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Über indymedia.de wurden seit seinem Start eine Menge Artikel geschrieben, Radio- und Fernsehsender haben indymedia-AktivistInnen interviewt und ARTE hat einen Film gedreht. Dieses ist nur eine kleine Auswahl davon. Wenn Du einen Artikel über indymedia geschrieben hast oder eine Radiosendung produziert hast, und sie hier nicht entdeckst, würden wir uns freuen, wenn Du sie uns in digitalisierter Form an imc-germany-kontaktlists.indymedia.org schickst, damit wir sie einbauen können.
Berliner Zeitung 26.09.2000: Protest im Netz
ak 15.3.2001: Internet als Praxisfeld - Interview mit nadir
Berliner Zeitung 22.3.2001: In Zelten auf der Wiese
Spiegel 28.3.2001: Kleine Initiative versorgt
Castor-Gegner mit Fakten und Gerüchten
taz 30.3.2001: Die schnellste Mouse im Wendland
Tagesspiegel 30.3.2001: Wenn der Nuklear-Transport durch das World Wide Wendland rollt
nadelstiche-online 1.4.2001: Start-up Medienprojekt feiert Erfolge
taz 7.4.2001: Graswurzeln auf Sendung
Freitag 20.4.2001 Indymedia.de, die Internetseite für Aktivisten will vernetzen
Sozialistische Zeitung 25.4.2001 Internet: Revolte der Subjektivität
Jungle World 25.4.2001: Demo im Netz
telepolis 30.4.2001: FBI fordert von indymedia alle Logfiles
taz 4.5.2001: Gut drauf
M (igmedien) Mai 2001: Neu im Netz: indymedia
dash.org Mai? 2001: "Wir müssen aktiver werden"
taz 14.6.2001: Vom anthropologischen Journalismus
telepolis 20.7.2001: Indymedia stiehlt Webby Award
taz 24.7.2001: Nachtreten gegen die Presse
ARS ELECTRONICA - RADIO FRO Sommer 2001: Medienmacht von unten
Conne Island September 2001: Indymedia oder Phase 2
Jungle World 12.9.2001: "Jeder ist fähig, Medien zu schaffen" - Interview mit Paper Tiger TV
taz 13.9.2001: Augenzeugen online
Jungle World 19.9.2001: "Zwei Flugzeuge hätten gereicht"
taz 20.9.2001: Eine Ente ist eine Ente
stern 11.10.2001: News von Unten
com.une.farce 12.20.2001: readme.text - becoming a political screen - linke gehen Online
Berliner Morgenpost 2.12.2001: Rauchbomben und Altersheim
Linux Communiy 3.12.2001: Linux und indymedia
telepolis 5.2.2002: Umstrittene Rolle des Zensurkübel
Tagesspiegel 9.2.2002: Die Kabul-Connection
taz 19.2.2002: Strafanzeige gegen Indymedia
Junge Welt 22.2.2002: Indymedia under attack
taz 22.2.2002: Indymedia Italien von Polizei gefilzt
Frankfurter Rundschau 22.2.2002: Razzia bei Indymedia
Berliner Zeitung 26.09.2000
Protest im Netz
Wie sich die Gegner der IWF-Tagung in
Prag über das Internet
organisieren
Lukas Pusch
PRAG, 25. September. Schon drei Tage vor Beginn der IWF- und Weltbanktagung
an diesem Dienstag versammeln sich rund 2000 Demonstranten am Namesti
Miru. Die politische Zusammensetzung dieser
kleinen, aber lautstarken Demonstration ist genauso
unterschiedlich wie die Länder, aus denen sie
kommen. Da versammeln sich griechische Gewerkschafter und
linke Aktivisten aus England, Deutschland,
Schweden, grau melierte Mitglieder der tschechischen
KP marschieren neben der internationalen
Jugendgruppe "Revolution" und italienischen
Sozialisten. Und diese Demonstration ist nur der Auftakt
für Dutzende Protestveranstaltungen vor dem heutigen,
von den Organisatoren "Global Action Day"
getauften, Protest-Tag gegen IWF und Weltbank.
Absprachen über das Netz Immer wieder fällt während
dieser Demonstration in den
unterschiedlichsten Sprachen ein Datum - der
30. November. An diesem Tag musste im vergangenen Jahr
die Konferenz der Welthandels-Organisation
in Seattle abgesagt werden. Rund 30 000 Demonstranten
hatten die Zugänge zum Kongresszentrum und
zentrale Plätze der Stadt blockiert. So wurde Seattle,
versichern die Teilnehmer in Prag unisono, zum
Gründungsmythos einer neuen, sich weltweit
formierenden und vernetzten Protestbewegung. Denn die
zweit häufigste Vokabel, die in diesen Tagen hier zu
hören ist, heißt Internet. Bereits in Seattle
erfolgten viele Vorkehrungen und Absprachen online -
damit war dieser Protest eine der ersten
politischen Mobilisierungen über das World Wide Web -
zumindest war es aber die größte.
Ein Hauptmerkmal dieser neuen Organisationsform ist,
dass die Bewegung auf ein organisatorisches
Zentrum und Hierarchien im eigentlichen Sinn
verzichtet, denn die Vorbereitung und Organisation der
Proteste läuft über das Internet. Vor Ort findet
lediglich die technische Koordination der einzelnen
Gruppen statt. Die Bewegung hat sich mit dem Netz ihr
eigenes Nachrichten und Informationssystem
aufgebaut.
Das Information Media Centre von Prag (IMC Praha)
befindet sich in einem Garagen-Hinterhof nicht weit
von der Touristenmeile Wenzelsplatz entfernt. Hier, in
der Art eines nicht-kommerziellen
Nachrichtenpools, sollen alle Informationen über die
Protestbewegungen zusammenlaufen. "Wir wollten
eine Berichterstattung jenseits der etablierten Medien
schaffen", sagt einer der Organisatoren, der sich
"Skyer" nennt. Ein bisschen Geheimniskrämerei muss
offensichtlich sein.
Immerhin, berichtet "Skyer" stolz, gibt es europaweit
bereits 29 IMC
Centres, außerdem in Mexiko, Bolivien, den USA und
Australien, sogar im Kongo. Das Prager Zentrum arbeitet mit einem
alternativen Radiosender sowie Szene-Cafés wie dem Café9
oder dem Marquis de Sade zusammen. Im Café9 sitzen am
Montag Protestteilnehmer an den Computern,
schreiben in ihre Laptops oder diskutieren
Videodokumentationen von Protesten in Seattle und
Australien.
Plötzlich reden und gestikulieren im Szene-Café alle
wild durcheinander. Die
Organisatoren wurden über Handy informiert, dass ein Sonderzug
mit 1000 Aktivisten der italienischen Gruppe Ya Basta an
der tschechischen Grenze die Einreise verweigert
wurde. Nachdem die erste Aufregung und Empörung
abgeklungen ist, ziehen 200 tschechische Demonstranten
spontan zum Innenministerium, um dagegen zu
protestieren. Kann ja erst mal nicht schaden.
Auf der zentralen Website der Indymedia (www.prague.indymedia.org)
ist schon kurze Zeit später der erste Bericht über die Vorkommnisse an der Grenze
nachzulesen. Als das staatliche tschechische
Fernsehen Stunden danach in den Hauptnachrichten von
dem Zwischenfall berichtet, ist die Szene über
das Netz längst informiert.
Auch wer nicht vor Ort ist, kann sich im Netz bei
Indymedia über die Situation in Prag jederzeit
aufklären lassen. Am Dienstag, dem Höhepunkt der
Proteste, werden die Aktionen und Proteste rund um
die IWF-Tagung als Videoreportagen sogar live auf die
Indymedia-Website gestreamt.
Die eigentliche Mobilisierung passiert jedoch auf
anderen Webseiten. Als organisatorisches Herz der
Proteste in Prag gilt INPEG. Dahinter verbirgt sich
eine Gruppe tschechischer IWF-Gegner. Auf ihrer
Website http://inpeg.org/frontcover.html erklären sie
ihre politischen Ziele und geben Tipps im Umgang
mit den tschechischen Behörden. Außerdem erläutern sie
aus ihrer Sicht die Politik des IWF und
präsentieren ihre Alternativen.
Auch unter www.go.to/prag-2000 oder www.x21.org/s26/
wird ausführlich über die Vorbereitung der
Proteste gegen IWF und Weltbank berichtet. Dabei sind
die Losungen so unterschiedlich wie die Anzahl
der Sites und Links. Radikalere Strömungen rufen
beispielsweise unter www.workerspower. com oder
www.destroyimf.org gar zur Zerschlagung von IWF und
Weltbank auf.
Die tschechische Polizei jedenfalls nimmt die Aufrufe
im Netz sehr ernst und hat sich gut präpariert,
um rechtzeitig gegen die Störenfriede vorgehen zu
können. Bereits vor dem entscheidenden Tag
patrouillieren Sicherheitskräfte an jeder Straßenecke,
insgesamt wurden über 10 000 Polizisten
zusammengezogen. Hubschrauber fliegen über Prag und
filmen jede größere Menschenansammlung, die
Schaufenster der meisten Geschäfte im Zentrum sind
verbarrikadiert. Eine Stadt im Ausnahmezustand.
ak 15.3.2001
Internet als Praxisfeld
Interview mit nadir.org über neue Vernetzungen und Nutzungsformen im www
Die Nutzung des Internets ist ein wichtiger Bestandteil der neuen Welle
antikapitalistischer Straßenprotesten seit Seattle und Prag.
Dezentralität und Hierarchiefreiheit sind Stichworte, welche
die Klammer zwischen dem Selbstverständnis der
"Anti-Globalisierungsbewegung" und linken MedienaktivistInnen
bilden, die das Internet als Aktionsort entdeckt haben. Mit
indymedia.org ist mittlerweile ein internationales Netzwerk
internetgestützter MedienaktivistInnen entstanden, die sich in
zahlreichen lokalen Gruppen organisieren. In unserem Interview
beschreibt die Hamburger Gruppe nadir.org ihre Praxis. Sie beteiligt
sich am Aufbau von indymedia.org in Deutschland. Die erste größere
Intervention von germany.indymedia.org kündigt sie für die
Castor-Transporte nach Gorleben Ende März an.
Das ganze Interview lesen.
Berliner Zeitung 22.3.2001
In Zelten auf der Wiese
Beim Castortransport will die Initiative Indymedia per Internet
unabhängige Informationen verbreiten
von Hannah Wettig
Sie sind nicht so viele wie zu Zeiten der großen sozialen
Bewegungen. Aber sie sind vernetzt. Globalisierungsgegner
organisierten ihren Widerstand in Seattle, Prag und Davos über
das Internet. Der große Mobilisierungserfolg wird nicht zuletzt
den Independent Media Centers (Unabhängige Medien Zentren)
zugeschrieben. Deren Internet-Seite indymedia.org informierte
tausende über die Proteste. Nun wollen Atomgegner in Deutschland
das Konzept beim Protest gegen den Castor im Wendland einsetzen.
Den ganzen
Artikel lesen.
Spiegel 28.3.2001
Kleine Initiative versorgt Castor-Gegner mit Fakten und Gerüchten
Florian Frank, ddp
Im Internet haben sie aufgerüstet. Nun haben die Castor-Gegner
die virtuelle Welt verlassen. Eine kleine Initiative berichtet weiter
umfassend aus dem Wendland.
Dannenberg - Im Vorfeld haben sich die Castor-Gegner über das
Internet organisiert, haben Treffpunkte ausgemacht und Schienenblockaden
geplant. Doch seit der Atommüll-Transport rollt, sind ihre
Internetseiten meist verwaist. Zuverlässige und schnelle
Informationen von den Aktionen an der Strecke gibt es kaum.
Veralterte Inhalte zeigen, dass die Castor-Gegner nicht vor den
Computern sitzen - sondern auf den Gleisen. Es gilt das Motto:
"Computer aus! Raus! Mit Surfen lässt sich kein Castor
stoppen!" www.atomplenum.de.
Vor allem eine kleine alternative Agentur kann in diesen Tagen von
sich behaupten, umfassende Meldungen über die Proteste im Wendland
zu bieten. Etwa 30 freiwillige Mitarbeiter und moderne Technik
machen Indymedia zu einer der führenden Informationsquellen.
Erstmals ist die Initiative zu den Castor-Transporten in Deutschland
aktiv. Die Agentur wurde während der Demonstrationen zum
Welthandelsgipfel in Seattle 1999 in USA gegründet.
Den ganzen Artikel
lesen.
taz 30.3.2001
Die schnellste Mouse im Wendland
Die Homepage indymedia.org hat sich zur aktuellsten Infoquelle
entwickelt
von Michaela Soyer
Dienstag, 19.15 Uhr: Acht Mitglieder von Greenpeace haben sich an
die Gleise gekettet. Zwanzig Minuten später ist die Nachricht
im Netz. Aber nicht bei der Deutschen Presse Agentur oder Reuters -
sondern unter www.de.indymedia.org. Diese erst neun Tage junge
Homepage ist seit Freitag die schnellste und vollständigste
Informationsquelle im Wendland. "Wir kommen aus der Bewegung",
erklärt "Redakteur" Daniel Dietrich. Der
28-Jährige humpelt die Treppen des weißen Indymedia-Bauwagens
auf der Infowiese in Dahlenburg herunter. "Die Bullen haben mich
gestern auf den Schienen ziemlich hart angepackt."
Den ganzen
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Tagesspiegel 30.3.2001
Wenn der Nuklear-Transport durch das World Wide Wendland rollt
Flash-Animationen, Webcams, Demo-Tagebücher und WAP-Berichte /
Viel Platz für "unabhängige Berichterstattung" und
Graswurzel-Journalismus im Internet
Kurt Sagatz
Kein Wunder, dass Web-Visitenkarten so gut laufen. Die eigene
Internet-Präsenz macht bekannt, das gilt auch für Journalisten
und Fotografen. Wie zum Beispiel Timo Vogt und seine Foto-Agentur
Randbild, die seit 1999 besteht und sich vor allem im Netz großer
Beliebtheit erfreut. Rund 1000 Leute schauen täglich
bei www.randbild.de vorbei, um Vogts neueste Bilder zu betrachten.
Damit gehört die Seite des 21-Jährigen zu den gefragten
Adressen, denn dort befinden sich jene Fotos von ihm, die er nicht
an eine Zeitung oder einen Online-Dienst verkaufen kann, weil sie
diese Bilder nicht veröffentlichen wollen, wie Timo Vogt meint.
Den ganzen
Artikel lesen.
nadelstiche-online 1.4.2001
Start-Up Medien-Projekt feiert Erfolge
www.indymedia.de weltweit am Puls der Zeit
Seit einigen Wochen feiert eine neue linke Info-Struktur Erfolge und
hat sich binnen kürzester Zeit zu einem der wichtigsten
Info-Netzwerke entwickelt. Größere Bekanntheit erreichte
indymedia in Deutschland erstmals während des jüngsten
Castor-Transports, als AktivistInnen des weltweiten Projektes teilweise
im Fünfminutentakt präzise Informationen über den Stand der
Proteste lieferte.
Dabei war die Qualität der Nachrichten so zuverlässig,
dass auch die Online-Ausgabe des Hamburger Nachrichtenmagazins Der
Spiegel zahlreiche Meldungen übernahm und in einem Artikel die
Arbeit der linken OrganisatorInnen mit Lobeshymnen bedachte. Um den
Gebrauchswert der Informationen auch für die DemonstrantInnen im
Wendland zu erhöhen, hatten Mitglieder von indymedia an mehreren
zentralen Orten öffentlich zugängliche Rechner aufgestellt,
die selbst auf abgelegensten Wiesen von der Telekom mit ISDN-Anschlüssen
versehen worden waren.
Den ganzen Artikel
lesen.
taz: 7.4.2001
Graswurzeln auf Sendung
In den USA ist das Programm von "IMC Newsreal" am Donnerstag
gestartet. Fernsehen von unten machen die deutschen Indymedia-Aktivisten
zwar bisher noch nicht, doch beim Castor-Transport hatten sie die
medialen Fäden fest in der Hand
von RALPH WILDNER
Rückblende: Wendland, vor zwei Wochen. Einige hundert Menschen
sitzen frierend auf den Gleisen, über die der Castor-Transport
rollen soll. Sie sind zu frieden, denn sie wissen, dass sie noch lange
sitzen werden: Auf dem mitgebrachten Taschenfernseher haben sie über
"indymedia-tv" fast in Echtzeit erfahren, dass sich vor
wenigen Minuten vier AktivistInnen einige Kilometer westlich ins
Gleisbett einbetoniert haben. Die Kameraleute: die AktivistInnen
selbst ...
Noch ist es Science-Fiction, dieses Szenario, zumindest für
Deutschland. In den USA läuft das Fernsehen "von unten für
unten" dagegen seit Donnerstag. Keine professionellen Journalisten,
sondern unabhängige Video-Gruppen sind in 18 US-amerikanischen
Städten, in Vancouver und Courtenay in Kanada sowie im englischen
Brighton unterwegs, um Beiträge für das Pilotprogramm von
"Indymedia Newsreal" zu filmen. Die in den USA tief
verwurzelte Freespeech-("freie Rede")-Bewegung erhält
damit ihre erste Stimme über Satellit. Zur Begründung ihrer
Aktivitäten berufen sie sich auf den Medienwissenschaftler
Ben Bagdikian, der feststellt, dass nur sechs multinationale
Konzerne sämtliche US-Medien kontrollieren, die Belange
der Menschen dagegen vom Einheits-Infotainment gar nicht mehr
berücksichtigt werden. Diese Situation wollen die unabhängigen
Medienrebellen "auf den Kopf stellen".
Hier in der alten Welt steht der Schritt zum Satellitenfernsehen
noch lange nicht an. Im Berliner Mehringhof sind knapp 20 Engagierte
erst einmal glücklich, dass das Internet-Informationsforum
www.indymedia.org seinen Probelauf im Wendland mit Bravour bestanden
hat. Sie sind so etwas wie die Berliner Redaktion des deutschen
unabhängigen Medienzentrums (Independent Media Center/IMC).
Zusammen mit Aktiven aus Hamburg und Leipzig haben sie gerade
rechtzeitig zum Castor-Transport Ende März die deutsche
Indymedia-Homepage in Betrieb genommen. Dort findet man
Nachrichten über den Anti-Atom-Protest, erstellt und übermittelt
von den DemonstrantInnen selbst, unzensiert und ohne Verzögerung.
Nichts weniger wollen sie bieten als eine unverstellte Stimme der Bewegung.
Die deutsche Sektion, die jetzt als "IMC Wendland" ihren ersten
Auftritt hatte, ist ein Spross des internationalen, nichtkommerziellen
Nachrichten-Netzwerks www.germany.indymedia.org. Dessen Wurzeln
liegen in Seattle, wo im November 1999 die Tagung der
Welthandelsorganisation WTO stattfinden sollte - und das auf Grund
der heftigen Proteste nur eingeschränkt stattfinden konnte. Um
Dokumentation und Interpretation der Proteste nicht den
konventionellen Medien zu überlassen, lieferten Teilnehmer
der Proteste eigene Aufnahmen und Berichte an Indymedia - und konnten
damit sogar die bürgerliche Presse zum Widerrufen von
Falschmeldungen zwingen. Fotos von eingesetzten Gummigeschossen
waren stärker als die Meldung, es seien keine eingesetzt worden.
Der Erfolg von Seattle hat schnell zur Gründung weiterer
IMCs geführt: Derzeit gibt es 52 Stück, 26 davon in den USA, den
Rest über die Welt verstreut.
Zum Schlüsselerlebnis für die deutschen AktivistInnen wurde die
IWF- und Weltbanktagung im September 2000 in Prag, wo es gelang,
durch die schnelle und genaue Berichterstattung des IMC die Proteste
zu begleiten und zu koordinieren.
Wer sich überhaupt IMC nennen darf, gerät bei so viel
Euphorie allerdings ein wenig aus dem Blick: Grundsätze fast
aller IMCs sind "open posting" und die Möglichkeit,
zu kommentieren. Das hei?t, jeder darf seinen Beitrag einsenden
und weiß, dass dieser unverändert publiziert wird.
Und jeder darf jeden Beitrag kommentieren - nicht nur, um ein
Geschmacksurteil abzugeben, sondern vor allem um viele
Einzelbeobachtungen zu einem möglichst genauen Bild zu
verweben. Für die deutsche Redaktion ergab sich daraus ein
Problem: Wie soll mit rassistischen und sexistischen Beiträgen
umgegangen werden? Darf man die tatsächlich veröffentlichen?
Und wie verfährt man mit "spam"-Angriffen, die den
Server mit großen Mengen unbrauchbarer Mails zuschütten
und blockieren?
Die vorläufige Lösung ist eine dreigeteilte Website: Auf
der ersten Seite stehen ausgewählte, für gut befundene
Beiträge, auf der zweiten der ganze Rest - bis auf ausgewählten
Schrott, der im "Müllarchiv" abgelegt und auf Wunsch
per E-Mail zugeschickt wird. Ein Spagat zwischen Meinungsfreiheit
und political correctness, der erst in diesen Tagen auf den Foren
der Indymedia-Welt entschieden werden soll. Im Netz natürlich,
wo sonst.
Die Redaktion, die ja nicht redigiert, sondern nur sortiert, ist
schon damit mehr als ausgelastet. Schließlich besteht sie
nur aus ehrenamtlichen Freiwilligen, manche mit Computerkenntnissen,
manche ohne, die sich neben Schule, Studium oder Beruf die Zeit für
das IMC aus dem Kreuz leiern. Zum Profilieren taugt der Job auch
nicht, schließlich tauchen nirgendwo die Namen der MitarbeiterInnen
auf, in der Zeitung wollen sie auch nicht erwähnt werden, auch
nicht mit Vornamen. "Die Repression nimmt zu", erklärt
einer aus der Kerngruppe, keiner könne wissen, ob "die"
nicht morgen auch gegen IMCs vorgehen. Unbotsam genug sind sie ja,
und die von Polizisten eingeschlagenen Scheiben des Indymedia-Autos
im Wendland sprächen für sich.
Ein anderes Problem ist das Geld für die Ausstattung mit
Arbeitsmaterial, mit Rechnern, Druckern, Digitalkameras: Werbeeinnahmen
gibt es nicht, Verkaufserlöse logischerweise auch nicht, steht
doch auf jeder Seite der freien, zum Weiterverbreiten herausgegebenen
Informationen die Zeile "fuck copyright". Einzige
Einnahmequelle sind also private Spenden, doch auch in dieser
Hinsicht sei Europa noch einen guten Schritt hinter den USA
zurück. Ein zuverlässiger Förderer steht dem IMC immerhin
mit dem Berliner "Netzwerk e.V." zur Seite.
An der Homepage selbst bleibt noch einiges zu tun. Noch ist keine
Suchfunktion eingerichtet, und die Arbeit an den Übersetzungen
geht schleppend voran: Automatisch gehts dann doch nicht, und im
Pool sind einfach zu wenige Leute. Das Graswurzel-Medien-Netzwerk
"von unten für unten" ist keine leichte Aufgabe, aber zum
Lamentieren bleibt keine Zeit. Wenn die Wendland-Nachbereitung
gelaufen ist, wird man schon mitten in den Vorbereitungen für
die nächsten Aktionen sein.
Freitag 20.4.2001
Indymedia.de, die Internetseite für Aktivisten, will vernetzen
Gerhard Klas
Seit Mitte März sind sie im Netz der Netze und mit den
Castor-Transporten hatte sie ihr Coming-out: Indymedia.de
(http://de.Indymedia.de.org), die deutsche Sektion eines internationalen
und "multimedialen Netzwerkes unabhängiger und alternativer
Medien" hat sich ganz dem Widerstand gegen Kernenergie, Faschismus,
Rassismus und Globalisierung verschrieben. Werbebanner gibt es keine
und das wäre auch nicht mit ihrem Selbstverständnis in
Einklang zu bringen. Demnach sind sie nämlich Teil der genannten
Bewegungen und fördern bewusst eine subjektive Berichterstattung,
die Bestandteil ihres Konzeptes von Gegenöffentlichkeit ist.
Von "wirtschaftlichen Interessen gefärbte Informationen",
eine Folge der ausufernden Werbe- und Anzeigenwirtschaft, kritisiert
Indymedia.de als wesentlichen Bestandteil der "Zusammenballung
etablierter Medienmacht". Ganz allgemein und überhaupt
geht es Indymedia.de nicht um "objektiven Nachrichtenjournalismus,
sondern um subjektive persönliche Stellungnahmen verschiedenster
Menschen auf der Strasse".
Den ganzen Artikel lesen.
Sozialistische Zeitung
Internet: Revolte der Subjektivität
Gerhard Klas
Seit Mitte März sind sie im Netz der Netze und mit den
Castor-Transporten kam das große Coming-out: Indymedia.de, die
deutsche Sektion eines internationalen und "multimedialen Netzwerks
unabhängiger und alternativer Medien" hat sich ganz dem
Widerstand gegen Kernenergie, Faschismus, Rassismus und Globalisierung
verschrieben.
Den ganzen Atikel lesen.
Jungle World 25.4.2001
Aktivistenforum weltweit
Demo im Netz
von Nicole Paul
Wendland, Camp Nahrendorf: In einem Infozelt steht ein frei
zugänglicher Rechner mit Internetanschluss. Es ist einer
von mehreren Stützpunkten des Indymedia Center Germany (imc).
Indymedia hat das Konzept von linker Gegenöffentlichkeit
aus den siebziger Jahren wiederentdeckt und zwar im Internet.
Mit dem Widerstandsgroßereignis, dem "Castortransport
nach Gorleben", fanden die deutschen Indymedia-Macher
das Thema für ihre Premiere. Während in der Nähe
des Camps die Polizei in einem Kessel ein paar Hundert Leute
festhielt, kamen ständig Augenzeugen und posteten ihre
aktuellen Informationen auf der Webseite (http://de.indymedia.org ).
Auch Fotos und kurze Videos konnten veröffentlicht werden.
Den ganzen
Artikel lesen.
telepolis 30.4.2001
FBI forderte von Indymedia alle Logfiles
Florian Rötzer
Während der Proteste gegen den "Amerikagipfel" erschienen
FBI-Beamte im IMC in Seattle mit einer gerichtlichen Anordnung,
die nicht nur verfassungsrechtlich bedenklich ist, sondern auch
wegen des Schweigeverbots für Unruhe sorgte
Vom 20. bis 22. April fand der "Summit of the America" in
Quebec statt, auf dem sich alle Staatschefs der amerikanischen
Länder - bis auf den nicht-eingeladenen Castro aus Kuba - trafen,
um eine gesamtamerikanische Freihandelszone (FTAA) zu beschließen.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren angesichts der befürchteten
Demonstrationen enorm - und auch Quebec war wieder einmal die Stunde
der unabhängigen Medienberichterstattung, wie sie Indymedia.org
seit dem ersten großen Anti-Globalisierungsprotest gegen das
WTO-Treffen in Seattle im Jahr 1999 liefert.
Den ganzen Artikel
lesen.
taz 4.5.2001
Gut drauf
Jedem sein Bild und seinen Pflasterstein: In Berlin trafen sich linke
Medienaktivisten zur Nachbereitung des 1. Mai
Sebastian Handke
Berlin und seine Demos. Ein problematisches Verhältnis. Trotz aller
Klagen über Krawall und Zerstörung - am Tag der Liebe wie am
Tag der Arbeit sollen Bilder produziert werden. Darum geht es. Was dem
einen die nackte Titte, ist dem anderen sein Pflasterstein. Zwar wurde
Berlins erstes Großevent im Demojahr offiziell verboten, hat aber
immerhin den Vorteil, dass es längst und unwiderruflich in den
Veranstaltungskalender der Stadt eingegangen ist.
Ansonsten kann dem 1. Mai das, was der Love Parade billig ist, nur recht
sein. Also auch hier: Medienberichterstattung bis zum Abwinken,
Revolutionsgrusel inklusive. Die Aktivisten organisieren ihre Medien
zunehmend selbst. In der Hauptrolle als Heilsbringer wieder mal: das
Internet. Gegenöffentlichkeit soll aufgebaut werden gegen die
"etablierte Medienmacht".
Den ganzen
Artikel lesen.
M Zeitschrift der IG Medien Mai 2001
Neu im Netz: Indymedia
Gerhard Klas
Seit Mitte März sind sie im Netz der Netze und mit den
Castor-Transporten kam das große Coming-out: "Indymedia", die
deutsche Sektion eines internationalen und "multimedialen Netzwerkes
unabhängiger und alternativer Medien", hat sich ganz dem
Widerstand gegen Kernenergie, Faschismus, Rassismus und Globalisierung
verschrieben. Werbebanner gibt es keine und das wäre auch nicht mit
ihrem Selbstverständnis in Einklang zu bringen. Demnach sind sie
nämlich Teil der genannten Bewegungen und fördern bewusst
eine subjektive Berichterstattung, die Bestandteil ihres Konzeptes
von "Gegenöffentlichkeit" ist. Indymedia will politischen
Aktivistinnen und Aktivisten die Möglichkeit geben, ihre Texte,
Bilder, Tondateien und Videos einer breiteren Öffentlichkeit
zugänglich zu machen.
Den ganzen Artikel
lesen.
dash.org
"Wir müssen aktiver werden..."
Interview mit Anna vom Independent Media Center (IMC) Germany zur
Berichterstattung über die Aktionstage zur Resdidenzpflicht.
Wie hat sich indymedia bei den Aktionstagen für die
Abschaffung der Residenzpflicht vom 17.-19. Mai 2001 engagiert?
Anna: indymedia war mit öffentlichen Terminals und Stellwänden mit
gedruckten Infos am Berliner Schloßplatz anwesend.
Zusätzlich wurde die
Kampagne begleitet, das heißt, wir waren selber mit mehreren
Leuten da,
die schwerpunktmässig geschrieben, gefilmt, fotografiert und Audios
aufgenommen haben, um Öffentlichkeit für die Kampagne herzustellen.
Das ganze Interview
lesen.
taz 14.6.2001
Vom anthropologischen Journalismus
Das "Independent Media Center" (IMC) betreibt beim EU-Gipfel
in Stockholm alternative Berichterstattung
Reinhard Wolff
"Wir wollen als Beobachter mitten unter den Demonstranten stehen,
während die etablierten Medien vom sicheren Platz hinter den
Polizeiabsperrungen filmen. Das gibt dann wohl eine recht unterschiedliche
Perspektive."
Linus Lundin ist einer der Aktivisten, die seit dem Frühjahr eine
schwedische Abteilung des IMC aufgebaut haben. Das "Independent
Media Center" wurde im Zusammenhang mit dem WTO-Gipfel in Seattle
vor zwei Jahren geboren. Heute arbeitet diese alternative
Nachrichtenagentur in mehreren Teilstaaten Kanadas und der USA sowie
in 20 weiteren Ländern in Europa und Südamerika. In Schweden
hatte es seine Internetpremiere im April mit Exklusivbildern eines
Tortenattentats auf den schwedischen Finanzminister Bosse Ringholm.
Den ganzen
Artikel lesen.
telepolis 20.7.2001
Indymedia stiehlt Webby Award
Armin Medosch
Protest gegen "die korporative Übernahme des Netzes"
Bei der Preisverleihung zu den Webby Awards am Mittwoch Abend in
San Francisco kam es zu einer Protestaktion von Vertretern der
unabhängigen Newssite Indymedia.org. Im Verlauf der Preisverleihung
stürmten zwei Maskierte das Podium und entwendeten den Preis für
die Kategorie News als Protest gegen "die korporative Übernahme
des Netzes".
Indymedia war in der Kategorie "Activism" für einen Preis
nominiert worden. Doch die Betreiber verwehrten sich gegen diese
Kategorienzuweisung. "Zu sagen, dass Indymedia Aktivismus ist und
nicht News, zeigt bereits die korporative Übernahme des Netzes",
sagte ein Sprecher der Gruppe. Ein weiterer Vertreter der Organisation
fügte hinzu, wenn Indymedia Aktivismus sei, dann seien
Mainstream-Sites wie CNN oder ABC "Aktivisten für
Großunternehmen und reiche Eliten".
Den ganzen Artikel
lesen.
taz 24.7.2001
Nachtreten gegen die Presse
Kaum hatte sich der Sturm von Genua gelegt, stürmte die
italienische Polizei die Büros eines besonders gefährlichen
Gegners: Razzia beim unabhängigen Mediennetzwerk "Indymedia"
KLAUS NOWAK
"Wir hatten gehofft, dass der Stress langsam vorbei ist" meinte
Sabine L. rückblickend. Die Aktivistin des unabhängigen
Mediennetzwerk Indymedia http://germany.indymedia.org/ kam gerade dazu,
etwas frische Luft zu schnuppern. Die letzten Tage war sie mit ihren
Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern ununterbrochen
auf den Beinen. Eine Aktion jagte die andere, und immer waren
Indymedia-Aktivisten vor Ort. Dann mussten Meldungen über
Festnahmen und Misshandlungen in Polizeihaft recherchiert werden.
Den ganzen Artikel
lesen.
Ars Electronica - Radio Fro
Medienmacht von Unten
Die "Globalisierungskritische" Bewegung und ihre Medien
Gunter Hopfgartner
Dass die "globalisierungskritische" Bewegung durchaus das
Potential zum kollektiven Medienstar besitzt, war schon vor den
Auseinandersetzungen um den G8-Gipfel in Genua klar gewesen.
Weitgehend Skepsis herrschte jedoch - auch in den eigenen Reihen -
bezüglich der Medienkompetenz der AktivistInnen. Vor allem
angesichts der Konzentration der Medien auf die "Gewaltfrage",
sahen sich die "GlobalisierungskritikerInnen" oftmals im
Teufelskreis einer militärischen Logik verfangen: "Die
internationale Protestbewegung steht vor einem Dilemma: Wenn sie
friedlich demonstriert und diskutiert, wird sie von den Medien
ignoriert. Wenn es indessen zu Straßenschlachten kommt,
berichten zwar die Medien, aber 'das Volk' wird nicht aufgeklärt
über das, worum es geht.
Den ganzen
Artikel lesen.
Conne Island September 2001
Indymedia oder Phase 2
Die linke Medienpraxis, sei es der Informationsdienst zur Verbreitung
unterbliebener Nachrichten oder ein Freies Radio, taz oder radikal,
Indymedia oder Phase 2, kommt, gemessen an den diversen Medientheorien,
die Gottfried Oy in seinem Buch "Die Gemeinschaft der Lüge"
referiert, nicht gut weg. Das liegt daran, dass die Konzepte der
sogenannten Gegenöffentlichkeit einem bürgerlichen
Verständnis verhaftet bleiben. Was besser zu machen wäre,
kann Oy aber auch nicht sagen.
Den ganzen
Artikel lesen.
Jungle World 12.9.2001
"Jeder ist fähig Medien, zu schaffen"
Ein Gespräch mit Linda Lannacone von Paper Tiger TV aus New York,
dem ältesten und einflussreichsten US-amerikanischen Videokollektiv
Paper Tiger TV feiert in Kürze sein 20jähriges Bestehen. In
welchem Kontext und mit welchen Vorstellungen von Medienarbeit ist
das Kollektiv 1981 gegründet worden?
PTTV wurde während der ersten Präsidentschaft Ronald Reagans
gegründet. Es herrschte die Angst vor einer Rechtswende der Politik
und vor einer Zunahme von Corporate Culture. Von Anfang an war PTTV
ein bunter Haufen. Einige Leute hatten einen akademischen Hintergrund,
andere waren unabhängige FilmemacherInnen, LehrerInnen etc. Viele
waren in der Friedensbewegung oder in der internationalen
Solidaritätsarbeit engagiert. Trotzdem richtete sich PTTV nicht an
politische AktivistInnen, es war medienkritisch ausgerichtet. Radikal
politisch, klar, aber nicht um einen direkten Politikaktivismus zu
fördern. Die Bänder zirkulierten in akademischen,
intellektuellen, politischen und künstlerischen Kreisen. Die Paper
Tiger Shows wurden meistens live im offenen Kanal produziert, denn
unsere Medienkritik sollte der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht werden.
Dee Dee Halleck, eine der PTTV-Gründerinnen, hat zum
medienanalytischen Ansatz von Paper Tiger gesagt, wenn einer eurer
Zuschauer etwas zu einem Thema lese, nachdem es von PTTV behandelt
wurde, dann werde jeder Artikel von sich aus ein kritisches
Verständnis verstärken. Ist das nicht reichlich naiv?
Es ist naiv zu glauben, dass sozialer Wandel über Nacht stattfindet.
Ja, ein kritischer, zynischer Blick auf die Medien ist verbreitet.
Die Leute wissen, dass sie von der Werbung und den Medien manipuliert
werden. Trotzdem sagen wir immer noch, die Dinge haben sich nicht
geändert. Aber stimmt das? Mehr als dreihundert offene Kanäle
existieren in den USA. Sie stellen eine Möglichkeit dar, selbst
Fernsehen zu machen. Die IndyMedia Centers (IMC) sind entstanden. Den
Medien gegenüber kritisch zu sein ist der erste Schritt zu einer
gesellschaftlichen Änderung, eigene Medien zu produzieren muss der
nächste Schritt sein.
Das ganze
Interview lesen.
taz 13.9.2001
Augenzeugen online
Unabhängige Nachrichtendienste und Chat-Kanäle im Internet lieferten
in den ersten Stunden nach den Anschlägen die ausführlichsten
Nachrichten
von ERIK MÖLLER
Die Server der großen News-Websites wie CNN, MSNBC und BBC waren
schnell unter dem Ansturm der Zugriffe lahmgelegt. Doch schon kurz nach
den Anschlägen konnten unabhäängige Nachrichtendienste wie
Slashdot und Indymedia ein halbwegs akkurates Bild präsentieren.
So schrieb "CmdrTaco", Herausgeber von Slashdot, gegen 9:12
Ortszeit: "Normalerweise würde ich so etwas nicht hier
veröffentlichen, aber ich kann keine der Hauptnachrichten-Sites
erreichen, deshalb mache ich eine Ausnahme."
Den ganzen Artikel
lesen.
Jungle World 19.9.2001
"Zwei Fulgzeige hätte gereicht"
Kaum hat eine durchgedrehte Sekte ihre Attentäter losgeschickt,
fängt die nächste an zu spinnen: Deutsche Linke üben sich
in Attentatsberatung.
von kim bönte
Dass nichts so sein wird, wie es einmal war, halten nach dem Anschlag in
New York Menschen auf der ganzen Welt für wahrscheinlich. Nicht so
ein paar unverdrossene deutsche Linke, für die die Weltlage so
übersichtlich ist wie nie zuvor. So fand die UZ klare Worte.
Man schließe sich der "Verurteilung der Terrorattacken
ausdrücklich" an, "denn sie verändern politische und
soziale Entwicklungen nicht zu Gunsten der arbeitenden Bevölkerung".
Den ganzen
Artikel lesen.
taz 20.9.2001
Eine Ente ist eine Ente
Weil im Internet jeder alles behaupten kann, hat sich eine
Falschmeldung über die Bilder von "jubelnden Palästinensern"
in Windeseile verbreitet
von DANIEL FERSCH
Dass Manipulation und Fälschungen seit jeher zu den
Begleiterscheinungen des Journalismus gehören, ruft bei den
meisten nur noch ein müdes Lächeln hervor. Vom "stern tv"
-Reporter Michael Born, der Filmbeiträge fälschte,
bis zum "Borderline-Journalimus" des SZ-Magazins sind Leser
und Zuschauer Kummer gewöhnt. Durch die fortschreitende
Medienkonzentration steigen deswegen auch die Befürchtungen,
mächtige Medienkonzerne könnten ihren Einfluss und die Macht
der Bilder nutzen, um die öffentliche Meinung zu manipulieren.
So schien es ein gefundenes Fressen für Medienkritiker zu sein, als
in Folge der Terroranschläge in den Vereinigten Staaten
Gerüchte über einen möglichen "Fall Born" bei CNN
in Umlauf kamen.
Zwei Tage nach den Anschlägen hatte ein brasilianischer Student
in einer E-Mail verbreitet, er habe Beweise, wonach die Bilder von
jubelnden und feiernden Palästinensern in Ost-Jerusalem, die
auf CNN am 11. September nach den Terroranschlägen in den USA
gezeigt wurden, gefälscht seien. In Wahrheit stammten die
Aufnahmen aus dem Jahr 1991 und zeigten die Freudenfeiern von
palästinensischen Jugendlichen nach der irakischen Invasion
in Kuwait. Eine Universitätsdozentin hätte vor Studenten
behauptet, sie sei im Besitz dieser zehn Jahre alten Videoaufnahmen,
habe sie mit den Beiträgen auf CNN verglichen und festgestellt,
dass sie identisch wären ("the very same images"). CNN
wolle damit wohl die Stimmung gegen die Palästinenser anheizen.
Obwohl am darauffolgenden Freitag, den 14. September postwendend
ein Dementi desselben Autors folgte, hatte die Meldung bereits weltweit
über Newsforen und Mailinglisten die Runde gemacht und in vielen
Redaktionen für Aufsehen gesorgt. In seinem Widerruf entschuldigte
sich der Autor deshalb auch für seinen Fehler und versicherte, die
Information über die Fälschung der Fernsehbeiträge
sei "nur eine Vermutung" gewesen, beweisen könne
die Dozentin ihren Verdacht nicht.
Besorgt um ihren Ruf hatten sich darauf auch CNN und Reuters TV, die
Urheber der fraglichen Aufnahmen, beeilt, den "grundlosen und
lächerlichen Vorwurf" zu entkräften, und bestätigt,
dass die Bilder tatsächlich am 11. September in Ost-Jerusalem
entstanden seien.
Vor allem unabhängige Medienplattformen wie Indymediea
(www.indymedia.org) und der Politiknewsletter Counter Punch
(www.counterpunch.com), zu dessen Autoren der angesehene Linguist
und Medientheoretiker Noam Chomsky gehört, hatten die Meldung
zuerst ohne Überprüfung veröffentlicht. Indymedia
(kurz für "Independent Media Center") wurde letztes Jahr
als Netzwerk gegründet, um unabhängig von den Medienkonzernen
über die Tagung der Welthandelsorganisation (WTO) in Seattle
zu berichten. Motto der Plattform ist es, "radikal, genau und
engagiert die Wahrheit" zu verbreiten. Durch Mitarbeit von
Aktivisten und ständige Aktualisierung im Internet etablierte
sich Indymedia tatsächlich bald als verlässliche und schnelle
Informationsquelle abseits des Mainstream. Inzwischen gibt es weltweit
Ableger des Netzwerkes.
Doch die Meldung über die angeblich gefälschten
Palästinenserfeiern zeigt nun erstmals die Grenzen von
Plattformen wie Indymedia auf. Dadurch, dass jeder in den
E-Mail-Foren Meldungen, ob wahr oder unwahr, verbreiten kann,
wie es ihm beliebt, könnte die gewonnene Glaubwürdigkeit
bald verloren gehen. Zumindest der Autor der "CNN-Falschmeldung"
hat aus dem Vorfall bereits eine grundlegende Lehre gezogen: "Wenn
alternative Medien glaubhaft sein wollen, müssen wir unsere
Quellen überprüfen", schreibt er in seinem Dementi
an Indymedia.
stern 11.10.2001
News von Unten
von Sven Stillich
Was tut sich in den USA, im Kongo oder in der Nachbarschaft?
Indymedia berichtet im Internet von Menschen und Ereignissen,
die selten in der Zeitung stehen
Die einen halten sie für eine Bedrohung, die sie nicht im Griff
haben, für eine Gefahr, die eher wachsen wird als schwinden. Für
andere sind sie ein Stück Hoffnung, eine eigene Stimme und ein
Beweis dafür, dass vieles möglich ist, wenn man diese
Stimme erhebt. Für beide Seiten steht also fest: Sie haben
Bedeutung, die knapp 70 "Independent Media Center" (IMC), jene
unabhängigen Sendezentren des Netzwerks Indymedia, die aus allen
fünf Kontinenten in Wort, Bild und Ton berichten - aus dem Wendland,
aus Genua, vom Anschlag auf das World Trade Center oder darüber,
was vor Ort in ihrer Nachbarschaft geschieht. Sie verbreiten die
Informationen über das Internet, jede Beobachtung, jede Meinung
erreicht sekundenschnell ihren Leser.
Hinter all dem steckt eine ehrgeizige Idee. Die Idee, dass es möglich
sein müsste, der oft sensationslüsternen Berichterstattung
in Zeitungen und im Fernsehen etwas entgegenzusetzen. Dass man über
das Netz eine Gegenöffentlichkeit schaffen könnte, einen
Internetsender, der auf keine Quote angewiesen ist und der keine
Korrespondenten ins Ausland schicken muss, weil die Menschen vor Ort mehr
über ihre Umwelt wissen. Ein Netzwerk von unten, offen,
nichtkommerziell, unabhängig - Indymedia eben.
Wer die Idee hatte? Amerikaner? Europäer? Asiaten?
Ja und nein und alle ein bisschen. Schon in der Entstehungsphase war
Indymedia international. Gemeinsam haben die vielen Gründer nur,
dass sie sich als politisch links begreifen, in unterschiedlichen
linken Gruppierungen organisiert sind und wissen, was sie nicht wollen:
Unterdrückung von Menschen und Meinungen; Faschismus, Rassismus,
Globalisierung. Konkret wurde die Idee im November 1999. Im Vorfeld des
Protests gegen die Tagung der Welthandelsorganisation (WTO) in Seattle
nahm das erste IMC die Arbeit auf.
In Deutschland gibt es Indymedia seit März dieses Jahres. Der
20-jährige Jochen und Oliver*, 33, sind Teil des Netzwerks,
das bundesweit aus rund 15 Leuten in Berlin und einer Hand voll
Unterstützern in Hamburg und Leipzig besteht. Beide waren
dabei, als das deutsche Indymedia seinen ersten größeren Auftritt
hatte - bei den Demonstrationen gegen die Castor-Transporte im Wendland.
Als die Telekom ISDN-Leitungen auf freies Feld verlegte, damit das IMC
senden konnte, aus einem Zelt heraus ins Internet. Minütlich
gab es Informationen, was wo gerade geschah - und es sei sogar so
gewesen, sagt Oliver, "dass die Polizei sich auf unseren Seiten
informiert hat, wo sie ihre Einsätze fahren muss. Andererseits
hat auch Robin Wood geschaut, wo gerade der Zug ist". Ob das
beides so positiv ist? "Nein, natürlich nicht. Aber es zeigt,
welchen Stellenwert dieses Medium hat und wie genau es arbeitet."
DIE EREIGNISSE zeigten aber auch, dass die Polizei verunsichert ist,
wenn jeder journalistisch arbeiten kann und nicht nur Journalisten
mit Presseausweisen vor Ort sind. Indymedia hat eine Grenze aufgelöst
- mit nur einem Prinzip, dem des "OpenPostings":
Jeder soll seine Beobachtungen und Ansichten unzensiert ins Netz stellen
, solange er keine menschenverachtenden Meinungen vertritt. Jeder Mensch
mit einer Kamera, einem Aufnahmegerät, einem Stift oder auch nur wachen
Augen und Ohren kann auf www.indymedia.de senden. "Dem Leser muss
klar sein", sagt Jochen: "Was er da liest, hat dieser eine
Mensch so erlebt. Es gibt die Möglichkeit, Einträge zu
kommentieren, und dann kann sich jeder sein eigenes Bild machen.
Das ist mehr Arbeit, als Zeitung zu lesen, aber das Bild kann genauer
sein." Bei Indymedia zu blättern heißt also auch:
Meinungen zu lesen, die man nicht lesen will; mit Ansichten konfrontiert
zu werden, die man ablehnt.
Trotz dieser Offenheit: Die Betreiber von Indymedia sind vorsichtig.
Die Erfahrungen mit der Polizei sind neben der Angst vor
ÜberfÄllen aus der rechten Szene ein Grund dafür. Ein
anderer heißt Genua. Dort wurden während des G8-Gipfels
Indymedia-Aktivisten verhaftet, obwohl sie Presseausweise besaßen.
Die Fahrerin eines Busses mit IMC-Computern wurde festgenommen und
beschuldigt, einen Anschlag zu planen. Dann wurde das Pressezentrum
von den Carabinieri gestüürmt, Reporter wurden schwer verletzt,
Filme beschlagnahmt.
"Die Erfahrung, erstürmt worden zu sein", sagt Oliver, "hat
uns gezeigt, wozu die fähig sind, wenn sie Gegenöffentlichkeit
nicht tolerieren wollen. Bedenkt man aber, wie viele Journalisten
weltweit verfolgt und ermordet werden, wie viel Folter es gibt, dann
ist das nur ein kleiner Stein." Genua war, so zynisch es klingt,
für Indymedia eine wichtige Erfahrung. Solidarität zu erfahren
auch von anderen Journalisten, das war gut. Die Bestätigung, auch
auf andere Medien Einfluss zu haben, das war wichtig. Ein Video von
Indymedia wurde in den Fernsehnachrichten gezeigt, ohne Nennung der
Quelle zwar, aber "durch die Ausstrahlung haben sie unsere
Inhalte mitgetragen", findet Oliver. Doch nicht nur Bilder
hatten Wirkung: "Wir haben den Tod von Carlo als Mord öffentlich
gemacht", sagt Jochen über ihre Berichterstattung zum Tod
eines Demonstranten, "und das hat alle gezwungen, Stellung zu
beziehen, ob es Mord war oder nicht."
GENUA WAR GRAUSAM und spektakulär. Indymedia arbeitet aber auch,
wenn kein Wasserwerfer in der Nähe ist. Der Hauptteil der
Postings berichtet von ganz normalen Vorgängen, von Demonstrationen
und Aktionen wie der Kampagne gegen die Residenzpflicht, ein Gesetz,
das es Asylbewerbern verbietet, sich in Deutschland frei zu bewegen.
Indymedia war vor Ort, und die Flüchtlinge hatten die Möglichkeit,
selbst über ihre Situation zu berichten. "Ich hatte
Gänsehaut", sagt Oliver, "mit was für einer Lust
sie sich diesen Raum genommen haben. In ihrer eigenen Sprache zu
schreiben, ohne etwas befürchten zu müssen, das war
wichtig. Das war etwas, wo das Medium in Anspruch genommen wurde
von Leuten, die es auch wirklich brauchen."
Wie es weitergeht? Natürlich wird es weitere Treffen geben,
in Deutschland und international, es wird weiter Schulungen geben,
in denen Mitarbeitern lernen, wie man recherchiert. "Es wird
breiter werden", sagt Oliver, "der Kreis wird größer."
Das einzige Problem: Indymedia ist spendenfinanziert, es fehlt Geld.
In Genua wurden so viele Computer und Material zerschlagen, dass
jetzt alles neu gekauft werden muss.
*Namen von der Redaktion geändert.
com.une.farce [last update 12.10.01]
readme.txt
"Becoming a political screen" - Linke gehen online
Politik und Internet. Bis heute ist ein mit aller Entschiedenheit
vorgetragenes "Don't believe the hype!" die gängigste
Formel, auf die deutsche Linke sich in Bezug auf's Web einigen können.
Will man doch auf keinen Fall ins gleiche Horn blasen wie
www.neuemitte.de. Von diesem Grundmisstrauen war auch der Aufbruch
dieses Webzines geprägt: Kritik im Netz kann nicht ohne die
eindeutig materialistische Versicherung der Bewegung im Alltag auskommen.
Den ganzen Artikel lesen.
Berliner Morgenpost 2.12.2001
Rauchbomben und Altersheim
Im weltweiten Internet kann jeder jeden informieren, doch: Wie
glaubwürdig ist diese Art von Online-Publizistik?
Ulrike Heitmüller
Kann mir jemand sagen wie man rauchbombons bastelt", will "
Tschiri"
wissen. Jeder Mensch mit Internetanschluss kann die Frage lesen und eine
Herstellungsanleitung für Rauchbomben mailen. Tschiri ist nämlich voll
vernetzt und fragt die User von Indymedia: Hier, unter www.indymedia.de,
kann jeder einen Text
schreiben und anschließend ins Netz der Netze stellen. Der Anlass
für "Rauchbombons": Der Aufmarsch von Rechtsextremen gegen die
Eröffnung der Wehrmachtsausstellung. Linke Gruppen wollten dies
verhindern, wenn auch nur die wenigsten dabei Gewalt anwenden würden.
Ob Genua, Göteborg oder die gestrige NPD-Demo
in Berlin - auf Websites wie www.stressfaktor.squat.net oder
www.indymedia.de. kann sich jeder informieren. Besonders Indymedia ist
weltumspannend, aktuell und aktionsgeprägt. Das Internet hat die
Kommunikations- und die Informationswege revolutioniert. Jeder kann
jeden erreichen. In der Vergangenheit musste Druckerpressen besitzen,
Redakteure bezahlen und über Vertriebswege
verfügen, wer die Öffentlichkeit informieren wollte. Jetzt genügt
ein PC mit Internet-Anschluss. Für die User bedeutet das: Sie erreichen
indymedia.de genauso leicht wie etwa spiegel.de. Sie können sich einfach,
schnell und billig informieren. Wer früher etwas über die
Herstellung von Rauchbomben wissen wollte,
musste Physik- und Chemiebücher durchforsten, jetzt reichen ein paar
Klicks im Internet. Und: Man ist nicht mehr von den Schreibern getrennt, jeder
kann selber publizieren. Eine journalistische Ausbildung ist nicht
notwendig, und kein Kollege oder Vorgesetzter redigiert die Texte. Das
heißt einerseits:
Augenzeugenberichte kommen ungefiltert ins Netz. Andererseits ist eine
riesige, weltumspannende Gerüchteküche am Brodeln.
"Wir haben keine Zeit, alles nachzuprüfen", heißt es
bei Indymedia. Man vertraut darauf, dass andere
User, die es besser wissen, fehlerhafte oder unwahre Meldungen
korrigieren.
Den ganzen
Artikel lesen.
Linux-Communiy 2001-12-03 10:19
Linux und Indymedia
Christian Stamitz
Indymedia, eine offene peer2peer Medienplattform im Internet,
die im Ausland von Linksliberalen betrieben, in Deutschland aber
sozusagen von der autonomen Szene okkupiert worden zu sein scheint,
veröffentlich einen Artikel zu einer angeblichen aggressiven
Lizenzpolitik von Microsoft.
Dabei werden verschiedenen Firmen gezielt Lizenzverletzung unterstellt.
Für uns könnte der Artikel deshalb interessant sein, weil einige Poster
Linux als Alternative vorschlagen, aber nicht besonders viel Ahnung zu
haben scheinen.
Den ganzen
Beitrag lesen.
telepolis 5.2.2001
Umstrittene Rolle des Zensurkübels
Nick Lüthi
"Aktion Kinder des Holocaust" geht mit juristischen Mitteln
gegen antisemitische Beiträge auf der Newsplattform Indymedia vor
Am vergangenen Freitag hat Samuel Althof, Sprecher der Vereinigung
Aktion Kinder des Holocaust verschiedene Schweizer Polizeibehörden
auf mögliche Verstöße gegen das Anti-Rassismus-Gesetz
durch die Verantwortlichen von Indymedia Schweiz aufmerksam gemacht.
Als Grund für sein Vorgehen gibt Althof die Häufung
von antisemitischen Beiträgen auf dem linken Infoportal und
den fehlenden Willen der Indymedia-AktivistInnen an, diese zu entfernen.
"Es ist überhaupt nicht unser 'Lieblingsmittel', erst wenn es
nicht mehr anders geht, greifen wir zu Strafanzeigen", rechtfertigt
Samuel Althof, Sprecher der Aktion Kinder des Holocaust, sein Vorgehen.
Althof hat in einem Schreiben die zuständigen Polizeibehörden
und den Dienst für Analyse und Prävention DAP
(vormals: Bundespolizei) darauf aufmerksam gemacht, dass die
Moderatoren und Redakteure von Indymedia Schweiz nicht gewillt
seien, antisemitische Text- und Bildbeiträge vollständig
zu löschen. Anzeige muss in diesem Fall von Amtes wegen erstattet
werden, da es sich beim vermuteten Verstoß gegen das
Anti-Rassismus-Gesetz um ein Offizialdelikt handelt. Die Behörden
sind nun verpflichtet, den Sachverhalt zu prüfen und, falls er
als genügend erhärtet angesehen wird, eine Strafverfolgung
einzuleiten. DAP-Sprecherin Daničle Bersier bestätigte
gegenüber Telepolis den Eingang eines entsprechenden Hinweises.
Man werde nun die notwendigen Abklärungen treffen und allenfalls
auch noch die Bundeskriminalpolizei einschalten.
Die Verantwortlichen von Indymedia tolerieren durchaus nicht jede
Äußerung, die auf ihrem Portal gemacht wird. Vollständig
gelöscht werden die beanstandeten Beiträge allerdings nicht;
sie wandern in den sogenannten Zensurkübel und sind dort weiterhin
einsehbar. Genau daran stört sich der Sprecher der "Aktion
Kinder des Holocaust". Althof geht sogar soweit, die Funktion
des Zensurkübels ins Zentrum seiner Kritik zu rücken.
Schließlich könne man "rassistische Beiträge
mit der Absicht einer Veröffentlichung an Indymedia-Switzerland
gesendet werden, denn sie können davon ausgehen, dass ihre
Beiträge im 'Zensurkübel' neu publiziert werden".
Besonders ins Auge gestochen sind Althof zwei Cartoons eines
mexikanischen Zeichners, der von sich behauptet, die "israelische
Apartheid gegenüber den Palästinensern zu kritisieren",
sich dabei aber in den Fallen anti-semitischer Stereotypen verstrickt.
Die Dokumentation der beiden Beiträge auf der Website
der "Aktion Kinder des Holocaust" wiederum waren für
einen Indymedia-Aktivisten Anlass für eine geharnischte Reaktion.
"Ihr werft uns vor, durch das nicht-total-Löschen von
antisemitischen Beiträgen, antisemitisch zu sein und
veröffentlicht ebendiese Beiträge noch einmal auf eurer Page.
Das ist abstrus", schreibt der Indymedianer. Ob bereits eine
Gegenanzeige vorliegt, war nicht zu erfahren. Auch sonst wollte von
Indymedia niemand zu der drohenden Strafanzeige Stellung nehmen.
Althof ist kein unbekannter, wenn es um reale oder vermutete
Straftatbestände im Internet geht. So hat er etwa im vergangenen
Jahr erreicht, dass mehrere Schweizer Internetprovider den Zugang zu
rassistischen Websites blockierten. Von der Swiss Internet User
Group (SIUG) wurde diese Aktion scharf kritisiert, da auf diese
Weise das Problem des Rechtsextremismus nur verdrängt werde.
Nach den straf- könnten auch noch urheberrechtliche Probleme auf
Indymedia Schweiz zukommen. Und auch in diesem Fall spielt der verflixte
Zensurkübel eine Rolle. Das Verlagshaus Tamedia hat wegen der
integralen Veröffentlichung eines Artikels aus einem seiner
Magazine auf Indymedia interveniert, worauf der Text in den
Zensurkübel verschoben wurde. Auf Anfrage von Telepolis meinte ein
Mitarbeiter des Rechtsdienstes von Tamedia erstaunt, dass dieses
Vorgehen eigentlich nicht der Forderung nach Löschung des Artikels
entspreche. Allerdings habe man keine Zeit, um jeder einzelnen
Verletzung der Urheberrechte des Verlags nachzugehen.
Tagesspiegel 9.2.2002
Die Kabul-Connection
Al-Dschasira-Chef Al-Ali präsentiert sich in Berlin
als nüchterner Geschäftmann
Heiko Dilk
Der Mann trägt kein weißes, wallendes Gewand, wie auf
den meisten Fotos, die man von ihm gesehen hat. Wie ein Scheich
sieht er auf den Fotos aus. Mohammed Jasim Al-Ali hat einen ganz
normalen hellen Anzug an, Hemd und Krawatte. Und der Mann, der
dem Sender vorsteht, der wie kein anderer in den vergangenen Monaten
von sich reden machte, wirkt kein bisschen großspurig, eher nüchtern,
fast ein wenig nervös. Wie ein Geschäftsmann eben, der noch
nicht weiß, was ihn erwartet.
Den ganzen
Artikel lesen.
taz 19.2.2002
Strafanzeige gegen Indymedia
BERLIN. Bereits seit einigen Monaten wird das
Anti-Globalisierungs-Netzwerk Indymedia zu volksverhetzenden Zwecken
missbraucht: Auf den verschiedenen Websites waren regelmäßig
Postings mit antisemitischen Inhalten zu lesen. Jetzt hat die Schweizer
Organisation "Aktion Kinder des Holocaust" (AKdH) eine
Strafanzeige gegen Indymedia-Schweiz eingereicht - nachdem die Betreiber
des Internetdienstes den mehrmaligen Aufforderungen, die Beiträge zu
löschen, nicht nachgekommen sind.
Den ganzen
Artikel lesen.
junge welt 22.2.2002
Indymedia under attack
Italien: Polizeiaktionen gegen Internet-Netzwerk von
Globalisierungsgegnern
Peter Nowack
Die italienische Polizei hat am Mittwoch mehrere soziale Zentren in
Florenz, Turin, Bologna und Taranto sowie den Sitz der linken
Basisgewerkschaft Cobas gestürmt. Alle durchsuchten Objekte wurden
von der Polizei und der für die Durchsuchungsaktion federführenden
Genueser Staatsanwaltschaft als "Indymedia-Büros" bezeichnet.
Ebenfalls von der Polizeiaktion betroffen war die unabhängige
römische Radiostation Ondarossa, die jetzt akut von der
Schließung bedroht ist.
Den ganzen Artikel
lesen.
taz 22.2.2002
Indymedia Italien von Polizei gefilzt
ROM. Mit einem massiven, bürgerkriegsähnlich ausgerüsteten
Aufgebot drangen am Mittwoch Einheiten der Polizei und der Carabinieri
in drei "Centri Sociali" in Turin, Bologna und Florenz sowie
in den Sitz der Basisgewerkschaft Cobas in Turin ein, um von Indymedia
Italien gesammelte Video- und Fotodokumente zum G-8-Gipfel in Genua zu
beschlagnahmen. Das Material könne zur Aufklärung der sowohl
von Polizisten als auch von Demonstranten während der Gipfeltage
begangenen Straftaten beitragen, argumentierte die Staatsanwaltschaft
Genua im Durchsuchungsbeschluss.
Den ganzen
Artikel lesen.
Frankfurter Rundschau 22.2.2002
Razzia bei Indymedia
Die Polizei hat in vier italienischen Städten Beweismaterial über
die Gewaltexzesse beim G8-Gipfel von Genua beschlagnahmt. Die Beamten
sind in Bologna, Florenz, Turin und Tarent in Soziale Zentren eingedrungen,
wo jeweils auch das unabhängige Informations-Netzwerk
"Indymedia" untergebracht ist. Sie haben auf Weisung der
Staatsanwaltschaft Genua, die über den "Schwarzen Block" und die
Straßenschlachten vom Juli 2001 ermittelt, Fotos, Videos,
Festplatten und ganze Computer mitgenommen.
Die Gruppe "Indymedia", die in Genua Fotos und Videos
aufgenommen und seither auch fremdes Material gesammelt hatte, hat
gegen die "Provokation" protestiert: "Es war eine Aktion
der Einschüchterung." Der italienische Journalistenverband hat
seine Besorgnis ausgedrückt. Politiker der "Rifondazione
Comunista" und der Grünen haben eine Parlamentsanfrage angekündigt. ens