Kristijan Aufiero bei Pius-Bruderschaft

Sven Töger 20.04.2013 01:05 Themen: Antifa Bildung Biopolitik Blogwire Gender Indymedia Soziale Kämpfe
Kristijan Aufiero ist Vorstand der radikalen Anti-Abtreibungs-Vereine „Die Birke“ und „Pro Femina“ sowie Initiator des Projekts 1000plus. Er gilt als eine der Leitfiguren fundamentalistischer Abtreibungsgegner_innen im deutschsprachigen Raum. Am 13. April 2013 hielt er auf dem Kongress des Civitas-Instituts bei der Pius-Bruderschaft in Stuttgart eine homophobe, rechtsradikale Hetzrede. Daraus einige Auszüge, die keiner Kommentierung bedürfen:
„Wenn es die Lobby der Homosexuellen geschafft hat, die Homosexuellen als Opfer darzustellen und die Gleichberechtigung mit der Ehe jetzt Schritt für Schritt durchzusetzen, dann kann es für uns, die wir das Leben auf unserer Seiten haben, nicht unmöglich sein, zumindest dieses Bild deutlich zu verändern. Davon bin ich überzeugt. Es ist eine Frage der Art und Weise, wie man kommuniziert. Wir sind auch von pro familia wahrscheinlich deshalb noch nicht angegriffen worden, weil man uns nicht sofort als Pro-Life-Organisation identifiziert hat. Die kommen auf unsere Seite, sehen diese Bilder, Babybilder und so, und es ist alles so positiv. Es gibt kein Wort darüber, dass wir die Abtreibung verdammen, oder irgendwie so, oder Frauen verurteilen. Es wäre ja viel billiger, die Schwangeren einfach einzusperren bei uns im Keller, bis die Wehen kommen, als die ganze Beraterei zu bezahlen, aber wir haben selbstverständlich einen bedingungslosen Respekt vor der menschlichen Freiheit. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder. Nicht dass Sie glauben, ich bin vom anderen Ufer.“

„Ich glaube wenige Dinge so fest und ich bin von wenigen Dingen so überzeugt wie davon: Wenn wir die Mittel hätten, die die pro familia hat oder die Bundesregierung ausgibt, um die Abtreibung zu bezahlen, wenn wir diese Mittel hätten, könnten wir die Abtreibungszahlen in Deutschland dramatisch reduzieren. Das ist überhaupt keine Frage. Also dramatisch reduzieren. Und ich glaube auch, dass wir die Meinungsbildung beeinflussen könnten und auch den Konsens verändern und aufbrechen könnten.“

„Die rechtsradikale Zeitschrift, in der wir inserieren, das ist die Junge Freiheit, aber die ist, wie ich jetzt kürzlich im Internet gelesen habe vor ein paar Tagen, noch nicht so rechtsradikal wie das Civitas-Institut. Jetzt habe ich vermutlich erst richtig, mir fällt jetzt nur ein Wort ein, das Sie nicht hören wollen, das hier nicht rein passt, aber jetzt ist mein Ruf endgültig ruiniert und der von 1000plus auch. Die Betonfraktion können wir nicht gewinnen, das ist keine Frage. Und schon allein beim Wort Sozialpädagoge klingeln beim mir alle Alarmglocken wie Sie sich vorstellen können aufgrund der Erfahrungen, die wir da gemacht haben.“

„Wissen Sie, bei der Bundesregierung hatte ich in den letzten Jahren, da hatte ich manchmal wirklich den Eindruck, dass das systematisch ist, dass jeder Fall von einer extremen Kindesmisshandlung oder -ermordung oder Kinderleichen in Gefrierschränken uns so weiter, diese ganzen unglaublich abartigen und schrecklichen Dinge, die es gibt, dass die teilweise wirklich so massiv aufgebauscht worden sind. Und dann kommt die Ministerin her, damals noch Familienministerin von der Leyen, sie möchte persönliche Aufklärung durch das zuständige Jugendamt und so weiter, da hatte ich den Eindruck, das wird ganz massiv betrieben, um dem Staat noch immer mehr Zugriffsrechte auf die Erziehung zu geben und so weiter und zu rechtfertigen, dass demnächst irgendwie eine Erziehungspolizei nach Hause kommt und kuckt, ob Sie alles richtig machen. Das heißt, dieses ganze Problem der Erziehung und der Entmündigung der Eltern hängt ganz, ganz eng damit zusammen.“

„Ich wurde schon gefragt: „Und was ist, wenn dann beide Eltern drogensüchtig sind?“ Damit malt man so ein ganz abartiges Bild nach dem Motto „Traust Du dich jetzt noch zu sagen, dass man in keinem Fall abtreiben darf“? Darauf gab ich dann die Antwort: Ok, dann hat dieses Kind, entschuldigen Sie den Begriff, eine scheiß Kindheit, ok, das verstehe ich, das sehe ich ein, das wünschen wir niemandem auf der Welt. Aber bei einer statistischen Lebenserwartung von 82 Jahren lebt dieser Mensch 82 Jahre, können Sie entscheiden, aufgrund einer schlechten, einer schlimmen Kindheit, einer grausamen Kindheit vielleicht, können Sie entscheiden, dass die 82 Jahre besser nicht gelebt worden wären? Die Anmaßung die da drin steckt, ist einfach Wahnsinn. Vielleicht verliebt sich dieser Mensch unsterblich mit 40 Jahren das erste Mal und gründet eine Familie. Wer hat denn das Recht zu entscheiden, 82 Jahre wären besser nicht gelebt?“

„Man ist so fokussiert auf schlimme Kindheit und das Ideal. Und der rhetorische Trick, der dahinter steckt, ist, dass man zwei Probleme miteinander verknüpft, die miteinander nichts zu tun haben. Also, wenn Kinder misshandelt werden, muss ich diese Misshandlung unterbinden, muss ich alles dafür tun, dass Kinder nicht misshandelt werden. Ich kann nicht sagen: Ja, dann töten wir die einfach alle. Das ist das, was im Kopf schief läuft. Um das Problem der Abtreibung zu lösen in Deutschland reicht 1000plus sicher nicht, sondern wir müssen an allen Ecken und Enden arbeiten, vor allen Dingen zuallererst an der Evangelisierung, auch an der Prävention. An allen möglichen Fronten. Über Prävention nachzudenken ist wichtig und richtig, aber gleichzeitig werden in diesem Land einfach mindestens 200.000 Babys umgebracht im Jahr. Und dem kann ich nicht zuschauen.“

„Ich begrüße jede Organisation, die im Bereich Prävention tätig ist, in die Schulen geht. Wir haben da selber unsere Erfahrungen gemacht, wir wissen wie schwierig das ist. Wissen Sie, Kondomführerscheine von pro familia in der 2. Klasse, da sind sie in den Schulen herzliche willkommen. Wenn Sie in der 8., 9. Klasse erzählen wollen, dass man damit lieber wartet bis zur Ehe oder so, dann fliegen sie so schnell raus, so schnell waren Sie nicht drin. Wenn das an den Schulen alles anders laufen würde, wenn die Leute mit Sexualität anders umgehen würden, hätten wir dieses Abtreibungsphänomen, dieses Massenphänomen vermutlich nicht.“

„Vergewaltigung spielt als Ursache für Abtreibung de facto keine Rolle. Vergewaltigung hat mit Abtreibung nichts zu tun, diesen Satz können Sie unterschreiben.“

„Wir sind eine Organisation, bei der im Bereich der Beratung und der Öffentlichkeitsarbeit nur praktizierende Christen arbeiten, aber das sind de facto Evangelikale und Katholiken. Ich kann Ihnen garantieren, dass in puncto Abtreibung und Lebensschutz niemand in meiner Organisation arbeitet, der das nicht vollkommen hundertprozentig klar bekennt, egal welcher Konfession er angehört. Und zwar hundertprozentig oder hundertzehnprozentig. Der letzte Mitarbeiter, der bei uns angefangen hat, der letzte Evangelikale, hat eine Arbeit geschrieben über das Thema Post-Abortion-Syndrom bei Abtreibung bei der Diagnose von Behinderung. Eine der besten Arbeiten in diesem Zusammenhang, die ich gelesen habe. Wir haben drei Mitarbeiterinnen, die in die Messen der Pius-Bruderschaft gehen, wir haben drei Evangelikale, wir haben einen, der beim Opus Dei ist, wir haben einen, der promovierter Theologie ist, katholischer Theologe.“

„Leben ist immer die bessere Entscheidung, immer. Und wenn das Baby nur eine Lebenserwartung von 48 Stunden hat. Es kommt immer die Situation, in der wir klar sagen müssen, nein: Ich bin einfach der Meinung, dass es unter keinen Umständen richtig ist, das Kind abzutreiben.“

„Das Nichtverarbeiten einer Abtreibung führt ja dann auch dazu, dass ich auch noch im Nachhinein sagen muss, nein das war damals die richtige Entscheidung und das führt dann oft zu so einer Art Abtreibungsmissionierung, also „Treib du auch ab, denn mir geht es auch super, ich habe das auch gut überstanden“. Da haben wir es mit einem riesengroßen gesellschaftlichen Problem zu tun und ich würde wünschen, dass es da mehr Organisationen gibt, die sich um diese Frauen kümmern und zu einer guten, richtigen Aufarbeitung führen. Aber da haben wir auch das Problem wieder mit unserem Glauben. Wie soll das gehen ohne Priester, wie soll das gehen ohne die Sakramente?“

„Wir sind eine karitative Hilfsorganisation, die Beratung und Hilfe für Schwangere leistet. Ich will, dass das Morden der Babys aufhört, verstehen Sie, das ist das, was ich will. Und meine Energie investiere ich in dieses Ziel.“
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Ergänzungen

Kristijan Aufiero hetzt bei Gloria.tv

Hajo Stahl 20.04.2013 - 11:15
Kristijan Aufiero hat seine Hetze auch schon über das fundamental-katholische Hetzportal Gloria.tv verbreitet.

 http://www.1000plus.de/projekt/blogbuch/blog-post/2012/10/24/kristijan-aufiero-im-interview-wie-man-die-abtreibungszahlen-senken-koennte.html

K. Aufiero veröffentlicht seine Hetzrede

Jana Kramer 11.12.2013 - 01:46
Kristijan Aufiero verbreitet seine homophobe, rechtsradikale Hetzrede vom 13. April 2013 beim Civitas-Institut in Stuttgart auf der radikalen Anti-Abtreibungs-Seite  http://www.1000plus.de/projekt/blogbuch/blog-post/2013/12/08/vortrag-von-kristijan-aufiero-beim-civitas-institut.html

 http://www.1000plus.de/fileadmin/audio/2013%20Civitas/tp-audio-aufiero-civitas-40min.ogg