Negative Auswirkungen Neoliberalismus/Chile

Michaela Dräger 19.03.2001 13:08 Themen: Globalisierung
Der Text beschreibt negative Auswirkungen des neoliberalen "Fortschritts" am Beispiel von dem immer wieder als Modelland bezeichneten Chile und geht unter anderem auf Fragen wie: WAs isr eigentlich Neoliberalismus und die Entwicklung dessen in Chile ein.
Thema: Globalisierung / Bildungspolitik


Negative Auswirkungen des neoliberalen "Fortschritts", am Beispiel des als Modelland proklammierten Chile



Täglich stelle ich fest, daß diese Welt, in fortschreitendem Maße, von einer grausamen und unsichtbaren Diktatur - dem Markt - beherrscht wird. Was wir augenscheinlich zu sehen und zu spüren bekommen, sind allenfalls die Auswirkungen, die diese Diktatur mit sich bringt.
Die Armut z.B., wird dabei nicht etwa als das Produkt von Ungerechtigkeit, sondern als die gerechte Strafe für Ineffizienz und Unproduktivität angesehen.
Der Weltmarkt regiert, soll regieren und als alles regulierende Kraft sogar soziale Ungleichheiten beseitigen. In wie weit dies geschieht, zeigen Aussagen von Wirtschaftsmanagern, die nach eigenen Angaben, die unteren 80% der Bevölkerung, über kurz oder lang, schon längst abgeschrieben haben, denn 20% arbeitsfähige Menschen würden ausreichen, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten.
Wozu also gerechte Bildungsverteilung?
Hier, wo der Weltmarkt regiert, hat Solidarität keinen Platz, denn Wettbewerb ist kein Nährboden für Gemeinschaftssinn, und solidarisch zu handeln kostet Zeit und Geld. Dieses für etwas aufzuwenden, dem unter gegebenen Bedingungen kein großer Wert beigemessen wird, oder das zumindest nicht als unverzichtbar erscheint, gilt gar als Verschwendung.
Wozu also gerechte Bildungsverteilung?
Über die Medien, die die Befehle der Weltmarktdiktatur ausführen, erhalten wir die Botschaft, das alles in bester Ordnung sei und gerade die Wirtschaft eifrig darum bemüht, soziale Gerechtigkeit herbeizuführen, Armut zu beseitigen, internationales Gleichgewicht zu erreichen, Umweltschäden zu beseitigen und und und...
Ich denke da beispielsweise an einen Werbespott, in welchem eine tolle, (blonde), angagierte Frau mit ihrem Hubschrauber durch die Welt jettet, Regenwälder begutachtet, mit den "Eingeborenen" (die allesammt sehr "modern" und gebildet und überhaut außerst happy "rüberkommen") kommuniziert und locker verhandelt. Alle sind fröhlich, der Handschlag sitzt, sie kämpft für den Umweltschutz, die gute Frau (wird verkündet), und dann kommt der Hammer, der nicht nur allen hier erfolgreich bedienten Klischees, sondern auch mir den Rest gibt, denn triumphierend heißt es weiter : " Diese Frau kämpft nicht gegen die Ölgesellschaft, nein, sie ist die Ölgesellschaft."
Auch eine Art Bildung, die uns da tagtäglich eingebleut wird, für die keine Kosten und Mühen gescheut werden.
Das Bombardemont mit "Medienmüll" reicht mittlerweile bis in die entlegensten Ecken der Welt, wobei ich gerade dort, in armen Regionen, mit den übelsten Filmen und Fernsehshows konfrontiert wurde. Wo sich in einer kleinen Hütte, alt und jung zusammenscharren, völlig gebannt, von schlecht gemachten billig- Aktionfilmen, die ununterbrochen laufen und sie in eine fremde Welt eintauchen lassen, die ihnen als die "wahre" und die "bessere" prophezeit wird. Ein globales Denken wird angeregt !
Wie lange die Menschheit noch, an dem von der Wirtschaft produzierten, und von ihren Vertretern selbst so bezeichnenten, "Tittytainment" festhällt und sich hiermitt zufrieden gibt bleibt offen.
Besser (für die Wirtschaft) also: keine gerechte Bildungsverteilung !


In Chile sollte alles "gut werden".

Dank einer angeblich erfolgreich verlaufenden wirtschaftlichen Strukturanpassung neoliberaler Ausrichtung, ist Chile zum Modelland avanciert und gilt als Musterland für die Strategie der
aktiven Weltmarktintegration. Wahrhaftig wuchs die chilenische Wirtschaft schneller, als die jedes anderen lateinamerikanischen Landes, zwischen 1990 und 1993 durchschnittlich um 6% pro Jahr.



Was heißt eigendlich neoliberal?

Es handelt sich um ein wirtschaftspolitisches Dogma, daß 1979 in Großbritanien und 1980 in den USA von Milton Friedman entwicklt wurde.
- liberal- frei, bezieht sich auf die Freiheit für Unternehmen. Es handelt sich um einen "Freiheitskampf für das Kapital", der gegenüber den Staaten ausgefochten wird.
Handelsfreiheit soll die regulierenden Kräfte des Marktes freisetzen. Dem Staat wird nur noch die Rolle des Ordnungshüters zugebilligt und die der Recourcenbereitstellung.
Versprochen wird Wohlstand für alle, denn Wirtschaftswachstum bedeute sozialer Aufstieg ( für alle fällt angeblich etwas vom großen Kuchen ab).

Hieraus folgt: Kontrollen und staatliche Eingriffsmöglichkeiten zur Regulierung des Kapitals werden abgeschafft. Derregulierung, Liberalisierung und Privatisierung ist die Strategie der neoliberalen Ideologie. Alles soll durch das Gesetz
von Angebot und Nachfrage geregelt werden. ( Hierdurch werden z.B. kleine Unternehmen mit der Konkurrenz riesiger Firmen, die in Billiglohnländern produzieren, konfrontiert).
Schutzzölle und Abwehrmaßnahmen werden von den Ideologen des Freihandels mehr und mehr abgeschafft. Das Versprechen vom Kuchen für alle erfüllt sich nicht, unter anderem, da das Kapital mobil ist, nicht im Land bleibt, Steuern verschoben werden, immer billiger produziert werden soll, so daß die Leute für immer weniger Geld arbeiten.


In Chile wurde das neoliberale Konzept unter dem Militärregime mit Gewalt durchgesetzt und wird nun unter demokratischer Führung und "Berücksichtigung der sozialen Konsequenzen" fortgeführt.





Geschichte Chiles:

1970 Salvador Allende wird trotz Gegenmaßnahmen der USA durch die CIA zum ersten demokratisch gewählten, marxistischen Präsidenten. (was die Einstellung der Wirtschaftshilfe zur Folge hat)

1973 Putsch und Sturz des Präsidenten durch das Militärregime mit Hilfe der CIA, Ermordung und Verfolgung von tausenden von Menschen beginnt ( geschätzte Zahl der gefolterten und verschleppten
bei 200 000), Verfolgung oppositioneller Gruppierungen.
Es folgt die Diktatur unter General Augusto Pinochet. Abschaffung des Parlaments, Zensur, Reinigung der
Universitäten von Andersdenkenden, Verbot von missliebigen Parteien, Bücherverbrennungen, Wiederaufnahme der Wirtschaftsbeziehungen.
Das neoliberale Modell hällt Einzug: radikales Liberalisierungs- und Privatisierungsprogramm wird eingeführt, staatl. Fürsorgeprogramme werden abgeschafft, ehemals staatl. Ausgaben (Gesundheitswesen, Sozialversicherung, Bildung) werden privatisiert und sind somit nur noch für bessergestellte erschwinglich. Streiks u. gewerkschaftliche Tätigkeiten werden verboten.
Zölle und Steuern werden stark reduziert, was die flourierende Wirtschaft begünstigt, Exporte nehmen zu.
Unterstützung ausländischer Firmen verursacht Verschuldungsspirale, Lohnsenkungen, Lebenshaltungskosten steigen.
Soziale Fokussierung: auf in extremer Armut lebende. Besonders der gesundheits und Bildungssektor sind von der Sparpolitik betroffen.

1988 Wiedereinführung der Demokratie wird beschlossen

1989 Christdemokraten gewinnen Parlamentswahl. Pinochet ernennt sich zum Senator auf Lebenszeit.
Der neoliberale Kurs wird beibehalten, staatl. Unternehmen weiterhin an das Ausland verkauft, wichtige Stellen in Wirtschaftsbetrieben, Verwaltung und Justiz sind weiterhin von Militärs besetzt.

Danach folgt die Verhaftung Pinochets während eines Auslandaufenthltes. Spaltung der chilenischen Gesellschaft wird deutlich. Die Einen protestieren mit allen Mitteln gegen die Festnahme, die anderen feiern auf den Straßen, in der Hoffnung auf gerechte Vergeltung für die Greultaten an ihren Vätern, Müttern, Brüdern und Schwestern.

Auch der neue, seit Allende erste sozialistische Präsident Lagos, bekräftigt den neoliberalen Kurs beizubehalten.







Bildungsreform nach neoliberalen Richtlinien - ein Beispiel politischer Legitimation für die Einführung staatlicher Sparmaßnahmen?



Um die Auswirkungen des neoliberalen "Fortschritts" im Bildungsbereich aufzuzeigen, möchte ich die Beziehung zwischen Bildung und wirtschaftl. bzw. gesellschaftlicher Entwicklung in Augenschein nehmen.

Hierbei setzte ich voraus, daß Bildung einen wichtigen Faktor sozialer Gerechtigkeit darstellt.

Wirtschaftlicher Aufschwung und Armut:
- aus wirtschaftlicher Sicht konnte das Wirtschaftswachstum die Probleme der Armut nicht bewältigen.
Die neuen Prozesse förderten sogar die Zunahme der strukturellen Heterogenität und die Vertiefung der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit.
- Der Nutzen des Wirtschaftswachstums geht einher mit der Zunahme Sozialer Ungleichheit.
- Das Bildungssysthem kann die unterschiedlichen Sozialisationsprozesse der armen bzw. reichen Familien nicht ausgleichen, es verstärkt die Ungleichheit

Bildung wird nicht gebraucht:

- autoritäre Regime forderten aus politischen Gründen keine bessere Bildungsqualität
- für die Wirtschaft waren bildungsergebnisse kaum von Bedeutung
- Bildungsausgaben werden sehr stark herabgesezt, zwischen 1980 und 1985 besonders (Hauptausgleichsfaktor Lehrergehälter, aber auch Ressourcen für Ausstattung, Aufrechterhaltung der Schulgebäude und berufliche Aus- und Weiterbildung wurden gekürzt.

Wettbewerb soll soziale Gerechtigkeit sichern:

- die Ansicht, daß der Markt (beivölliger Derregulierung der wirtschaftlichen Aktivitäten) von sich aus fähig sei, die optimale Verteilung der Ressourcen zu garantieren, wird auch in Bezug auf das Bildungssysthem vertreten.
-"freiere" Organisierungs- und Finanzierungsformen ("Schulautonomie" Dezentralisierung, Privatisierung) sollen die Bildung in den "freien" Wettbewerb überführen
- Argumente für "Schulautonomie", Dezentralisierung und Privatisierung sind die, daß eine derartige Schulform "besser", "effizienter", "demokratischer" und "gemeinwohlorientierter" sei, außerdehm "vielfaltsberücksichtigender" und "gerechter in der Ressourcenverteilung". (Es hat sich aber gezeigt, daß derartige Argumente nicht zutreffen).
-Durch den Wettbewerb um die Verteilung der knappen staatlichen Ressourcen, sollen Schulen und Schulakteure zu besseren Leistungen motiviert werden.( Eltern würden ihre Kinder auf die beste Schule schicken und da diese je nach Schülerzahl unterstützt werden, erhällt angeblich auch die beste Schule die größte Unterstützung).


Umstrukturierung des Bildungssysthems:

- Privatisierung der Schulen, Finanzierung der Nachfrage und Einführung von Konkurrenzmechanismen zwischen den Schulen.
- das Ziel der Forderungen von ErziherInnen und pädagogischen Bewegungen war, den am Bildungsprozessbeteiligten einen höheren Freiheitsraum zu verschaffen. Lehrplänen sollten an die gesellschaftl. und kulturelle vielfalt der Schüler angepasst werden. Diese vorderung tritt immer mehr in den Hintergrund.
- wesentl. Ziele: Senkung der öffentl. Investitionen durch Rationalisierung der verfügbaren Ressourcen
und Schwächung der Verhandlungsmacht von Lehrergewerkschaften.
- Tendentielle Beschränkung auf finanzielle und administrative Aspekte.




Chile:

Insgesamt sanken die Bildungsausgaben zwischen 1980 und1990 von 11% auf 8.1% (Sekundarstufe, Fachhochschulen, Universitäten). Lehrergehälter sanken 1981 und 1990 um 7% pro Jahr in öffentlichen und 10% in den privaten öffentlich suventionierten Schulen.
1980: Dezentralisierung des Bildungssysthems auf Gemeindeebene, Privatisierung von einem Viertel der staatlichen Schulen in der Weise, daß sie teils vom Staat finanziert werden, teils durch die Klientel. Das Schulbudget darf selbst verwaltet werden, die Klientel selegiert.
1990: Einteilung in:
a) öffentliche, nach Schülerzahl subventionierte Schulen, Kosten und Zugangsfrei,60%
b) private, nach Schülerzahl suventionierte Schulen, ab 1993 nicht mehr kostenfrei, selekt. Zugang, 30%
c) private, nicht subventionierte Schulen, kostenpflichtig, selekt. Zugang, 8%
d) private technische Sekundarschulen, subventioniert, kostenfrei, selekt. Zugang, von Unternehmerverb. verwaltet, 2%
Durch die Selegierung ist nicht allen ein "freier" Zustrom zur "besten" Schule möglich außerdehm spielen örtliche ("gute" Schulen befinden sich in "guten" Stadtteilen) und finanzielle Probleme eine Rolle.

Zwischen 1990 und 1997 wurden die lokalen Bildungsausgaben verdoppelt und die Lehrergehälter wesentlich erhöht. Öffentliche Schulen bekommen eine höhere zentralstaatliche Subvention als privat-öffentliche Schulen. Dafür dürfen öffentliche Schulen nur auf Sekundarstufe und öffentlich-private Schulen auf Grund- und Sekundarstufe Schulgeld (bis zu 50% der Subvention) verlangen.
Durch Kompensationsmaßnahmen stieg die Qualität in den ärmsten Schulen zu einem gewissen Standart an, was besagt, das der Qualitätsanstieg nicht von der Schulart abhängig ist, sondern von der finanziellen und professionellen Unterstützung der Schulakteure.
Da die fachlichen Lernleistungen ab 1990 in allen Schulen gestiegen sind, bleiben die Lernleistungsunterschiede zwischen den einzelnen Schulen bestehen.(Grundschule konstant, Sek. größer)




Beurteilung, der für die Güte der Schule maßgeblichen Faktoren:

Es wurde behauptet, daß durch den Wetbewerb unter den Schulen die Qualität steige, die Effizienz höher sei, Demokratie und Gerechtig keit in der Verteilung gesichert.


Qualität: ob eine Schule besser ist als die andere wird nur an fachlichen Lernleistungen gemessen, der Sozialisationsaspekt und Selektionsaspekt wird ausgeklammert.
- Q. ist ein relativer Begriff, abhängig von gesellschaftl. Anforderungen, denen des Arbeitsmarktes und vom Exklusivitätsgrad der Aneignung. (Gefahr an sich, die im Zuge des Wetbewerbs noch verstärkt wird, negative Auswirkungen auf Persönlichkeitsbildung. Wer ließt z.B. noch Goethe, wenn dies keine Bedeutung für die Wirtschaft hat, die die Beurteilung für eine qualitativ gute Schule schafft, indem die Schüler, die diese besucht haben in der Karriereleiter nach oben klettern und die Schulen also, im Wettbewerb untereinander versuchen diesem Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Diese Proffilierung der Schulen sei jedoch ein Instrument, das "Qualität" garantiere).
- Nicht alle Schulen können das Ziel, eine gute Schule zu sein, erreichen ( ich denke es sind wenige und Prestige und die Frage von welcher Schule man kommt spielen eine immer größere Rolle bei der Arbeitsplatzvergabe). Es gibt Gewinner und Verlierer. Dieses Ergebnis wird heruntergespielt.

Effizienz: Die Höhe der staatl. Finanzierung der Schule wird mit seiner Leistungsstärke verglichen (an fachl. Leistung gemessen), ohne zu bedenken, daß die Lern- und Lehrbedingungen unterschiedlich sind.
Schulen mit einem sozial-und bildungsbenachteiligtem und kostenintensiven Klientel werden mit dem selben Maßstab gemessen.

Demokratie: wird einfach mit der angeblichen "Freiheit" der Schulakteure und lokalen Instanzen begründet.


Gerechtigkeit in der Verteilung: ist nicht gegeben, vgl. Effizienz, die Schulen, die es am schwersten haben, werden am wenigsten unterstützt; die Tüchtigkeit für die belohnt oder bestraft wird, wird nur an fachlichen Lernleistungen gemessen, die die sich am besten mobilisieren können, es ohnehin schon leichter haben schneiden auch am besten bei der Verteilung ab ( z.B. UnistudentInnen).


In den 90er Jahren sollen Qualitätsunterschiede durch Kompensationsmaßnahmen für die ärmsten Schulen ausgeglichen werden. Die Ungleichheiten sind aber trotz dieser Maßnahmen nicht rückgängig zu machen.


Folgen der Bildungsreform:

- Bildungsungleichheit, Korrellation zwischen niedriger sozialer Herkunft und niedrigen Bildungsergebnissen, öffentliche Schulen erhielten die ärmste Klientel und wiesen niedrigste schulische Leistungsstandarts auf; private/privat-öffentliche Schulen (die ihre Schüler auswählen dürfen) erhielten eher Mittel und Obberschicht Schüler und verzeichneten höhere Leistunsstandarts (private die höchsten), somitt verstärkt das Bildungssysthem soziale Ungleichheiten.
- Schulakteure werden durch ihre "Freiheit verantwortlich gemacht für die Güte der Schule, ungleiche Resultate sind legitim, Bildungsungleichheit wird legitimiert.
- tendentiellle Beschränkung auf finanzielle und administrative Aspekte führt zur Verarmung des Sinnes der Bildungsreform, diese Sinnesverarmung kann auch Leher und bestimmte Sektoren der öffentlichen Meinung beeinflussen.
- Lehrer wurden zu Gemeinde- und Privatschulangestellten, so daß die Aushandlungsmacht von Lehrergewerkschaften stark reduziert wurde.
- Priorität für institutionelle Aspekte verschiebt die Rolle des Lehrers, sie wird unterschätzt und ignoriert, dies sieht man schon an den extrem niedrigen Gehältern.
- das Bildungswesen kann seiner Aufgabe der Wertevermittlung und Stärkung der Solidarität in einem Wettbewerb um rein fachliche Leistungen nicht nachkommen, wichtige Bildungsziele und Möglichkeiten bleiben auf der Strecke.




Michaela Dräger
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Ergänzungen

Ein weiterer Beitrag...

Ulrich Steinbach 19.03.2001 - 19:43
.. aus der Reihe linke Weltverschwörungstheorie. Eieiei, nochmals zurück ins Grundstudium VWL bitte. Es ist ja nicht zu bestreiten, daß das Paradigma "neoliberaler" Wirtschaftsstrukturen wesentlich von Mr. Friedman beeinflußt worden ist. Aber erfunden hat er den Welthandel bestimmt nicht. Auch in der Datierung irrst Du Dich, Friedmans wesentliche Thesen waren Kinder der 60er Jahre und übrigens wissenschaftliche Modelle, nur das was wir als "Reagonomics" oder "Thatcherism" bezeichnen, ist tatsächlich zum Ende der 70er Jahre entstanden und wurde dann zur handfesten Wirtschaftspolitik.
Die klassischen und neoklassischen Ökonomen bauten die Argumentation des "ordo-liberalen" Paradigmas aus. Die These vom wohlstandsfördernden Wettbewerb und vom segensreichen Welthandel ist auch schon was älter, bitte mal bei Smith, Pareto und Ricardo nachlesen.
Ich will und kann dem Einzelbeispiel Chile nicht widersprechen, empirischer Fakt ist, daß die Ökonomien Süd- und Mittelamerikas jahrzehntelang eine Abschottung zum Weltmarkt hin betrieben haben und dadurch - wie andere Länder auch - massive Wohlstandsverluste innerhalb weiter Kreise der eigenen Bevölkerung hinzunehmen hatten.
Die Verteilungsproblematik innerhalb der Volkswirtschaften ist nicht zu bestreiten, nirgendwo ist das Armutsgefälle so drastisch wie in Entwicklungsgesellschaften. Es bleibt jedoch ein Mythos, daß dafür der "Weltmarkt" oder das "Kapital" verantwortlich wäre. Und wenn uns darauf einigen können das Nicht-Bildung ein hohes Armutsrisiko darstellt und tatsächlich nicht effektiv durch Wettbewerb zu organisieren ist, dann haben wir doch eine paar gemeinsame Punkte.

Anmerkungen zu Ulrich Steinbach

M. Ramminger 23.03.2001 - 09:08
Weltverschwörungstheorie und VWL-Grundkurs?
Sicherlich richtig ist, dass der Artikel zu Chile einige Fehler aufweist. Ihn aber wegen seiner Ökonomietheoretischen Fehler zur linken Weltverschwörungstheorie zu erklären, ist unangemessen. Im übrigen lebt auch Ulrich Steinbach mit einer Menge Mythen, die sich möglicherweise auch seinem VWL-Studium verdanken: Fakt ist, dass nicht erst in den USA und Grossbritannien Ende der siebziger Jahre neoliberale Politik handfest wurden. Bereits ab Mitte der siebziger Jahre wurde Chile in eine Art neoliberales Versuchslabor verwandelt und alle entscheidenden Positionen mit
Absolventen der Chicago-Schule (Friedman-Schüler) besetzt und die neoliberale Utopie (nicht einfach nur ein "Modell") auf die Realität angewandt. (Infos: VALDÉS, JUAN GABRIEL, 1993: Die Chicago-Schule: Operation Chile, in: Lateinamerika. Analysen und Berichte 17, 36-60).
Es ist im übrigen auch kein "empirisches Fakt", dass die Länder Süd- und Mittelamerikas durch ihre Weltmarktabschottung erhebliche Einkommensverluste erlitten, sondern Theorie. Andere und mir erheblich plausiblere Theorien ziehen dazu z.B. auch Verschuldungsproblematik, Rohstoffpreise und andere Bedingungen des Weltmarktes, also durchaus Bedingungen des "internationalen Kapitals" heran.
Im übrigen bin ich nach Studium von Hayek und Friedman zu der Auffassung gekommen, dass mich da VWL nicht weiterbringt: Was die einem an "Mythengläubigkeit" bzg. Markt, Gleichgewicht und Wettbewerb abverlangen, erschreckt sogar mich als Theologen.
M. Ramminger