Kleiner Zitatenschatz des Bushismus

Malte Olschewski 21.06.2006 15:24 Themen: Medien Weltweit
Es war viel Lärm um Nichts: Der Besuch des US-Präsidenten Bush in Wien ist ohne Zwischenfälle und ohne Ergebnisse verlaufen. Die Bevölkerung äußerte Unmut über die übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen. Die Medien warteten auf neue Sätze des =Bushismus=, wie die stolpernde,ungelenke Sprache des US-Präsidenten genannt wird. Hier die markantesten Äußerungen Bushs aus der Vergangenheit.
Malte Olschewski:

Kleiner Zitatenschatz des Bushismus
US-Präsident George Bush in Wien: Warten auf sprachliche Fehlleistungen


US-Präsident George Bush ist Dienstagabend in Wien eingetroffen. Die Polizei mußte vorher vier Bombenattrappen beseitigen. Teile der Innenstadt war Mittwoch abgesperrt. Es gab mehrere kleine Demon-strationen, die ohne Zwischenfälle abliefen. Zwei unwichtige Abkommen wurden unterzeichnet. Bush führte Gespräche mit Österreichs Kanzler Wolfgang Schüssel und anderen EU-Vertretern. Es gab eine nichtssagende Pressekonferenz samt üblichem Schlußkommunique. Die Medien warteten vergeblich auf sprachliche Fehlleistungen, die dem US-Präsidenten regelmäßig zustoßen. Mittwochabend war Bush schon wieder weg. Es war viel Lärm um Nichts, was durchaus ein Anlaß sein kann, sich einiger Denkwürdigkeiten des =Bushismus= zu erinnern.

Bald nach seiner Amtsübernahme war durch Reden und Interviews klar geworden, daß George Bush jr. schwere Defizite an Bildung, Wissen und Intellekt hatte. So war er war der Meinung, daß =die Mehrzahl der Importe von außerhalb des Landes kommt.= Er rief die Menschheit dazu auf, =in das Sonnensystem vorzustoßen.= Die USA seien, so sagte er philosophisch, für jedes =unvorhergesehenes Ereignis bereit oder auch nicht.= Er wußte, daß eine =niedrige Wahlbeteiligung ein Zeichen dafür ist, daß weniger Leute zur Wahl gehen.= Amerikanische Medien bezeichneten ihn bald als =dümmsten Präsidenten= der US-Geschichte. Seine Reden und Interviews wurden mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgt. Daraus haben Autoren mehrere Bücher zusammengestellt.Der =Bushism= ist darin zu einer neuen Form der Sprache und zu einem US-Pidgin erklärt worden. Auch in Österreich erschienen anläßlich seines Besuches typische Titelge-schichten: =Wie dumm ist Bush?= oder =Die bizarre Welt des George W. Bush=. Dabei wurde seiner Psyche mehr Raum gewidmet als seiner Politik. Wenn der amerikanische Präsident heute eine Erklärung abgibt, erweckt nicht ihr Inhalt das besondere Interesse des Publikums. Vielmehr wartet man mit wachsender Spannung, ob der Präsident auch diesmal wieder über die Sprache stolpert. Im Folgenden eine kleine Zusammenstellung von Aussprüchen vor dem 11.9.2001:

=Was an Büchern phantastisch ist: Manchmal finden sich ganz phantastische Bilder darin.= (=US-News and World Report=, 3.1.2000) =Ich denke, wir stimmen alle darin überein, daß die Vergangenheit vorüber ist= (=Dallas Morning News=, 10.5.2000) =Alle haben mich misundererstimated!= (Unübersetzbare Wortneuschöpfung Bushs in Bentonville, 6.11.2000) =Die Familie ist, in der unsere Nation Hoffnung findet und wo Flügel Träume ergreifen.= (La Crosse, 18.10.2000) =Ich weiß, daß menschliche Wesen und Fische friedlich koexistieren können.= (Saginaw, 29.9.2000) =Ich werde eine außenpolitische Außenpolitik einleiten.= (Redwood, 27.9.2000) =Unser Volk muß zusammenkommen, um sich zu vereinigen.= (Tampa, 4.6.2001) =Keine Fragen jetzt weder in Englisch, Französisch oder Mexikanisch= (Nach einem Treffen mit Kanadas Regierungschef Chretien am 21.4.2001) =Ich weiß, woran ich glaube. Ich werde weiterhin sagen, woran ich glaube und ich glaube, daß es richtig ist, was ich glaube. = (Rom, 22.7.2001) = Wir haben lange Zeit über Afrika gesprochen. Afrika ist eine Nation, die unter schrecklichen Krankheiten leidet.= (Nach einer Konferenz mit europäischen Regierungschefs am 14.6.2001) =Ich bin der Meinung, daß die Unruhen im Nahen Osten zu weiteren Unruhen in der ganzen Region führen.= (Washington, 13.3.2001) =Das Problem der Franzosen ist, daß sie kein eigenes Wort für Entrepreneur haben.= (Undatierte Botschaft an den britischen Premier Blair über die Schwäche der französischen Wirtschaft)

=Wir kämpfen aus Nächstenliebe!=

Nach den Flugzeugattentaten in New York am 11.9.2001 dürfte Bush auf seine Berater gehört haben. Jedes Wort könnte nun falsch ausgelegt werden. Dem US-Präsidenten dürften alle Äußerungen genau vorge-schrieben worden sein. Bush begann eine Predigt, in der er sich und die USA einmal mehr in göttlicher Mission unterwegs sah. Wenn hier auch die Grammatik richtig blieb, erlauben einige Zitate tiefen Einblick in das Denken des amerikanischen Präsidenten:

=Ich bete um Anleitung und um Vergebung. Und ich bitte den freundlichen und großzügigen Allmächtigen, meinen Dank anzu- nehmen... Gott hat uns aufgerufen, unser Land zu verteidigen und die Welt zum Frieden zu führen... Es gibt nur einen Grund, weshalb ich hier im Oval Office bin und nicht in einer Bar. Ich habe zum Glauben gefunden. Ich habe Gott gefunden... Jesus ist der wichtigste politische Philosoph, weil er mir half, mit dem Trinken aufzuhören... Im Wirbelwind der Welt reitet ein Engel, um den Stürmen zu befehlen... Ich bat die religiösen Radiostationen, die Armeen der Barmherzigkeit zu vereinen, auf daß wir Amerika verändern: Herz für Herz, Seele für Seele... Die Freiheit, die wir preisen, ist nicht allein Amerikas Geschenk an die Welt, sie ist Gottes Geschenk an alle... Es ist eine wunderwirkende Kraft in der Güte, im Idealismus und im Glauben des amerikanischen Volkes... Wir sind ein barmherziges Land und großzügig zu unseren Mitbürgern. Und wir sind ein mutiges Land, wenn nötig bereit, den Frieden zu verteidigen.... Die Terroristen hassen den Gedanken, daß wir in diesem großartigen Land Gott den Allmächtigen anbeten wie es uns gefällt. Und was sie noch wütender macht, ist, daß wir uns nicht ändern werden... Wenn uns Krieg aufgezwungen wird, werden Amerikas Truppen in der ruhmvollen Tradition und in den höchsten moralischen Traditionen unseres Landes handeln... Gott hat uns aufgerufen, unser Land zu verteidigen und die Welt zum Frieden zu führen. Wir werden beide Herausforderungen mit Mut und Selbstvertrauen angehen... Wenn wir gegen den Irak kämpfen, dann wird es darum gehen, die Welt friedlicher zu machen... Der Gott der Liebe hinter allem Leben und aller Geschichte möge uns anführen. Wir kämpfen aus Nächstenliebe...=

Der Rückfall

Die Zeit der Predigten in gelungenen Aussagesätzen dauerte nicht allzu lang. Bald fiel der US-Präsident in seinen bisher gewohnten Sprach-duktus zurück. Es haben auch deutsche und österreichische Politiker ihre liebe Not mit der Sprache. George Bush ist kein Intellektueller, kein Egghead und kein Sprachkünstler. Er ist deshalb noch lange kein Dummkopf. Instinkt, Bauernschlauheit und =Cleverness= haben auch andere ins Weiße Haus geführt. Siegreiche Generäle, hemdsärmelige =Brutalos=, Zupacker und Säufer sind immer wieder zu Präsidenten gewählt worden. Andrew Jackson war ein Massenmörder, der ganze Indianerstämme ausgelöscht hat. Ulysses Grant war für viele Kriegsverbrechen verantwortlich. Warren Harding hat sich im Weißen Haus zu Tode gesoffen. Dwight Eisenhower hatte auch Kämpfe mit der Sprache auszutragen. George Bush scheint hier nur eine Tradition fortzusetzen. Es haben auch seine Vorgänger immer wieder starke, wenn auch grammatikalisch korrekte Äußerungen gefunden: =Den Indianern ihre Jagdgründe zu lassen, hätte bedeutet, unseren Kontinent zottigen Wilden zur Verfügung zu stellen. Es blieb nur die Alternative, sie auszumerzen... Unser großes Land ist kein Tierschutzgebiet für schmutzige Wilde.= (US-Präsident Theodore Roosevelt,1905, zitiert nach Rolf Winter =Ami Go Home= S.55)


=Ich möchte Ihnen danken, daß Sie sich die Zeit genommen haben, herzukommen und zuzusehen, wie ich aufgehängt werde=. (Zur Einweihung seines Porträts in Austin am 4.1.2002) =Und so habe ich in meinem Staat an die Union -äh!-in meiner Botschaft an den Staat oder in meiner Rede an die Nation -wie immer man es nennen soll- die Amerikaner aufgefordert, 4000 Jahre, nein, 4000 Stunden während der nächsten, nein, im Rest ihres Lebens dem Dienst an der Nation zu opfern.= (Bridgeport, 9.4.2002) =Der Krieg gegen den Terror geht gegen Saddam, denn die Natur Saddams und sein Leben zeigen seinen Willen, sich selbst zu terrorisieren.= (Grand Rapids, 29.1.2003) =Wenn wir militärische Gewalt anwenden, wäre es ein möglicher Weg, daß die UNO nach Saddam definitiv etwas machen will. Auf diese Art könnte die UNO ihre Füße wieder in den Irak setzen, um die Füße der Verantwortlichkeit zurückzugewinnen.= (Azoren, 16.3.2003) =Saddams Massengräber werden keine Opfer mehr zu beklagen haben.= (Manila,18.10.2003) = Ich denke, Krieg ist ein gefährlicher Ort.= (Washington, 7.5.2003) =König Abdullah von Jordanien, der König von Marokko, ich meine, es gibt eine ganze Reihe von Plätzen ... Katar, Oman....ich meine Orte, die sich entwickeln... Bahrein...die alle einmal Eigenschaften einer freier Gesellschaft haben.= (Washington, 29.1.2004) =Es sind mehr Muslime durch die Hand von Mördern gestorben als ... ich sage mehr Muslime...eine Menge Muslime sind gestorben...ich weiß die Zahl nicht... als in Istanbul.= (Washington, 29.1.2004) =Es ist mir eine Ehre, die Hand eines tapferen irakischen Bürgers zu schütteln, dem die Hand von Saddam abgeschnitten wurde.= (Washington, 25.5.2004) =Unsere Gegner sind neuartig und einfallsreich, doch das sind wir auch. Sie hören nie damit auf, sich neue Wege zu überlegen, wie sie unserem Land und unserem Volk schaden können und das tun wir auch.= (Rede zum Verteidigungsbudget in Washington am 5.8.2004). =Wien ist eine wunderbare Stadt= (Wien, 21.6.2006)
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Ergänzungen

Bushismus auch bei Wikipedia

anonymous coward 22.06.2006 - 13:47
Wems noch nicht reicht, Wikipedia und Wikiquote haben da auch noch ein paar auf Lager:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Bushism
 http://en.wikiquote.org/wiki/George_W._Bush#Bushisms
 http://de.wikiquote.org/wiki/George_W._Bush