Tommyhaus Berlin-X-Berg - Finanzielle Notlage

BewohnerInnen 12.07.2007 17:23 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Thomas-Weissbecker-Haus Berlin - Beendigung des untragbaren Zustandes jetzt!

Im Januar 2007 wurden dem SSB (Sozialpädagogische Sondermaßnahmen Berlin) e.V. sämtliche Fördermittel vom Senat (genaueres zur bisherigen Finanzierung siehe www.tommyhaus.org) gestrichen. Die finanzielle Lage ist dadurch untragbar! Wir fordern die sofortige Beendigung dieses Zustandes! Wir erwarten von den Verantwortlichen den politischen Willen und die soziale Verantwortung, die Betreuung der betroffenen jungen Menschen auch weiterhin zu ermöglichen.
Bestehende, kostengünstige Strukturen dürfen nicht in der Hoffnung zerschlagen werden, dass es schon irgendwie weitergehen wird. Wir erwarten von allen politischen EntscheidungsträgerInnen konkrete Vorschläge, wie dieses für die Stadt Berlin wichtige Projekt weiter finanziert werden kann. Wir werden nicht aufhören, unsere berechtigten Interessen hör- und wahrnehmbar einzufordern!

Thomas-Weissbecker-Haus und TreberInnenarbeit

Das Thomas-Weissbecker-Haus (TWH) besteht seit März 1973 als selbstverwaltetes Wohnkollektiv in Kreuzberg 61 und ist damit neben dem "Georg-von-Rauch-Haus" das älteste Hauskollektiv in Berlin.

Bis 1969 wurde das Gebäude von der Firma "Eternit" für die Unterbringung von "GastarbeiterInnen" genutzt und stand seitdem leer. Das Tommyhaus ist, wie andere Projekte dieser Zeit, aus der Kritik am untragbaren Zustand in staatlichen Einrichtungen und der damaligen Jugendpolitik entstanden, als Alternative zu Heim oder Knast. Es wurde mit Hilfe einer breiten solidarischen Bewegung von unten und der außerparlamentarischen Oppostion erkämpft. Seither betreut das Tommyhaus in Berlin-Kreuzberg junge Obdachlose, TreberInnen und andere mit dem Gesetz in Konflikt Gekommene.

Das Konzept ist niedrigschwellig. Es wird nicht nach staatlichen Hilfeplänen gearbeitet, sondern nach Erfahrungswerten und richtet sich vorrangig nach den Bedürfnissen der Jugendlichen. So werden z.B. auch Hunde erlaubt. Bewohnt wird das Haus von fast 40 Leuten in 4 Wohnetagen mit jeweils einem Trebezimmer. Die Altersstruktur liegt zwischen 16 (früher 14) und momentan über 50 Jahren.

Der Träger des Hauses ist der gemeinnützige Verein SSB e.V., der neben dem TWH mit dem dazugehörigen Vereinsbüro auch Träger des Jugendzentrums Drugstore, des Cafés Linie 1 sowie weitereren Sozial- und Kulturprojekten ist. Der Veranstaltungsort Schicksaal direkt im Tommyhaus bereichert seit 1991 durch regelmäßige Konzerte und Veranstaltungen die Subkulturlandschaft. Unter anderem spielten Rage Against the Maschine, Queens of the Stone Age, No Respect und Chumbawamba.

Der SSB e.V. hat sich so in über 30 Jahren verantwortlicher Tätigkeit einen Namen in kulturellen Projekten sowie in der Trebe- und Straf-/ Bewährungshilfe auch über die Berliner Landesgrenze hinweg erarbeitet.


Wegfall der Fördermittel

Viele soziale Projekte in Berlin sind von starken Einsparungen betroffen, die die Gewährleistung einer breiten Jugendbetreung in Frage stellen. So wurden auch uns im Januar 2007 sämtliche Fördermittel wegen “Sparzwang” des Landes Berlins gestrichen. Aus den Fördermitteln in Höhe von 80000,- € jährlich für den SSB e.V. wurden eine Vollzeitstelle für die Sozialarbeiterin, eine halbe Verwaltungsstelle, eine dreiviertel Hausmeisterstelle und ein geringer Betrag für Sachmittel (8000,-) finanziert. Durch den Wegfall der Fördermittel mussten den drei Angestellten ihre bisherigen Arbeitsverträge gekündigt werden. Für den Senat ist die Summe im Vergleich mit anderen Einrichtungen ein Klacks, für uns sind die Mittel elementar! Die Basisarbeit des Vereins und die Arbeit mit den Wohnungslosen und TreberInnen erfolgt aus unserer Notlage heraus zur Zeit ehrenamtlich. Im Prinzip arbeiten wir zwar seit jeher stark ehrenamtlich, jedoch gibt es Bereiche, die ehrenamtliche Arbeit allein nicht leisten kann. Die kontinuierliche und kompetente Betreung von jugendlichen Obdachlosen und TreberInnen kann wegen immer größeren staatlichen Ansprüchen an die Rahmenbedingungen der Betreung nur durch eine bezahlte Fachkraft getragen werden. Weiterhin bedrohen die Kürzungen das Projekt als Ganzes. Laufende Anwaltskosten betreffend die Vertragsverhandlungen als Grundlage des SSB e.V., Sachmitel wie z.B. Kopierer, Telefonkosten und vieles mehr können so nicht aufgefangen werden. Das Haus ist dringend renovierungsbedürftig. Ehrenamtliche Arbeit reicht dafür nicht aus! Wir sind auf die Fördermittel angewiesen.


Aufruf

Die ehrenamtliche Arbeit allein kann und darf nur als Übergang verstanden werden! Wir brauchen eine laute Stimme um umgehend die Fördermittel zurückzuerhalten. Wir möchten damit auch ausdrücklich alle NutzerInnen und UnterstützerInnen ansprechen.

Gerne können UnterstützerInnen-Schreiben an den Senat verfasst werden. Besonders wünschenswert wäre die Beteiligung von ehemaligen BewohnerInnen des Hauses!

Wir brauchen eure Initiative. Es besteht die Möglichkeit im Projekt mitzuarbeiten. Ihr könnt die Veranstaltungslokalitäten (Veranstaltungssaal, Vereinskneipe Linie 1, Garten) für eure Projekte und Solipartys nutzen, eure Band auf einem Solikonzert bekannt machen oder auch gerne euer handwerkliches Talent an Haus und Garten austoben. Spendet, verteilt Flyer, macht Aktionen, bringt euch ein in eines der langjährigsten Hausprojekte Berlins! Es fehlt wirklich an allen Ecken und Enden!!!


Trotz Wegfall der Förderungen: Wir machen Weiter!

Das Tommy-Weissbecker-Haus bleibt auch weiterhin ein Zufluchtsort und Schutzraum für TreberInnen.

Die Angriffe des Staates finden unterschiedlich statt, sind aber der gleiche Kampf gegen selbstorganisierte kollektive Strukturen und Projekte in Berlin, Kopenhagen und überall. Solidarität mit allen bedrohten Zusammenhängen: Wo wir am Leben gehindert werden, fängt unser Widerstand an!

Tommyhaus 1973 – open end!!!

mehr Info:

mit Video-, Bild- und Textarchiv:  http://www.tommyhaus.org
 http://www.schicksaal.org
 http://de.wikipedia.org/wiki/Tommy-Weissbecker-Haus


Spenden-Konto:
Empfänger: SSB e.V.
Kontonummer: 1 591 968 300
Bankleitzahl: 100 101 11
Kreditinstitut: SEB AG
Verwendungszweck: „Spende“
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supporter

supporter 12.07.2007 - 19:03
Also ich komme nicht aus Berlin, bin aber über Umwege mit dem TomyHaus verbunden und mir liegt eine verdammte Meneg am erhalt des Projekts. Nun bin ich aber nicht im Bilde, WOHIN ich meinen Protest artikulieren kann, mit anderen worten: Wie erreiche ich den Berliner Senat, vll. einfach mal email, tel und postanschrift hier reinstellen, damit die leute auch wissen, wohin sie schreiben/schreien sollen.

Solidarische Grüße von anderswo!

ihr seid

komisch 12.07.2007 - 19:47
heute bittbriefe an den senat schreiben und morgen den staat smashen, yeah!

lustig 12.07.2007 - 19:50
""""""""" immer wieder lustig, wenn anarchisten und andere selbsternannte staatsfeinde nach finanzieller unterstützung schreien, siehe rigaer84 usw."""""""""""

Moin Arschoch,

schön mal wieder von dir zu hören, ich dachte schon du wärst, na du weiß schon. Dann wird es dich nicht wundern, dass es überhaupt "besetzte Häuser, Wagenburgen und Projekte gib, oder?" Wegen dir, genau, nur wegen Arschlöchern wie dir die ihre Kohle oder die Kohle des ganzen Staates lieber für Kriegsspielzeuge, Burokratzen, Pornos oder Polizeiliche Aufrüstung verballern wollen.

Dann wird es dich Hochinteligenzler nicht wundern das Geld eigentlich !Nur! der Ausdruck eines gesellschaftlichen Gleichgewichts ist und solange das hält ist auch für dich alles in 'Ordnung'.

Es ist schon es eine Sauerei wieviele Menschen in dieser Gesellschaft aus eigenem Anlass mit der Sozialität Nazideutschlands auseinandersetzen und sich dann noch eure unflätigen Bemerkungen reinziehen müssen.

Kuck mal die NPD. Nach der Wende wird das Rohgerüst dieser Partei durch den VS gestützt, heute wird sie durch Steuergelder finanziert nur damit eine paar Faschonasen daran kleben bleiben und versuchen Demokratie zu praktizieren. Oder der Gipfel der Unverschämtheit, der Luxus der Kanzlerin und soviele Überstunden für die Polizei und so viel Geld.

Egal wo du hinkuckst, kein Problem! Aber wenn ein Projekt das schon balt 30 Jahre gegen DEN Strom kämpft über Geldprobleme redet, dann rutsch den Deutschen die Deutschland sind, weil sie deutsch sprechen können (zumindest bilden sie es sich ein) die typisch deutsche Sparpolitik ins Genick und mensch unterhält sich auf einmal mit einem "Adolf" wie eh und jeh.

Wieso finanziert Ihr Euch nicht selbst?

uta 13.07.2007 - 01:07
Macht selber was! Finanziert Euch selbst anstatt zu betteln und zu fordern!!!
Das hilft der Linken nämlich nicht!!!

@lustig

berliner 13.07.2007 - 16:50
lustig sind nur solche Abwehrreflexe,wie du sie an den Tag legst.
Kann man nicht einfach zugeben,das man sich lächerlich macht mit autonomen Bestrebungen,aber dabei das finanzielle Fangnetz der arbeitenden Gesellschaft als so selbstverständlich erachtet,das regelmäßig Forderungen gestellt.

traurige einstellung

mietzi 13.07.2007 - 22:42
was das tommyhaus angeht, ohne staatliche erlaubnis dürfen dort und in keinem anderen freiraum weggelaufene aufgenommen werden. solche rückzugsmölichkeiten sind aber verdammt wichtig. um die betroffenen dort vor amt und eltern zu schützen ist so ein status als staatliche anerkante anlaufstelle mehr als sinnvoll. und weil dort richtig gearbeitet wird, dass dann dem staat kosten erspart und aus vielen anderen gründen, hat so ne förderung alle berechtigung.

und zu dem anderen quark. mal ehrlich. ich hab das schon viel zu oft gehört.
"dann verschwindet also der freiraum. sucht euch doch was anderes.
gibt nix richtiges im falschen, dass mensch sich anarchistIn nennt und immer noch öffentliche einrichtungen benutzt... blablabla"
auf was warten diese personen denn? morgen weltrevolution und dann ist alles gut, ja?
wir leben hier und jetzt... mit menschen aus hier und jetzt.
diese komische einstellung die einige gegenüber autonomen anarchistischen organisationen haben, müssen aus der BILD stammen. vielleicht sollten die betroffenen sich informieren, dann reden. wer keine ahnung hat, lieber mal die fresse halten...

anarchistInnen sind doch keine totalverweigereInnen wie der klene punker/die klene punkerin aus der Vorstadt (dessen/deren einstellung ich hiermit nicht als komplett falsch einordnen möchte, oder diesen vorwerfe, dass ihre einstellung keine berechtigung hat. verweigerung ist ne tolle grundhaltung ... und dann gehts eben nen schritt weiter). das konzept ist gegenkonzept im raum des möglichen. stammen tun anarchistInnen auch einfach aus dieser welt. und arbeiten wollen sie mit solchen menschen und beeinflussen eben solche. auf dem kleinen anarchistischen bauernhofkollektiv heraus ist das eben nicht so easy möglich, wie öffentlichkeitswirksam. eine beteiligung an der gesellschaft findet doch statt, da die verändeung aus der gesellschaft heraus stattfinden soll. nicht an dieser vorbei!

und da die einrichtungen von teilen der gesellschaft genutzt werden, haben solche wie jede andere kultureinrichtung förderung verdient. wäre doch gerade zu unsinnig, mögliche förderung nicht zu beanspruchen und sich damit selbst im weg zu stehen! hier und jetzt alles selbst zu finanzieren? wie denn? gasrechnung, strom, wasser fällt nicht vom himmel. essen auch nicht (wir erinnern uns, wir reden hier nicht vom bauernhofkollektiv, sondern stadthäusern) die bewegung ist doch gar nicht groß genug, dass alles heute zu ändern, das heißt doch nicht, dass die bewegung, die sich an gegebene umstände richtet, dadurch irgendwie falsch oder sinnlos wäre.

der kampf geht weiter.

@uta

xxx 14.07.2007 - 12:23
"finanziert euch selbst" - genau wie krankenhäuser, unis, kultur usw.? das ist keine emanzipatorische absage an staatliche zwänge sondern neoliberalismus. sorry, den staat zu zwingen soziale sachen zu fördern, was ist daran so schlimm? ist es nicht ne selbstverständlichkeit? führt deine meinung nicht zum verzicht auf alle positiven veränderungen im bestehenden ganzen? sollen arme erst verrecken und bauen wir danach den anarchismus/kommunismus auf?
beiss die hand die füttert!