Neuer Risikoplan für Atomunfälle

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen 18.03.2014 15:31 Themen: Atom Soziale Kämpfe Ökologie
Neuer Risikoplan für Atomunfälle betrifft Münsterland:

AKW Lingen: Evakuierungen auch im Kreis Steinfurt
AKW Lingen und Grohnde: Münsterland wird „Außenzone“

In Zukunft wird sich der Kreis Steinfurt auf unverzügliche Evakuierungsmaßnahmen bei einem schweren Atomunfall im emsländischen Atomkraftwerk Lingen vorbereiten müssen. Münster, das gesamte Münsterland sowie im Süden die Städte Hamm, Lünen und Recklinghausen müssten zudem konkrete Katastrophenschutzvorbereitungen für einen solchen GAU in Lingen treffen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Empfehlungen der Strahlenschutzkommission der Bundesregierung (Quelle: www.ssk.de, vgl. Süddeutsche Zeitung vom 10.03.2014).
Die Strahlenschutzkommission empfiehlt als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima u. a. die Ausweitung der sog. „Mittelzone“ von 10 auf 20 km. In diesem Bereich wären bei einem Super-GAU Evakuierungen innerhalb von 24 Stunden erforderlich. Im Münsterland wären davon erstmals der Teile von Rheine sowie Dreierwalde im Kreis Steinfurt betroffen.

Zusätzlich empfiehlt die Strahlenschutzkommission die Ausweitung der sog. „Außenzone“ von 50 auf 100 km. In diesem Bereich müssten die Behörden die Bevölkerung ggf. mit Jodtabletten versorgen und zum Aufenthalt in Gebäuden auffordern. Von dieser Ausweitung der Gefahrenzone wäre fast das gesamte Münsterland sowie der nördliche Rand des Ruhrgebiets betroffen. Der östliche Teil des Münsterlands – bis zu einer Linie Warendorf-Ennigerloh-Beckum – läge zudem im 100-km-Radius rund um das AKW Grohnde an der Weser. Das Bundesumweltministerium leitet diese Empfehlungen nun an die Innenministerien der Länder weiter, die für eine Verschärfung der Katastrophenschutzpläne verantwortlich sind. Eine Zustimmung gelte als „wahrscheinlich“.

„Die Empfehlungen der Strahlenschutzkommission machen deutlich, wie nah NRW und das Münsterland an den zwei großen niedersächsischen Atomkraftwerken Lingen und Grohnde liegen. Die Kreisgrenze von Steinfurt ist nicht einmal 20 km vom AKW Lingen entfernt. In Fukushima wurde dieser Bereich auf lange Sicht evakuiert. Ein verschärfter Katastrophenschutz ist zwar konsequent, aber auch der neue Radius verschafft keine Sicherheit. Eine wirkliche Vorsorge liefert nur die sofortige Stilllegung der AKW Lingen und Grohnde, denn im Ernstfall können selbst verschärfte Regeln die Menschen und die Region nicht schützen,“ erklärte Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

„Viel zu lange sind in NRW die Gefahren der Atomenergie verdrängt worden. Es ist sehr traurig, dass erst die Reaktorkatastrophe von Fukushima – die sich ausgerechnet heute zum dritten Mal jährt – aufzeigte, wie fahrlässig bislang mit der Sicherheit der Bevölkerung rund um die Atomanlagen umgegangen wurde. Es ist nicht verantwortlich, die AKW Lingen und Grohnde noch bis 2021/22 weiterlaufen zu lassen,“ so Matthias Eickhoff von der Initiative SofA (Sofortiger Atomausstieg) Münster.

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18. April: Ostermarsch Urananreicherungsanlage Gronau

Die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland bereiten zusammen mit zahlreichen Friedensinitiativen aus dem Ruhrgebiet für Karfreitag, 18. April, einen Ostermarsch an der Urananreicherungsanlage Gronau vor. Diese auch militärisch sehr brisante Atomanlage ist bislang komplett vom Atomausstieg ausgeklammert und auch der Katastrophenschutz wurde nicht ausgeweitet. Atomkraftgegner fordern die sofortige Stilllegung.


Weitere Infos: www.sofa-ms.de, www.urantransport.de, www.kein-castor-nach-ahaus.de
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Ergänzungen