[B] J. Elsässer lädt Neonazi-Terroristen ein

Antifa Berlin 11.02.2014 23:32 Themen: Antifa
Unter dem Titel „Streitgespräch Daniele Ganser vs. Karl-Heinz Hoffmann zum Oktoberfestattentat“ findet am Donnerstag, dem 20. Februar 2014, im Viet-Haus eine Veranstaltung von Jürgen Elsässers rechtem „Compact“-Magazin statt. Das Streitgespräch soll als Film eingespielt werden. Der Rechtsterrorist Karl-Heinz Hoffmann steht danach für Fragen zur Verfügung. Es ist nicht das erste Mal, dass der Ex-Linke Elsässer im rechten Lager fischt und Rechtsterroristen sprechen lässt. Vor kurzem veröffentlichte er ein Gespräch mit dem Neonazi-Bombenleger Nick Greger.
Der Referent:
Der 1937 in Nürnberg geborene Karl-Heinz Hoffmann war in den 1970er und 1980er Jahren eine wichtige Persönlichkeit der westdeutschen Neonazi-Szene. Er gründete 1973 die „Wehrsportgruppe Hoffmann“, die zeitweise aus mehr als 440 Neonazis bestand. Gemeinsam mit diesen trainierte Hoffmann paramilitärische Einsätze und den Gebrauch von Waffen. Hoffmann war somit mit dafür verantwortlich, Neonazis das Handwerkzeug für Terror und Mord zu lehren. Die Wehrsportgruppe wurde im Jahr 1980 verboten. Hoffmann wurde ein Jahr später wegen Geldfälschung, Nötigung, gefährlicher Körperverletzung, Verstöße gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz sowie mehrerer Fälle von Freiheitsberaubung angeklagt und drei Jahre später zu einer Haftstrafe von über neun Jahren verurteilt. Wegen guter Führung und „günstiger Sozialprognose” kam Hoffman 1989 wieder auf freien Fuß.
Der Vize Hoffmanns, Uwe Behrendt, tötete den jüdischen Verleger und ehemaligen Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Shlomo Lewin und dessen Frau. Es stand die Vermutung im Raum, dass Hoffmann den Mord in Auftrag gegeben hatte. Ein anderes Mitglied der Gruppe, Gundolf Köhler, verübte den Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest, bei dem 13 Menschen starben und 220 zum Teil schwer verletzt wurden.
Seit 2010 trat Hoffmann mehrfach als Redner auf NPD- und Kameradschaftsveranstaltungen auf. Er hatte in diesem Zusammenhang auch Kontakt zum NSU-Unterstützer André Kapke. So wurde 2010 Hoffmanns Wohnsitz nach Sprengstoff durchsucht, der Kapkes Zusammenhang zugeordnet wurde. Sein 2011 erschienenes Buch zum Oktoberfestattentat erschien im NPD-eigenen „Deutsch Stimme Verlag“.

Der Gastgeber:
Jürgen Elsässer, ehemaliges Mitglied im Kommunistischen Bund, Journalist und Buchautor hat in den letzten Jahren jegliche Berührungsängste vor Neonazis, Antisemiten und Homophoben verloren. Er besuchte den damaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und sagte ihm seine Unterstützung gegen die Proteste im Land zu. Über die Proteste im Iran schrieb er: „Hier wollen Discomiezen, Teheraner Drogenjunkies und die Strichjungen des Finanzkapitals eine Party feiern. Gut, dass Ahmidenedschads Leute ein bisschen aufpassen und den einen oder anderen in einen Darkroom befördert haben.“. Er organisierte im Jahr 2013 eine Konferenz in Schkeuditz, bei der unter anderem Thilo Sarrazin, die Duma-Abgeordnete Elena Misulina – maßgeblich verantwortlich für die russischen Anti-Homo-Gesetze – mit homophoben Beiträgen auftraten.
Als Herausgeber des rechten „Compact“-Magazins vertritt er die Linie, dass im NSU-Komplex die Neonazi-Akteure sämtlich Marionetten deutscher Geheimdienste gewesen seien. Dies versucht er mit Veranstaltungen, wie der mit Hoffmann, zu untermauern. Neonazis und ihre mörderische Gewalt, die nicht erst seit den NSU-Morden auf dem Tisch liegt, sind für ihn kein relevantes Thema. Diese Argumentationskette wird von Neonazis dankbar als Verteidigungsstategie aufgenommen. Ralf Wohlleben, Angeklagt als NSU-Unterstützer, ist bekennender Leser von Elsässers Compact-Magazin.

Der Ort:
Das Viet-Haus in der Leipziger Str. 54-55 (Berlin-Mitte) ist monatlicher Ort für Elsässers Veranstaltungen. Die Betreiber_innen haben scheinbar kein Problem mit ihren zwielichtigen Gästen. Neben Elsässer treffen sich hier seit einiger Zeit auch die neonazistischen „Reichsbürger“ um Axel Stoll zu ihren monatlichen „Neuschwabenlandtreffen“. Diese hatten nach Protesten schon mehrere Male den Veranstaltungsort wechseln müssen.

Es scheint, als wäre hier antifaschistischer Nachdruck notwendig, um zu verhindern, dass in Berlins Mitte Neonazi-Terroristen auftreten können.

Keine Hofierung von Neonazi-Terroristen in Berlin!
Elsässer stoppen!

Kontaktdaten des Viet-Hauses für Beschwerden:
Tel.: 030-319-8710
Fax: 030 31-987-1105 | 032 12-137-3992
Email:  info@viethaus-berlin.com
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Ergänzungen

zweidrittel

san daniele 12.02.2014 - 11:51
leider fehlt im text noch etwas über den zweiten "kontra"henten, herrn ganser, der zwar vor langer zeit sich durchaus kritisch mit den gladio-strukturen auseinandergesetzt hat, aber seit einiger zeit immer mal wieder mit elsässer zusammenarbeitet - siehe "compact"-sonderheft zum nsu und der auch ziemlich wirre verschwörungstheorien über 9/11 verbreitet...

Vereinfachte Welterklärungen halt ...

jb 12.02.2014 - 18:57
Jürgen Elsässers linke Lebensabschnitte zu betrachten, ist noch interessant. Denn letztlich gibt es doch einen roten Faden, den er nicht aufgegeben hat: Vereinfachte Welterklärungen. Um das nicht selbst nochmal schreiben zu müssen, zitiere ich mal Wikipedia (was oft auch tendenziös und obendrein hochzensiert ist - aber diese Infos sind auch das, was ich im Kopf hatte): "Elsässer schrieb für die Zeitung Arbeiterkampf (AK) des Kommunistischen Bundes (KB). 1990 erschien im AK ein von Jürgen Elsässer verfasster Artikel mit der Überschrift „Warum die Linke antideutsch sein muß“, weshalb er heute als einer der Erfinder der „antideutschen" Strömung gilt. Bei der anschließenden Auflösung bzw. Spaltung des KB gehörte Elsässer zu dem Teil, der von nun an die Zeitschrift Bahamas herausgab, in der er fortan publizierte.
In Berlin wurde Elsässer leitender Redakteur und kurzzeitig auch Chefredakteur der linken Tageszeitung junge Welt. Nach Protesten gegen eine Personalentscheidung des Geschäftsführers war er 1997 mit anderen Redakteuren an der Gründung des neuen Zeitungsprojekts Jungle World beteiligt, als deren Mitherausgeber er 2000 gekündigt wurde.
Später wurde er Redakteur bei dem Magazin konkret und schrieb außerdem regelmäßig unter anderem für die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung und das Kursbuch."

Elsässer hat also in Sachen vereinfachte Welterklärungen nicht viel verändert, sondern nur die Feindbilder und Ursachen-Halluzinationen ausgetauscht.

Elsässers Roter Faden, Anti-D & Compact

Schall und Rauch 18.02.2014 - 15:16
Mit dem roten Faden Elsässers (auch in Bezug auf seine Anti-D Vergangenheit) ist gemeint, dass er sich schon immer einfache Weltbilder gebastelt hat, mit denen er dann allen publizistisch vor den Karren gefahren ist.

Vermeintliche oder selbsternannte "Tabubrecher" wie er wechseln mehrfach im Leben die Ideologien (klassisches Phänomen in der Linken), behalten aber dennoch meistens ihre egozentrische Arbeitsweise bei. Es geht ihnen nicht um Inhalte und kollektive Entwicklungen, sondern um den öffentlichen Streit und die Wahrnehmung der eigenen Person darin.

Schon ne irre Laufbahn: KB -> Bahamas -> Junge Welt -> Jungle World -> Konkret -> Compact

Bei Elsässer wäre auch noch anzumerken, dass er derzeit nicht nur Nazis und rassistische Sprachrohre des Kapitals hoffiert, sondern auch recht erfolgreich sog. bürgerliche Kritiker wie z.B. den (ehemaligen) RBB und ARD Journalisten Ken Jebsen, den er auch in seine neue Zeitung verwickeln konnte.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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