[Du] Antiziganismus – Ressentiment und Vernichtung

Initiative gegen Duisburger Zustände 15.10.2013 18:41 Themen: Antifa Antirassismus Bildung Kultur Repression Weltweit
Vortrag und Diskussion mit Roswitha Scholz am 29. Oktober um 19.30 Uhr im Djäzz Duisburg.
Das Phänomen des Antiziganismus ist in westlichen Gesellschaften weit verbreitet und in Form von alltäglichen Ressentiments bis hin zu konkreten Angriffen äußerst wirkungsmächtig. In nahezu allen Staaten Europas werden Menschen auch nach dem nationalsozialistischen Massenmord an Sinti und Roma als »Zigeuner« diskriminiert und teilweise verfolgt. Die Verachtung der Sinti und Roma durch die deutsche Bevölkerung hat im Laufe der Jahrzehnte nicht abgenommen, sie ist vielmehr normal, geläufig und alltäglich.

Bis zum heutigen Tag sind „Zigeuner“ der Dauerverfolgung rechter Bewegungen ausgesetzt. Eine Zuspitzung erreicht diese Drangsalierung aktuell in Ungarn, wo das Gewaltmonopol des Staates zu Gunsten nationalistischer Milizen abgetreten wurde, welche die Roma-Minderheit massiv bedrohen. Auch in im Land der Französischen Revolution protestierte nur eine Minderheit gegen die Diskriminierungs- und Abschiebepolitik des Präsidenten Sarkozy.

An politischen und theoretischen Analysen des antiziganistichen Ressentiments fehlt es dennoch. Auch eine linke Kritik geht oft nicht über moralische Empörung hinaus. Anliegen des Vortrags ist es daher, den Antiziganismus analytisch zu begreifen, seine Ursachen aufzuspüren, seine Funktion darzulegen und das historische und aktuelle Bewusstsein hinsichtlich des Antiziganismus zu schärfen.

Roswitha Scholz, Sozialpädagogin und freie Publizistin, ist Redakteurin der Theoriezeitschrift EXIT. Neben etlichen Beiträgen zu Rassismus und Antisemitismus veröffentlichte sie u.a. den Aufsatz Antiziganismus und Ausnahmezustand. Der »Zigeuner« in der Arbeitsgesellschaft im Sammelband Antiziganistische Zustände – Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments, Münster 2009.dj
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Ergänzungen

Auf die Straße !

egal 15.10.2013 - 22:08
Gegen geistige Brandstiftung und Ausgrenzung!
Demonstration am Samstag, den 19.10.2013
Treffpunkt: 12.00 Uhr Duisburg-Rheinhausen Bahnhof/Ost

Seit mehr als einem Jahr wird in Duisburg die Diskussion über die Situation der rumänischen bzw. bulgarischen EU-Bürger_innen geführt. Durch CDU, Teile der SPD sowie der WAZ Medien-Gruppe zeigt diese öffentliche Auseinandersetzung immer wieder ihren rassistischen Charakter. Diese ebnete den Weg für eine progromartige Stimmung in Teilen Duisburgs, wie wir am vorletzten Wochenende in Duisburg-Rheinhausen und Neumühl erfahren mussten.

Bürger und stadtbekannte Neonazis demonstrierten Hand in Hand auf dem Rheinhausener Markt, um gegen die angebliche Untätigkeit der Behörden zu demonstrieren, die „Vermüllung“ und „Kriminalität“ zuließen. Das es sich hier konkret um die Situation „In den Peschen“, ein von Rumän_innen/Bulgar_innen bewohntes Haus handelte, wurde nicht nur durch Bilder auf der Kundgebung deutlich. Offen rassistisch und volksverhetzend wurden Rumän_innen/Bulgar_innen am offenen Mikrofon beschimpft, unter Beifall radikaler Neonazis. Veranstaltungsteilnehmer und Anmelder ließen sich auch auf Nachfrage nicht dazu bewegen, sich von den Neonazis vor Ort zu trennen. Nachträgliche Distanzierungsversuche sind eine Farce.

Nicht wenig später im Duisburger Stadtteil Neumühl ereignete sich eine ähnlich beunruhigende Situation: Als die rechtspopulistische Gruppe Pro NRW gegen eine geplante Unterkunft für Flüchtlinge demonstrierte, wurde sie von ca. 200 Anwohnern mit Beifall empfangen und unterstützt. In aggressivster Stimmung sprachen sich die "besorgten Anwohner" in einem offenen Mikrofon gegen das drohende Flüchtlingsheim im ehemaligen St. Barbara Hospital aus. Rassistische Parolen und Drohungen zur Brandstiftung, ob "mit oder ohne Menschen drin", stießen auf Jubel. Kurz nach der Kundgebung kam es zu einem Vorfall, bei welchem migrantische Jugendliche, welche sich zuvor an den Gegenprotesten beteiligt hatten, von rechten Demonstrationsteilnehmern angegriffen und zum Teil verletzt wurden.

In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch ereignete sich im Stadtteil Homberg ein Brand in einem von Roma bewohntem Haus. Die 42 Bewohner_innen des Hauses, unter ihnen 28 Kinder, retteten sich auf das Dach, wobei 17 von ihnen verletzt wurden. Im Laufe des Mittwochnachmittags gab die Polizei bekannt, dass es sich um Brandstiftung gehandelt hat. Dass der Brand einen rassistischen Hintergrund haben könnte, wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen, da es nach den Ereignissen der letzten Wochen und Monate nur noch wenig abwegig erscheint.

In dieser aufgeheizten Atmosphäre wollen wir einen klaren Kontrapunkt gegen diejenigen setzen, die mit der Situation der Einwanderer_innen aus Südosteuropa ihr Süppchen kochen wollen. Die Kriminalisierung der Einwanderer_innen durch Ordnungsbehörden und die Polizei muss sofort beendet werden! Deshalb lautet unser Appell an Politik und Medien in Duisburg: Es reicht! Übernehmen Sie endlich Verantwortung für die in elenden Wohnverhältnissen und materieller Not lebenden Zuwander_innen. Die Duisburger Politik muss unverzüglich den in DU-Bergheim lebenden Menschen, die in völlig überbelegten Wohnungen leben, angemessenen Wohnraum zur Verfügung stellen, um das vorrangigste Problem zu entschärfen und zu lösen. Die Duisburger Politik sollte endlich zur Kenntnis nehmen, dass es sich bei den zugewanderten Menschen um EU-Bürger_innen handelt und diese die gleichen Rechte beanspruchen können, wie alle anderen EU-Bürger_innen auch. Alles andere wäre ein Rückfall in vordemokratische Zeiten.

www.netzwerk-gegen-rechts.org

Infoblog online!

Antirassist 16.10.2013 - 00:13
Anreise: RB Richtung Mönchengladbach / Aachen, 5 Minuten Fahrtzeit vom Duisburg HBF.

 http://reiseauskunft.bahn.de/bin/query.exe/d?Z=Rheinhausen+Ost