[B] Kundgebung gegen Zwangsräumung von Nuriye

Bündnis für Frau Cengiz 04.08.2012 10:52 Themen: Soziale Kämpfe
Am Donnerstag, den 2.8.2012, hat das „Bündnis für Frau Cengiz“ zu einer Kundgebung in der Schlüterstr. 4 in Berlin-Charlottenburg aufgerufen. 60-80 Leute kamen zur Kundgebung, die gegenüber dem Firmensitz der Falstaf Vermögensverwaltung AG stattfand und solidarisierten sich mit Nuriye Cengiz, die von der Falstaf mit miesen Tricks aus ihrer Wohnung vertrieben werden soll.
DIE KUNDGEBUNG

Die Kundgebung von 15 bis 17 Uhr, gut bewacht durch die Polizei, informierte in Redebeiträgen zur Situation von Frau Cengiz, zum MieterInnenprotest von Kotti&Co, zum sozialen Wohnungsbau, zur Umwandlung in Eigentumswohnungen und die Möglichkeiten der Politik, Mietsteigerung und Verdrängung zu verhindern.

Revolutionäre Lieder von Geigerzähler und Detlev K. heizten die kämpferische Stimmung der TeilnehmerInnen an, die immer wieder mit lauten Sprechchören der Falstaf ihren Unmut kund taten. Dies führte auch dazu, dass die in der Gegend wenigen Passanten, fast alle stehenblieben und im Gespräch und mit Flyern informiert wurden.

Auch Frau Cengiz trug mit ihrer kämpferischen Art und ihrem Humor zu der solidarischen Stimmung bei. Abgerundet wurde das ganze noch durch das kleine Strassentheaterstück „Hungern für die Miete“, in dem die menschenverachtende Wohnungssituation von HartzIV-EmpfängerInnen thematisiert wurde.

Vielen Dank an alle UnterstützerInnen und alle die da waren!

DIE WOHNUNGSSITUATION VON FRAU CENGIZ

Die schwerbehinderte Frau Cengiz wohnt im Haus Maybachufer 18 in einem ehemaligen sozialen Wohnungsbau. Diese viel zu teuer errichteten Häuser sind mit dem Wegfall der Anschlussfinanzierung dem freien Marktgeschehen überlassen.

Frau Cengiz zog 2005 nach langer Suche und einer 2jährigen Behördenodyssee in die behindertengeeignete Wohnung ein. Sie fühlt sich in ihrer Wohnung und ihrem Kiez zuhause. Hier kann sie sich angstfrei mit ihrem Rollstuhl bewegen und viele Leute kennen sie und bieten ihr Unterstützung an.

2008 erwarb die Falstaf das Haus Maybachufer 18, entmietete es bis auf 3 Mietparteien und verkaufte die Wohnungen als Eigentumswohnungen. Auch die Wohnung von Frau Cengiz soll als Eigentumswohnung verkauft werden. Da leere Wohnungen teurer zu verkaufen sind, hat die Falstaf Nuriye Cengiz reingelegt und ihr widerrechtlich fristlos gekündigt.

NURIYE CENGIZ KÄMPFT – ABER NICHT NUR FÜR SICH

Aber Frau Cengiz wehrt sich dagegen, aus ihrer Wohnung geräumt zu werden. An ihrer Erdgeschosswohnung hatte sie Zettel angebracht, die auf ihre Situation aufmerksam machten. Dies hat letztendlich zum „Bündnis für Frau Cengiz“ geführt, das von immer mehr Menschen und Gruppen unterstützt wird.

Sowohl dem Bündnis wie auch Nuriye Cengiz ist dabei klar, dass ihr Fall kein Einzelfall ist, sondern exemplarisch steht für eine Stadtpolitik, die der Profitmaximierung freien Lauf lässt. Die damit einhergehende Verdrängung der Armen aus der Innenstadt können wir nur gemeinsam verhindern. Deshalb kämpft Frau Cengiz nicht nur für sich, sondern beteiligt sich auch an anderen MieterInnenkämpfen.

Auf der Kundgebung sagte sie: „Ich danke der Falstaf. Denn durch den Kampf um meine Wohnung habe ich viele tolle Menschen kennengelernt, die mich unterstützen und die auch ich unterstütze.“

Das ist nicht nur ironisch gemeint. Durch Mieterhöhungen, Zwangsräumungen und Vertreibung aus unserer Nachbarschaft erfahren wir gemeinsam mit unseren NachbarInnen die brutalen Zumutungen der kapitalistischen Verwertung hautnah. Gleichzeitig ist es in den MieterInnenkämpfen möglich, durch gemeinsames, solidarisches Handeln den Profiteuren entgegenzutreten.

Verhindern wir eine Zwangsräumung können wir jede verhindern!

OB NURIYE, OB KALLE, WIR BLEIBEN ALLE!!


Zwangsräumung verhindern – wir kommen!
 http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de

Protest gegen drohende Zwangsräumung und Verdrängungsprozesse in Berlin
 http://www.jungewelt.de/2012/08-04/044.php

Nuriye und Kalle wollen bleiben
 http://www.taz.de/Gentrifizierungsgegner-in-Berlin/!98829/
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Ergänzungen