Gentechniklobby im Kreuzverhör

MonsASF 11.08.2012 19:19 Themen: Biopolitik Ökologie

19. Juni, Bernburg-Strenzfeld: Die DLG-Feldtage, eine riesige Werbeausstellung für große (und ein paar andere) Konzerne, PS und Spritzmittel, starten. Etwas dürftig – passend zu ihrem Standing in der Öffentlichkeit – fällt ein Werbezelt aus, in dem sich eine interessante Szenerie zusammengefunden hat: Bundesbehörden, steuerfinanzierte „unabhängige“ Begleitforschung, Lobbyverbände und kommerzielle PflanzenentwicklerInnen und PatentsammlerInnen wollen unter dem einseitigen Motto „Grüne Gentechnik – warum nicht?“ sogenannt informieren. Der Filmemacher Michael Leitner (hinter der Kamera) und Buchautor Jörg Bergstedt (am Mikrofon) besuchten das Geschehen.

Auf dem Weg …

Vor den brisanten Interviews im Gentechnik-Werbezelt sprachen die beiden BesucherInnen mit Kamera und Mikrofon andere Gäste der Ausstellung an. Sie fanden keineN LandwirtIn unter 100 Hektar und durften sich Sprüche anhören wie den, dass die Deutschen früher aufstehen, hart arbeiten und deshalb die Welt mit ernähren müssten. Die Menschen auf der Südhalbkugel der Welt seien „genetisch anders gestrickt“ und deshalb fauler. So sei es dort zu Hunger gekommen. Na gut … jede Ausstellung findet ihre passenden BesucherInnen.

Protest gab es nirgendwo auf der Fläche. Aber das ist in diesem Land wohl auch nicht zu erwarten, schließlich geht es auch kritischen Parteien oder NGOs meist vor allem um Wählerstimmen oder Spenden. Dass das Werbegelände direkt neben dem Campus der Hochschule Sachsen-Anhalt mit Studiengängen wie „Naturschutz“ u.ä. lag, wirkte sich auch nicht aus.

 

Im Themenzelt „Grüne Gentechnik: Warum nicht?“

So schritten die Beiden mit Kamera und Mikrofon zum Gentechnik-Werbezelt. Das Ziel: Interviews machen mit den Koryphäen der deutschen Gentechnik-Seilschaften. Schließlich war das ja eine Werbemesse, da dürfte den AusstellerInnen ein Mikrofon doch recht sein. Besonders stark frequentiert war das Zelt jedoch nicht. Auf den DLG-Feldtagen interessierten sich die meisten erkennbar für Anwendungsfragen, vor allem große und teure. Die grüne Gentechnik hat für LandwirtInnen und andere eher wenig zu bieten. Als die die Beiden interviewbereit das Zelt betraten, machte Klaus-Dieter Jany (Lobbyist bei WGG und Ex-Bundesbehördenmitarbeiter, jetzt EFSA) gerade ein bisschen Unterhaltung. Per Mikrofon pries er die Gentechnik an. Eher langweilig. Spannender war etwas anderes: Als Michael Leitner und Jörg Bergstedt das Zelt betraten, sahen sie, wie etliche Personen hinter den kleinen Infotischen aufstanden und weggingen. „Zufall?“, fragen sich die beiden anfangs noch – bis sie erfahren sollten, dass hier alle auf diesen Besuch vorbereitet waren. Die Reihenfolge der Interviews geriet durch den Exodus die Zielpersonen aber gleich durcheinander. Das Interviewteam musste sich neu orientieren. Noch während sie einige Minuten unschlüssig im Zelt standen, neue Interview-Zielpersonen suchten und Jany weiter dampf-plauderte, ging Anja Matzk, gleichzeitig beim Global Gentechplayer KWS und in der sogenannt unabhängigen Genehmigungsbehörden-Beratungskommission ZKBS aktiv, an ihnen vorbei: „Tach, Herr Bergstedt“, grinste sie und fügte dann an: „Mich brauchen Sie gar nicht zu fragen. Mit Ihnen rede ich nicht.“ Den beiden an Kamera und Mikrofon dämmerte allmählich, dass das hier nicht mehr als spontan gewertet werden konnte. Sie folgten Anja Matzk, die schließlich bei zwei anderen Koryphäen der Gentech-Seilschaften stehenbleibt: Uwe Schrader von InnoPlanta (hinter dem Infotisch) und Christel Happach-Kasan (FDP-Bundestagsabgeordnete) davor. Uwe Schrader verweigerte das Interview – und die FDPlerin fordert den Interviewer auf, mal über die Vorteile von Gentechnik zu berichten. Der überließ das großzügig ihr, so dass es die ersten O-Töne auf Band gab. Doch Happach-Kasan agierte recht geschickt. Sie holte weit aus, bejubelt die Einkommensgewinne für LandwirtInnen, verlor sich in Detail und ergoß einen Redeschwall in das Mikrofon, als wollte sie alle anderen vor den Fragen schützen, indem sie den Rest des Tages redete. Es dauerte eine Zeit, bis die Beiden von der redseligen Gentechnik-Marktschreierin loskamen und sich weitere GesprächspartnerInnen suchten. Doch leider fast immer vergebens. Schnell wurde klar: Hier herrschte eine Absprache. Es sollte keine Interviews geben. Nur Happach-Kasan und später Jany fielen aus der Reihe. Der Rest bliet stumm – oder versuchte es zumindest. Wenig gelang das Gerd Spelsberg von TransGen – immerhin früher mal Verbraucherverbandsfunktionär, aber nach langjährigen Zahlungen durch die Gentechniklobby und –firmen zum Berufsjubelnden geworden und folgerichtig auch in den Trog staatlicher Förderung gefallen. Er stand zusammen mit der weiteren Interviewverweigererin Sigrid Fuhrmann (auch aus den recht wichtigen Gentech-Connections in Aachen) am Werbestand des BioSicherheits-Programm und erklärte mehrfach wortreich, warum er nichts sagen will. Dabei wurde erstmals deutlich, dass die Vorträge und Interviews von Jörg Bergtedt vorher genau studiert worden waren – so war selbst auch Michael Leitner an der Kamera den GentechniklobbyistInnen schon bekannt, weil er eben auf einem Film als Interviewer zu sehen war. Wie Spelsberg, Matzk und Schrader verweigerten die Vielfachgeschäftsführerin Kerstin Schmidt, die BDP- und FGV-Akteurin Kerstin Mönch und der Gießener Gengerste-Prof. Karl-Heinz Kogel das Interview, wenn auch mitunter mit einer kleinen persönlichen Note. So entwickelte Mönch eine interessante Aktivität: Sie verfolgte die Interviewer und sprach die, denen gerade Fragen gestellt werden sollten, damit an, dass sie gerade da oder da gebraucht würden – eine systematische Sabotageaktion. Allerdings erfolglos, denn das Interviewtandem wartete immer auf ihre millionengefütterten „Opfer“. So durfte auch Kogel sein „Mit ihnen rede ich nicht“ aufsagen. Auf das obligatorische „Warum nicht?“ kam: „Ich rede nicht mit Kriminellen?“ Nach erneuter Nachfrage dann: „Jedenfalls nicht mit Ihnen.“ Gegenfrage: „Mit anderen Kriminellen schon?“ Und Kogel bejahte. Irgendwie passte das – vermutlich unbeabsichtigt, in den Rahmen dieser Seilschaften und ihrer etwas mickrig ausgefallenen Werbeschau.

Bemerkenswert verlief auch das Nicht-Interview am Stand der Genehmigungsbehörde BVL. Die standen in einem anderen Zelt, informierten aber hauptsächlich zur Gentechnik. Vorne am Infotisch stand Georg Leggewie. Das ist der, der im BVL die Stellungsnahmen schreibt, die dann (selbstverständlich bei 100%iger Zustimmungsquote) als unabhängige Expertise der ZKBS ins Genehmigungsverfahren gelangen – ein schönes Thema für ein Interview. Als Leggewie jedoch die Interviewer kommen sah, beugte er sich zurück zur zweiten Person, die sich später als stellvertretender Pressesprecher des BVL herausstellen sollte. Dann drehte er sich wieder nach vorne und verweigerte das Interview. Die Beiden mit Kamera und Mikrofon regten darüber darüber ein bisschen auf. Sie standen schließlich vor dem Bundesamt für Verbraucherschutz, finanziert aus Steuermitteln, das zudem hier noch einen öffentlichen Infostand machte – und dann wollte niemand etwas sagen? Der Pressesprecher, Andreas Tief hieß er, kam nun hinzu und teilte offiziell mit, dass es keine Interviews gäbe. Das müsste vorher angemeldet werden, einschließlich der Fragen, die gestellt werden sollten. Das Gespräch ging etwas hin und her, ergab aber keine neuen Erkenntnisse. So verließen die Interviewer das Zelt und folgten noch einer Verabredung von mittags. Dort hatten sie es nämlich bei Monsanto probiert, fanden aber zunächst nur Mitarbeiter, die mit der Gentechnik nichts zu tun hatten. Schließlich wurden sie an Ursula Lüttmer-Ouazane verwiesen. Das war bemerkenswert, denn sie ist immerhin die Nordeuropachefin des Konzerns (Deutschland wird dort zu Nordeuropa gezählt). Und tatsächlich, kurz danach tauchte sie auf: Zurückhaltend gekleidet und im Auftritt, freundlich – aber leider im Moment unabkömmlich wegen einer beginnenden Pressekonferenz. Sie bot an, am Nachmittag wiederzukommen – gegen 15 Uhr. Das war es nun und die Beiden gingen zum Branchenführer der Projektionen personifizierter Böser in Deutschland. Wieder kam die Kontinental-Chefin schnell hrebei. Aber diesmal verweigerte auch sie das Interview. Sie hätte sich bei der Terminabsprache versehen, mit wem sie es eigentlich zu tun hätte. Und dann berichtete sie, dass sie sich eine Woche vor der Landwirtschaftsmesse extra die Mitschnitte der Vorträge des Interviewers (z.B. die Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch“ und die Interviews alle angeguckt hätte. Dann ging sie – und die beiden Interviewer verließen etwas ratlos auch das Monsantozelt wieder. Draußen fiel auf, dass sie diesmal aber vergessen hatten, wenigstens die aktuellen Prospekte des Konzerns einzusammeln. Also gab Jörg Bergstedt seinem Begleiter das Mikrofon und die Beiden verabredeten sich an einer Bank im Schatten. Dann ging der Interviewer, diesmal ohne Mikro, wieder zu Monsanto. Nur wenige Sekunden hätte sein Einsammeln von Papier dort gedauert, aber das reichte Lüttmer-Ouazane, um ihn zu entdecken. Sie ging auf ihn zu und lud ihn zu einem Gespräch ein. Der sagte nicht „Nein“, wenn auch eine gewisse Überraschung schon dabei war. Allerdings zeigte sich die Monsanto-Chefin im Reigen hochnervöser Jäger nach dem nächsten Profit oder Fördergeld schon bei der ersten Kurzbegegnung ungewöhnlich souverän. So tranken Lüttmer-Ouazane und Bergstedt ein sicherlich ungewöhnliches Mineralwasser - sponsert bei Monsanto - und führten ein Gespräch. Das hatte nicht Gentechnik zum Inhalt, sondern reichte vom Sinn von Gesetzen, der strukturkonservativen Logik von Recht bis zur Frage, ob in diesem Wirtschaftssystem der Wille, das Leben lebenswerter zu machen, nicht immer hinter dem knallharten Befehl „Sei profitabel!“ verschüttet würde. Erwartungsgemäß kam es zu keinen Übereinstimmungen, aber das Gespräch bot trotzdem ein seltsames Gegengewicht zu dem, was da in der Branche an Verweigerung und Verdunkelung läuft. Dann trennten sich erst die Wege von Lüttmer-Ouazane und Bergstedt, kurz danach auch die der beiden Interviewer. 24 Stunden hatten sie zusammen gedreht.

 

Filmen an Genversuchsfeldern

Filmbeginn war schon am Vorabend mit einem Besuch bei den beiden Genversuchsfeldern in der Nähe von Bernburg. In Sichtweise der Monsanto-Rüben bei Nienburg-Gerbitz versuchte ein Security-Mann zu erklären, dass er nur zufällig da sei und hier kein Genversuchsfeld wachse. Vom Standort, wo er dieses sagte, reichte ein Blick aufs benachbarte Feld, dass er log. Ins Weizenfeld eingeschnitten standen Rüben – genau hier war ein gv-Rüben von Monsanto angemeldet.

Ein paar Kilometer weiter empfing dann am BASF-Kartoffelfeld bei Baalberge ein anderer Security in Nazi-Design mit unverhohlener Prügelandrohung das Filmteam. Immerhin ließ er sich später auf ein Gespräch ein und erzählte, dass er der Weihnachtsmann sei und dort Weihnachtsbäume mit Geschenken dran züchten würde. Auf die Frage „Mal ganz ehrlich: Du findest das, was Du da bewachst, doch auch Scheiße, oder?“ ließ er aber eine längere Pause, lachte und ließ dann ein „dazu sagte ich mal lieber nichts“ folgen. Vielleicht war das Ganze einfach nur ehrlich: Wer keine Argumente hat, kann Interviews auch nur verweigern. Rechts denken geht auch noch – obwohl es schon seltsam ist, dass hier Nazis Gentechnik bewachen. Mit dem Parteiprogramm der NPD passt das jedenfalls wenig zusammen. Die ist klar gegen Gentechnik, wenn sie auch nicht die Befreiung der Menschen (siehe emanzipatorische Gentechnikkritik), sondern die Reinheit eines imaginierten doitschen Genbestandes vor Augen hat.

 

In den nächsten Wochen: 2x direktes Aufeinandertreffen der Gentechniklobby und ihrer KritikerInnen

Das InnoPlanta-Forum 2012, also das wichtigste Treffen der Gentechnik-Seilschaften, steht unmittelbar bevor – am 4.9. in Gatersleben. Proteste sind geplant. Aber noch vorher, nämlich am Mittwoch, 29.8. in Saarbrücken, winkt ein weiterer wichtiger Termin: Die Verhandlung um das Kritikverbot in Saarbrücken.

  • Mittwoch, 29.8., 10.45 Uhr am OLG Saarbrücken (Franz-Röder-Straße, Raum 223): Erneute Verhandlung um den Versuch, Kritik an der Gentechnik"mafia" in Deutschland zu verbieten - es geht "nur" noch um den Vorwurf des Betrugs mit Förder- und Genehmigungsanträgen und -zahlungen. Gegner: InnoPlanta-/FDP-Mann Uwe Schrader, Firmengeschäftsführerin Kerstin Schmidt und die Anwaltkanzlei des Saarbrücker FDP-Mannes Horst Rehberger gegen den Buchautor und Aktivisten Jörg Bergstedt. Was bisher geschah, steht hier ...
  • Dienstag, 4. September, 10-17 Uhr InnoPlanta-Forum 2012 (diesmal im Biotech-Campus Gatersleben)
    Nochmal der Ort und Termin:– und NICHT in Üplingen, sondern in Gatersleben!!! Da, wo die größte Genbank liegt, wo seit Jahren Gentechnik-Firmen rumpfuschen, die ersten Bioparks vor über 10 Jahren entstanden – dorthin kehrt die Gemeinde der Seilschaften zurück. Das Programm ist erbärmlich: Die peinlichsten Figuren stellen selbst die überwiegenden ReferentInnen, diskutieren weitgehend mit sich selbst. Einen besonderen Schwerpunkt hat das Ganze nicht.
    Guckt es Euch selbst an - nur bei den Grünen ist noch offen, ob sie zum zweiten Mal so dumm sind, sich als VorzeigekritikerInnen vorführen zu lassen (schon 2009 war das so: MdB Cornelia Behm besuchte das Forum, fuhr wortlos an den DemonstrantInnen vorbei und machte stattdessen auf dem InnoPlanta-Forum mit ... inhaltlich eher schlecht als recht - politisch aber ohnehin fatal).
    Wir rufen jetzt dazu auf, Busse, Fahrgemeinschaften und mehr klarzumachen. Gatersleben hat den Vorteil, auch per Zug gut erreichbar zu sein. Wir wollen den Gentechnik-Seilschaften deutlich zeigen: Wir wollen Euch nicht (mehr)! Aktionsideen dazu:
    - Große „rote Karten“ basteln und entgegenhalten (möglichst alle)
    - Straßenmusik, -theater, Transparente …
    Fünf Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Hessen und Bayern haben fünf Versammlungen entlang der Zufahrtsstraße angemeldet (alle Kreuzungspunkte entlang der Straße „Am Schwabeplan“.
    Zeitplan für den 4.9.:
    - Zwischen 8 und 9 Uhr: Ankunft an den verschiedenen Versammlungsorten (Kreuzungen von "Am Schwabeplan")
    - Ab 9 Uhr: Demo-Spaliere mit "Roten Karten" entlang der Zufahrtswege, Geldscheine-Winken am Eingang

Und rundherum könnte noch mehr stattfinden – z.B. die Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch“. Wie wäre es vor dem 29.8. in Rheinland-Pfalz und/oder Saarbrücken??? Und vor dem 4.9. in Sachsen-Anhalt???

 

Mehr Infos

GentechnikTermine unter anderem zu Gentechnik und Aktionstrainings, darunter ...
  • Donnerstag, 25.10. in Marbach (bei Stuttgart, Näheres folgt): Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen" (Inhalt siehe 27.10)
  • Freitag, 26.10. im Rems-Murr-Kreis (Näheres folgt): Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen" (Inhalt siehe 27.10)
  • Samstag, 27.10., 19.30 Uhr in Donaueschingen (Donauhallen) auf dem Berufs-Imkertag: Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"
    Kennen Sie Filme oder Bücher über Monsanto? Immer wieder wird einen intensiver Filz zwischen Konzern und Aufsichtsbehörden aufgedeckt. Doch St. Louis, der Firmensitz des Round-up- und Agent-Orange-Herstellers, ist weit weg. Wie aber sieht es in Deutschland aus? Warum werden hier Jahr für Jahr immer neue Felder angelegt, obwohl 80 Prozent der Menschen keine Gentechnik im Essen wollen? Warum fließen Steuergelder auch dieser 80 Prozent fast nur noch in die Gentechnik, wenn es um landwirtschaftliche Forschung geht? Der Blick hinter die Kulissen der Gentechnik mit ihren mafiosen Strukturen und skandalösen Zustände bei Genehmigungen und Geldvergabe bietet eine erschütternde Erklärung, warum die überwältigende Ablehnung und der gesetzlich eigentlich vorhandene Schutz gentechnikfreier Landwirtschaft (einschließlich Imkerei) gegenüber der grünen Gentechnik so wenig Wirkung hat. Denn: In den vergangenen Jahrzehnten sind alle relevanten Posten in Genehmigungsbehörden, Bundesfachanstalten und geldvergebenden Ministerien mit GentechnikbefürworterInnen besetzt worden. Die meisten von ihnen sind direkt in die Gentechnikkonzerne eingebunden. Mafiose Geflechte von Kleinstunternehmen und seltsamen Biotechnologieparks names Biotechfarm oder Agrobiotechnikum sind entstanden, zwischen denen Aufträge und Gelder erst veruntreut und dann hin- und hergeschoben werden, bis sich ihre Spur auf den Konten der Beteiligten verliert. Es wird Zeit für einen Widerstand an den Orten der Seilschaften.
    In der Veranstaltung werden minutiös die Seilschaften zwischen Behörden, staatlicher und privater Forschung, Konzernen und Lobbyorganisationen durchleuchtet. Jeweils eine Firma (BioOK), eine Behörde (BVL = Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit), das wichtigste Forschungszentrum AgroBioTechnikum (nahe Rostock) und der Lobbyverband InnoPlanta mit den jeweiligen Firmengeflechten werden vorgestellt. Am Beispiel eines kleinen Versuchsfeldes zeigt sich: Deutsche Genfelder sind nichts als Fördermittelbetrug, Schlamperei und der Wille, die Auskreuzung aktiv herbeizuführen.
    Um die Wut zu Entschlossenheit statt zur Ohnmacht zu wenden, bildet ein Ausblick auf Möglichkeiten des Widerstandes den Abschluss: "Wer nach mehr Forschung ruft oder sich auf staatliche Stellen verlässt, ist verlassen. Gentechnikfreiheit gibt es nur dann, wenn die 80 Prozent Ablehnung sich auch zeigen!".
    Der Referent, Jörg Bergstedt, ist Aktivist und Autor des Buches "Monsanto auf Deutsch", in dem die Gentechnik-Seilschaften beschrieben werden.
  • November: Veranstaltungstour mit Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch" durch Bayern (noch VeranstalterInnen an Universitäten gesucht, vor allem die Agrogentechnikhochburgen Erlangen und München)
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Ergänzungen