(B) [AUFRUF] Wir gedeken Ufuk Şahin

Regionen: 

Wir gedeken Ufuk Şahin -
Vor 35 Jahren, am 12. Mai 1989, in Reinickendorf-Wittenau von einem Rassisten ermordet.

Gedenkkundgebung
So. 12. Mai 2024
Berlin-Reinickendorf
14:00 Uhr | Wilhelmsruher Damm 224
S/U-Bahnhof Wittenau (U8, S1,S26)

Am 12.05.1989 wird der 24-jährige Berliner Ufuk Şahin auf dem Fußweg vor dem Haus im Wilhelmsruher Damm 224 erstochen, nachdem er von seinem aus der Nachbarschaft stammenden Mörder rassistisch beleidigt wurde. Er hinterlässt seine Ehefrau, zwei Kinder sowie seine Eltern und Geschwister.

Unmittelbar nach dem Mord organisieren Angehörige, Freund*innen und Nachbar*innen eine Demonstration: Am 19. Mai 1989 ziehen 1.500 Menschen durch das Märkische Viertel. Einen Tag später, am 20. Mai, demonstrieren fast 10.000 Menschen am Rathaus Schöneberg, dem damaligen Regierungssitz West-Berlins, gegen den eskalierenden Rassismus. Im Oktober 1989 wird der Täter zwar zu 5 Jahren Haft verurteilt, ein rassistisches Motiv kann die Richterin jedoch nicht erkennen, obwohl der Täter sich vor Gericht mehrfach rassistisch äußert. Auch in der Revision der Beurteilung einiger rechter Morde 2018 wird Ufuk Şahin nicht bedacht, da die Zählung hier erst 1990 einsetzt. 2019 und 2021 fanden erstmalig wieder Gedenken für Ufuk Şahin statt. Einge Gedenktafel, die sichtbar an ihn erinnert, gibt es bis heute nicht. Das wollen wir ändern!

Der Mord an Ufuk Şahin steht für uns auch stellvertretend für die vielen rassistischen Morde und Gewalttaten seit den 80er Jahren und den Umgang der Strafverfolgungsbehörden und der Gesellschaft mit ihnen: oft unaufgeklärt, vertuscht, ihrer politischen Bedeutung enthoben. Dagegen wollen wir mit der Gedenkkundgebung ein deutliches Zeichen setzen. Gedenken heißt für uns nicht nur um jene trauern, die von uns genommen wurden, sondern auch heute rassistischen und anderen rechten Kräften entgegenzutreten, die ein Klima erschaffen, in dem Morde wie der an Ufuk Şahin möglich sind.

Erinnern wir uns an die Welle rechter Gewalt in den 90er Jahren. Sie kam keinesfalls aus dem Nichts, sondern ging einher mit einer agressiven Debatte um einen vermeintlichen "Missbrauch des Asylrechts". Diese wurde vor allem von konservativen Kräften in den 80er Jahren angeschoben, als es zwar kaum Asylanträge gab, aber ein Thema her musste, um kommende Wahlen zu gewinnen. Der eigentliche Gewinner dieser rassistischen Kampagne war die extrem rechte Partei "Die Republikaner" (REP). Das Märkische Viertel galt in den 90er Jahren als ihre zweitstärkste Hochburg in Berlin. Der Einzug der REPs ins Berliner Parlament Anfang 1989 stärkte damals massiv das Selbstbewustsein gewaltbereiter Rassisten. Denn genau wie heute stärkten auch damals die Wahlsiege rechter Parteien rassistischene Täter, die sich einmal mehr darin legitimiert sahen, Menschen anzugreifen. Auch der Mord an Ufuk Şahin kann nicht losgelöst davon betrachtet werden.

Daher können wir es nicht ignorieren, dass die stärkste rechte Kraft unserer Zeit, die AfD, seit letztem Jahr in der Wallenroder Straße 8, zwischen Wittenau und Märkischem Vietel, ihre neue Bundesparteizentrale aufbaut. Auch die Berliner Landespartei verlegte mittlerweile ihren Sitz hierher. Das gilt es nicht einfach so hinzunehmen. Denn Rassismus und rechte Hetze töten und sind damals wie heute nicht zu akzeptieren. Darum wird nach dem Gedenken ab 15:30 Uhr eine Demonstration durch Wittenau stattfinden, an der auch wir uns beteiligen werden. Für ein solidarisches Zusammenleben hier in Reinickendorf und an jedem anderen Ort.

Kommt am Sonntag, den 12. Mai 2024 um 14 Uhr zum Wilhelmsruher Damm 224 im Märkischen Viertel/Berlin. Bringt Blumen mit.

Wir bitten darum während der Gedenkveranstaltung keine Partei- und Nationalfahnen zu zeigen.

 

Zu den weiteren Hintergründen der Tat: https://berlin.niemandistvergessen.net/morde/ufuksahin/

Web: berlin.niemandistvergessen.net
Mail: niemandistvergessen@riseup.net
Instagram: @niemandistvergessenberlin
Twitter: @nivberlin

Bilder: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen