AJZ Chemnitz von Schließung bedroht

Unterstützerin 30.10.2009 15:44 Themen: Freiräume Kultur
Das größte soziokulturelle Jugendzentrum der Stadt Chemnitz, seit knapp 20 Jahren einer der bedeutendsten Träger von Jugend- und Kulturarbeit in der Stadt, ist in akuter Gefahr. Das Jugendamt Chemnitz hat in einem Gespräch mit dem Vorstand des AJZ am 28.10.2009 drastische Kürzungen angekündigt.
Das bedeutet das Ende des AJZ und eine Vielfalt an Projekten ist davon betroffen. Im Haushaltsjahr 2010, so das Jugendamt, sollen keine Gelder mehr für den vom AJZ e.V. betriebenen Kinder- und Jugendhauses „Benario“ im Stadtgebiet Brühl zur Verfügung stehen, was die Schließung des an diesem sozialen Brennpunkt dringend benötigten Klubs bedeuten würde. Darüber hinaus sieht der Maßnahmeplan, aus Sicht des AJZ ein Kürzungsplan, den Wegfall der Mittel für die außerschulische Jugendbildung vor. Dies bedeutet sowohl auf der fachlichen als auch auf der finanziellen Ebene einen Einschnitt, der das Ende des Hauses und des Vereins AJZ e.V. bedeutet. Derzeit wird das Haus mit 2,5 Stellen aus der Jugendförderung der Stadt getragen. Die Kürzung dieser sowieso schon äußerst knappen Stellen und Mittel um eine ganze Stelle wäre nicht kompensierbar. Dies würde zugleich auch das Ende der vielfältigen ehrenamtlichen Projekte bedeuten, die im Haus angesiedelt sind. Aussage des Vorstands: „Dem Jugendamt ist offensichtlich nicht klar, was sie da vorhaben. Wenn diese Kürzung so durchgeht, müssen wir am 1. Januar die Lichter hier ausmachen." Für die kulturelle und soziale Situation der jungen Menschen in Chemnitz und der gesamten Region hätte dies verheerende Folgen, schließlich würde dies den Wegfall einer Vielzahl von Angeboten und Möglichkeiten bedeuten, ich nenne hier nur die internationalen Jugendaustauschprojekte und Konzerte, mit denen dieses Haus groß geworden ist.“ In einer eilig einberufenen Mitgliederversammlung des AJZ e.V. wurden breite Protestaktionen gegen die Kahlschlagpläne des Jugendamtes besprochen. Keine der von der Stadt angedachten Kürzungen ist aus Sicht des Vereins hinnehmbar.

(Quelle ajz Chemnitz)

Andere Freiräume wie das Voxxx und der Aether Club wurden den Liebhaber_innen alternativer Kultur bereits genommen. Während die Stadt die Nutzung leerstehender Objekte verhindert oder massiv erschwert, fördert sie millionenschwere Prestigeobjekte wie die Bebauung der Innenstadt oder der Chemnitz Arena. Nischen für alternative Kultur werden mehr und mehr verdrängt.

Das AJZ als alternativer Freiraum wurde vor Jahren hart erkämpft und muss verteidigt werden!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

aus der "freien" presse

blubb 03.11.2009 - 12:38
Größtes Jugendzentrum in Chemnitz vor tiefen Einschnitten

Amt will Jahresetat des AJZ um 150.000 Euro kürzen

Foto: ddp

Chemnitz. Das größte soziokulturelle Jugendzentrum in Chemnitz steht nach eigenen Angaben vor drastischen Kürzungen. "Das Jugendamt will uns im kommenden Jahr fast die Häfte des Geldes streichen", sagte Enrico Glaser vom Vorstand des Alternativen Jugendzentrums (AJZ) am Freitag. Der Jahresetat solle um 150.000 Euro auf 250.000 Euro sinken. Das habe das Jugendamt dem Vorstand in dieser Woche mitgeteilt. "Damit könnten wir unser Stammhaus an der Chemnitztalstraße nicht mehr halten. Projekte wie die Medienwerkstatt oder das Archiv der sozialen Bewegungen müssten aufgegeben werden", sagte Glaser. Auch der Kinder- und Jugendclub Benario am Brühl müsste schließen. Nachdem bereits im vergangenen Jahr ein Arbeitsplatz weggefallen sei, würden zweieinhalb weitere Stellen gestrichen werden, so Glaser.

Die Stadt plant in ihrem Haushaltsentwurf 2010 tiefe Einschnitte in den Bereichen Personal, Kultur und Jugend, um einen ausgeglichenen Haushalt von 686 Millionen Euro vorlegen zu können. Neben dem AJZ sind beispielsweise auch das Kulturhaus Tietz und das Theater betroffen. Zum ersten Mal sollen auch die Kunstsammlungen Geld einsparen. Außerdem will die Stadt ihre letzten finanziellen Rücklagen ausgeben. Als Grund nannte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) Anfang dieser Woche die Auswirkungen der Wirtschaftskrise sowie sinkende Zuschüsse des Landes im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs. Für das Jahr 2011 rechnet Ludwig mit einem Haushaltsloch von 30 Millionen Euro. (gkl)

Erschienen am 30.10.2009

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

?

? 30.10.2009 - 16:04
Warum nennt sich das Zentrum "autonom" wenns von Geldern der Stadt abhängig ist?

Trotz allem natürlich blöde Sache.

Autonome Freiräume erkämpfen!

!

JJ 30.10.2009 - 16:47
Wo steht was von "autonom"?

Das A in AJZ steht für Alternativ !!

Lasst euch nicht verarschen!

...,... 30.10.2009 - 17:05
Sollte das Zentrum geschlossen werden, wird es halt besetzt!
viel Kraft, ihr schafft das!

gehts noch?

e.g.a.l. 31.10.2009 - 03:11
erstens: wurde im text überhauptnicht von einem autonomen zentrum gesprochen.
zwotens: heißt autonom nicht unabhängig zu sein sondern seine eigenen "regeln" aufzustellen,den begriff den ihr meint nennt mensch autark
drittens: gelder vom staat bekommen:revolution anzetteln,harz4 beziehen:bomben baun einfach mal alles richtig, welche verkappte systemmoral leggt ihr eigendlich an den tag?

muss ausgefüllt werden

Motonau 31.10.2009 - 12:51
Es ist traurig zu sehen welche geistigen TiefliegerInnen sich hier genötigt sehen ihren geistigen Restmüll in der Kommentarleiste zu verwerten. Wer sich über die Begrifflichkeit eines „autonom“ auslassen kann und heranzieht mensch bekomme ja Geld vom Staat der hat wohl nicht begriffen, dass nicht einmal Linksradikale/Linke/Alternative von Liebe und Luft leben können (und sicherlich auch nicht wollen).
In den Moment, wo Linke im Endeffekt dem Staat Aufgaben abnehmen (der bekannte „null Euro Job“) – und ja, Jugendbildung, Freizeitangebote etc. gehören dazu - ist es völlig legitim staatliche Gelder zu benutzen. Es geht nicht um das erstellen eines persönlichen Vorteils (zB durch veruntreuen) sondern um das kompensieren eines zwangsläufig aufgebrachten minus (Haus zahlt sich nicht von selbst, verhält sich ganz ähnlich wie GasWasserScheiße…)

Will mensch langfristig wirken in solch einer Struktur, so ist es nun mal leider an der deutschen (und sicherlich nicht nur an dieser) Realität vorbeigeträumt bis in letzter Konsequenz „autonome“ Projekte zu bespaßen und nicht „zu verhandeln“. So schwer das auch fällt – meist fehlen die 10.000 Autonome auf der Straße, welche die Objekte verteidigen…

Trotz alledem: ein großer Druck der Straße ist unerlässlich die Wermutstropfen einzufordern. Es ist nicht viel, aber genug dass es sich zu erstreiten lohnt. Viele solidarische Grüße und ich bin optimistisch, dass das AJZ bleibt.

Kein Tag ohne AJZ.