Streikauftakt der ReinigerInnen

Wladek Flakin 21.10.2009 18:33 Themen: Bildung Blogwire Soziale Kämpfe
Vor dem Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin begann am Dienstag um 4.30 Uhr der Streikauftakt der Gebäude- und GlasreinigerInnen. Die IG BAU ruft die 860.000 ArbeiterInnen der Branche zu Arbeitsniederlegungen auf, um 8,7% mehr Lohn sowie eine Ost-West-Angleichung der Löhne durchzusetzen.
In den kalten, dunklen Morgenstunden versammelten sich über 100 Menschen, um die GebäudereinigerInnen der TU, die um 5 Uhr zu arbeiten anfangen, über den Streik zu informieren. An diesem Tag wurden besonders viele LeiharbeiterInnen eingesetzt, "aber sie haben das Recht, sich dieser Arbeit als StreikbrecherInnen zu verweigern", erklärte Benjamin Brusniak, der als "Organizer" für die IG BAU arbeitet. "Wir informieren sie über ihre Rechte und erste Gruppen von LeiharbeiterInnen sind wieder gegangen."

Neben den Fahnen der IG BAU waren auch welche von der Antifa oder der Grünen Jugend zu sehen. Die Unterstützung von SchülerInnen und Studierenden wurde durch rund 20 teilweise sehr müde aussehende AktivistInnen übermittelt. "Ich kann jetzt dreckige Räume ertragen, wenn die Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen bekommen", meinte Benjamin Müller, Bildungsstreikaktivst an der TU. Paulina Bader von der Freien Universität stellte klar, dass es in erster Linie Frauen sind, die die miserablen Arbeitsbedingungen ertragen müssen.

An den Universitäten bilden sich Solidaritätsstrukturen, zum Beispiel eine "Arbeitsgruppe Arbeitskämpfe" an der FU. Wilke Witte von der IG BAU unterstützt diese AG und erklärt: "Die schlechten Arbeitsbedingungen der GebäudereinigerInnen sind nur eine Facette der Kürzungspolitik im Bildungsbereich. Gleichzeitig beschweren sich StudentenwerksmitarbeiterInnen über prekäre Arbeitsverhältnisse, LehrerInnen über wachsenden Arbeitsdruck und Studierende über überfüllte Hörsäle." Diese Sektoren müssten zusammengeführt werden, so Witte.

Erste Anzeichen für gemeinsame Proteste waren in den vielen Solidaritätsbotschaften für die GebäudereinigerInnen zu hören. Das Studierendenparlament der HU beschloss, gegen Niedriglöhne zu protestieren. Angesichts der Lohnkürzungsversuche des Studentenwerks – bei gleichzeitiger Erhöhung der Beiträge, die von jedem Studierenden abverlangt werden – forderten die StudierendenvertreterInnen, dass Studierende und Beschäftigte nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. "Die Interessen der Beschäftigten sind auch uns ein Interesse", kommentierte Silvia Gruß von der HU den Beschluss.

Auch die SchülerInneninitiative "Bildungsblockaden einreißen!" las eine Solidaritätsadresse vor, in der sie erklärte, dass die Probleme von SchülerInnen und Beschäftigten "im Wesentlichen die Selben sind, weil sie die gleiche Ursache haben". Diese Ursache sei die kapitalistische Profitlogik. Sie schlugen auch einen Bogen zum Baskenland, wo die linke Gewerkschaftsbewegung letzte Woche vom Staat heftig angegriffen wurde.

Während sich Müll vor dem Büro des TU-Präsidenten aufstapelte, erklärte der Streikleiter per Megafon: "Bei diesem Streik stehen türkische, griechische, russische, polnische KollegInnen Schulter an Schulter – insgesamt sind 55 Nationalitäten am Streik beteiligt. Das ist praktizierte Solidarität!" Am Streikauftakt nahmen bundesweit rund 2.000 Beschäftigte teil. Diese Woche werden weitere Aktionen stattfinden, und die jungen UnterstützerInnen haben vor, am Ball zu bleiben.

Angesichts des für den 17. November angesetzten Bildungsstreiks konnte das zu einer gemeinsamen Bewegung führen. Ein Transparent vor der TU drückte die erhoffte Dynamik prägnant aus: "Bildungsstreik, Putzstreik, Generalstreik!"

von Wladek Flakin, unabhängige Jugendorganisation REVOLUTION ( http://www.revolution.de.com)

Artikel in der jungen Welt:  http://www.jungewelt.de/2009/10-21/046.php
Bilder auf Flickr:  http://www.flickr.com/photos/onesolutionrevolution/sets/72157622502344779/
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Flughafen Berlin-Schönefeld wurde nicht geput

soziale-news 24.10.2009 - 15:13
Schönefeld. Auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld (SXF) haben am Freitag die Gebäudereiniger gestreikt. Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ließen 15 Putzkräfte aus Brandenburg die Arbeit ruhen. Sie seien von rund 60 Streikenden aus Berlin unterstützt worden. Die Aktion endete am Morgen nach zwei Stunden. Gestreikt hätten Mitarbeiter der Terminalreinigung, sagte der Streik-Einsatzleiter der IG BAU, Mirko Hawighorst.

Die Reinigungskräfte für die Flugkabinen seien bewußt nicht in den Ausstand getreten, um Urlaubsreisende nicht zu behindern. Die Arbeitsniederlegungen seien aber ein »deutliches Signal« an die Arbeitgeber, daß »jederzeit und überall« gestreikt werden könne, sagte Hawighorst.

In der kommenden Woche werde der Arbeitskampf ausgeweitet. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung des Stundenlohns um 70 Cent, die Unternehmer boten zuletzt 24.

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about3610.html

INTERNATIONALE ARBEITSKÄMPFE
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-forum-15.html

News des Tages
 http://antifanews.blog.de/2009/10/23/news-des-tages-7230795/

EUROPAS GRÖSSTEN NAZIAUFMARSCH VERHINDERN!
DRESDEN 13. FEBRUAR 2010
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-forum-30.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke den folgenden Kommentar

Aktionen sinnvoll

planen 22.10.2009 - 09:47

Hallo liebe Solidarische!



Bitte lest diese wichtige E-Mail. Bitte gebt sie an weitere
UnterstützerInnen weiter. Sie lang geworden, weil ich auf einzelne
Situationen eingehe.



Erstmal vielen Dank für die vielseitige und erfolgreiche Unterstützung
der Streikenden! All die kreativen und witzigen Aktionen haben
inzwischen zu einem beträchtlichen, positiven Echo geführt. Nicht nur in
den Medien!



Diese E-Mail betrifft eine ganz bestimmte Aktionsform, die bisher vor
allem an der TU angewendet wurde. Die Situation an der TU droht durch
die Intensität, mit der sie ein paar Mal durchgeführt wurde, zum
Nachteil für die Reinigungskräfte zu werden. Die Idee von
Verschmutzungsaktionen ist natürlich klar und verständlich. Das, was die
Streikbrecher sauber machen, wird wieder rückgängig gemacht. Aber es
muss sich im Rahmen halten. Ein paar dieser Aktionen waren leider sehr
hart an der Grenze, mindestens zwei lagen deutlich darüber.



Was passieren kann, wenn das mit der Verschmutzung zu viel des Guten
wird, haben wir heute morgen deutlich zu spüren bekommen. In einem
Objekt hatte sich eine starke solidarische Stimmung seitens der
TU-Beschäftigten beinahe ins Gegenteil verkehrt. Durch intensive
Gespräche und dem Angebot, den Müll (Kaffeesätze, Scherben,
Toilettenpapier etc.) auf Haufen und zur Seite zu schieben, konnten die
Beschäftigten etwas besänftigt werden. Wir müssen darauf achten, dass
nicht Unbeteiligte zu Opfern werden. Vor allem, wenn sie sich deutlich
solidarisch zeigen. Unsere Gegner sind an erster Stelle die
Reinigungsfirmen selbst. An zweiter Stelle steht die Universität.
Die TU-Leitung trägt durch das Ausschreibungsgebahren Mitverantwortung
für die verheerenden Arbeitsbedingungen. Und sie unterstützt aktiv
Streikbrecher-Kolonnen! Die Beschäftigten der TU aber sind KEINE Gegner.
Ihre Solidarität hat uns bisher sehr geholfen. Es wichtig diese
auszubauen. Der Dreck, der durch das Nichtputzen liegen bleibt, ist
Schaden und Druck genug. Wir müssen versuchen, die Zahl der
Streikbrecher klein zu halten, bzw. ihre Arbeit zu erschweren. Unsere
Aktionen müssen zielgerichtet bleiben, damit NUR die Streikbrecher
betroffen sind.



Übrigens: Streikbrecher sind nicht gleich Streikbrecher ... Ein
Unterschied wird hier deutlich:



Das Mathegebäude an der TU ist bekannt geworden als *das*
Streikbrecher-Gebäude schlechthin. Hier werden keine
Streikbrecherkolonnen hingeschickt. Es ist die Stammbesetzung selbst,
die nicht streiken will! Fast alle haben befristete Verträge und Angst
um die Verlängerung. Das ist für die Reinigungskräfte Grund genug, nicht
zu streiken - was auch nachvollziehbar ist (obwohl es auch unter den
Streikenden welche mit befristeten Verträgen gibt). Das ist schon mal
etwas Anderes als die Streikbrecher der Firma AGG (extra eingesetzt
und vom Arbeitgeber und deutlich besser bezahlt!). Im Mathegebäude haben
wir zum Einen dasselbe Problem wie in dem oben genannten Gebäude. Die
Betroffenen sind vor allem die TU-Beschäftigten aber auch Studis. Vor
allem aber gibt es dort ein Gewerkschaftsmitglied, das wegen der
Mitgliedschaft intensiv von den eigenen KollegInnen gemobbt wird. Dieses
Mitglied hat zwar ein starkes Kreuz. Es ist diesem aber nicht zuzumuten,
alleine in den Streik zu gehen (hat übrigens auch nur einen
befristeten Vertrag). Jetzt allerdings wird er von den KollegInnen auch
noch verantwortlich gemacht für die Aktionen. Insbesondere angesichts
der Ausmaße der Verschmutzung. Bitte lasst das Mathegebäude erst einmal
komplett aus, bis sich die Wogen geglätten haben. Im Moment ist es sehr
unwahrscheinlich, dass die KollegInnen plötzlich doch streiken werden.





Bitte denkt bei Soliaktionen daran:



Wir müssen die Solidarität insbesondere auch der Beschäftigten und
Studis an den Unis gewinnen.

Wir müssen die treffen, die Verantwortung tragen.

Wir müssen die schützen, die Courage zeigen.

Wir müssen mit Kreativität siegen.



Bitte messt alle Aktionsideen bzw. das Vorgehen für Euch selbst an
diesen Kriterien.





Die weiteren Ziele müssen sein:



möglichst viele Objekte der jeweiligen Unis streikfertig zu machen (also
Vertrauen bei den Reinigungskräften zu gewinnen)

möglichst viele Unterstützer für Aktionen, Streikposten und Streikhelfer
zu bekommen

durch kreative öffentlichkeitswirksame Aktionen die Schattenwelt der
Reinigungskräfte ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu rücken