Diskussionspapier zum 1.Mai veröffenlicht....

mark 20.03.2001 02:16
Ich wurde gebeten, dieses Diskussionspapier zu veröffentlichen. Bitte diskutiert darüber und sorgt für die
Weiterverbreitung!
1. Mai - Same procedure as every year?

--> Wir sind eine Handvoll Autonome und Anarchisten aus Berlin, die es satt haben jedes Jahr aufs Neue dem Staat in die Hände zu spielen. Wir wollen hier keine Diskussion über Militanz entfachen (obwohl diese sicher an anderer Stelle geführt werden sollte), worum es uns geht: der 1. Mai soll uns wieder neue Perspektiven eröffnen und Mut im täglichen Kampf geben.

--> Von Jahr zu Jahr wird deutlicher, daß der 1.Mai von Randale-Kiddies und NeurotikerInnen aus ganz Deutschland genutzt wird, um gemeinsam mit den Bullen die Sau 'rauszulassen. Letztes Jahr wurden von uns mindestens viermal Zivi-Bullen beim Randale machen beobachtet.

--> Da jedes Jahr in etwa dasselbe passiert, sind wir für den Staat berechenbar geworden, so berechenbar, daß sogar der Zeitpunkt der "Ausschreitungen" schon vor Beginn der Demo feststeht. Wir sollten uns langsam was Neues einfallen lassen und uns fragen, was wir eigentlich erreichen wollen. Wichtig ist hier auch die Frage, WAS wir WIE vermitteln wollen und WEM, wenn wir überhaupt was vermitteln wollen.

--> Am 1. Mai 2001 findet zum zweiten Mal ein Global Action Day statt. Warum beteiligen wir uns nicht daran? Wie war denn das mit der "...internationalen Solidarität", die bei jeder Demo aufgerufen wird?

--> Die Idee hinter den Global Action Days dürfte hinreichend bekannt sein. Dieses Mal ist geplant weltweit um 7.00 Uhr Ortszeit die Finanzzentren zu schließen. Nicht in einer großen Aktion, sondern dezentral über die Stadt verteilt. Ideen sind: Fußball spielen bei Nike-Town, McDonalds "schließen" und/oder davor Vokü machen, in Straßen Bäume pflanzen, Demozüge mit als Riot-Cops (oder Ronald McDonalds oder Pink-Cops mit Staubwedeln) verkleideten Leuten, Reclaim The Streets - Parties (wobei noch mal erwähnt wird, daß RTS eine Widerstandsform und keine Gruppe ist), Besuche von Multiplexkinos (a la Cecil B. Demented) und Banken, Dia- und Film-Projektionen in der Innenstadt, und so weiter. Alle Aktionen sollten über die (Innen-)Stadt verteilt sein.
Wir könnten auch Berlin-typisches starten: In Kreuzberg, Mitte und Prenzlberg stehen so viele Häuser leer wie nie zuvor. Wir sammeln die Adressen, veröffentlichen die und starten zum Beispiel 20 Besetzungen und 20 Scheinbesetzungen. Da wir bestimmt wieder 10.000 Leute sind, werden die Bullen damit etwas beschäftigt sein - parallel dazu könnten ein oder zwei Piratensender koordinieren helfen und die Bullen zusätzlich auf Trab halten. Dazu könnten sich gesellen: hunderte Notrufe, Störsender, die Bullenfunk blockieren - Straßenschilder werden vertauscht, undundund...............
So und jetzt stellt Euch mal vor: alles zusammen würde an einem einzigen Tag geschehen.
Hört sich das zu unrealistisch an? Woanders klappts doch auch! Auf den Willen kommt es an.

--> Bevor wir hier noch 20 Seiten schreiben warten wir erst mal Eure Reaktionen ab.

Bewegung in die Szene bringen, damit sie sich wieder bewegt!!!

--> Infos über den globalen Aktionstag zum MayDay im Internet:
www.protest.net
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Ergänzungen

kreativität!

kali 21.03.2001 - 16:30
danke!

ich habe schon länger auf einen solchen text gewartet, gerade auf den ersten mai in berlin bezogen.
sicherlich gab es dort immer wieder bullen-provokationen, aber das sollte auch ein grund sein, andere, neue felder zu suchen, auf denen wir zeigen können, dass widerstand nicht gleich straßenkampf sein muss.

die idee, sich am global action day zu beteiligen finde ich sehr gut.
ich habe letztes jahr in london das "guerrilla gardening" mitgemacht, eine aktion, die sehr bunt, kreativ und WIDERSTÄNDIG war. vielleicht etwas, das man zusätzlich zur häuser-idee, andenken könnte.

unberechenbar sollten wir sein und außerdem sollten wir auch mehr die zentren angreifen, die die ungerechtigkeiten schaffen und erhalten, statt die, die diese zentren beschützen.

ich bin nicht aus berlin, kann aber nur dazu aufrufen, diese idee umzusetzen und die staatsmacht am ersten mai kräftig an der nase herumzuführen.

long live agrocultural anarchy,
kali.

mehr links

Bjarne 21.03.2001 - 17:47
www.mayday2001.org

www.infoshop.org/octo/mayday2001.html

Reaktionärer Roll-Back und wir

Martin 21.03.2001 - 17:59
Seit die progressive Bewegung zusammen gebrochen ist - ende der Achtziger - ist die Reaktion auf dem
Vormarsch. Das ist vielleicht normal, in dem Sinne, daß sich progressive Bewegungen und Reaktion schon immer
die "Klinke in die Hand gaben".
Der reaktionäre Roll-Back hat mittlerweile aber erschreckende Ausmaße angenommen - die jetzige Bewegung
(Nationalismus) ist ist einflußreicher als etwa damals die Bewegung der Achtziger. Einer der letzten Minister, der
nicht "Ich bin Stolz ein Deutscher zu sein" sagt, soll gehen - er steht im Bundestag fast allein mit seiner Meinung.
Ihm wird vorgeworfen, daß sein Un-Patriotismus sei schlimmer als die Taten der Nazis ist.
Fast alle Erfolge der früheren Bewegung wurden oder werden rückgängig gemacht, egal ob im sozialen oder
Umweltbereich (Regenwald, CO2...), Fast jedes Jahr gibt es einen "größten Polizeieeinsatz in der Geschichte der
Bundesrepublik", totale Überwachung wird umgesetzt, das Internet (als unkontrollierbarer Dschungel) soll
trockengelegt werden (in Neapel wurde "Internetausweise" vorgestellt), wir führen wieder Kriege gegen andere
Länder und im Radio läuft das Lied "Big Brother ist o.k.".
Wir müssen neue Strategien entwickeln, uns stärker auch international vernetzen, mehr reflektieren was wir wollen
(ohne zu theoretisch zu werden) und auch versuchen uns in der Bevölkerung stärker zu verwurzeln (siehe
Wendland - dort begehren Menschen gegen den Staat auf). Die Nazis haben es geschafft, in den "National
befreieten Zonen" fast alle Menschen auf ihre Seite zu ziehen (ich habe in einer solchen bis vor einigen Jahren
gelebt).
Insofern finde ich dieses Diskussionspapier sehr wichtig - es könnte der Anfang sein. Weg von blinden
Destuktivismus und Dogmatismus.
Was den ersten Mai angeht, ich glaube das wird schwer - die Deutschen sind einfach stumpf und
Gewohnheitstiere. (Frage zum Beispiel: Warum fordern die Bullen jedes Jahr Randale heraus?) Ich werde jedoch
versuchen zu tun, was ich kann und sehen wie die "Szene" reagiert, wenn sie reagiert (viele dort sind doch recht
elitär im Denken).

Zivibullen

Brillzwerg 10.04.2001 - 02:16
Bald werden sich die Demoteilnehmer hoffentlich _vorher_ schon so weit organisieren, dass sie einander kennen und zusammen alle Teilnehmer selbst kontrollieren um so die Zivis schon vorher aus dem Demozug rauszuwerfen....
Wieso lassen sich alle immer wieder mit hineinziehen?
Organisiert Euch besser :)

darauf hab ich lange gewartet

joe jackson 10.04.2001 - 20:25
das spricht mir alles so ganz hervorragend aus der seele!! suche menschen aus dem raum kiel die diese idee ebenfalls gut finden und nicht in den einschlägigen gruppen "organisiert" sind!
mit libertären grüßen