Die Wahl treffen ... Infos vom Anti-Wahl-Treffen

Harpunisti 24.07.2002 00:59
Auf dem bundesweiten Anti-Wahl-Treffen wurden einige weitere Aktionen überlegt sowie ein Aufruf zu Anti-Wahl-Aktionen unter dem Titel "Achtung! Das Bundespropagandaministerium klärt auf!Schmieröl für Herrschaft läuft aus: Bundestaxwahl voraus!" verfaßt.
Achtung! Das Bundespropagandaministerium klärt auf!Schmieröl für Herrschaft läuft aus: Bundestaxwahl voraus!Alle (vier) Jahre wieder soll das System demokratischer Herrschaft - wenn auch nur symbolisch - legitimiert werden. Wer als guteR und mündigeR DeutscheR zählt, darf dafür ein wenig mitentscheiden, wer die Fremdbestimmung die folgenden vier Jahre verwaltet. Selbstbestimmung jedoch steht nicht zur Wahl. Wir können zwar der Wahl fernbleiben oder ungültig wählen, um unsere Unzufriedenheit damit auszudrücken; geändert wird dadurch aber auch eher wenig. Daher passen zum Erreichen dieses Ziels andere Aktivitäten besser, als sich auf die Wahlentscheidung zu fixieren. Vergleiche zwischen den Angeboten der Fremdbestimmung oder Appelle an die AnbieterInnen von Fremdbestimmung erübrigen sich somit weitestgehend.Um Fremd- durch Selbstbestimmung zu ersetzen, ist vielmehr radikale Kritik am Bestehenden in Wort und Tat notwendig. Die Wahl stellt eine Chance dar, dieses Zusammenspiel von �Welt verstehen� und �Welt verändern� an Hand eines konkreten Beispiels voranzutreiben. Im Wort, indem wir uns und anderen klar machen, dass sich Kapitalismus und Herrschaft nicht durch Wahlen beseitigen lassen; das und die dafür notwendige Organisierung müssen wir schon selbst in die Hand nehmen. In der Tat z.B. durch Aktionen zur Demaskierung von Herrschaft und dem Anzetteln von Debatten, sei es durch Symbolik, sei es durch Sabotage.Es waere daher zu begrüßen, wenn die Wahl zum Anlass genommen würde, sich Freiräume (Plätze, Häuser etc.) zu erschließen, in den (General)streik zu treten, sich die Produktionsmittel anzueignen, Hierarchien abzubauen und was einen/r noch so alles einfällt ...Wir wünschen uns, dass ... an vielen Orten Menschen die Wahlen nutzen, um Kritik und Visionen zu vermitteln. Laut, bunt, subversiv oder offensiv, militant oder gewaltfrei - aber immer radikal herrschaftskritisch! Wir sind keine BeraterInnen der Herrschenden, wir wollen nicht selbst Macht ausüben und wir wollen nicht wählen, welchen Haufen Scheisse wir diesmal wieder fressen müssen! Gruppen, die Herrschaftskritik ohnehin zum Teil ihrer Aktionen gemacht haben, in diesen Anti-Herrschafts-Aktionstagen rund um die Wahl mitmischen, so dass insgesamt eine größere Wahrnehmung der grundlegenden Forderungen möglich ist. den ganzen September bzw. die Woche vor den Wahlen überall Aktionen steigen  lokal oder auch von mehreren Gruppenzusammen regional. viele Lust haben, z.B. als besondere Höhepunkte das Wochenende vor den Wahlen (13.-15.9.) und das Wahlwochenende bzw. der Wahltag am 22.9. selbst zu gestalten und regionale Kooperationen entstehen. am 22.9. viele unter dem Motto �Wir wählen ... Selbstbestimmung!� Häuser besetzen, mit Reclaim-the-Streets Konsumflächen aneignen, autonome Zentren schaffen, Parteibüros oder Knäste angreifen, Betriebe oder Baustellen besetzen, Schulen, Unis oder Arbeitsämter in Freiräume verwandeln usw. Und gleichzeitig viele Aktionen rund um die Wahllokale sowie später die Wahlparties laufen (Trauerzug �Die Demokratie hat wieder gewonnen� oder �Deutschland war wieder nicht abwählbar� u.ä.).Lokale Kreativität ist gefragt. Darüberhinaus stehen als Aktionsmaterialien bereit: Plakate und Aufkleber (z.B. zum Kopieren/Drucken auf Adressetiketten) unter wahlquark.de.vu  Zeitung �Macht nix!� zur Mobilisierung (Bestellung gegen Spende, Richtwert ca. 20 Cent/Zeitung plus Porto - bis 10 Zeitungen pauschal 2 Euro). Entstehen sollen noch Schafsmasken (würden gedruckt und gestanzt ... Gummiband dann selbst antackern)Regionale SchwerpunktaktionenBekannt sind neben lokalen Aktivitäten auch regionale, größere Aktionen, zu denen dann über die jeweilige Stadt hinaus mobilisiert werden soll. Das kann noch verstärkt werden, zudem sind es bisher noch wenige.Berlin: Aktionswoche um den Wahltag herum, wobei jedoch der Wahltag selbst nicht das Ende der Aktionstage darstellen sollte (um klarzustellen: für uns ist das ganze mit der Wahl nicht zuende) Demo in Berlin 2-3 Tage vor der Wahl (und/oder am Wahltag, z.B. abends zu den Wahlparties?) gemeinsame Broschüren, Plakate (inwieweit auch ein gemeinsames Flugi sinnvoll ist bleibt zu diskutieren, die einzelnen Gruppen könnten ihre Texte einander auch zur Verfügung stellen massenhaftes Wahlzettel-ins-Klo-werfen (�Wahlen sind scheisse�) mit Kloattrappe an öffentlichen Orten Sozial- u. Arbeitsämter als Brenn- und Aktionspunkte NachbarschaftsversammlungenKontakt: hierGiessen: Anti-Wahl-Aktionstag und antirassistische Demo am 14.9. Eine druckvolle, lautstarke, inhaltsreiche und bunte Demo am 14.9. vom Hauptbahnhof (Treffpunkt: 12 Uhr) durch die Innenstadt bis ca. 15 Uhr, Kundgebung vor dem U-, Straf- und Abschiebeknast (17 Uhr Ostanlage/Gutfleischstrasse) sowie dazwischen und rundherum weitere Aktionen.Während des Demozugs: Kleine Theatergruppen, die am Rande agieren, immer wieder Menschen direkt ansprechen, in Nebengassen oder Kaufhäuser, Cafes usw. hineingehen. Gruppen mit Flugis und/oder passenden Liedern, Kurzreden usw. könnten ebenso agieren ... also eine Demo, die am Rand immer wieder so ausfranst, dass die Menschen, die dort der Demo begegnen, eingebunden, direkt angesprochen, für die Demo gewonnen werden. In der Demo selbst über Musik, Slogans, Lieder, Reden usw. an vielen Orten was vermitteln Vor und nach der Demo Theatergruppen überall in der Stadt mit eigenen Szenen oder auch verdecktes Theater (siehe als Beispiel den FDP-Stand in Eisenach zu Antisemitismus; andere Ideen: Als Touri-Gruppen verkleidet, die eine Führung macht und damit auf Wahlstände aufmerksam macht, die Absurdität von Wahlen usw.; rassistische Übergriffe oder Ausgrenzungen in Banken, Cafes, Geschäften nachspielen und thematisieren) RadfahrerInnen, InlinerInnen mit Slogans, Liedern, Flugis überall ... auch noch Menschen gewinnen für die Demos Kunstaktionen und vieles mehrKontakt: Infoladen Giessen (infoladen-giessen@web.de) und Projektwerkstatt (projektwerkstatt@apg.lahn.de)Köln: Aktionen gegen Wahlen, Herrschaft und Demokratie während der demokratie- und staatsbewerbenden Grossdemonstrationen und Volksfeste von Gewerkschaften, Attac und der Attac-Gemeinde (NGOs, Parteijugenden, vielen marxistischen Demokratiefans usw.).Kontakt: Treezagreen@linkeseite.zzn.comAlle Infos auf wahlquark.de.vuBericht vom bundesweiten Anti-Wahl Treffen auf dem Grenzcamp in JenaDas bundesweite Vernetzungstreffen hat nicht stattgefunden. Oder doch?VORGESCHICHTEIm Arbeitskreis zu Anti-Wahl auf dem Graswurzelkongress in Münster Anfang Juli hatten viele den Wunsch kundgetan, dass es ein bundesweites Vernetzungstreffen aller zu Anti-Wahl oder Wahlboykott arbeitenden Menschen und Gruppen geben möge. Hierfür schien das erste Wochenende des Grenzcamps in Jena geeignet, da die Informationen sich von hier auf alle weiteren Camps verbreiten können würden und die Lage Jena�s es Menschen aus fast allen Teilen des Landes erlauben würde, an einem Tag an- und wieder abzureisen, so sie dies wünschten. In Münster teilten alle Teilnehmenden des Workshops die Auffassung, dass es ein Bedürfnis für ein solches Treffen gäbe, und so verabredeten wir uns, in unseren Kreisen dafür zu werben.WAS DANN GESCHAHTatsächlich kamen Menschen aus vielen Ecken der Republik - und doch war es kein bundesweites Vernetzungstreffen. VertreterInnen aus allen möglichen AntiWahl Initiativen fehlten, ein grosser Teil der Anwesenden hatte ohnehin schon Kontakt zu einander. Wir sind uns ziemlich sicher, dass die Information über dieses Treffen eigentlich alle Initiativen erreicht haben müsste. Wir können das nur so interpretieren, dass entweder eine Vernetzung bewusst nicht erwünscht ist, oder der Sinn und Vorteil von Vernetzung und Koordination nicht verstanden wird.Wir waren indes nicht untätig und haben uns auch in kleinerer Runde ein paar Gedanken gemacht, wie mensch die Bundestagswahlen als Aufhänger für grundlegendere Herrschafts- und Gesellschaftskritik nutzen koenne.Herausgekommen sind ein paar nette Ideen zur Attac/DGB Demo in Köln am 14.9. (Kontakt: Treezagreen@linkeseite.zzn.com), und ein Aufruf zu bundesweiten Aktionstagen beginnend am 14.9. bis zum Wahlabend am 22.9. selber (und natuerlich darüberhinaus sowieso).ANGEBOTEZur Mobilisierung, zum Verteilen und zur Anregung koennt ihr die MachtNix!, Zeitung gegen Herrschaft und Wahlen bei projektwerkstatt@apg.lahn.de oder unter 06401/90328-3 bestellen.Desweiteren gibt es unter www.hoppetosse.net und wahlquark.de.vu ReferentInnen zu Parlamentarismuskritik, Herrschaftskritik, freie Menschen in freien Vereinbarungen, Organisierung von Unten, Entscheidungsfindung von Unten und anderen Themen, die angefragt werden koennen (und eventuell sogar in Deiner Naehe wohnen!) Unter www.wahlquark.de.vu sollen alle Informationen, Initiativen und Aktionen gesammelt, veröffentlicht und vernetzt werden. Bitte schickt Eure Infos, Links und Ideen an das_Webmasti, damit sie allen zugänglich werden.
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Ergänzungen

24.07.2002 - 11:23
Wenn nicht-Wählen etwas ändern würde, wäre es verboten...

Prima!

Dr. Edmund Steuber 24.07.2002 - 13:53
wenn ihr die linken vom wählen abbringt, werd' i sicher Kanzler! :o)

Hurra!

Germund Schroiber 24.07.2002 - 14:21
egal wen ihr wählt, ich werd' sowieso Kanzler! *lol*

gegen eine starke parlamentarische linke!

anitimperialistischer verelendungstheoretiker 24.07.2002 - 15:46
also für mich ist die brd genauso ein faschistischer staat wie schon vor 1968.

daß sich die bundesrepublik nach 1968 demokratisiert hat sind die lügen der herrschenden! ich laß mich nicht verwirren!

emanzipation durch soziale bewegungen sind doch nur projekte der herrschenden! ich laß mich nicht verwirren!

wenn wahlen was ändern würden, wären sie verboten! ich laß mich nicht verwirren!

mensch oder schwein, politiker wolln uns nur verarschen!
die parlamentarische linke ist ein projekt der herrschenden!
ich laß mich nicht verwirren!

erst wenn stoiber kanzler wird, werden die revolutionären massen erwachen!

ich will wieder nen konservativen als kanzler, da ich in den letzten vier jahren mein politisches koordinatensystem verloren habe... DAS hat mich verwirrt!

Schade...

elfboi 25.07.2002 - 06:37
... daß die APPD nicht antritt - jetzt weiß ich gar nicht, wen ich wählen soll...

Normalerweise würde ich die Grünen wählen, aber die haben in den letzten vier Jahren eine so traurige Vorstellung abgeliefert, daß einem einfach nur die Tränen kommen. Von den großen Zielen wurde allerhöchstens der Atomausstieg in den ersten Ansätzen realisiert, allerdings nur so halbherzig, daß eine Revision jederzeit möglich ist (da noch keine realen Fakten geschaffen wurden), und auch von den kleineren Zielen ließ sich nur wenig durchsetzen. Das mag natürlich an den knappen Staatsfinanzen liegen, aber auch daran, daß niemand es riskieren wollte, als Arbeitsplatzkiller zu gelten (als ob man tatsächlich in dieser verkorksten kapitalistischen Wirtschaft Arbeitsplätze retten könnte!) - und daran, daß die Industrie immer am längeren Hebel sitzt und auf jede beliebige Regierung Druck ausüben kann bis zu nahezu völligen Handlungsunfähigkeit.
Ich hätte mir eine mutigere grüne Fraktion gewünscht. Eine, die auch mal das Maul aufmacht, wenn etwas stinkt. In den letzten vier Jahren hat vieles enorm gestunken, aber niemand hat sich getraut...

Schröder war eine absolute Niete, aber das war mir von vornherein klar. Weitere vier Jahre mit so einer Niete sind sicherlich ziemlich beschissen - aber vier Jahre Stoiber stattdessen? Nein danke!

Ich sehe mich schon fast wieder die Grünen als das kleinste Übel wählen - aber eigentlich haben sie das nicht verdient, so kleinlaut, wie sie geworden sind, so brav und angepaßt. Wirklich schade, daß die APPD keinen Bock hatte...