Düren vor dem Neonazi-Aufmarsch

Alerta antifascista 21.09.2007 17:05 Themen: Antifa
Erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges planen Nazis für den morgigen Samstag, durch die zwischen Aachen und Köln gelegene Stadt Düren zu marschieren.
Organisiert wird der Aufmarsch durch die Dürener NPD um ihren Kreisvorsitzenden Ingo Haller (Inden-Pier) im Bündnis mit neonazistischen Gruppen aus der Region Düren / Aachen. Die Nazi-Partei bewirbt ihre Demonstration „bundesweit“ und hat bei der Polizei 200 FaschistInnen angemeldet, die morgen durch Düren laufen wollen. Offenbar spekuliert Haller, der zugleich Anmelder und Versammlungsleiter des Nazi-Umzuges ist, auch auf die Teilnahme von Neonazis aus dem benachbarten Ausland: Als er bereits im Juli den Aufmarsch anmeldete, beantragte er als „Hilfsmittel“ neben Trageschildern, Trommeln, Luftballons und Nazi-Fahnen auch das Zeigen von „europäischen Länderfahnen“. Protestieren wollen die Neonazis unter dem Motto „Gegen Ausländergewalt und Inländerfeindlichkeit / Düren darf nicht multikriminell werden“ - eine perfide Verschleierung für die rassistische und ausländerfeindliche Hetze von NPD & Co.Im Vorfeld des morgigen Aufmarsches waren Faschisten in Düren und Umgebung aktiv: Am gestrigen Donnerstag hielten 15 Neonazis von NPD und „Kameradschaft Aachener-Land“ (KAL) an der Annakirche eine „Mahnwache“ (ein etwas aufwendiger gestalteter Informationsstand) ab, bei dem sie Hetzpropaganda gegen MigrantInnen verteilten.Am Mittwoch versuchten acht Neonazis einen vom „Dürener Bündnis gegen Rechts“ organisierten Vortrag in Langerwehe (Kreis Düren) mit dem freien Journalisten Michael Klarmann über die extrem rechte Szene in der Region Düren / Aachen zu stören. Den Provokateuren wurden von der Polizei Platzverweise erteilt. Rund 100 BesucherInnen nutzen die Gelegenheit, sich ausführlich über die Strukturen und Protagonisten der Neonazi-Szene im Dürener Raum zu informieren. Zudem will die NPD eigenen Angaben zufolge am vergangenen Wochenende tausende Flugblätter für ihren Aufmarsch verteilt haben – für diese Behauptung gibt es bislang jedoch keine unabhängige Bestätigung.

Zum Kontext des Aufmarsches

Der extreme Rechte im Raum Aachen / Düren gilt Beobachtern als eine der aktivsten Szenen in Nordrhein-Westfalen. Bei der Kommunalwahl 1999 gelangten Neofaschisten in die Stadträte von Stolberg und Alsdorf (beides Kreis Aachen). Bei den Wahlen 2004 konnten die extrem Rechten ihre Position in den Kommunalparlamenten ausbauen – seither sitzen etwa drei Neonazis von NPD und DVU im Stolberger Stadtrat. Stolberg war lange Zeit der Schwerpunkt neonazistischer Aktivitäten in der Region – dort gründete sich unter Anleitung des ehemaligen „Bundesführers“ der verbotenen Wiking-Jugend im Jahr 2001 die „Kameradschaft Aachener-Land“. Seit Anfang des Jahres 2006 – mit der Gründung eines eigenständigen NPD-Ortsverbandes - verlagerten sich die Aktivitäten der Neonazis zunehmend in den Kreis Düren. Der Dürener NPD-Kreisvorsitzende bindet Neonazi-Gruppen und Grüppchen aus der Region eng in die Parteiarbeit ein. Neben der KAL sind dies etwa der 2006 gegründete „Sturmbund Aachen“ oder der „Nationale Widerstand Herzogenrath“ (gegründet Anfang 2007). Zudem verfügt die Szene mit der in der Nähe des Dürener Bahnhofes gelegenen Kneipe „Gütershop“ über einen festen Treffpunkt. In der Gaststätte fanden zahlreiche Treffen von Neonazis statt, zum Teil mit bis zu über 100 Teilnehmern.

Zunehmende Militanz der Neonazi-Szene in der Region

Die Neonazis in der Region treten zunehmend militant auf. In Düren kam es seit April zu mindestens drei Angriffen auf AntifaschistInnen. Eine neue Qualität erreichte die neonazistische Gewalt vor kurzem in Stolberg (Kreis Aachen): Zwischen 12 und 15 Vermummte und bewaffnete Neonazis überfielen BesucherInnen eines antifaschistischen Konzertes. Mindestens vier Menschen wurden verletzt, zwei davon schwer. Bereits seit dem Herbst des vergangenen Jahres hatten Neonazis der „Anti-Antifa Aachen-Düren“ auf einer anonym betriebenen Internetseite zu Gewalt gegen politische Gegner aufgerufen.

Und der Widerstand?

Für den morgigen Samstag mobilisieren antifaschistische Gruppen unter dem Motto „Für antifaschistischen Lifestyle & nazifreie Straßen“ zu einer Demonstration. Diese beginnt um 10 Uhr am Dürener Bahnhofsvorplatz. „Lassen wir den brauen Zug am Samstag gegen die Wand fahren“ heißt es im Aufruf. Weitere Informationen finden sich auf einer Sonderseite. Darüberhinaus wird es vom "Dürener Bündnis gegen Rechts" an verschiedenen Stellen in der Innenstadt zwischen 10.30 Uhr und 14.00 Uhr Kundgebungen gegen die NPD geben.
Weitere Infos zu Neonazi-Szene im Raum Düren gibt es auf www.antifa-dueren.org
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Ergänzungen

Zwickau wehrt sich gegen Nazis

Sz-online 21.09.2007 - 21:32
Mit großer Sorge blickt Zwickau heute nach Chemnitz: Weil erwartet wird, dass das Verwaltungsgericht das Aufmarschverbot für rund 300 Neonazis am morgigen Sonnabend kippt, werden Ausschreitungen befürchtet.

Aus Protest gegen den drohenden Aufmarsch verhüllten die Gewerkschafter gestern ihr Haus in der Bahnhofstraße mit einem 30 mal zwölf Meter großen Transparent: „Kein Sex mit Nazis!“ Offenbar befinden sich auch Sitzblockaden gegen die Rechten in Planung. Auch Autonome aus ganz Sachsen werden erwartet. DGB-Chefin Sabine Zimmermann (46, Linke-Bundestagsabgeordnete): „Spontane Gegenaktionen können wir nicht ausschließen.“

Oberbürgermeister Dietmar Vettermann (52, CDU) ruft alle Zwickauer zur Teilnahme an einer Gegenveranstaltung in der gesamten Innenstadt auf: „Das Demokratiefest wird ab 10 Uhr auf dem Kornmarkt, dem Domhof, dem Georgenplatz und dem Neumarkt stattfinden.“ Organisatoren sind unter anderem alle Parteien im Stadtrat, die Gewerkschaften und die Theater Plauen-Zwickau. Tausende Teilnehmer des friedlichen Fests werden erwartet.

„Aus Sicherheitsgründen“ wollte Stadtsprecher Mathias Merz (37) die geplante Marschroute der „Nationalen Sozialisten“ gestern nicht bekannt geben - deren Mitorganisator und Versammlungsleiter ist nach Morgenpost-Informationen der Zwickauer NPD-Mann Peter Klose (54). Polizeisprecher Jan Meinel (35): „Ob Aufmarsch oder nicht - auf beide Fälle sind wir vorbereitet.“

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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