorbei sind - wir wissen ja, was SIE für "Herrschaften" sind! Die Parolen auf dem Weg zu ihrer fiesen Gedenkfeier werden sie hoffentlich so bald nicht vergessen: "Mörder haben Namen und Adressen - Kein Vergeben! Kein Vergessen!"

Bestrafung aller Kriegsverbrecher! Entschädigung aller NS-Opfer!

Heute ist nicht aller tage...

Geisterfahrer 09.06.2003 - 19:48
Es war ne gut gelungene aktion. die pure anwesenheit in der region hat die Leute (crass viele nazis in mittenwald) genervt.die demo und die aktion am sonntag auf dem parkplatz waren sehr gut, da wir unüberhöhrbar auf unser anliegen aufmerksam gemacht haben(lange nicht mehr auf einer so lauten und kraftvollen aktion gewesen - solidarität mit allen menschen die halzschmerzen haben).

für die sofortige entschädigung aller ns-opfer !

Deshalb ... wir kom wieder,keine frage !

weiter gehts

mobstar27 09.06.2003 - 20:58
bayern ist ein doofes land da muß man sich benehmen,
drum fahren wir nach nrw benehmen uns daneben!

demo 12.07.03 12h dortmund-brechten
KRIEG DEN DEUTSCHEN ZUSTÄNDEN!

"Das ist dann unsere Tradition."

denke stets! 10.06.2003 - 11:23
ich würde ja schon ein wenig auf meine wortwahl achten!
Traditionen sind für mich in jedem fall anzugreifen!
ich will auch nicht, dass politische aktionen zu traditionen werden.
traditionen sind überlieferte bräuche, die (leider) unreflektiert übernommen und reproduziert werden.
ich handele aus überzeugung und nicht weil es generationen vor mir auch schon getan haben und es ja nichts dran auszusetzten gibt!
wie soll aus festgefahrenen traditionen ein fortschritt/veränderung entstehen?

Nöö

Lisa 10.06.2003 - 11:35
Mittenwald war gut uns sinnvoll. Brechten wird ne dumme und grossmäulige Antideutschen-Demo, da fahr ich nicht hin. Lieber in der Zeit überlegen, wie nächstes Jahr noch mehr Leute aus NRW nach Mittenwald fahren.

Lisa

@lisa

10.06.2003 - 13:37
ich kenne da ein paar antideutsche, die auch in mittenwald waren. fährst du jetzt nächstes jahr nicht mehr hin?

Das ist doch bekannt

10.06.2003 - 14:08
Deswegen gabs ja die Proteste. Antideutsche Militaristen feiern zusammen mit der CSU die deutsche Armee. Ganz schön wiederlich. Klar, daß man dagegen protestieren muss. Und da lass ich mich gerne "linksdeutscher Friedensfreund" schimpfen. Wenns von denen kommt, ist es ok.

Antideutsche

einer der dabei war 10.06.2003 - 14:56
...haben einem Typen mit Magaphon das wort "Massengrab" verboten, weil es völkisch sei. "Massen- und Volksscheiße" nannt er das. Es gin um "Stalingrad, Staliongrad - Nazis ab ins Massengrab". Ich werde nicht mehr mitfahren, und selber schon gar nicht. Jedenfalls nicht so lange sich da überall Anti-Ds meinen das Kommando zu haben. Ich mußte den Megaphon-Träger ca. 10 Minuten beruhigen.es wird endlich mal Zeit den Antideutschen ein´s auf die Fresse zu geben. Aber nicxht vor den augen der Bullen oder Nazis

Gegen Spalterei!

Buerdman 10.06.2003 - 17:31
Hört doch bitte endlich mit dieser Spalterei auf! Anstatt euch die Fresse zu polieren solltet ihr euch erst mal an einen Tisch setzen, diese ganzen Meinungsverschiedenheiten ausdiskutieren, sie emanzipatorisch überwinden und dann gemeinsam auf die Straße gehen und etwas verändern!

Nur gemeinsam können wir etwas verändern!

Sonntag früh??

ralph 10.06.2003 - 19:20
leider musste ich samstag abend schon wieder zurück, wie und was geschah denn sonntags noch?

Ruhe

Der mit dem Megaphon 10.06.2003 - 20:48
Ich find´s ja rührend wenn sich einer meiner Gefährten so für mich einsetzt. Aber es waren höchstens 5 Minuten Aufregung (wenn ich mich nicht irre). Als jahrelanger antifaschistischer Aktivist hat mich das aber schon verletzt, Standard-Slogans nicht mehr verwenden zu "dürfen". Ich habe mich absichtlich nicht auf einen Streit eingelassen. Ich bin gegen Gewalt gegen Antideutsche. Aber es muß klar sein, daß dieses Vorgehen der Antideutschen dem Antifaschismus schadet. Übrigens können Antideutsche nicht entscheiden, wer ich aus der Linken verpissen soll, dazu müßten sie nämlich Linke sein. Ich bin für Zusammenarbeit mit den Antideutschen beim Antifaschismus, so wie ich mit allen bürgerlichen Antifaschisten zusammenschließe in diesem konkreten Punkt. Zur Aktionseinheit gehört übrigens auch die Aktionsfreiheit, liebe Antideutsche

Ich soll mich entschuldigen

Der, der dabei war 10.06.2003 - 21:09
Der Betroffene hat mich gebeten mich zu entschuldigen. Das tue ich hiermit. Ich nehme die Gewltandrohung zurück und gestehe ein ,daß sie dumm und unüberlegt war. An meiner inhaltlichen Haltung hat sich nichts geändert und ich stimme dem Megaphonträger zu.

grossartiges hearing

zuhörerin 10.06.2003 - 21:22
das hearing am samstag war die spannenste veranstaltung auf der ich seit langem war, perfekte mischung der referenten und referentinnen und ein großes danke an die überlebenden der massaker, dass sie sich an ihre schrecken erinnert haben und davon erzählt haben. ich habe viel zum nachdenken mit nach hause genommen.
auch gute neue parolen, die einfach besser als platte stalingrad-sprüche sind.

Stalingrad/Antideutsche

Überleger 11.06.2003 - 14:25
Ist "Stalingrad, Stalingrad ..." nicht die antideutsche Parole schlechthin? Wenn mann sich das mal so überlegt?

Frage zum Streit

is egal 11.06.2003 - 21:41
Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz durchblicke beim Streit zwischen den Antideutschen und den "Antiimperialisten" oder wie sie sich auch immer nennen. Mich würde nurmahl interessieren inwiweit "Massengrab" völkisch sein soll?

Panorama

HERP 12.06.2003 - 21:47
Grade kam ein Bericht auf Panorama, dort haben sie dann gezeigt wie die Nazis ein Denkmal für ihr Maskottchen eingeweiht haben mit Tamtamm und Naziliedern.
Einige Kommentare zu den Demonstranten waren beispielsweise "früher wären die alle entsorgt worden"

also ehrlich...

s.l. 13.06.2003 - 19:29
@megaphonträder, eigentlich alle,

da ich aus der sog. antinationalen ecke komme, tendenziell von anderen als antideutscher eingestuft werde, passiert mir beim posten hier sehr oft, schreib ich mal was dazu.
zum ersten heisst der spruch "stalingrad, stalingrad, jede minute ein deutscher soldat", zumindest kenne ich so, wo er herkommt, dürfte bekannt sein. desweitern wird oft der satz, auch von mir, von ilja ehrenburg herangezogen, heisst geschrieben, der lautet "...denk ich an deutsche, so geht mein gewehr von alleine los...". das mit dem massengrab ist so eine sache, wieso das als völkisch bezeichnet wurde ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. zumindest hab ichs noch nicht gehört. da ja gerade ilja's satz eigentlich änliches meint. also was bleibt? a)antideutsche sind keine homogene masse... b)es gibt unterschiedliche auffassungen, was sie denn nun eigentlich sind, was sie ausmacht. zu a) will ich sagen, das ich es sehr wichtig finde, das mal zu betonen, zu b) das ewige gered, antid's seien nur schreibtischtäter, geht teilweise sehr sehr weit an der realität vorbei.
die sprüche, weil brechten eine antid demo sei, sollte mensch da nicht hinfahren, sowie antid's seien bürgerlich, sind wirklich sau platt. diesen vorwurf kann mensch dann schnell von einem lager ins andere schieben. also ergo, setzt euch mal mit den leuten da unten hin, fragt warum massengräber in diesem kontext völkisch seien, diskutiert darüber... vielleicht gibts ne begründung, vielleicht auch nicht. ich würd mich da gerne auch aufklären lassen, weil ich nun bisher darüber auch noch nicht nachgedacht habe.
soo, aber eins kann ich euch sagen, die aktion da unten war spitze, der bericht bei panorama auch, demaskierte die nasen erstklassig, lies keine frage aufkommen, wer denn nun die bösen sind ---> die nazis!

faschisten angreifen, mit allen mitteln!
denkt an ilja, stalingrad....
solidarische grüsse an alle antifas die da waren.

ein indy special

15.06.2003 - 04:17

Angreifbare Traditionspflege in Mittenwald
von edelweißpiraten - 07.06.2003 02:09
 http://de.indymedia.org/2003/06/53925.shtml