Fest der Völker 2008 in Altenburg

BlackRedPress >> BSE/ANNA/BECKS 15.09.2008 23:24 Themen: Antifa Repression
Altenburg/Thüringen. Ein breites Bündnis von mehr als 1000 Bürgern und Antifas blockierte und verteidigte am Samtag, den 13. September 2008 die vermeintlich wehrlose Stadt Altenburg im Osten Thüringens. Nachdem die Feste in Jena bereits zwei Mal kurz vor dem Scheitern standen, verlegten die Anmelder André Kapke und Ralf Wohlleben (beide NPD) das Fest aus Jena nach AltenburgDort erhofften sie sich einen wesentlich geringeren Widerstand und somit eine gesicherte Einnahme für die Parteikasse. Doch mehr als 1500 Menschen stellten sich dem aktiv entgegen und bescherten den Nazis eine erschwerte Anreise und zwei Stunden Verzögerung.
Kurz nach Sonnenaufgang neun Uhr, und scheinbar lange bevor die Polizei auf Gegenaktivitäten eingestellt war, saß bereits der erste Blockadefinger des Aktionsnetzwerks Jena auf der Kauerndorfer Allee/Ecke Elli-Wiesel-Straße. Bereits kurze Zeit später stieß der orangene Finger dazu und verstärkte zunächst die Blockade. Die Polizei karrte zwar Anfangs ein paar Hunde und eine Hundertschaft an, entschied sich dennoch dagegen gegen die friedliche Blockade vorzugehen.
Gegen 9.30 Uhr setzte sich dann die Kundgebung aus dem Südosten über die Offenburger Allee in Richtung Kauerndorfer Allee in Bewegung. Generell kam mehr und mehr Bewegung in das sonst ruhige Städtchen, was dazu führte das auch die Polizeikräfte mehr zu rotieren begann. Dennoch fiel es ihnen offensichtlich schwer die verschiedenen Bewegungen nachzuvollziehen oder zu kontrollieren. Dies ermöglichte mehreren Fingern die gleichzeitige Besetzung verschiedener strategischer Punkte. Kurz nacheinander waren die Kauerndorfer Allee/Ecke Zeitzer Straße, die Kauerndorfer Allee/Ecke Offenburger Allee und die Bahnunterführung nah dem Kundgebungsplatz blockiert.
Die Einsatzleitung konzentrierte sich darauf die Anreiseroute der Nazis freizuräumen und hetzte das bayrische USK auf die Blockade in der Unterführung. Auch weitere Blockaden auf den noch übrigen Zufahrtswegen wurden ohne viel Diskussion geräumt. Einige Blockaden konnten nur durch die gezielte Polizeitaktik und, entgegen der Absprachen im Vorfeld, unter massiven Einsatz von Gewalt umgangen/durchdrungen werden. So knüppelte TeamGreen beispielsweise in der Levystraße brutalst in die Mitte der Blockade, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dann die Nazis in einem Spalier am Rand vorbeizulotsen. An dieser Stelle machten sie auch nicht Halt davor auf Sitzende mit Pfefferspray und Tonfas loszugehen. Weitere Versuche die unzähligen Seitenstraßen zu besetzen, wurden durch schwarze Polizeitrupps lautstark eingeschüchtert und massiv unterbunden.
Fazit: Zwar konnte das Fest der Völker III nicht verhindert werden, doch wurde eine heitere, ungestörte Zusammenkunft enorm gestört. Es wird vor allem der Polizei zu verdanken sein, dass auch der Letzte der schätzungsweise 1200 Faschisten anreisen konnte. Fraglich wird bleiben, inwiefern die Absprachen nach Gewaltfreiheit zwischen dem Netzwerk und der Polizei eingehalten wurden und ob der Einsatz und die Qualität der Polizeigewalt gerechtfertigt und notwendig war. Die hohe Anzahl von Verletzungen, von blauen Flecken über Platzwunden bis hin zu einem Schlüsselbeinbruch, spricht wohl eher dagegen.


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Ergänzungen

Bericht

gibt es 15.09.2008 - 23:55
von Teilnehmern und Mitorganisatoren der Protestaktionen hier:
 http://www.fischer24.eu/index.php?site=artikel1&id1=2030

Altenburg

Sonja 16.09.2008 - 08:38
2000 Menschen protestieren gegen NPD-Treffen:
 http://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/5765142.html



radiogespräch

radio corax 16.09.2008 - 13:22
Gespräch mit Katharina König. Sie ist Mitglied beim Jenaer Aktionsbündnis gegen Rechts.

Ergänzung

:-) 16.09.2008 - 16:14
Bei jeder Protestform werden auch Bürger behindert bzw gestört und blockiert, das ist auch bei Sitzblockaden oder Kundgebungen der Fall, da ist immer an irgentwelchen Stellen kein durchkommen. Insofern find ich es ebenso vertretbar das Züge aufgehalten werden um die Nazis an der Anreise zu hindern, jedoch sollte bei solchen Aktionen darauf geachtet werden das keine Menschen gefährdet werden, vorallem keine unbeteiligten wie Bahnmitarbeiter.

Ich denke das Hauptproblem in Altenburg bestand darin das es zuviele kleine Wege zum Nazifest gab, das konnte man mit der Anzahl an Gegendemonstranten nicht alles abdecken. Und da wo zugemacht wurde haben die Bullen mit Gewalt für Gassen gesorgt, ich habe nur einmal gesehen das Bullen versucht haben durch eine Blockade zu gelangen und dann aber doch umgekehrt sind und einen anderen Weg gewählt haben, allerdings ging es da nur um eine Handvoll Nazis.

Was jedoch absolut begrüssenswert ist das in letzter Zeit auch der Bürgerliche Protest mehr und mehr an Sitzblockaden teilnimmt. Ich denke da liegt sehr viel Potential, wenn man überlegt das allein aus Jena 13 Busse kammen und aus Weimar immerhin 2. Wenn andere Städte ähnliches engagement gezeigt hätten wäre eine ordentliche Menschenmenge zusammengekommen. Zum Beispiel sind Erfurt, Leipzig, Dresden, ... alles wesentlich grössere Städte als Jena und haben trotzdem keinen großen Anfahrtsweg. Gut Jena hatte natürlich das Glück das die Busse bezahlt worden, aber vielleicht lässt sich sowas ja auch in anderen Städten machen.

Realitätverdrehung

Dein Name 16.09.2008 - 18:21
Ich weiß nicht ob das hier keiner mitbekommt, aber unter den Kommentaren trollen sich einige die fern ab jeglicher Realität sind und mir als Teilnehmer der Demonstration übel aufstoßen.
Dann erinnert mich die Ausdrucksweise "tobenden zündelnden mob" "afa" "bürgermob" "gnadenlos untergegangen" ehr an ein billiges Naziforum und sieht nach gezielter Desinformation aus.
Zur Klarstellung:
Ich habe ehr das Gegenteil erlebt, als es hier von einigen dargestellt wird. Als erstes gab es überhaupt keinen "zündelnden Mob" von den irgendwelche Bürger hätten Angst haben müssen. Es gab ein paar Rangeleien, bei denen auch ein paar Sachen geflogen sind, allerdings ist diesen auch massive Gewaltanwendung seitens der Polizei VORAUSgegangen. Dann habe ich an mehreren Stellen erlebt, dass Altenburger Bürger sehr wohl freundlich und hilfsbereit uns gegenüber war. Mehrfach wurde Wasser aus Fenstern gereicht, Hilfe beim Finden von Wegen geleistet und in Gesprächen zeigte sich strikte Ablehnung gegenüber dem Nazifest. Da wollte also jemand Blumentöpfe aus den Fenster schmeißen? Dann wohl ehr Richtung Nazi-Zoo!
Es war auch sicher den meisten Teilen der Antifa bekannt, dass der Konsens an diesem Tag gewaltfreie Blockaden lautete. Allerdings hat das auch sein Grenzen, nämlich dann, wenn Leute blutig geschlagen werden und der Staat sein Gewaltmonopol gegen friedliche Bürger richtet.
Alles in allem hätte an diesem Tag fast nicht mehr gehen können. Es waren immer noch zu wenig Leute, die sich auf zu viele Zugangswege verteilen mussten. Wo zu wenig Leute saßen gabs kurzerhand Räumungen.

Neue Qualität der Proteste in Thüringen

Thüringer Würstchen 17.09.2008 - 21:07
Es war kein Zuckerschlecken für die Neonazis in Altenburg, auch wenn sie genüsslich zusehen konnten, wie die Staatsgewalt den Weg zum "Fest" freiprügelte, haben einige körperliche und seelische Blessuren davon getragen.
Die Veranstaltung hat für die "nationalistische Bewegung" erhebliche Bedeutung, Kultbands wie Sleipnir und Pseudo-Führer wie Wulf und Rieger wirken identitätsstiftend auf die angereisten Anhänger und Die NPD-Parteikasse füllte sich.

Was wurde dem entgegengesetzt?
Wer aus thüringischen Provinz kommt weis, dass es schwer ist Menschen für Direkte Aktionen gegen Faschos zu gewinnen. Das Jenaer-Konzept - Blockade aller Bürger - wurde nun erstmals nach außen transportiert. Natürlich verlief das an vielen Stellen nicht so wie gewünscht und all zu oft schreckten die Bürger vor den Aktionen der Polizei zurück. Doch aller Anfang ist schwer und es ist ganz und gar nicht peinlich, wie der Tag verlief.
Festzustellen ist außerdem, dass es keinen großen Antifa-Block gegeben hat. Wo war denn der support aus den "krassen Antifagebieten", klar es gab noch mehr events an diesem Tag, aber das FdV hat mehr Beachtung verdient! Es haben noch 1000 Leute gefehlt, um mehr auszurichten.
Ein großes Problem war zudem die OrtsUNkundigkeit - bessere Analysen im Vorfeld sind notwendig. Der Veranstaltungsplatz (benannt nach dem jüdischen Bürger Levy) war umgeben von Neubaublöcken, durch deren zahlreichen Durchgänge die Nazis gut geschleust werden konnten.
Die Ankunft am Hauptkundgebungsplatz der Gegendemo sollte eigentlich zur Besetzung der Nazianreiseroute führen, das war auch der Polizei klar. Mit Gewalt wäre da sicher etwas gegangen, doch wäre es dann ausgeartet...
Es war ein sehr schlechtes Gefühl zusehen, dass am Ende doch fast alle Nazis (90%), drinnen waren. Unsere Bezugsgruppe hätte gern mehr gemacht, aber was bringen Kamikaze-Aktionen?

Die Konsequenz von Altenburg 08 ist meiner Meinung nach:
Blockade/Bündnis-Konzept weiterentwickeln, mehr Aktionstrainings im Vorfeld, mehr Absprache zwischen verschiedenen Aktionsgruppen.
Die Menschen müssen erleben, wie diese dummen Faschisten hier rum spazieren können - sie müssen sie sehen und ablehnen, sie müssen Zeugen werden von brutaler Polizeigewalt und "demokratischer" Inkonsequenz, dann verändern sie ihr Bewußtsein...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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von weitem — subido

braune Uniformen? — subido

sowas kommt von sowas — beobachter

übel — zum teil

meine rede — idioten

quertreiber — raus

sportlich am rande — diabolus

@beobachter — Thon

unerhört — beobachter

Gute Polizisten — wurde nict genannt