Piraten der 1. und Piraten der 3. Welt

Pirat 28.11.2008 20:49
Da ist also eine Gruppe von tauschwütigen Computerfuzzis in der 1. Welt, die es als Selbstverständlichkeit ansehen Urhebergesetze zu brechen, nicht bereit ist sich Sicherheitsgesetzen zu unterwerfen, fordert, dass Staatsgeheimnisse veröffentlicht werden, das als ihr gutes Recht ansehen und dafür von der Lobby der Konzerne als PIRATEN bezeichnet werden.
Und da ist eine Gruppe von hungernden Fischern in der 3. Welt, die ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten kann, weil internationale Fangflotten illegal ihre Gewässer leerfischen, und jeder der gerade ein bißchen Giftmüll zu verklappen hat es genau dort abkippt wo schon der Urgroßvater dem Großvater das fischen beigebracht hat. Und es gibt keine Regierung, keine Küstenwache und keine UN-"Friedenssodaten" (sic!), die sie daran hindern.

Die hungern also so vor sich hin, knabbern an ihren nutzlosen Fischernetzen und philosophieren während sie auf's Meer hinaus schauen und 2/3 des Warenstroms der Welt an sich vorbeischippern sehen, wie es denn sein kann, dass die von den USA eingesetzte Marionettenregierung, die sich in Mogadischu verschanzt hat, die Völkergemeinschaft und der liebe Hergott einen Scheiß darum kümmern, dass aus dem Sudan und Äthiopien Heerscharen von Flüchtlingen ins Land strömen und sich die sowieso schon prekäre Lage derart zuspitzt, dass sich die Menschen gegenseitig in einem Bürgerkrieg abschlachten.

"Hätten wir doch nur Öl, dann wär wenigstens die US-Army hier..." mögen sie denken. Aber das haben sie nicht.
Sie haben Hunger, können sich aber an den Kochshows im Satelliten-TV-Programm nicht satt sehen.

Und als das Gegenseitige abschlachten im Land keinen Sinn mehr macht, weil einfach keiner mehr was hat, was es ihm abzunehmen lohnte, kommt eine Gruppe junger Fischersöhne auf die Idee, dass es ja wohl nicht sein kann, dass sich jeder Hinz und Kunz steuer- und abgabenfrei am territorialen Hoheitsgebiet Somalias gütlich tut, Internationales Seerecht bricht und sich einen Dreck um ihre Existenz und ihre exklusiven Nutzungsrechte innerhalb der 200 Meilenzone schert während das eigene Land und die Menschen daraufhin mangels Regierung und Steuereinahmen vor die Hunde geht.

"Eine Küstenwache oder Seestreitkraft müsste her", die sich der somalischen Interessen annimmt und zusieht, dass das Land nicht nur als kostenloser Fischgrund, Wasserstrasse und Endlagerstätte für Giftmüll herhält, sondern das etwas von dem Reichtum und Profit der damit gescheffelt wird auch ihnen zu gute kommt." werden sie geschlußfolgert haben und kamen überein fortan selbst eine Küstenwache zu organisieren, die dort Zoll eintreibt wo etwas zu holen ist.

Also fingen sie an die Millionärsyachten auf Touristenkreuzfahrt, die Frachtschiffe der Waffenschmuggler und Tanker der Ölonzerne zu besteuern. Und weil von denen keiner freiwillig Zoll oder Steuern zahlt waren sie gezwungen von ihrem hoheitlichen Gewaltmopol Gebrauch zu machen. Sie sehen sich selbst als Küstenwache und Steuerbehörde , die dafür sorgt das an der somalischen Küste Schulen und Städte wieder aufgebaut werden können, die ihr gutes Recht ausüben und ihre Pflicht gegenüber ihren Landsleuten erfüllen, und dafür von der Lobby der Konzerne als PIRATEN bezeichnet werden.

Während die so bezeichneten PIRATEN der 1. Welt "nur" mit Strafverfahren, Zivilklagen, Schadensersatzforderung und neuerdings auch Freiheitsentzug verfolgt werden, sehen sich die so bezeichneten PIRATEN der 3. Welt nicht nur einer illegalen Invasion von Kriegsschiffen der EU (!), der Nato, Russlands, Indiens, Koreas, Chinas und anderer Nationen gegenüber, die völkerrechtswidrig in somalische Gewässer eindringt, dort mit Waffengewalt somalische Bürger ins Ausland verschleppt und wider Internationalem Seerecht somalische Schiffe versenkt., sondern werden nun auch noch von der UNO, mit Sanktionen belegt, die das sowieso schon am Boden liegende Land in eine "humanitäre Katastrophe" stürzen werden, (wenn man den ökonomischen Völkermord durch ein Handelsembargo so nennen möchte)

Die ganze Aktion wird natürlich international vom bewährten Medienspin begleitet, wer die Guten und wer die Bösen sind ist schnell vermittelt, und während die Invasoren aus der 1.und 2. Welt noch schnell die passenden Gesetze schaffen um ihr Verbrechen gegen die Menschlichhkeit, den Verstoss gegen Völker- und Kriegsrecht nachträglich zu legitimieren, schaut die Welt gebannt zu, ist vom größten Finanzbetrug der Menschheitsgeschichte für einen Moment abgelenkt und empört sich selbstherrlich über die scheinbaren Tunichtgute in Somalia - und merkt nicht das sie schon morgen selber welche sein könnten, weil sie Profiten im Wege stehen und dafür von der Lobby der Konzerne als PIRATEN bezeichnet werden.
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Ergänzungen

kleine ergänzung

tagmata 28.11.2008 - 21:32
"die von den USA eingesetzte Marionettenregierung"

von den usa und äthiopien.

Piraten unter uns

Cartoon 29.11.2008 - 10:11
Guckst du da:

...

... 29.11.2008 - 14:05
Prinzipiell ist das, was du sagst gar nicht so falsch. Allerdings hat die Piraterie, wie sie im Moment vor Somalia stattfindet, nicht mehr all zu viel mit dem von dir beschriebenen zu tun. Die Menschen, die dort Schiffe entführen, sind Söldner, vielleicht sogar aus von dir beschriebener Personengruppe rekrutiert. Diese Söldner werden von Warlords, welche sich einen Dreck um den Rest der Bevölkerung scheren angeheuert. Das Lösegeld, dass in der Regel fließt, wird in den Taschen der Warlords und in ihren Villen landen und nicht in Schulen, Krankenhäusern usw. Diese "Piraten" sind hochgradig organisiert und ebenso technisiert. Sie haben Waffen, die könnte sich der normale Mensch in Somalia nie leisten, selbst, wenn er das ganze Leben dafür spart. Um an die wirklich fette Beute zu kommen, lassen sich die Piraten Informationen von korrupten Regierungsbeamten geben. Aber du hast Recht. Es gibt auch Piraten, welche einfach jedes Schiff, dass ihrer Reichweite ist, überfallen, meistens kleine Küstenmotorschiffe, welche aus den benachbarten Ländern Güter nach Somalia bringen. Bei diesen Piraten handelt es sich in der Tat um verarmte Bürger Somalias. Nur leider schaden sie der Bevölkerung mehr damit, wenn sie einmal mehr ein mit Nahrungsmitteln beladenes Frachtschiff vor dem Hafen kapern...

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