Demonstrationsbericht 03.10 Bonn

AutorIn des Beitrags 09.10.2011 19:16 Themen: Repression
Am 3. Oktober demonstrierten rund 700 Menschen in Bonn gegen die deutschen Einheitsfeierlichkeiten. Die inhaltlichen Auseinandersetzungen im Vorfeld der Demonstration zeigten sich dann auch im Demonstrationszug, der bereits von außen kenntlich in zwei große Fraktionen gespalten war. Jeweils etwa die Hälfte der Teilnehmer_innen entschieden sich für die Teilnahme im Block der Bündnisse “Imagine there's no Deutschland”1 bzw. “Friede, Freude, Eierkuchen”2, die wie durch den Lautsprecherwagen getrennte Demonstrationen wirkten. Diesen folgte ein zweiter Lautsprecherwagen der anarchistischen ASJ mit einem kleinen Tanzblock.
Die Trennung zeigte sich nicht nur in den Transparenten und Fahnen, sondern auch in den Redebeiträgen. In dem am Startort abgespieltem Text des Imagine-Bündnisses3, wurde der sogenannte Teaseraufruf von “Friede, Freude, Eierkuchen” für das Darstellen Deutschlands als ein Land unter vielen kritisiert. Die Argumentation über “Standort” und “Konkurrenz” greife zwangsläufig zu kurz, da damit die spezifischen Entwicklungen von Ökonomie und deutscher Ideologie außer Acht gelassen werden würden. Der deutsche Nationalismus sei seit jeher elementar mit völkischem Denken, mit Antiamerikanismus und Antisemitismus verknüpft. Der AK Antifa Köln der für das “Friede, Freude, Eierkuchen”-Bündnis sprach, schaffte es in seinem Redebeitrag sogar am 3. Oktober von der kontextverlorenheit von Israelfahnen auf Demonstrationen zu reden. Das ist am 3. Oktober tatsächlich besonders infam, war doch nach dem Anschluss der DDR der 9.11, als der Tag des Mauerfalls in der Diskussion, wurde dann allerdings aufgrund der Datumsgleichheit mit der Reichspogromnacht auf ein politisch unbedenklicheres Datum verlegt.

Die Demonstration musste aufgrund der restriktiven Polizeivorgaben einer relativ uninteressanten Route im großen Bogen weg vom Stadtkern und den Einheitsfeierlichktein folgen. Die Polizei war an der Demonstration selbst zwar erwartungsgemäß stark präsent, begleitete sie im Wanderkessel, setzte allerdings die verteilten unsinnigen Auflagen wie Transparentlängenbegrenzungen und Abstände zwischen den einzelnen Bannern nicht durch. Anders sah es dagegen im Umfeld der Demonstration aus, wo neben Vorkontrollen auch Ausweisüberprüfungen durchgeführt und Platzverweise ausgesprochen wurden. Als der Demonstrationszug an seinem Zwischenkundgebungsplatz angekommen und damit den nächsten Punkt der Route an den offiziellen Feierlichkeiten erreicht hatte, wurde die Demonstration aufgelöst. Die Teilnehmer_innen strömten nun in Kleingruppen auf das Fest, um dort dezentralisiert vorzugehen.
In der ersten Nachbesprechung verweisen wir auf zwei Sendungen des Freien Senderkombinats:
“Partisan_Innen aller Länder! Vereinigt Euch!” 4 und “Interview zum 3.10 in Bonn”5.



1  http://imaginenodeutschland.blogsport.de
2  http://friede-freude-eierkuchen.net/
3  http://souslaplage.blogsport.de/texte/2011-redebeitrag-imagine-theres-no-deutschland/
4  http://www.freie-radios.net/43402
5  http://www.freie-radios.net/43407
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

weitere Bilder

Mensch 09.10.2011 - 20:09

Symposium am 15.10. in Bonn

Karl 09.10.2011 - 20:24
Sym­po­si­um „Deut­sche Ideo­lo­gie(n) – Wand­lun­gen und Kon­ti­nui­tä­ten“
15. Ok­to­ber 2011 · 19:00 Uhr · Hör­saal 17 · Re­gi­na-​Pa­cis-​Weg 5 (Bonn)

An­fang Ok­to­ber wer­den die Fei­er­lich­kei­ten zur deut­schen Ein­heit in Bonn statt­fin­den. Doch was wird dort ei­gent­lich ge­fei­ert? Wor­über freut sich Deutsch­land im Jahre 2011? Was ist “deutsch” und wie muss eine Kri­tik an der deut­schen Na­ti­on heute aus­se­hen? Die­sen und wei­te­ren Fra­gen soll im Rah­men des Sym­po­si­ums “Deut­sche Ideo­lo­gie(n) – Wand­lun­gen und Kon­ti­nui­tä­ten” nach­ge­gan­gen wer­den. Dabei soll es nicht um die Frage gehen wie “nor­mal” oder “un­nor­mal” Deutsch­land 2011 ist, son­dern was Deutsch­land von an­de­ren Na­tio­nen un­ter­schei­det und ob “das Nach­le­ben des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus in der De­mo­kra­tie als po­ten­ti­ell be­droh­li­cher denn das Nach­le­ben fa­schis­ti­scher Ten­den­zen gegen die De­mo­kra­tie” an­zu­se­hen ist, wie Theo­dor W. Ador­no 1959 for­mu­lier­te.

In den Ver­an­stal­tun­gen des Sym­po­si­ums soll unter an­de­rem dis­ku­tiert wer­den, was unter Post­na­zis­mus zu ver­ste­hen ist und wie sich An­ti­se­mi­tis­mus und Ras­sis­mus in der BRD heute äu­ßern. Auch soll den Fra­gen nach­ge­gan­gen wer­den, wie die BRD im Jahre 2011 so­zi­al-​öko­no­misch struk­tu­riert ist, wel­che Rolle der deut­sche “So­zi­al­pakt” für den Er­folg des “Ex­port­welt­meis­ters” spielt und was über­haupt unter deut­scher Ideo­lo­gie heute zu ver­ste­hen ist.

Ver­an­stal­tet von:  http://symposiumbonn.​blogsport.​de

weiterer Bericht

Antifa 10.10.2011 - 08:44

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 13 Kommentare

Israel Supporting DummFa

HH 09.10.2011 - 19:44
Ich erinner mich an Zeiten, als in Hamburg zur 03. Oktober Demo Leute mit Nationalfahnen von der antinationalen Demo geprügelt wurden. Schade, dass das wohl immer mehr Mainstream wird dieser Rotz. Nationalisten verpisst euch

@Hamburger

Pro-Szenespaltung 09.10.2011 - 20:15
Ja, legitim Leute zu verprügeln nur weil du auf deinen achtzigern hängen geblieben bist.

Komm, geh die Haspa verwüsten oder noch besser ein Buch lesen.

@HH 09.10.2011 - 19:44

egal 09.10.2011 - 20:32
"Schade, dass das wohl immer mehr Mainstream wird dieser Rotz. "

Sach ma, in welche, Land lebst du? 2004?

@HH

phantomias 09.10.2011 - 20:34
Stimmt, das war ein weiterer Peinlichkeits-Tiefpunkt für die Hamburger Szene und ein weiterer Grund, sich aus der Arbeit in Norddeutschland zurückzuziehen, speziell: nicht mehr nach Hamburg zu kommen.

fernglas

... 09.10.2011 - 21:46
ideologisch, praktisch, gut.

@ hh

susi 09.10.2011 - 22:45
wenn politische auseinandersetzungen innerhalb der linken mit einer prügelei enden, dann ist das ein derbes armutszeugnis und nichts was man abfeiern kann!

antinationale Demo

keinAntiimp 10.10.2011 - 00:11
super antinationale Demo habt ihr da mit euren Israelfahnen hingekriegt. und schön jede vorgabe von den Bullen eingehalten, nicht mal die Transpis zusammengeknotet. was für opfer

@susi Antideutsche = Linke?

babsi 10.10.2011 - 00:31
nur eine Anmerkung. Wie oft haben sich denn jetzt Antideutsche von der Linken verabschiedet und gegen sie Stellung bezogen. Sehe sie also nicht-innerhalb "der" Linken. Mit antinationalen die keine islamophoben Hetze und "Stets-Pro-Israel" Dogmen vertreten, sieht es anders aus.

Makaber: Mit Israel-Fahnen gegen Deutschland?

Maka Bär 10.10.2011 - 11:20
Als wäre das heutige Deutschland nicht einer der engsten, treuesten, zuverlässigsten (und, nebenbei bemerkt: spendabelsten) Verbündeten von Israel...

Genau so gut könnte man z.B. mit einer iranischen Fahne gegen die Hisbollah oder mit einer CSU-Fahne gegen die CDU demonstrieren... das wäre ungefähr ebenso sinnvoll.

Die Ausführungen dazu, dass deutscher Nationalismus schon immer untrennbar mit Antiamerikanismus und Antisemitismus verbunden sei, ist a) nicht richtig (die Staatsdiktrin der BRD war ja gerade von Anfang an pro-israelisch, pro-amerikanisch und die Westbindung ist geradezu ein Markenkern dieser Art von deutschem Nationalismus) und 2.) ist Antisemitismus und Antiamerikanismus nichts, was im heutigen Deutschland in stärkerem Maße vorhanden wäre als in vielen anderen Staaten der Erde, insofern also auch kein Alleinstellungsmerkmal einer spezifischen (halluzinierten) "deutschen Ideologie" o.ä.

Nicht umsonst beteiligte sich der Botschafter der USA Murphy am 3. Oktober auch nicht etwa an der "Imagine there´s no..."-Demo, sondern - selbstverständlich - an den Feierlichkeiten zum "Tag der deutschen Einheit" in Bonn.

Maka Bär

egal 10.10.2011 - 14:46
Danke Maka Bär! Die obige Argumentation konnte mir noch niemand schlüssig darlegen. Gerade in Israel wird Deutschland als treuester Partner in der EU gesehen.

die deutschesten der deutschen

reaktionär 10.10.2011 - 17:43
warum wird diese reaktionäre scheiße hier nicht gelöscht?

Albino - Falsches Spiel
 http://www.youtube.com/watch?v=nMSj6xeHf68

antiantivollidioten

jakob 11.10.2011 - 02:09
ach schön ist doch die linke, wenn sie feinde kennt.
schön ist es, sich zurückzulehnen in den sessel der wahrhaftigkeit.
schön ist es, keinen begriff zu haben, aber mit wörtern um sich zu schmeißen.
schön ist es, zu glauben, vor allem an sich selbst.
schön ist es, wenn die gewissheit besteht ohne zu wissen.
schön ist es, bewegt zu sein, vor allem von sich selbst.
schön ist es, zu projizieren, sich selbst aber nicht zu kennen.

eine linke, die meint der hauptfeind stehe im eigenen land, aber nicht versteht, dass der hauptfeind das eigene land ist, ist genauso progressiv wie georg strasser.

also israel- und amerikahasser, antisemiten und völkische: nehmt eure schweini-trikots und geheuchelte solidarität, geht zur npd und deutscht uns nicht voll.

"Durch die Denunziation der Verhältnisse, die ihr zuwider sind, allein vermag sie sich zum Positiven zu bekennen.
Wie man dem Bannkreis des Bestehenden sich entziehen kann, weiß sie nicht vorzuschreiben, sie kann bloß versuchen, den Bann beim Namen zu nennen. Wenn es daher nicht angeht, den Menschen vorzureden, wie sie es machen sollten, um der Schrumpfung des Menschlichen Einhalt zu gebieten, wenn die Vorstellung Wahn ist, man könne die gefährlichen Entwicklungen in Technik, Familie und allen menschlichen Beziehungen abbrechen, die doch alle aus den Mängeln der früheren Verhältnisse entspringen und ebensosehr ein Berfreiendes an sich haben wie ein Fesselndes, so kann vielleicht aus dem präzisen Wissen um das Falsche das Richtige sich durchsetzen." - Max Horkheimer

ms-city

maler 15.10.2011 - 17:01
wie seid ihr denn an das "lets push things forward"-transpi der ex-oam gekommen?