Biopolitik

BOLOGNA IN ZEITEN DES CORONA VIRUS – DAS WU MING-TAGEBUCH

Schon länger spüre ich in mir das Bedürfnis nach einem gesunden Abstand (was für ein Euphemismus dieser Tage) zu dem Großteil dessen, was sich in diesem Lande die radikale Linke nennt. Und überfiel mich nach Chemnitz, nach Halle, nach Hanau tiefe Scham, wenn ich jene Pflichtübungen besuchte, die sich frei von Hass und ehrlicher Trauer durch die “Szenebezirke” hindurchschlängelten, nichts hinterlassend als eine kurze Meldung in den Regionalnachrichten, so stellte ich am Abend des 19. Februar das erste Mal fest, dass die ganze Angelegenheit mich zu ekeln begann.

Zehn Menschen waren nur wenige Stunden zuvor von einem Faschisten niedergemetzelt worden und ich war nach der Arbeit nach Neukölln geeilt. So stand ich da am Rande und ließ die Demonstration an mir vorbeiziehen, auf der Suche nach vertrauten Gesichtern. Ich sah in diese Gesichter, unter den es auch ehrliche gab, dies gilt es zu benennen, der Gerechtigkeit wegen, und um nicht endgültig dem Wahnsinn zu verfallen, aber ich sah auch so viele mit einem Lächeln im Gesicht Freunde und politische Gefährten grüssen, umarmen, in einen spontanen smalltalk verfallend, dass mir geradezu körperlich übel wurde. Kurz darauf traf ich einen alten Genossen, der eigentlich um einiges jünger ist als ich, aber in meinem Alter hat man schnell alte Genossen. Wir schauten uns nur kurz an und wechselten wenige Worte. Wozu auch. Es war alles so offensichtlich.

Nun also erleben wir dieser Tage die umfassendste weltweite Etablierung eines Pandemie Faschismus der (Post)Moderne, der mittels Dekreten (nicht einmal mittels Gesetzen, nur um den Anschein einer bürgerlichen Demokratie zu wahren) über Nacht sämtliche sogenannten Grundrechte aufhebt, Menschen ohne Urteil und ohne Möglichkeit der Anhörung nur auf Verdacht isoliert, einsperrt. Und eine (deutsche) radikale Linke, die zu Großteilen sich freiwillig in ihre Höhlen verkriecht, dabei mantraförmig #FlatTheCurve und #StayAtHome murmelnd. Fingerzeigend denunziatorisch Bilder von Menschen in der Frühlingssonne postend, während sie selber doch in tiefster Abstinenz die Welt rettend auf Demonstrationen, Widerstand, ja nur der puren Versammlung zum Zwecke des Austausches und der Organisierung verzichtet. Alles im tiefsten Brustton der Überzeugung es ginge um den Schutz der Alten und Kranken. Jenen Alten und Kranken, die hier jeden Tag in den Pflegeheimen, Krankenhäusern und Hospizen in tiefster Einsamkeit krepieren, ohne dass dies sonst irgendeine Szene groß interessieren würde.

Vorläufige Thesen zum Ausnahmezustand

1. Vieles von dem, was in diesen Tagen verordnet wird, besitzt rationale Elemente. Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, machen gewisse Einschränkungen des öffentlichen Lebens Sinn. (Unabhängig von der Frage, wieweit nicht eher ein Fokus auf die Abschirmung von Risiko-Gruppen gelegt werden sollte.) In einer idealen (Welt-)Gesellschaft würde dies durch die rationale Einsicht mündiger Individuen geschehen. In der bestehenden schlechten Gesellschaftsordnung tritt der Staat an diese Stelle und verordnet entsprechende Maßnahmen. Eine Kritik an ihnen läuft daher Gefahr, sich in persönlicher Empörung oder irrationalem Geraune zu verlieren, bleibt aber dennoch die Aufgabe einer linken Bewegung.

Covid 19 und Militanz

An alle militanten zusammenhänge, aktivist*innen und menschen mit herz. Erhaltet eure handlungsfähigkeit. Stellt euch auf ausgangsperren ein. Unterlauft sie.

DAS CORONAVIRUS UND DER AUSNAHMEZUSTAND

Es fällt zunehmend schwer in diesem Land noch kritisches, abweichendes von sich zu geben. Abweichend in dem Sinne, dass das was man sagt oder schreibt, überhaupt noch einen Adressaten findet inmitten der allgegenwärtigen Lähmung und Begriffslosigkeit. Angst und Ohnmacht haben sich tief eingeschrieben in die Seelen der (scheinbaren) Gegner des Empires und so wie im Trauma Splitter des Unterbewusstseins von Täter und Opfer verschmelzen, so gibt es nur noch eine Verhandlungsmasse über die Tatsache, die Barbarei nicht allzu schmerzlich ausfallen zu lassen. Angst und Ohnmacht sind nicht nur schreckliche Gefühle, sie produzieren aus der Not heraus, die sich aus ihrer bloßen Existenz, aus ihrem Erleben ergeben, auch jede Menge Dummheit. Wer sich nicht mehr in der Lage sieht, sich zu verteidigen, zu behaupten, wird alles daran setzen, den existentiellen Widerspruch zwischen den eigentlichen Wünschen und Sehnsüchten und dem realen Leben zu negieren, zu verdrängen. Die individuelle Neurose wird zur allgegenwärtigen gesellschaftlichen Realität, die alles auslöschen will, ja scheinbar auslöschen muss, was abweicht. Wobei sich jegliche linke Kritik an der Abweichung in der Regel subtilerer Mechanismen bedient, der oder die Abweichler als Familienmitglied behandeln wird/werden, den oder die man doch in einem höheren Interesse entweder wieder in die Reihen zurückzuholen, oder wenn gar nicht mehr helfen solle, eben zu verstoßen habe.

Umso tröstlicher fällt der Blick über die Grenzen. Nicht nur, weil inmitten des sich etablierenden Pandemie Faschismus Knäste in Brand gesteckt und Massenflüchte organisiert werden (Italien) und das Zusammenrottungsverbot missachtend Tausende durch Paris ziehen und sich über Stunde Kämpfe mit den Bullen liefern, sondern auch und besonders, weil es noch Köpfe gibt, die in der Lage sind, Abweichendes zu denken und zu veröffentlichen. Tiqqun stellte schon vor Jahren die Frage, wo angesicht von Kybernetik und Kontrollgesellschaft jenes Rauschen zu produzieren sei, dass eine Störung zu verursachen in der Lage sei, die nicht als Information – und erst recht nicht als Widerstand – von den Apparaten ausgewertet werden könne.

Dieser Tage erschien nun der Text “Das Coronavirus und der Ausnahmezustand” auf Lundi Matin, die folgende (sinngemäße) Übersetzung erfolgte unter der dankbaren Inanspruchnahme der englischsprachigen Version, die auf autonomie.org erschien:

Corona: Solidariät statt Feindkonstruktionen

Diskutiert über euren Umgang mit dem Virus und darüber, wie wir einen Umgang finden, der nicht bürgerlichen und ausschließenden Kriterien hinterherläuft.

Stadtteilspaziergang gegen Videoüberwachung in Dortmund und NRW

Am Samstag, den 29. Februar  2020,  nahmen circa 30 Aktivist*innen in der Nordstadt an einem Stadteilspaziergang über die Münsterstraße gegen die geplante Videoüberwachung teil.

[B] Baumhäuser geräumt und Wagenplatz SabotGarten gerazzt

Nachdem die Investa die diesjährige Rodungssaison fast verpennt hat wollen sie 3 Tage vor Torschluss noch unbedingt Fakten schaffen an der Bucht. Heute gegen 10 Uhr sammelten sich mindestens 200 Bullen + technische Einheiten, Klettercops und ein Dutzend PMS-Zivis rund ums Ostkreuz. Nach langem Überlegen und einer Panne ihrer Hebebühne (gemietet von STARLIFT Vermietung) starteten sie gegen 1 Uhr einen Angriff gegen die Menschen auf 4 Bäumen. Gleichzeitig stürmten die Bullen den angrenzenden Wagenplatz SabotGarten und führten alle Anwesenden ab.

Tesla- Wald in Grünheide besetzt

Up with tress - down with capitalism.

Schlage dorthin, wo es wehtut! Theodore Kaczynski

Schlage dorthin, wo es wehtut

Hit where it hurts! von Theodore Ted Kaczynski

 

Hier die deutsche Übersetzung.

 

https://archive.org/details/Schlage_dorthin_wo_es_wehtut

 

 

Ruhrpark besetzt! - SquatBo

Als wir von den Aktionstagen #KEINMACHTEN hörten war für unsals klar, dass wir was machen wollen, zum Höhepunkt unserer individualisierten kapitalgesteuerten Gesellschaft. Wir wollen die Kritik an diesem Fest auch aus einem Antigentrifizierungs-Blickwinkel beleuchten und bespielen. Zusammen mit anderen Kleingruppen haben wir uns entschieden die Einfahrt des Ruhrparks am 23.12. um 6:30 Uhr zu besetzen. Als zweites Einkaufzentrum Deutschlands fungierte der Ruhrpark als Vorbildmodell der riesigen Einkaufparks, die wir heute als Normalität in jeder Stadt kennen. Hinter der Eigentumsfirma mfi Immobilien GmbH verbirgt sich der internationale Großkonzern Unibal-Rodamco-Westfield, dem weltweit über 90 Einkaufszentren gehören und welcher der größte Retail-Immobilien-Konzern Europas ist.

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