Burschis singen in Tübingen

AG Gegen Burschenschaften 01.05.2006 01:28
Bilder vom Maisingen Tübinger Burschenschaften 2006
Erste Bilder vom 2006er Maieinsingen Tübinger Buschenschaften. Viel Pozilei. Viel zu viel neutrale Zone...
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Ergänzungen

Polizeiübergriff

Augenzeuge 01.05.2006 - 02:27
Ich habe vom Fenster aus gesehen, wie ein Demonstrant in der Österbergstraße von 5 Polizisten geschlagen wurde, obwohl er nicht einmal die Absperrungen übertreten hatte.

Gab es noch weitere Polizeiübergriffe?

Bericht

gepisst und angeschissen 01.05.2006 - 18:30
Dieses jahr sangen die studentischen Verbindungen, die im Tübinger Waffenring organisiert sind, das erste Mal seit 3 Jahren wieder auf dem Holzmarkt, einem zentralen Paltz in Tübingen... Die Jahre zuvor konnten sie an den Rand der Innenstadt abgedrängt werden, weil die GegendemonstrantInnen schneller mit den Anmeldungen waren und so den Platz blockieren konnten. Dieses Jahr fuhr die Stadt jedoch wieder eine ausgesprochen burschenfreundliche Linie, genehmigte den Verbindungen den Aufzug vom Österberg hinunter bis zurück in die Innenstadt und drängte die angemeldete Gegenkundgebung weit an den Rand des Holzmarktes... Durch die weiträumige Absperrung war es schier unmöglich, an die Verbindungen heranzukommen. Eine versuchte Blockade scheiterte daran, dass die Verbindungen bereits sehr früh ins Stadtzentrum zogen. Eine kleine Spontandemo im Anschluss machte den Mißerfolg auf ganzer Linie auch nicht mehr wett. Insgesamt wurden mindestens 5 Menschen festgenommen (beim EA wurden 9 gemeldet). Die meisten von ihnen wurden wegen versuchter schwerer Körperverletzung durch angebliche Flaschenwürfe auf die Wache verbracht, ED-behandelt und haben nun Verfahren zu erwarten...

infos

AnOnYm 02.05.2006 - 12:19
ein burschi hat einen dunkelhäutigen als "nigger" beschimpft. allein das zeigt schon deutlich die gesinnung dieser leute.
polizei ist zum teil brutal gegen gegendemonstranten vorgegangen und sich wieder einmal als persönliche schutztruppe der burschis erwiesen. respekt.

Zwei Leserbriefe

Tagblatt(nicht)leser 02.05.2006 - 19:07
Hier noch zwei Leserbriefe von der Website des Schwäbischen Tagblatts:


Was ein paar Dutzend Korporierte alles schaffen

Verwunderung un Befriedigung

Dass allein die Anwesenheit von ein paar Dutzend Korporierten ein am Rand stehendes heiser geschrieenes Antifa-Mädle vor Wut heulen lässt, erfüllt mich mit Verwunderung und Befriedigung.

Andreas Müller, Gerlingen

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Ein Korporierter wehrt sich gegen pauschale Beschuldigungen

Im nächsten Jahr singe ich allein in meinem Zimmer

Seit fast einem halben Jahrzehnt besuche ich nun schon regelmäßig Anti-Nazi-Aufmärsche in ganz Deutschland, wehre mich aufrichtig gegen jede Art von Diskriminierung und Ausländerhass, aber was gestern passiert ist, war absolut einmalig - zumindest für mich.

Ich studiere Geschichte und bin Korporierter in der Alten Turnerschaft Palatia Tübingen, einer Verbindung, die Religionen vereint, die sich zwei Jahrtausende lang bis zur völligen Vernichtung bekriegt haben und Nationen vereint (u.a. Weißrussland, Ungarn, Slowenien, Argentinien, USA, Iran, Polen, Großbritannien, Frankreich), die heute noch vor kriegerischen Auseinandersetzungen nicht zurückschrecken. Unsere Mitglieder sind parteipolitisch in verschiedensten Facetten vertreten, links wie rechts, keiner aber verdient das Prädikat rechtsextrem.

Gestern allerdings beschimpfte man meinen iranischen Bundesbruder allen Ernstes als "Nazi-Schwein", meinen halb-schottischen Bundesbruder gar als "Scheiß Zecke", was ihm gar nicht so missviel.

Die ganze Veranstaltung wurde zusätzlich von einigen Minderjährigen als Plattform zur Aggressionsbewältigung genutzt. Sie folgten uns auf den Österberg, um uns dann mit Flaschen zu beschmeißen und danach nicht nur auf uns einschlugen, sondern sogar auf unsere Freundinnen.

Und das alles nur, weil wir den Mai willkommen heißen wollten? Wo leben wir hier? Hat sich irgendjemand die Lieder mal durchgelesen? Sogar die Grünen singen "Die Gedanken sind frei" auf ihren Parteitagen.

Resigniert muss ich heute feststellen, dass schlecht recherchierte Pauschalbeschuldigungen hierzulande medial legitimiert sind und von bestimmten Bevölkerungsgruppen dankend aufgenommen werden. Es wird mein letztes Maiansingen gewesen sein. Im nächsten Jahr singe ich eben alleine in meinem Zimmer. Da beschmeißt mich wenigstens keiner und niemand wirft mir als Halb-Pole vor, dass ich rechtsradikal bin…

Roman Krawielicki, Tübingen

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Blaue Mützen

dieser fieser mieser spießer 01.05.2006 - 15:53
Weiß wer, woher die Burschis mit den blauen Mützen kommen?

sexistische Männerbünde bekämpfen!

immer und überall 01.05.2006 - 18:15
Wenn wir über das Verbindungswesen reden, müssen wir auch über ihre Strukturen, ihre innere Organisation, ihre Erzeihungsmethoden sprechen. Die zentrale Struktur, die allen studentischen Verbindungen gemein ist, egal ob schlagend oder nichtschlagend, farbentragend oder nicht, ist die des Lebensbundes. Dieses Prinzip der lebenslangen Verbundenheit aller Mitglieder mit der in sie eingetretenen Gemeinschaft, der Verbundenheit zwischen neu eingetretenem Fux und Altem Herrn, geht mit einer elitären Grundhaltung einher, bedeutet Förderung und Protektion der Bundesbrüder, heisst mehr Chancen für die Gleichen, anstatt Chancengleichheit. Hinzu kommt, dass die allermeisten Verbindungen konsequent männerbündisch organisiert sind, dh. Frauen bleibt der Zutritt trotz Neuer Frauenbewegung und rechtlicher Gleichstellung verwehrt. Gerechtfertigt wird dies in sexistischer Manier damit, dass ja auch niemand auf die Idee kommen würde, Mitglied in einem Kaffeekränzchen zu werden, dass sie Fremdkörper in dieser Männergemeinschaft wären, den Umgang in diesen stören würden. In Deutschland sind es nur 11% aller Verbindungen, die Frauen aufnehmen. Zieht man mit in Betracht, dass sich der tatsächliche Frauenanteil in diesen wenigen Verbindungen weit unter 50 % bewegt, bedeutet dies einen verschwindend geringen Anteil weiblicher Studierender in den studentischen Verbindungen. Das Verbindungswesen ist also eine der letzten geschlossenen Männerbastionen zu Beginn des 21. Jahrhunderts, wo die Gleichberechtigung der Frau doch angeblich längst vollzogen sein soll.
Auswirkungen hat dies sowohl auf das Innenleben der korporierten Gemeinschaft, als auch nach aussen, auf die Gesellschaft. Auf die Gesellschaft bezogen heisst dies, das Frauen von diesen persönlichen Netzwerken der bis zum Tode verbunden Verbindungsmitglieder ausgeschlossen sind. Auf einem Arbeitsmarkt, der vorallem in für Akademikerinnen relevanten Bereichen stark von korporierten Arbeitgebern geprägt ist, heisst dies, dass Frauen von vornherein mit schlechteren Karten spielen, wenig Chancen gegen die männerbündische Konkurrenz haben, sehr viel qualifizierter sein müssen als die von Alten Herren protegierten Bundesbrüder.
Nach innen bedeutet die männerbündische Struktur, dass sich die einzelnen männlichen Mitglieder an den Geschlechtsgenossen orientieren. Im wechselseitigen Austausch mit ihnen gemeinsame moralische Orientierungen, politische Einstellungen, Wertevorstellungen, etc. ausbilden. Der Männerbund wird so nicht nur ein Ort ohne Frau, sondern ein Ort, an denen sich die Männer wechselseitig der Normalität und Angemessenheit der eigenen Weltsicht vergewissern können, ohne irgendwelche Anstandsregeln beachten zu müsssen, die ihrer Ansicht nach für den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht gelten. In der “Kneipe” z.B. kann ruhigen Mutes die Grenze der Machbarkeit getestet werden und bei falscher Selbsteinschätzung ordentlich gekotzt werden, denn schließlich ist das “zarte Geschöpf”, das die Frau in ihren Augen zu sein hat, ja nicht anwesend. “Männlichkeit” kann ohne Rücksichten und Vorsichten gelebt werden und in schlagenden Verbindungen ist der der Männlichste, der die größte klaffende Wunde an der Backe davonträgt. Durch solche archaischen Rituale wie Komasaufen oder Mensuren wird nicht nur Solidarität unter den Männern gestiftet, sondern die Grenzen zwischen den Geschlechtern verstärkt, deren Unterschiedlichkeit man sich ständig vergewissert. So wird nicht nur ein Männerbild verfestigt, das mit seinen Tugenden der Tapferkeit, Einheit, Kameradschaft, Ergebenheit, Treue, Pflichterfüllung, etc. einem überhöhten Soldatenkult entsprungen ist und sich selbst die geistige und moralische Vorherrschaft in allen Angelegenheiten des öffentlichesn Lebens zuspricht. Es hält sich so auch ein Frauenbild, das diese nur als schmückendes Beiwerk und Objekt ihrer Bedürfnisse wahrnimmt, das beschützt und ja nicht ernst genommen werden muss. Ihren Platz hat die Frau an der Seite ihres Mannes, den sie als Zuschauerin anhimmeln und ihm als eine Art “schmeichelnder Spiegel” das vergrößerte Bild seiner selbst zurückwerfen soll.
Dazu kommt, dass der Verbindungsstudent durch ein Sammelsurium an Erziehungs- und Zwangsmaßnahmen lernt, fremden Regeln zu gehorchen und sich diese möglichst schnell zu eigen zu machen. Oberstes Ziel ist, sich durch den Gehorsam die Anerkennung durch die Gemeinschaft, die wichtiger als der Einzelne sein soll, zu verdienen. Dabei geht dieses männerbündische Prinzip mit seinen Erziehungs- und Zwangssystemen auf die Entstehungszeit der Korporationen zurück und konserviert so bis heute das Gedankengut der damaligen Gesellschaft – obrigkeitsstaatliches Denken, Hierarchie, Befehl und Gehorsam, Unterordnungspflicht, Pflichterfüllung und Mannesehre, aber eben auch Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
Mit dieser lebens- und männerbündischen Struktur und ihren äußerst fragwürdigen auf Hierarchie und Unterordnung abzeilenden Erziehungsmaßnahmen wirken studentische Verbindungen also nicht nur persönlichkeitsmanipulierend und stehen mit ihrer elitären Zielsetzung der Chancengleichheit völlig entgegen. Durch die in den allermeisten studentischen Verbindungen vorherrschenden Prinzipien des Lebens- und des Männerbundes sind sie strukturell sexistisch, verhindern die Chancengleichheit der Geschlechter, verfestigen Geschlechtergrenzen und verbreiten ein sexistisches Frauenbild.
Deshalb kann es nur heissen, sich diesen undemokratischen und in althergebrachten und längst überholten Gedankenkonstrukten verfangenen Seilschaften konsequent in den Weg zu stellen!
Gegen Sexismus, Unterordnungspflicht und Elitedenken!