Her mit dem schönen Leben! Die Hunzinger-Attac-Connection

DER SPIEGEL 04.08.2002 00:14
In den letzten Monaten stand die Käuflichkeit der Regierungspolitiker im Brennpunkt der Öffentlichkeit. Doch inzwischen verdichten sich Gerüchte, daß auch in der Nicht-Regierungspolitik nicht alles auf Selbstlosigkeit beruht. Jüngstes Beispiel: Die angeblichen Verbindungen der Moritz Hunzinger Information AG mit Attac Deutschland.
Das Konzept war ein Senkrechtstarter. Kaum hatte die weitgehend struktur- und hierarchiefreie Bewegung der Globalisierungskritiker Massenwirksamkeit erreicht, schon existierte eine Organisation, die gegenüber allen etablierten Medien als Ansprechpartner auftrat: Attac. So militant der Name klingt, so freundlich und mikrofontauglich ist das Auftreten ihrer Aktivisten.
Die Organisation hat nach eigenen Angaben inzwischen knapp 10.000 Mitglieder und verfügt dem Vernehmen nach über beträchtliche Finanzmittel. Ein Teil davon stammt möglicherweise von Moritz Hunzinger - dem gleichen PR-Unternehmer, der Rudolf Scharping die ominöse Kleiderrechnung über 50.000 Mark bezahlte. Zumindest behauptet das die ehemalige Attac-Aktivistin Justine Saubermann (Name geändert). Demnach fanden im Herbst 2000 mehrere ?Kamingespräche? mit Hunzinger in Frankfurt statt, an denen auch Vertreter mehrerer Gewerkschaften, der SPD-Bundestagsfraktion und Jürgen Möllemann teilnahmen. Gelder seien damals allerdings ?natürlich? keine geflossen, aber es sei gelungen, die ?strategisch wichtige? Bekanntschaft mit Fernsehredakteuren und einigen Zeitungsherausgebern herzustellen. Kurz darauf erhielten dann Mitglieder des Attac-?Koordinierungskreises? (internes Kürzel: ?KoKreis?, der sich mit Themenschwerpunkten wie ?Fundraising? und ?Offshore-Steuerflucht? befaßt), Anrufe von Dr. Peter Frisch, dem stellvertretenden Aufsichtsratvorsitzenden. (Frisch, SPD-Mitglied seit 1967, stand allerdings erst seit Mai 2000 auf der Gehaltsliste Hunzingers. Davor war er Chef des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen und gilt als enger Vertrauter von Wolfgang Clement.)
Rückblickend verurteilt die Aktivistin ihre damalige ?Naivität?: ?Ich glaubte, die Herren Politiker waren auf uns Weltverbesserer einfach nur neugierig?. Sie gibt auch zu, daß die elitäre Atmosphäre bei Hunzinger ?geschmeichelt? habe. Sie und andere AktivistInnen flogen weiterhin wöchentlich business class nach Frankfurt und benutzten dabei pikanterweise die Bonusmeilen-Chipkarten ?anderer Personen?, deren Namen sie nicht nennen will. ?Für uns war es wichtig, an Kontakte heranzukommen?. Man traf sich mit Verlagsleitern, Rundfunkredakteuren, Politikern und ausländischen Botschaftern. Die Hunzinger AG erarbeitete sogar ungefragt eine 1.750 Seiten starke ?public relation vision strategy? speziell für Attac Deutschland. ?Darin waren allerdings nur bunte Bildchen und gute Ratschläge, auf die wir auch selber gekommen wären?. Hunzinger riet den Attac-Leuten demzufolge, nur Mainstream-Themen aufzugreifen, die ?bei mindestens 85 Prozent der Bevölkerung auf ungeteilte Zustimmung? stoßen würden. Die Studie enthielt aber auch statistische Angaben, die auf hochqualifizierten demoskopischen Befragungen beruhte. ?Das hat Hunzinger selbst finanziert. Das hätten wir uns nicht leisten können?. Auch die dort enthaltene Adressenliste potenzieller Spender und die Hinweise für die korrekte Anrede des Botschaftspersonals und Mitgliedern des Hochadels habe man ?bereits brauchen? können.
Hunzingers Strategie war ebenso weitsichtig wie undurchschaubar. ?Je mehr Erfolg wir hatten, je intenisver die Medien über uns berichteten, umso weniger wußte ich, was er eigentlich von uns wollte?. Dazu kam auch sein psychologisches Gespür. ?Mit direkter Bestechung hätte er bei uns natürlich nie was erreichen können.? Erst im September 2001 bekam Justine ein, wie sie sagt, ?mulmiges Gefühl?. Immer häufiger trafen bei ihr dubiose Angebote obskurer Persönlichkeiten ein. Manche interessierten sich brennend für die Adressen von Attac-Mitarbeitern. Ein mutmaßlicher Lobbyist der belgischen S.W.I.F.T schlug vor, die Attac-Sommerakademie 2002 komplett zu finanzieren. Einzige Gegenleistung: Attac sollte die Forderung nach der Tobin-Tax endlich fallenlassen. ?Das war noch eines der harmlosesten Angebote.? Für Justine, die inzwischen an einem geheimgehaltenen Ort unter anderem Namen lebt, war das Grund genug, mit Attac Schluß zu machen. ?Ich wollte schließlich den ausgebeuteten Menschen in der dritten Welt helfen und nicht Didier Holzer?. Was sie selbst betreffe, so Justine, habe sie sich nichts vorzuwerfen. Die teuren Kleider aus Hunzingers Studio-Garderobe habe sie inzwischen Oxfam gespendet. Auf die Frage, ob sie sich auch für die Korrektheit ihrer ehemaligen Mitstreiter verbürgen könne, antwortet Justine ausweichend: ?Manche von denen sind halt schon sehr karrieregeil?. Die plötzlichen Enthüllungen um Moritz Hunzinger waren für sie jedenfalls ?keine Überraschung?.
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Ergänzungen

krass

d.dreck 04.08.2002 - 01:04
kannst du bitte noch'n paar Quellen in die Kommentarspalte packen?

nehmen wir mal an, daß das stimmt...

fränkfort 04.08.2002 - 01:05
...dann sollte attac die somit gewonnenen ressourcen und kontakte einem weiteren personenkreis verfügbar machen. schmiergelder kassieren ist schließlich nicht unmoralisch - die gegenleistungen sind es. und darüber sollte klarheit geschaffen werden. aber bitte nicht politiker-style (und attac ist von allen progressiven gruppierungen prädestiniert dazu - nix für ungut, aber manchmal hab ich den eindruck, jung-spdler vor mir zu haben...)- das nimmt ihnen doch eh keine sau ab.

Beachtet die Quelle!

rückspiegel 04.08.2002 - 01:15
Hm, der Spiegel ist attac und ähnlichen Gruppen nicht gerade sonderlich wohlwollend eingestellt - die Wortwahl und Art der gelegentlichen Berichterstattung ist oft stark im 'Kinder, geht woanders spielen'-Stil gehalten. Klar, denn das Zentralorgan des pseudolinken pseudoentrüsteten es-ist-noch-immer-gutgegangen-Mainstream baut schließlich auf sein Image als Postille von und für Leute Die Sich Auskennen (tm).

Warum lebt die Lady eigentlich an einem 'geheimgehaltenen Ort unter anderem Namen'? Kronzeugin gegen die böse attac-Verschwörung? Was soll die Scheiße? Ist da etwas dran? Hat der Verfassungsschutz mittlerweile attac im Fadenkreuz und plant etwas?

Spiegel, attac oder auch gerne beide haben hier einen dringenden Erklärungsbedarf. Zu viele Ungereimtheiten, zu viele offene Fragen.

das ding hat keine quellenangabe

so nich, freundchen 04.08.2002 - 01:47
nicht sofort jeden scheiss glauben. bitte erst ne quellenangabe, ansonsten hat eine nachricht wie diese nur schrottwert

@freundchen

klar 04.08.2002 - 02:40
Ist ja wohl logisch, daß interene Informanten bei Attac nicht genannt werden wollen! Entscheidend ist doch, ob die Nachricht plausibel ist - und das ist sie allemal!

Auf die Startseite!

Auf die Startseite! 04.08.2002 - 02:53
Auf die Startseite!

Kommunikationsguerilla vom Feinstn

Me 04.08.2002 - 03:25
Auch wenn das eine Kommunikationsguerilla-Aktion ist, find ich das Interessant: Es ist immerhin denkbar, daß sowas wirklich passieren könnte.

04.08.2002 - 05:09
"das Zentralorgan des pseudolinken pseudoentrüsteten es-ist-noch-immer-gutgegangen-Mainstream"

also ist der spiegel das sprachrohr von attac!

Du solst Keine Anderen Götter haben neben mir

Joschi F. 04.08.2002 - 14:07

Hallo Attaci

Mutmasser 04.08.2002 - 14:15
Besser wäre es, denen ne Mail zu schreiben. Aber irgendwie glaube ich, daß Deine Drohung genau so ein Fake ist wie dieser Text hier. Attac ist keine Partei, sondern demokratisch organisiert und niemand würde daher so für Attac sprechen können.

Ander Harmlose Einträge verschwinden ohne

Zorro 04.08.2002 - 15:36
E Mail, wenn die indy solche Offensichtliche Unwahre Nestbeschmutzung Linker Jugendgruppierungen genau wie bei den Jesus People stehen lassen, würde ich auch als indy user, als Betroffener nicht zögern Fundamental zu zu schlagen.

Es ist immer noch ein Unterschied!

Nina 04.08.2002 - 15:59
Ob sowas als Beitrag oder als Kommentar steht, und stehen bleibt!

sonderliche kommentare

frank 04.08.2002 - 16:54
es ist schon recht sonderlich, wie hier attac immer wieder als eine progressive jugendbewegung etc. dargestellt wird. wer in der anti-globalisierungsbewegung aktiv ist, weiss dass attac eben nicht besonders progressiv oder unabáengig ist. im gegenteil schadet attac durch staendige vereinnahmungen und spaltungsversuche der bewegung massiv.

ein blick auf die gruender und prominenten mitglieder dieser organisation ist ebenfalls aufschlussreich. die genaue anzahl habe ich gerade nicht im kopf (ich bin unterwegs, sorry), aber eine ganze menge mitglieder der franzoesischen nationalversammlung sind mitgleid bei attac, und das sagt weniger ueber das parlament als vielmehr ueber attac aus.

sicherlich sind nicht alle attac-leute boese und schlecht, im gegenteil. ein grosser teil laesst sich aber durch den schein von organisation und permanenter anwesenheit in den medien blenden und haelt attac tatsaechlich fuer das, als was es in den medien immer so gern beschrieben wird: die dachorganisation der anti-globalisierungsbewegung. wunderbar, wenn alle da mitmachen, dann hat man die wirklich progressiven (oftmals deckungsgleich mit den sog. radikalen) schon mal schoen an den rand gedraengt und alle anderen in einer sympathischen organisation zusammengefasst, wo sie ausser spektakulaereren mahnwachen nichts anstellen koennen.

gleich ob der obige bericht wahr ist oder nicht (ich halte ihm zumindest fuer plausibel), sollte sich die auseinandersetzung mit attac doch bitte nicht darin erschoepfen, von wem diese arme organisation gerade angeblich verleumdet wird, sondern ob die anschuldigungen plausibel sind. da ich seit den beginnen der bewegung hier in europa aktiv bin und oft mit attac zu tun hatte, kann ich nur sagen: die vorwuerfe klingen fuer mich nicht nur plausibel, sondern stuetzen auch meine eigenen erfahrungen und vermutungen.

sorgen wir dafuer, dass sich die bewegung nicht von attac einnehmen und laehmen laesst, oeffnen wir den jungen mitgliedern die augen, was sie hier eigentlich vertreten und fuer wen.
fuer eine starke revolutionaere bewegung!

frank

auf die startseite

frank 04.08.2002 - 17:02
ansonsten kann ich mich nur der forderung anschliessen, den artikel auf die startseite zu setzen, um eine breitere diskussion zu ermoeglichen

Nicht rumeiern!

fair-play 04.08.2002 - 18:24
Es gibt Momente, da darf auch die Indymedia-Aufsicht nicht feige rumeiern. Entweder sie hält das Ding für echt und/oder diskussionswürdig -- dann sollte es bitte schön auf die Startseite gehievt werden, denn wichtig ist das Thema schon.
Oder aber das ganze wird als unseriöses fake angesehen, mit der Absicht Attac zu diffamieren, nach dem Motto: "Etwas wird schon hängenbleiben". Dann sollte es ohne langes rumlabern gelöscht werden.
Gibt es denn niemanden, der da mal ein bißchen recherschieren kann?
Und was sagt eigentlich der Hunzinger dazu?

Spaltungsversuche?

Bitte bei der Wahrheit bleiben! 04.08.2002 - 20:32
Ich will ja Attac nicht gerade in Schutz nehmen, aber die Spaltungs-Kacke von Linksdogmaten und Kommies, die nur die reine Lehre zulassen wollen. Wer es auch nur wagt anzugeben, attac nicht völlig scheisse zu finden, wird sofort angegriffen und niedergemacht.

?

?? 04.08.2002 - 20:33
ist frank vom bka oder von einer stalinsekte?

bka?

frank 04.08.2002 - 23:17
ich bin weder vom bka noch von einer sog. stalinsekte. aber anscheinend liegt mir die bewegung etwas mehr am herzen als anderen. ich will und werde es nicht hinnehmen, dass wir irgendwann so enden wie die gruenen. und anscheinend wissen manche der kommentarschreiber nicht, worum es geht. weder in bezug auf die bewegung noch auf attac. es geht mir nicht darum, alle attac-mitglieder als sog. abweichler etc. darzustellen, sondern im gegenteil aufzuzeigen, dass leute, die durchaus das richtige wollen, in die haende ihrer gegner geraten koennen, ohne es zu merken.
wer sich in der anti-globalisierungsbewegung tummelt, solte sich mal ein bisschen damit beschaeftigen, wie wir bisher miteinander umgegangen sind, was als konsens galt und wie attac damit umgegangen ist. es sollte nicht nur von allen moeglichen leuten der sog. schwarze block, sondern eben auch mal eine der vermeintlich unverdaechtigen gruppen wie attac unter die lupe genommen werden.

Don't Fake the Fuck. Fuck the Fake

Michael Prinz 05.08.2002 - 02:12

@ frank

ich 05.08.2002 - 02:39
du willst also nicht wie die grünen enden. so weit so gut. warum ist die einzige andere option, die dir einfällt, dann die wie die 80er-jahre-autonomen zu enden? warum nicht mal versuchen weiterzudenken und gehirn statt reflexe sprechen zu lassen? so schlimm kannst du das system ja nicht finden, wenn du attac als das größte übel der welt betrachtest. (attac als der neue hauptwiderspruch - das kapital muss schnell umgeschrieben werden)

Arbeiterbewegung!

Schmusefanatiker 05.08.2002 - 10:30
Manche träumen von einer Revolution ohne Revolution?! Sowas absurdes ist nur mit Attac möglich. Im gegenteil:

ATTAC FORCIERT DIE BARBAREI DES KAPITALISMUS IN DEM SIE IHN VERHARMLOST!!!!

Attac steht mit keinem Wort zur VERÄNDERUNG der Arbeits- und Produktionsbedingungen und eine überhaupt bessere SOZIALE Perspektive!
Alles andere endet in einer EntTÄUSCHUNG und (deshalb)in einer ABSCHWÄCHUNG des Widerstandes!!!

Ich weiß dass jetzt gleich wieder jemand sagt: so'n faschistischer kommie! ich versteh mich allerdings als geduldiger Anarchist, wobei mir schon der sozialismus reichen würde, hauptsache SELBSTBESTIMMT. Anarchismus braucht einen Boden auf dem er wachsen kann. Sowas braucht Zeit!!!



@ich

frank 05.08.2002 - 11:01
bester ich,
schoen, dass du dir solche sorgen machst. mir fallen doch noch ein paar andere moeglichkeiten als die autonomen der 80er ein. dir anscheinend nicht. dann lass uns doch mal wissen, was die richtige alternative waere - eben doch attac? der marsch durch die institutionen ist genauso gescheitert wie die zusammenarbeit mit ihnene. wer das heute immer noch nicht begriffen hat, sollte sich ebdlich mal die letzten 30 jahre sog. linker politik in deutschland (und nicht nur dort) anschauen.
wir haben hier eine wachsende bewegung, die den herrschenden angst macht, eben weil sie so heterogen ist. gegen uns werden militaer aufgefahren und grosstaedte in den ausnahmezustand versetzt, werden eben auch weder finanzielle mittel noch ideologische ressourcen geschont, um diese bewegung irgendwie in den griff zu bekommen - siehe attac. wer sich darauf einlaesst, braucht sich an protesten und diskussion gar nicht mehr beteiligen, der hat die bewegung fuer sich schon zu grabe getragen.

@ frank

ich 05.08.2002 - 14:42
genau das meine ich. für dich scheinen nur zwei mögliche möglichkeiten in betracht kommnen:
a) den weg der grünen gehen oder b) sich in sekten-zirkeln von allen zurückzuziehen.
auf die idee, daß eine bewegung möglichst breit sein sollte und verschiedenen ansätze beinhalten sollte, kommst du niocht. dabei waren selbst bei der großen oktoberrevolution reformistische strömungen dabei (die "normalos" binden, die für radikalere forderungen zunächst (!) nicht zuhaben sin).
an schmusefanatiker: meinst du mit anarchimus eine gesellschaft der gedankenpolizisten und gesinnungsschnüffelei? hört sich für mich so an.

@ich

frank 05.08.2002 - 16:17
genau um die erhaltung der vielfalt der bewegung geht es mir doch. aber gerade die wird ja durch spaltungsversuche einerseits und vereinnahmungsversuche andererseits durch attac gefaehrdet. was glaubst du denn, warum ich in dieser bewegung aktiv bin? eben weil hier (bisher) eine grosse vielfalt an ansaetzen und aktionsformen vorhanden war. weil bisher konsens war, dass jede/r macht, was er/sie will, solange keine anderen gefaehrdet werden, und man sich nicht auf die zehen tritt. attac waren und sind die einzigen, die immer wieder entgegen vorheriger absprachen eigene presserklaerungen herausgegeben haben und sich von den sog. gewalttaetern distanziert haben. gerade dadurch wird doch die heterogenitaet der bewegung in frage gestellt!
und ich bin in der bewegung, weil es hier eben sehr wohl mehr als nur zwei moeglichkeiten gibt. schade nur, dass wir uns gegenseitig die augen aushacken, leute, die attac fuer eine reale gefahr halten (die sprueche vom neuen hauptwiderspruch sind voelliger bloedsinn) als kommies etc. abgewertet werden. ich halte die kommunistischen ideale fuer richtig, ist das schon schlimm? ich bin kein mitglied einer dieser kleinstparteien und habe auch nicht vor, eines zu werden. was dort naemlich kaum moeglich ist, war es bisher in der bewegung: die auseinandersetzung mit anderen ideen, auch intern, wie hier im falle attac.

wenn das so ist

ich 05.08.2002 - 16:27
dann sorge dafür, daß dein anstaz (oder andere) stark werden. nimm deine kraft nicht für den kampf gegen andere strömungen, sondern für deine ideen! das gegeneinander-kämpfen ist es, was mich stört. mir wäre es auch lieber, wenn andere ansätze stärker wären. scheinbar erreicht man aber niemanden mit "kapitalimus abschaffen" - das bedeutet nicht, davon abstand zu nehmen, sondern einfach das zugehen auf die menschen zu überdenken. menschen dort abholen wo sie sind und so weiter.

attac eigenerlebniss

eins 05.08.2002 - 17:26
bei einigen aktionen an meiner uni, nicht nur streik, bin ich mit attac in kontakt gekommen. ich bin nicht dagegen das es eine "dachorganisation" gibt, welche leiseren stimmen zu größerem gewicht verhilft und nicht mit seinen erfahrungen geizt. aber immer wenn spontane aktionen, auch wenn sie nicht reflektiert waren, stattfinden sollten war der erste Gang der zu attac. manchmal war dann der schöne satz zu hören: 'nein das passt uns nicht in das konzept, macht doch bitte etwas anderes'. Einerseits wird so der ationismus im keim erstickt und andererseits lehren mensch so gerade nicht wie er eigenverantwortung übernehmen kann und wie es ist hinter seiner eigenen (!) idee zu stehen und sie zu verteidigen.
zu den geldspenden oder so will ich nur so viel sagen, daß es ein grundsätzlichen problem mit hierarchien und gruppen ist, daß sie dröge langsam sind, das alle die verantwortung tragen, d.h. keiner hat sie und dann fällt plötzlich einer eine entscheidung und alle müssen sie dann tragen. das konsenskonzept mit dem die menschen um sub. marcos entscheidungen gefällt haben klang für mich bis jetzt am besten.

@ich

frank 05.08.2002 - 22:51
ich (und viele andere) stehe ja nicht gegen attac, weil sie "meiner"sog. lehre (sofern ich denn eine habe) entgegenstehen. dann muesste ich ja die ganze bewegung bekaempfen, eben weil dort so viele meinungen vorhanden sind.
im gegenteil will ich ja die meinungs- und aktionsvielfalt erhalten. attac ist nicht eine gefahr nur fuer das, was ich fuer richtig halte, sondern fuer alle, die eine andere ansicht und aktionsform haben als attac - also evtl. auch fuer dich. so, morgen frueh verlasse ich europa, dann bin ich aus der diskussion erst mal raus. ich glaube, wir sind uns gar nicht sooo uneinig. kaempfen wir gemeinsam in und fuer eine starke, heterogene bewegung, die mehr schafft als kongresse zu veranstalten (was selbstverstaendlich auch wichtig ist).

attac vereinnahmen!

chilango 05.08.2002 - 22:58
Was mich an der vorangegangenen Diskussion stört, ist, dass attac für ein monolithischer Block gehalten wird. Zwar sind viele der Vorwürfe, der Bewegung zu schaden, berechtigt (Parlamentarier als Mitglieder, Vereinnahmung), sind in ihrer Wahrnehmung jedoch einseitig negativ. Attac ist in erster Linie eine Sammlungsorganisation, die im Zuge der Globalisierungsproteste sehr schnell gewachsen und daher sehr heterogen ist.
Von solch einem Erfolg wollen natürlich viele profitieren: SPD, Grüne, Gewerkschaften, Linksruck etc. Es mutet schon etwas merkwürdig an, wenn die einzigen, die das nicht versuchen, die radikalen Linken sind. Dabei bietet gerade attac mit seinen offenen Strukturen ideale Möglichkeiten mit jungen AktivistInnen ins Gespräch zu kommen, und von einem revolutionären Standpunkt zu überzeugen. Wie gesagt, es geht mir um die jungen AktivistInnen, die neu politisiert, erst mal zur bekanntesten Organisation gehen, ohne oftmals zu wissen, was sie dort genau erwartet. Diese Leute darf man einfach nicht den Tobin-Fans überlassen, auch wenn man sich nachher umso besser von ihnen abgrenzen kann.
Im übrigen finde ich, dass viele der Stärken von attac, z.B. Medienaufmerksamkeit, in erster Linie eine Schwäche der radikalen Linken sind. Schon absurd, attac vorzuwerfen, sie würden Presseerklärungen herausgeben...
In der Globalisierungskritik steckt noch viel revolutionäres Potenzial. Nutzen wir es! Champagner und Hängematten für alle!

naja,...

Schmusefanatiker 06.08.2002 - 02:01
ich verstehe, dass die Menschen hier erstemal eine Anlaufstelle finden. Das darf aber nicht über den Klassenkampf hinwegtäuschen. Geschieht dies doch landet man wieder in der bürgerlichen Politik, weil man merkt das dies in einem Kapitalistischen Rahmen nicht möglich ist.

@ich: wieso denkst Du an Gedankenpolizei? In einer sozialistischen Gesellschaft??? Wenn Du das aus den Schulbüchern hast dann versteh ich das. Da kann ich einfach nur sagen, den real existierenden Sozialismus gibt es bis heute nicht. Ich meine DAS ist die Antikommunistische Lüge die die Menschen vor einer sozialistischen Alternative abschreckt und lieber den Weg der Barbarei des Kapitalismus geht. Das heißt die schlechten Seiten akzeptiert und die Opfer des Kaptilsismus im nachhinein entschädigt.
In meiner Schulklasse haben das alle geschluckt, dass es den Kommunismus in China gibt und in Russland, ich weiß nicht wie es bei den meisten Linken ist, aber ohne das ich irgendeine Ahnung von Geschichte hatte wusste ich bereits damals, dass das nicht Kommunismus sein KANN. Denn es existieren zwei Klassen. Natürlich schimpfen sich die Diktatoren dieser Länder als Kommunisten, ist doch klar, wenn sie an der Macht bleiben wollen.
Was meint Ihr dazu?

gedankenpolizei

ich 06.08.2002 - 03:17
das mit der gedankenpolizei war ironisch gemeint. mich nervt dieses intolerante gehabe anderen gegenüber. besonders nervt es, wenn es von "anarchisten" kommt.

HURRAAA, GEWOOONNNEN!!!

DER SPIEGEL 06.08.2002 - 20:21
Mein Fake ist ja jetzt doch noch auf der Startseite gelandet, wie ich gewettet habe. Danke, Kollegen, ich bin jetzt um 300 Euro reicher. Eigentlich müßt' ich die jetzt attac spenden. Was meint Ihr?

ob Fake oder nicht...

Schuljunge 07.08.2002 - 18:12
ich find das Problem, ob als totalfake oder nicht angesprochen, schon gerechtvertigt zu kritisieren. Attac nimmt selbst eine vormachtstellung gegenueber den Medien und der Oeffentlichkeit ein, odwohl sie nur ein Bruchteil der Bewegung sind. Das ist in meinen Augen nicht mehr die antiglobalisierungsbewegung sondern nur eine Gruppe von vielen, die es durch "massenfreundliche" Ziele ins Bewustsein der Oeffentlichkeit geschaft hat. Ich sehe sie nicht mehr wirklich als Teil der Antiglob. ..... und war da nichtmal ein statement von einem VSer in so einem anquatsch-report, dass man Attac bereits in den Haenden halte.

@alle, die den Artikel fuer ECHT halten

Sven 14.08.2002 - 14:13
Interessanter Artikel nicht wahr? Natuerlich hoert sich einiges uebertrieben an, aber er KOENNTE doch wahr sein? Schliesslich war mir attac ja schon immer suspekt...
Der Artikel bedient meine Vorurteile. Deswegen glaube ich an ihn - weil ich daran glauben will. Wenn ich einmal mir den Artikel einmal objektiv anschauen wuerde, wenn ich mir klar mache, welche Grabenkaempfe es zwischen attac und "DER globalisierungskritischen Bewegung" gibt (diese "Bemerkungen zu dem Artikel sind ja schliesslich auch wieder in die ewig gleichen Schlammschlachten mutiert), wenn ich dann noch wuesste, wie leicht man durch Medien Menschen beeinflussen kann, muesste ich dann nicht ins Gruebeln kommen?
MEIN GOTT, benutzt doch einmal Eure Koepfe. Ich kann doch nicht staendig von kritischem Denken reden, nicht ueber die BILD und die Medien schimpfen, weil sie "nur die Meinung der herrschenden Klasse ausdruecken und die Leute beeinflussen" und dann voellig kritik- und gedankenlos einem Indymedia-Artikel ohne Quellenangabe und voller haarstraeubendem Quatsch (die "85 Prozent" - Persiflage auf das Konsensprinzip von attac fand ich ja noch ganz witzig, der Satz z.B. ist aber, objektiv betrachtet, vollkommen offensichtlich gefaked) Glauben schenken, nur weil er mit meiner eigenen Weltsicht uebereinstimmt, weil er mit der Authoritaet der Medien mich in meiner Ueberzeugung bestaerkt.
DENKT NACH. DENKT KRITISCH. DAS IST DRINGEND NOTWENDIG IN UNSERER GESELLSCHAFT. ABER DANN BITTE UEBER ALLES KRITISCH NACHDENKEN!

P.S.: Der Artikel stammt entweder von einer extrem dummen Person, die eine Satire schreiben wollte, ohne sich darueber im klaren zu sein, was man damit anrichtet, oder von einer
einigermassen intelligenten Person, die genau wusste, was man damit anrichtet!