Revolutionäre 1. Mai-Demo in Berlin - Teil 2

Bernd Kudanek alias bjk 03.05.2007 18:41
... diese zweite revolutionäre 18-Uhr-Demo sammelte sich am Lausitzer Platz in Kreuzberg
... als ich gegen 18:45 Uhr dort eintraf, war der Platz schon proppenvoll - und das nicht nur, weil die Demoveranstalter einen riesigen Sattelschlepper-LKW als Front-Lauti (Foto 1, 14) aufgeboten hatten
... dieser Riesen-Lauti war außer mit einer mächtigen Beschallungsanlage auch noch mit neckischen Spielereien wie Nebelmaschine (Foto 24, 26, 28) und Seifenblasengerät am Heck (Foto 27) ausgestattet
... die Bühne auf der Ladefläche hätte sicher weiteren 20 Moderatoren ausreichend Platz zur Entfaltung geboten als nur Michael Kronawitter, dem Szene-Rapper Holger Burner, der immer wieder mit klasse Songs die Stimmung anheizte, und noch einigen anderen ModeratorInnen (Fotos 35, 36)
... mit Genugtuung bemerkte ich dann, daß auch der Lauti von der 13-Uhr-Demo (Fotos 33, 34) mit von der Partie war
... denn anders als manch unversöhnliche indy-Autoren wegen Zoffs, den es vor Jahren mal gab, gerne weismachen wollen, bemerkte ich bis Demo-Ende nichts von herbeigeredetem feindseligen Hickhack zwischen den 13-Uhr-Gruppen und den angeblich besseren Linken in den Reihen der 18-Uhr-Szene
... vielmehr war bei den über 10.000 DemonstrantInnen geradezu ein Spirit von "Gemeinsam gegen den Klassenfeind" zu spüren und das bis über die Abschlußkundgebung um 21:30 Uhr hinaus (Fotos 37, 38, 39)
... wie auch immer, gerade diese 18-Uhr-Demo ließ tatsächlich den Eindruck aufkommen, die linke Protestkultur stabilisiert sich durch gemeinsame kämpferische Aktionen endlich wieder
... die Bullerei hielt sich bis auf ein paar Anti-Konflikt-Kasperles in gelben Westen (Foto 31) während der ganzen Demo bemerkenswerterweise völlig im Hintergrund
... vielleicht lag das aber auch vor allem daran, daß über 30 DemobeobachterInnen unter anderem vom Republikanischen Anwaltsverein und der Roten Hilfe speziell wegen befürchteter Bullenübergriffe im "Einsatz" waren
... auch konnte ich nirgends von linken Spähern gekennzeichnete Zivi-Bullen entdecken
... so hatten die Lohnschreiberlinge der Schmieren-Journaille nichts über von ihnen erhoffte Randale zu berichten
... auch sensationsgeile BesucherInnen vom staatlich verordneten und gesponserten Sauf- und Freß-Myfest mußten erst bis lange nach Demo-Ende warten, um z.B. vor dem Görlitzer Bahnhof ein bißchen Bullenspektakel zu begaffen (Fotos 40 - 43)
... vielleicht ist dem einen oder der anderen unter den "Normalos" im Nachhinein doch so langsam aufgegangen, daß es vor allem nur dann zu Zoff und Randale kommt, wenn eine testosterondampfende Bullerei durch martialische Aktionen provoziert
... wohl weil einige Hundertschaftsführer meinten, ihre Daseinsberechtigung beweisen zu müssen, ließen sie kurz nach 22 Uhr einen Konvoi Bullen-Wannen dicht an dicht die Wiener Straße bis kurz vor den Görlitzer Bahnhof mit Tempo 70 - 80 km/h wie irre durch die Nacht rasen - Betrunkene, Behinderte oder Ältere hätten keine Chance gehabt, auszuweichen
... soviel mal zur nach- und unerträglichen Selbstbeweihräucherung von Polizeipräsident Glietzsch und Innensenator Körting, beide SPD
... abschließend mein Fazit: die 13-Uhr- und die 18-Uhr-Demos, insbesondere ihr Zusammengehen, könnte der Anfang einer dringend nötigen starken gemeinsamen außerparlamentarischen linken Oppositionskraft werden
... für die nächste große Nagelprobe, beim Protest und Widerstand gegen den G8 Verbrechergipfel in Heiligendamm vom 2. bis 8. Juni, ist zumindest die Berliner Linke kämpferisch sehr gut aufgestellt
... alle 43 Fotos von der 18-Uhr-Demo sind unter  http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/16527744#16527744 eingestellt

bjk
ALG II-Unterschichtler
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Fotobericht Teil 1 unter:  http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/16513911#16513911
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Ergänzungen

noch ein schönes video:

volksfront 03.05.2007 - 23:14
auf you tube gefunden, schöne zusammenfassung.
fight the power:
 http://www.youtube.com/watch?v=FXDGJUsZZoQ

vielfältigkeit

antiimperialist 04.05.2007 - 17:41
bei der auftaktkundgebung konnte sehr eindrucksvoll die vieltfalt der demonstration gesehen werden:
die häuserszene feierte die abgewendete abspeisung von rigaer str.-bewohnerInnen und bließ für den 5. mai zum sturm auf den kufürstendamm, mit der leichten selbstüberschätzung, dass berlin schon davor zittern würde.
daraufhin sprach ein ehemaliges mitglied der bewegung 2. juni über die machenschaften von schleyer und buback sowie die massive medienhetze gegen die ehemaligen raf-genossInnen.
die alb wollte aber auch nicht zu viel politik und nicht mal fünf minuten nachdem das ehemalige 2.juni-mitglied über die todesschüsse der polizei berichtete, emphal der alb-sprecher den bullen, sich doch krank schreiben zu lassen, da ihnen ehe vor nervösität die hosen volllaufen würden und währrenddessen zogen seifenblasen und partyrauch bei den ersten elektropoptönen in den kreuzberger himmel...

nun kam es nach 2003 mal wieder zu einer großen gemeinsamen 1.mai-demonstration, bei der die antifa, das antiimperialistische spektrum sowie die verblieben freiräumeszene anwesend waren. und nicht mal einen tag nach dem 1.mai wird bei indymedia gegen die anwesenheit vom 13 uhr-bündnis, basken- und palästinafahnen innerhalb des revolutionär-internationalistischen block gewettert. wenn die menschen nur party wollen, hätten sie bei der mayday-parade sicher ihr glück gefunden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 9 Kommentare

"Gemeinsam gegen den Klassenfeind"

... 03.05.2007 - 19:39
Ist nicht, mit angekommen in der Mitte der "18-Uhr-Szene".
Auch wenn man zusammen Aktionen gerissen hat:

völkische und nationalistische Parolen aus dem internationalistischen Block blieben von Freiraum- und Antifablock (also dem Rest der "18-Uhr-Szene") nicht unkommentiert. Die üblichen Unmöglichkeiten von Palestina bis zur interNATIONALEN Solidarität, wurde vom Freiraumblock jedes mal mit einem dreifachen Hoch auf die ANTI-nationale Solidarität zurückgewiesen.

Aus dem Antifablock wurde mir das gleiche berichtet.

Trotzdem kritisch-solidarische Grüsse an alle, die da gewesen sind.

"Gemeinsam gegen den Klassenfeind"

Bernd Kudanek alias bjk 03.05.2007 - 20:41
Lieber drei-Punkte-Schreiber,

Bahamiten und Antideutsche könnte ich mir auch nie in einer Gemeinsamkeit mit uns Linken vorstellen. Ideologien lassen sich bei gegenseitigem guten Willen überwinden oder zumindest auf einen gemeinsamen kleinsten Nenner als konstruktive Gesprächsgrundlage bringen. Ein solcher guter Wille oder überhaupt die Fähigkeit dazu ist bei Bahamiten und Antideutschen derzeit nicht mal ansatzweise vorhanden.

Sozialistische Grüße
bjk
ALG II-Unterschichtler
Forum:  http://freies-politikforum.carookee.com



bitte selber eintragen....

grauer Punker 03.05.2007 - 20:49
...endlich mal ein wohltuender sachlicher Bericht (Teil 1 und 2)der sich nicht selbst und ne Szene "beweihräuchert" und durch einer Nähe zum Geschehen auch einen Hauch von Ironie erkennen lassen kann...DANKE auch im Namen der Revolution, oder so ähhm Räusper..weitermachen

@...

as 03.05.2007 - 22:23
nein, auch in dem antifablock wurde hoch die internationale solidarität gerufen..zum glück..sehe keinen grund es durch etwas anderes zu ersetzen...

endlich wächst zusammen...

volksfront 03.05.2007 - 22:55
...was zusammengehört. mao, stalin, alb. palästina, baskenland und köpi. ich freu mich auf heiligendamm, den bonzen einheizen.
und nicht vergessen: köpi gegen die heuschrecken invasion verteidigen. die stadtteile denen die drin wohnen, scheiß finanzkapital!!!
@bernd: deine berichte finde ich auch klasse. findet man selten in der linken: objektiv und informativ, weiter so!!!

@volksfront

haha... 04.05.2007 - 00:14
nice try...

"antinationale" solidarität?

Fragende 04.05.2007 - 03:43
Was soll das eigentlich sein?

antinationale solidarität

Antworter 05.05.2007 - 00:20
: Solidarität mit Mensch, nicht mit Nationalstaaten

Ansicht

Antonius 05.05.2007 - 19:13
Also mir geht es so, das wenn nächstes Jahr die Rim teilnimmt ich ernstlich Überlege ob ich nurnoch zur Mayday gehe. "Gemeinsam gegen den Klassenfeind" o.k. aber ich muß nicht jeden Sektierer ertragen.