Dresden -Die Junge Landsmannschaft Ostpreußen

antifascista 05.02.2009 11:10 Themen: Antifa
Der Veranstalter des Großaufmarsches in Dresden - Die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland

Einmal im Jahr tritt eine neonazistische Vereinigung in das Blickfeld der Öffentlichkeit, die ansonsten ein scheinbares Nischen-Dasein im braunen Schatten der NPD und der Freien Kräfte führt. Dabei kommt dem "Junge Landsmannschaft Ostdeutschland e.V." (JLO) weitaus mehr Bedeutung zu, als das Projekt einiger weniger unentwegter "Bekenntnisvertriebener" zu sein.
Seit Jahren tritt die JLO als Anmelder und quasi "Veranstalter" des "Trauermarschs" zum 13. Februar in Dresden auf.
Ursprünglich als "Junge Landsmannschaft Ostpreußen" als Jugendorganisation der Vertriebenen-Organisation "Landsmannschaft Ostpreußen" gegründet, wurde sie schnell zum "Sprungbrett" auf der Karriereleiter für junge Neonazis. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Kadern der NPD, die ihre ersten politischen Erfahrungen in der neonazistischen Szene bei der JLO gesammelt haben.
Zwei prominente Vertreter sind hierfür Jürgen W. Gansel und Stefan Rochow.
Bevor Jürgen W. Gansel 1998 in die NPD eintrat, war er zeitweise schon Landesvorsitzender der JLO in Hessen gewesen. Als er 2004 für die NPD in den Sächsischen Landtag einzog, hatte er es in der NPD schon bis in den Bundesvorstand geschafft und entwickelte sich zudem als "Chefideologe" der NPD. Seine Magisterarbeit im Fach Geschichte schrieb er 1999 über "Antikapitalismus in der "Konservativen Revolution" in Deutschland 1918-1932". Auch 10 Jahre später liegt sein Augenmerk nach wie vor auf «sozialen» Themen, einem «Antikapitalismus» von rechts und der sogenannten «Konservativen Revolution»
Durch seine regelmäßigen ideologischen Texte in der Parteizeitung Deutsche Stimme fungiert Gansel als Stichwortgeber für die inhaltliche Ausrichtung der NPD. Im Sächsischen Landtag und weit darüber hinaus sorgte er mit seiner Rede über den "Bombenholocaust" von Dresden für einen Eklat.

Ein anderer, inzwischen in der NPD aufgestiegener Neonazi, ist Stefan Rochow. Der 32jährige Greifswalder war zwischen 1997-2001 stellvertretender Bundesvorsitzender der JLO. 2004 wurde er Fraktionsmitarbeiter der NPD im Sächsischen Landtag und später Pressesprecher der NPD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern.

Schon im Jahr 2000 hatte sich die "Landsmannschaft Ostpreußen" von der Jugendorganisation getrennt, nachdem in den JLO Vorstand unter anderem der Freiberger Alexander Kleber gewählt worden war, dem seine Nähe zur NPD vorgeworfen wurde. Im Herbst 2006 musste sich die JLO zudem nach juristischen Auseinandersetzungen mit der Mutterorganisation in "Junge Landsmannschaft Ostdeutschland" umbenennen.
Seither propagiert die JLO "die Wahrung der Einheit aller Deutschen und den Wiederaufbau Deutschlands in allen seinen Teilen". Seit der Umbenennung gingen auch ihre Aktivitäten zurück.

Hatte die ursprüngliche JLO zeitweise über 8 Landesverbände verfügt, führt die JLO-Homepage derzeit nur noch zwei Landesverbände, in Bayern/Österreich und Sachsen/Niederschlesien auf. Von denen zudem nur der sächsische Verband aktuelle Aktivitäten entfaltet. Schwerpunkt der eigenen Arbeit der JLO ist die Auseinandersetzung mit den ehemals deutschen Gebieten in Osteuropa. Sie veranstaltet entsprechende "Ostfahrten" sowie völkisch-kulturelle Aktionen wie Volkstanzabende, Schulungen, Vorträge, Wanderungen u.a.m.. Diese richten sich vorrangig in die Szene nach Innen und sollen zur ideologischen und geschichtsrevisionistischen Selbstvergewisserung beitragen. Ihre Mitglieder beteiligen sich jedoch oft an Veranstaltungen ideologisch ähnlich ausgerichteter Gruppierungen. So war der sächsische JLO Landesvorsitzende Kai Pfürstinger einer der Teilnehmer am "Überbündischen Burgfest" in Hohnstein, das im Oktober 2008 stattfand. Andere Teilnehmer kamen aus den neonazistisch orientierten Bünden "Sturmvogel" und "Freibund" sowie der rassistischen Religionsgemeinschaft "Bund für Gotterkenntnis - Ludendorfer e.V." . Als Redner trat der Schweizer Holocaustleugner Bernhard Schaub auf.
Nach Außen tritt die JLO fast ausschliesslich als Veranstalter des "Trauermarsch" in Dresden in Erscheinung.

Der Freiberger Alexander Kleber, Jahrgang 1977, war lange Zeit der Landesvorsitzende der sächsischen JLO. In dieser Funktion meldete er mehrfach den Trauermarsch in Dresden an. Ausserdem pflegte er gute Beziehungen sowohl zur sächischen NPD(,) als auch zur regionalen militanten Szene der Freien Kameradschaften aus dem Umfeld der inzwischen verbotenen Kameradschaft "Skinheads Sächsische Schweiz" (SSS). Immer wieder war er als Teilnehmer bei Veranstaltungen der SSS zu Gast. So beispielsweise bei einer Sonnwendfeier im Juni 2003 genauso wie einem Rechtsrock-Konzert im selben Jahr. Zudem meldete er für dieses Umfeld im Sommer 2005 in Pirna eine "Gegendemonstration" gegen eine antifaschistische Kundgebung an. Gleichzeitig war Kleber Kandidat für das von der NPD dominierte "Nationale Bündnis Dresden" bei der Kommunalwahl 2004. Nach einem entsprechenden Gerichtsurteil aus dem Frühjahr 2001 darf Kleber ausserdem als "Neo-Nazi" bezeichnet werden. Und nicht zuletzt war es die Wahl von ihm in den JLO-Vorstand, die die "Landsmannschaft Ostpreußen" zum Rauswurf der JLO nötigte.

Ein anderer Aktivist der JLO Sachsen ist Stephan Roth aus Oybin im Zittauer Gebirge. Seit Jahren tritt er als regelmäßiger Teilnehmer von neonazistischen Veranstaltungen in der Region in Erscheinung. Überregional bekannt wurde er im Zuge des so genannten "Hirschberg-Prozesses" 2006. Vor dem Landgericht im polnischen Jenenia Gora waren Roth, der damalige Görlitzer DSU-Stadtrat Jürgen Hösl-Daum und Robert G. - ein Neonazi aus der Region Bautzen - angeklagt wegen Beleidigung der polnischen Nation und Aufstachelung zum Völkerhass. Hösl-Daum erhielt Zehn, die beiden anderen Angeklagten je Acht Monate Haft auf Bewährung. Die drei hatten im Mai und Juli 2004 in einer so genannten "Aktion Vergessen" in verschiedenen polnischen Ortschaften des ehemaligen Schlesiens Plakate geklebt, die vermeintliche Vertreibungsverbrechen von Polen und Tschechen an Deutschen anprangerten. Die "Aktion Vergessen" war auch im Mai 2007 und 2008 massgeblich an neonazistischen Aktivitäten um das Gedenken an das Freikorps Oberland im bayrischen Schliersee beteiligt. Im Namen der Aktion fungierte Stephan Roth auch als Anmelder eines Fackelmarsches im ostsächsischen Zittau im Februar 2007 zur "Erinnerung" an die Bombardierung Dresdens.
Daneben ist Roth in völkisch-bündischen Zusammenhängen aktiv. Für eine Veranstaltung der rassistischen Religionsgemeinschaft "Bund für Gotterkenntnis - Ludendorfer e.V." im November 2008 Dresden konnten sich TeilnehmerInnen bei ihm anmelden. Ausserdem tritt er als Aktivist der HDJ in Erscheinung. So posiert der passionierte Gitarrenspieler Roth als Liedermacher in einem Werbevideo der HDJ.

Durch ihre Umtriebigkeit in den verschiedenen Spektren des organisierten Neonazismus fungieren die sächsischen JLO-Aktivisten als Multiplikatoren in der Szene. Obgleich ihre Zahl an einer Hand abzulesen ist, entfalten sie als Schnittstellen und Bindeglieder eine deutlich größere Wirkung. Ein Beispiel hierfür ist der alljährliche Großaufmarsch zum 13. Februar in Dresden.
Die JLO nimmt unter anderem dadurch im heutigen Geflecht der neonazistischen Szene eine Schlüsselrolle ein. Unter ihrer, zumindest nominellen Regie, als Anmelder und Veranstalter des "Trauermarsches" in Dresden entwickelte sich dieser von einem ursprünglich regionalen zum wichtigsten Großaufmarsch der Szene mit einer Bedeutung weit über Deutschland hinaus. Als "Durchlauferhitzer" in neonazistischen Polit-Karrieren spielt die JLO ebenfalls eine gewichtige Rolle.

Nichts desto trotz wird der JLO, zumindest die Nähe zur NPD auch szeneintern zum Vorwurf gemacht. Unter anderem die in den Jahren etablierte Außendarstellung und -wahrnehmung des Marsches als eine "NPD-Veranstaltung" führte dazu, dass sich Neonazis aus dem Spektrum der freien Kräfte entschlossen, jährlich eine "Aktionswoche" durchzuführen, deren Höhepunkt ein "Gedenkmarsch" bildet, welcher direkt am Abend des 13. Februar stattfindet. An diesem Aufmarsch sind im Gegensatz zum samstäglichen Großaufmarsch Parteifahnen u.ä. strikt unerwünscht.

Quelle: Recherche Ost
 http://www.recherche-ost.com
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Ergänzungen

Burschenschafter und Neonazis

Foxhunter 05.02.2009 - 13:18
Interessant in diesem Zusammenhang ist sicherlich die ZUsammenarbeit von militanten Neonazis und Burschenschaftern(wenn man diese Trennung aufmachen will...).
Am Beispiel Dresden und der NPD in Sachsen ist diese offensichtlich.

Jürgen W. Gansel war Mitglieg der Marburger Buschenschaft Normannia-Leipzig und ist heute Mitglied der Giessener Verbindung Dresdensia Rugia.

Stefan Rochow war ebenfalls Mitglied der Giessener Dresdensia Rugia.

Björn Clemens, frühere stellvertretende Bundesvorsitzende der „Republikaner“ und heutige JLO-Bundesvorstand, ist Mitglied der Marburger Rheinfranken.

In der Antifaszene scheinen jedoch Treffen von Burschenschaftern weit weniger Interesse hervorzurufen als "offensichtliche" Neonaziaufmärsche. Eine funktionierende Antifa Politik muss aber auch vermehrt die Funktionärsebene in den Blick bekommen. Da ist es unerlässlich deren Kaderschmieden, die Burschenschaften offensiv anzugehen, Gelegenheiten dazu gibt es genug.

Weiterführende Links:
Über die Verbindungen vom sächsischen Landtag zur Gießener Burschenschaft Dresdensia-Rugia

Rechts-Anwalt
Björn Clemens: Ein Multi-Aktivist der extremen Rechten

 http://germany.indymedia.org/2003/06/55657.shtml

Veranstaltung

05.02.2009 - 09:31 05.02.2009 - 14:47
Veranstaltung
14. Februar 05.02.2009 - 09:31
Freitag, 6. Februar 2009, 19:30 - 23:00 Uhr
Veranstaltung | Lüneburg
Infos zur Antifa-Demo in Dresden

Infoveranstaltung zu den Gegenaktivitäten am 14. Februar in Dresden
Freitag, 6. Februar '09, 19:30 Uhr
Antifa Cafe im Infocafe Anna & Arthur, Katzenstr. 2

Bustickets gibt es bei der Veranstaltung
Kontakt unter: www.antifa-lg.de


Veranstaltungsort: Antifa Cafe im Infocafe Anna & Arthur, Katzenstr. 2

Für sichere Anfahrt aus Berlin

... 05.02.2009 - 15:00
Also, mensch trifft sich um 7 Uhr am 14.2 im berliner Hauptbahnhof um geschlossen nach Dresden zu fahren.

Nach meiner Information ist das die Regionalbahn RE 38345, die um 7 Uhr 27 auf Gleis 3 losfährt. Mit der fahren wir bis Elsterwerda, um von da aus die Bahn RB 17611 nach Dresden nehmen, wo wir ca. um 10 Uhr 46 ankommen.

Zu empfehlen ist das Wochenendticket zu kaufen, welches an allen Verkaufsstellen der Bahn zu bekommen ist. Damit kann mensch mit einer Gruppe von bis zu fünf Personen nach z.B. Dresden fahren. Der ganze Spaß kostet 39 €. Wenn Ihr mit einer Gruppe von fünf Personen fahrt, kostet das jeden von Euch ca. 8 €.


Achtet bitte ggf. auf Änderungen!


(Alle Angaben ohne Gewähr :DD)

Björn Clemens

D-Town Antifa 06.02.2009 - 15:13
Björn clemens, seines Zeichens Rechtsanwalt mit Kanzlei auf der Lindenstr.245 in Düsseldorf, meldete schon den Schlageter Gedenktag in Düsseldorf an. Dort war er als Redner und mässiger Sänger zu erleben und blamierte sich mit seinen 30 Clowns, bis auf die Knochen.

Als Mitglied der Republikaner gründete er 1993 die REP-Jugend und wurde später sogar Parteivize.

Er vertritt auch mal gerne Nazismusiker und Faschos aus dem Spektrum der freien Kameradschaften. Als Gastredner wird er auch immer wieder gerne bei NPD und Burschenschaften eingeladen. Sonst betätigt er sich als Schmierfink in der "Jungen Freiheit", "National Zeitung" und sonstigen Schmierblättern, der rechten Szene.

Er leitete die Gründungsversammlung der rechtspopulistischen Partei "Pro NRW" und sucht auch sonst mittlerweile, eher bei den braunen Biedermännern Kontakt.

Ein sehr nettes Kerlchen also, der Herr Clemens.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@foxhunter — (muss ausgefüllt werden)

re os? — jj

Farbanschläge auf Bürgerbüros — http://www.sz-online.de