Indymedia Crosspostings FAQ v. 0.02

Wenn Du nicht weißt, was eine Zwischenablage ist, mußt Du diese Erläuterungen nicht lesen. Ansonsten schon.

Das Ziel von indymedia ist, mit eigener, selbstgemachter Berichterstattung eine notwendige Ergänzung zu redaktionellen Medien zu geben. Da indymedia ein offenes Medium ist, kann niemand daran gehindert werden, es als persönliche Litfaßsäule zu instrumentalisieren und mit Duplikaten aus anderen Medien zuzukleistern. Diese Seite beantwortet häufig gestellte Fragen (frequently asked questions, FAQ) über derartige Crosspostings. Sie versucht, Hilfestellung zu einem unaufgeregten, aber konsequenten Umgang mit Teilnehmern zu geben, die die Idee hinter indymedia noch nicht verstanden haben.

Was ist ein Crossposting?

Ein Crossposting ist eine Zweitveröffentlichung von anderer Stelle im Netz. Der Begriff kommt aus dem Usenet, einem Vorläufer des Open Publishing. Dort bezeichnete er Beiträge, die anstatt thematisch passend einsortiert zu sein, unspezifisch über passende wie unpassende Themenrubriken vervielfältigt wurden. Bei indymedia ist damit die Vervielfältigung eines bereits in einem redaktionellen Medium erschienenen Beitrags in das für eigene Berichterstattung gemachte Open Publishing gemeint. Es gibt Crosspostings mit Fremdinhalt und solche mit eigenem Inhalt. Irgendwer kopiert irgendeinen Zeitungsartikel, den er für lesenswert hält in ein indymedia-Posting. Oder eine politische Gruppe kopiert ihre Stellungnahme, die sie gerade eben auf ihre eigene Website gestellt hat, zusätzlich noch hierher. indymedia ist für Erstveröffentlichungen gemacht, dennoch gibt es Unterschiede: Das Crossposting einer schwer zugänglichen Quelle, die noch nicht oder nur für eine limitierte Zeit im Netz steht wird eher akzeptiert als die Wiederholung von Quellen, die jeder, der danach sucht, leicht finden kann. Dennoch soll es die Ausnahme bleiben. Um ein Dokument erreichbar zu machen, das schon im Netz steht, gibt es eine viel elegantere Methode

Warum werden Crosspostings plaziert?

Meistens sind es die kontrovers beleuchteten Themen, mit denen sich Crosspostings beschäftigen. Die Urheber solcher Postings haben eine stark verkürzte Vorstellung davon, wie Meinungsbildung funktioniert. Sie erliegen der Wahrnehmung, daß gerade eine Mehrheit der Beiträge zu ihrem Thema eine andere, in ihren Augen falsche Auffassung vertritt und glauben, mit dem Crossposting ein Gegengewicht setzen zu müssen. Sie halten Dich für einen Leser, der sich in erster Linie von Menge und Volumen der angebrachten Stellungnahmen und nicht so sehr von der Qualität der Argumente beeindrucken läßt und der sich auch nicht ergänzend aus weiteren Medien informiert. Die Verursacher der Crosspostings glauben, daß sie eine größere Chance auf Deine Aufmerksamkeit hätten, weil das Crossposting in der Open-Posting-Liste erscheint. Oft hat eine inhaltliche Argumentation in Reaktion auf Crosspostings wenig Reichweite, da Reaktionen vom Verursacher nicht immer zur Kenntnis genommen werden.

Warum ist das belästigend?

Es macht die Open-Posting-Liste unübersichtlich und sorgt dafür, daß dort alle Beiträge schneller nach unten rutschen. Davon abgesehen kennen manche Leser die Quelle schon, weitere halten diese Art der Präsentation generell für aufdringlich. Außerdem ist indymedia für Erstveröffentlichungen gedacht, nicht dafür, alles zu sammeln, das "irgendwie wichtig" erscheint. Im besten Fall erreichst Du auf diese Weise, daß sich die meisten Leser, die in Deinem Posting landen, zum nächsten weiterklicken. Im schlechtesten Fall verfestigt sich bei einer Mehrheit der Leser der Eindruck, daß Deine politische Auffassung nur von Leuten vertreten wird, die nicht einmal mit den Methoden virtueller Kommunikation umgehen können.

Was sollte ich stattdessen tun?

Wenn Du ernstgenommen werden willst, dann biete das Dokument, das Du für lesenswert hältst, als Ergänzung zu einem thematisch passenden indymedia-Artikel an. Das funktioniert, indem man im Kommentierungsformular einen Link setzt. Wenn Dir das nicht sagt, dann nimm Dir einen Moment Zeit und frage jemanden, was ein Link ist und wie man damit umgehen kann. Mache außerdem eindeutige bibliographische Angaben zu dem empfohlenen Dokument: Quelle, Datum, Autor, Titel. Wenn Du Angaben machst, die es ermöglichen, mit Deinem Hinweis zu arbeiten, wird man Dir auch abnehmen, daß Du das Dokument wirklich für nützlich hältst.

Was ist mit fremdsprachigen Quellen?

Für eigene Berichterstattung kann eine Fremdsprache je nach Zielgruppe angemessen sein. Fremdsprachige Crosspostings sind jedoch eine Methode, sich ganz besonders schnell unbeliebt zu machen. Du zeigst damit, daß Du die Leser mit Dokumenten behelligst, die Du selbst für so unwichtig hältst, daß sie Dir nicht einmal eine Übersetzung wert sind. Du mußt schon ein besonders neues und originelles Thema gefunden haben, damit ein fremdsprachiges Crossposting geduldet wird. Verlinke solche Dokumente unter einem thematisch passenden Artikel, am besten unter Angabe der Sprache. Oder mache eine richtige Übersetzung und poste die. Eine Übersetzung ist kein Crossposting mehr, sondern ein eigener Beitrag. Vergiß nicht, daß sich Deine Leser von Maschinenübersetzungen genauso belästigt fühlen wie Du. Niemand wird Dir echte sprachliche Schwierigkeiten übelnehmen, aber sobald man sehen kann, daß Du es besser könntest, riskierst Du, nicht mehr ernstgenommen zu werden.

Was ist bei einer Übersetzung zu beachten?

Gib die Originalquelle an. Mach Dich als Übersetzer erreichbar, gib eine Emailadresse an. Leser, die mit der Übersetzung vielleicht arbeiten, könnten Rückfragen stellen müssen. Gerade bei kontroversen Themen kann übersetzerische Freiheit sich auf die Gesamttendenz eines Dokuments auswirken - jede Übersetzung ist eine Nacherzählung. Schnell wird aus einem "kompromißlosen Kampf" ein "totaler Krieg" oder umgekehrt. Die Fundstelle der Originalquelle anzugeben steigert Deine Glaubwürdigkeit - Du zeigst damit, daß Du überzeugt bist, daß Deine Übersetzung einer Nachprüfung standhält. [...] Mache Kürzungen kenntlich. (Kennzeichne Deine Anmerkungen als solche. - Anm. javier)

Was ist beim Angeben einer Emailadresse zu beachten?

Es ist wenig sinnvoll, als Kontaktmöglichkeit diejenige EMail-Adresse anzugeben, unter der Du auch Deine private und geschäftliche Post abwickelst. Besser ist es, bei einem Freemail-Anbieter eigens dafür eine Kontaktadresse einzurichten und diese anzugeben. Wenn Dein EMail-Provider die Funktion "Sammeldienst" bietet, kannst Du die zusätzliche Kontaktadresse dort eintragen und mußt Dich dann nicht mehr zusätzlich einloggen um nach Mail zu sehen. Sollte die Kontaktadresse mal zugespammt werden (jede öffentlich gemachte Emailadresse ist Angriffen durch kommerzielle Werbung ausgesetzt), läßt sie sich dort ganz einfach wieder austragen. Freemail-Anbieter findest Du, indem Du von irgendwelchen Email-Adressen den Teil nach dem @ in Deinen Browser eingibst.

Was wenn ich's nicht lassen kann?

Es ist tatsächlich schon vorgekommen, daß Crosspostings mit der Floskel "Ich weiß, man soll es eigentlich nicht machen, aber..." eingeleitet wurden. Für die meisten Leser heißt das soviel wie "unwichtig, weiterklicken". Wenn Du nach Brücksichtigung aller dieser Hinweise immer noch meinst, ein Crossposting wäre für Dich unverzichtbar, dann tue es ohne die Leser mit Rechtfertigungsversuchen zu belästigen. Aber vergiß nie den Link auf die Originalfassung. Sonst glauben Deine Leser, Du hättest etwas zu verbergen und die Quellenangabe könnte das Dokument unglaubwürdiger machen.

Was kann ich tun, um Crosspostings angemessen zu begegnen?

Diese FAQ ist unter dem Kürzel http://www.crossposting.de.vu/ klickbar. Wenn Du ein Crossposting bemerkst, kannst Du eine Ergänzung mit diesem Link daruntersetzen, um den Verursacher auf die Auswirkungen seinens Verhaltens aufmerksam zu machen. Bitte beachte dabei, daß Crosspostings aus unterschiedlichen Motiven abgesetzt werden können: Normalerweise geht es darum, die in dem kopierten Dokument vertretene Auffassung zu propagieren. Es ist allerdings auch schon vorgekommen, daß Crosspostings abgesetzt wurden, um eine Position als belästigend herauszustellen, die der Verursacher nicht selbst vertritt, oder um einen virtuellen Streit am Leben zu halten. Ebenfalls ist es schon vorgekommen, daß indymedia-Artikel fälschlicherweise als Crosspostings bezeichnet wurden. Im Zweifelsfall solltest Du mit einem Link auf das Original belegen, daß es sich um ein Crossposting handelt, um solche Unklarheiten von vornherein zu vermeiden. Auf keinen Fall solltest Du mit anderen Crosspostings reagieren. Auch diese Hinweise per Zwischenablage als Ergänzung darunter zu setzen würde darauf hinweisen, daß Du sie nicht verstanden hast. Wofür gibt es Links?

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