Stimmungsmache gegen das ESF in Florenz
Nächste Woche findet in Florenz, Italien, das Europäische Sozialforum statt; eine der Vorbereitungskonferenzen zum nächsten Weltsozialforum in Porto Alegre 2003. Parallel gibt es einen sog. 'Autonomen Raum', der Diskussionen und Aktionen derer bündelt, die sich nicht vom semi-professionellen 'Conferencing' vereinnahmen lassen wollen. Es werden 10.000e Menschen aus ganz Europa zu einem Ereignis erwartet, das wichtige Diskussionen der (nicht mehr so) neuen Bewegung, die oft kurz Anti-Globalisierungsbewegung genannt wird, ermöglichen soll. Miteinbezogen ist dabei die wachsenden Antikriegsbewegung; ein Schwerpunkt liegt auf dem Thema Migration.
Die italienische Regierung versucht - nicht überraschend - schon im Vorfeld alle zu kriminalisieren, die teilnehmen wollen und wird dabei von deutschen kommerziellen Medien sekundiert.
Die italienische Regierung versucht - nicht überraschend - schon im Vorfeld alle zu kriminalisieren, die teilnehmen wollen und wird dabei von deutschen kommerziellen Medien sekundiert.
Hatte irgendjemand am Sinn von Indymedia gezweifelt? Gut so. Es gibt jede Menge Gründe dazu. Glücklicherweise gibt es aber auch immer wieder gute Gründe, an seinen Sinn zu glauben, zuletzt diese Woche nach der Lektüre des 'Spiegel':
In einer netten kleinen Meldung, gewissenmassen einer Agenturmeldung, in der Rubrik 'Panorama', werden wir auf das bevorstehende Europäische Sozialforum 6.-10.11.02 in Florenz eingestimmt.
"Italien. Marsch auf Florenz.
Sicherheitsdienste warnen vor einer Neuauflage der Straßenschlachten beim G-8-Gipfel im Juli vorigen Jahres in Genua. (...) Doch etwa 6000 'Extremisten', behauptet Roms Innenminister Giuseppe Pisanu, könnten sich in krimineller Absicht unter die Demonstranten mischen. Allein in Deutschland und Griechenland hätten sich mindestens 1500 einschlägig bekannte Gewalttäter 'die Bus- und Schiffstickets schon gekauft'. Aus Frankreich seien Mitglieder des 'No Border'-Netzwerks im Anmarsch, die im Sommer in Straßburg für Randale gesorgt hätten, aus Spanien reisten Sympathisanten der baskischen Separatistenorganisation Eta an. Sie alle planten, Banken und Geschäfte zu besetzen; die kostbaren Kunstschätze der Kulturstadt Florenz drohten 'zu Geiseln oder Opfern von Gewalt' zu werden. (...)" (Der Spiegel 44/2002, S. 112)
Dann wird berichtet, dass Italien plane, so kreativ wie schon bekannt mit dem Schengener Abkommen umzugehen und wieder Grenzkontrollen einzuführen und schließlich wird impliziert, dass, obwohl die VeranstalterInnen darauf hinweisen, dass es sich bei den Aktionen um solche symbolischer Art handele, es sicher nicht dabei bleiben werde.
Nun könnten wir denken, es handelt sich ja bloß um ein winziges Textchen, und eigentlich zitiert der Siegel ja auch bloß, was die italienische Regierung sagt. Nur: wieso macht der Spiegel das? Können die nicht selber denken? Ist jetzt wieder Normalität eingekehrt und geglaubt wird, was der Präsident sagt, und wenn er Berlusconi heißt? Haben die bestbezahlten JournalistInnen der Nation das Recherchieren verlernt? Waren glücklicherweise keine ihrer Kolleginnen dabei, als letztes Jahr in Genua kräftig zugeschlagen wurde? Waren die alle im Urlaub?
Auch damals bemüßigten sich die meisten VertreterInnen des deutschen Blätterwalds, Proteste gegen die kapitalistische Globalisierung und Aktionen gegen Versammlungen derjeniger, die für sie verantwortlich, sind nach Kräften zu diskreditieren. Das hielt an bis etwa 2 Tage nach dem Überfall italienischer Polizisten auf die Diaz-Schule und das Genua Sozial Forum - danach konnte eigentlich keine Zeitung bei der bisherigen Linie bleiben und die italienische Regierung rutschte für ein Weilchen auf die mediale Anklagebank.
Je nach Ausrichtung hielt diese Tendenz mehr oder weniger lange an.
Dieses Jahr gab es rund um den Jahrestag der G8-Proteste in Genua viele Berichte zu den Ereignissen in Genua gerade auch in den Mainstream-Medien (Übersicht). Der Spiegel hatte offenbar nichts dazugelernt und fand immer noch, dass es sich um den "Jahrestag der gewalttätigen Proteste von Genua" (Titel) handelte (bedauerlicherweise ist der Artikel auch im Netz kostenpflichtig: € 0,40).
Dabei hatte doch die selbsternannte JounalistInnen-Elite des renommierten Spiegel noch vor ein paar Wochen unsauberes Recherchieren bei anderen kritisiert. Mit den unbequemen Fragen zum 11.September wurde folgendernmaßen abgerechnet: alles Verschwörungstheoretiker, die "die Wahrheit verdrängen, um die Weltanschauung nicht ändern zu müssen. (...) Die vergeuden ihre Energie in den Maschen des World Wide Web, statt im konkreten Hier und Jetzt fehlende Fakten auszuforschen." (Der Spiegel 42/2002, Die September-Lüge, S. 81). Der journalistische Ethos der Spiegelredaktion in allen Ehren. Im Falle der Florenzmeldung hätten fünf Minuten bei Google oder Indymedia gereicht, um herauszufinden, dass die Fakten nicht so ganz stimmen...
Wer wirklich wissen will, was nächste Woche passiert, kann das hier nachlesen - nur die Aufrufe, brandschatzend Michelangelos Kunstwerke zu entführen, habe ich nirgends gefunden.
Das Europäische Sozialforum
Die Ergebnisse der PGA-Konferenz in Leiden diesen Sommer dazu
Die Website 'Autonomous Space in Florence' von PGA mit dem Ergebnis des Workshops beim No-Border-Camp in Strasbourg und diversen weiterführenden Links (wundersamerweise keine Aufrufe, Florenz in Schutt und Asche zu legen).
Beschlossen wurde der 'Autonome Raum' während des ESF parallel zum letzten Vorbereitungstreffen in Barcelona am 5.10.: "Vom Autonomen Raum zur Raumbefreiung"
Eur@ction Hub Project, die Website zum Autonomen Raum
Und weil's wohl so schwer zu finden scheint (?), hier noch einmal der Link zum Noborder-Netzwerk.
+++ Letzte Meldung: Trotz starken Drucks von Berlusconi hat sich die Stadt Florenz entschieden, das ESF stattfinden zu lassen +++
In einer netten kleinen Meldung, gewissenmassen einer Agenturmeldung, in der Rubrik 'Panorama', werden wir auf das bevorstehende Europäische Sozialforum 6.-10.11.02 in Florenz eingestimmt.
"Italien. Marsch auf Florenz.
Sicherheitsdienste warnen vor einer Neuauflage der Straßenschlachten beim G-8-Gipfel im Juli vorigen Jahres in Genua. (...) Doch etwa 6000 'Extremisten', behauptet Roms Innenminister Giuseppe Pisanu, könnten sich in krimineller Absicht unter die Demonstranten mischen. Allein in Deutschland und Griechenland hätten sich mindestens 1500 einschlägig bekannte Gewalttäter 'die Bus- und Schiffstickets schon gekauft'. Aus Frankreich seien Mitglieder des 'No Border'-Netzwerks im Anmarsch, die im Sommer in Straßburg für Randale gesorgt hätten, aus Spanien reisten Sympathisanten der baskischen Separatistenorganisation Eta an. Sie alle planten, Banken und Geschäfte zu besetzen; die kostbaren Kunstschätze der Kulturstadt Florenz drohten 'zu Geiseln oder Opfern von Gewalt' zu werden. (...)" (Der Spiegel 44/2002, S. 112)
Dann wird berichtet, dass Italien plane, so kreativ wie schon bekannt mit dem Schengener Abkommen umzugehen und wieder Grenzkontrollen einzuführen und schließlich wird impliziert, dass, obwohl die VeranstalterInnen darauf hinweisen, dass es sich bei den Aktionen um solche symbolischer Art handele, es sicher nicht dabei bleiben werde.
Nun könnten wir denken, es handelt sich ja bloß um ein winziges Textchen, und eigentlich zitiert der Siegel ja auch bloß, was die italienische Regierung sagt. Nur: wieso macht der Spiegel das? Können die nicht selber denken? Ist jetzt wieder Normalität eingekehrt und geglaubt wird, was der Präsident sagt, und wenn er Berlusconi heißt? Haben die bestbezahlten JournalistInnen der Nation das Recherchieren verlernt? Waren glücklicherweise keine ihrer Kolleginnen dabei, als letztes Jahr in Genua kräftig zugeschlagen wurde? Waren die alle im Urlaub?
Auch damals bemüßigten sich die meisten VertreterInnen des deutschen Blätterwalds, Proteste gegen die kapitalistische Globalisierung und Aktionen gegen Versammlungen derjeniger, die für sie verantwortlich, sind nach Kräften zu diskreditieren. Das hielt an bis etwa 2 Tage nach dem Überfall italienischer Polizisten auf die Diaz-Schule und das Genua Sozial Forum - danach konnte eigentlich keine Zeitung bei der bisherigen Linie bleiben und die italienische Regierung rutschte für ein Weilchen auf die mediale Anklagebank.
Je nach Ausrichtung hielt diese Tendenz mehr oder weniger lange an.
Dieses Jahr gab es rund um den Jahrestag der G8-Proteste in Genua viele Berichte zu den Ereignissen in Genua gerade auch in den Mainstream-Medien (Übersicht). Der Spiegel hatte offenbar nichts dazugelernt und fand immer noch, dass es sich um den "Jahrestag der gewalttätigen Proteste von Genua" (Titel) handelte (bedauerlicherweise ist der Artikel auch im Netz kostenpflichtig: € 0,40).
Dabei hatte doch die selbsternannte JounalistInnen-Elite des renommierten Spiegel noch vor ein paar Wochen unsauberes Recherchieren bei anderen kritisiert. Mit den unbequemen Fragen zum 11.September wurde folgendernmaßen abgerechnet: alles Verschwörungstheoretiker, die "die Wahrheit verdrängen, um die Weltanschauung nicht ändern zu müssen. (...) Die vergeuden ihre Energie in den Maschen des World Wide Web, statt im konkreten Hier und Jetzt fehlende Fakten auszuforschen." (Der Spiegel 42/2002, Die September-Lüge, S. 81). Der journalistische Ethos der Spiegelredaktion in allen Ehren. Im Falle der Florenzmeldung hätten fünf Minuten bei Google oder Indymedia gereicht, um herauszufinden, dass die Fakten nicht so ganz stimmen...
Wer wirklich wissen will, was nächste Woche passiert, kann das hier nachlesen - nur die Aufrufe, brandschatzend Michelangelos Kunstwerke zu entführen, habe ich nirgends gefunden.
Das Europäische Sozialforum
Die Ergebnisse der PGA-Konferenz in Leiden diesen Sommer dazu
Die Website 'Autonomous Space in Florence' von PGA mit dem Ergebnis des Workshops beim No-Border-Camp in Strasbourg und diversen weiterführenden Links (wundersamerweise keine Aufrufe, Florenz in Schutt und Asche zu legen).
Beschlossen wurde der 'Autonome Raum' während des ESF parallel zum letzten Vorbereitungstreffen in Barcelona am 5.10.: "Vom Autonomen Raum zur Raumbefreiung"
Eur@ction Hub Project, die Website zum Autonomen Raum
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+++ Letzte Meldung: Trotz starken Drucks von Berlusconi hat sich die Stadt Florenz entschieden, das ESF stattfinden zu lassen +++
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Mehr Fakten zur Repression
http://germany.indymedia.org/2002/10/32762.shtml
übrigens
so ein quatsch
im übrigen sind die reporter des spiegel nicht nur im urlaub, sondern schrieben auch gute und kritsche artikel zu den vorkommnissen in genua. hier ein beispiel:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,211993,00.html
Moment mal...
Wenn es offensichtlich ist, dass eine Meldung schlicht und einfach Müll ist, dann veröffentlicht mensch sie auch nicht.
Natürlich haben Nachrichten keine "emotionale Färbung", aber
Nachrichten die du veröffentlichst haben ja schließlich auch Auswirkungen auf die öffentliche Meinung.
Also ist es unverantwortlich eine reine Regierungsmitteilung unkommentiert zu veröffentlichen wenn sie durch und durch eine Lüge oder Propaganda ist.
Nach mancher Leute Theorie wäre es anscheinend auch keine Frechheit, wenn ein Verlag "Mein Kampf" rausbringt ohne es zu kommentieren (mal abgesehen davon dass das verboten ist).
Der Verlag veröffentlicht ja auch nur die Lügen anderer.
Also in Zukunft bitte erstmal Gehirn einschalten, bevor mensch so einen Schrott postet!
spiegel-verteidiger
Dadurch, dass der Reporter die Behauptungen anscheinend überhaupt nicht abschwächt oder gar in Frage stellt, macht er sich selbst zum "Behaupter" und schiebt dem Minister nur mehr die Zeugenrolle zu.
Ausserdem kann sich der 08/15- Spiegel-Leser wohl nicht sein eigenes Urteil zu dem Artikel bilden, da er von der ganzen Sache bis jetzt bestimmt nichts gewusst hat.
bitte viel berichten
Auf nach kopenhagen & prag!!
Arte Themenabend
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