DD: NachtTanzDemo blockiert

Anonymous 20.04.2012 07:14 Themen: Antifa Freiräume Soziale Kämpfe
Am 19.04.2012 fand eine NachtTanzDemo von linksjugend ['solid] Dresden und DIE LINKE.SDS Dresden in der Dresdner Neustadt statt. Diese wurde mitten im Viertel zweimal erfolgreich blockiert und letztendlich abgesagt. Am Rande kam es zu Rangeleien.
Am 19.04.2012 fand unter dem Motto "Reclaim the Streets! Tanz dir die Straße zurück!" eine NachtTanzDemo von linksjugend ['solid] Dresden und DIE LINKE.SDS Dresden in der Dresdner Neustadt statt. Die beiden Hauptthemen der Veranstaltung waren Antifaschismus ("Faschist_Innen die Straßen nehmen!") und Freiräume ("Freiraum auf der Straße! Für Kreativität und freie Entfaltung!"). Unterstützt wurden die Verantwortlichen unter anderem durch die Jusos Dresden, die Neustadtpiraten (PIRATEN DD-Neustadt) und dem StuRa der TU-Dresden. Zeitweise war auf dem Blog auch zu lesen, dass Anonymous Sachsen die NachtTanzDemo unterstützt, mittlerweile ist das aber gelöscht.
Ab 19.00 fanden sich die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Jorge Gomodei Platz ein. Es lief Musik und die Stimmung war gut. Pünktlich 20.00 startete die Demo mit rund 200 Menschen, es ging zunächst die Bautzener Straße entlang. Nach dem Einbiegen ins Wohnviertel wurde der Zug auf der Martin-Luther-Straße blockiert. Rund 20 Personen saßen oder standen, sowohl Sekt und Bier bewaffnet als auch mit guter Laune und Seifenblasen ausgerüstet, im Weg. Motto der Blockade war "Regress entgegentreten!". Zunächst wurde die Aktion nicht als Blockade wahrgenommen und die Tanzenden mischten sich unter die Blockierenden. Als dann aber der Lauti nicht vorbei kam, stoppte die NachtTanzDemo gegen 20.30.
Von Seiten der Organisatorinnen und Organisatoren von "Reclaim the Streets! Tanz dir die Straße zurück!" kam es in der folgenden halben bis dreiviertel Stunde zu mehreren Aufrufen, die Blockade aufzulösen. Des Weiteren wurde den Blockierenden angeboten, ihren Standpunkt zu verkünden. Eine Person verlas darufhin einen Taxt mit dem Titel "Gegen die Freiräume in euren Köpfen. Reclaim your Brain!", der schon im Vorfeld veröffentlich wurde.
Hauptkritik der Blockierenden ist die Vereinnahmung der Aktionsform NachtTanzDemo durch parteinahe Organisationen. Außerdem werfen sie der Demo vor, Ihre Kritik an den Zuständen verkürzt zu vermitteln und durch die Wahl der Route durch die Neustadt nichts als kurzes Vergnügen und Parteiwerbung zu bieten.
Die Veranstwortlichen der NachtTanzDemo entschieden sich später, den Lauti zurückzufahren und die Route zu verlegen. Doch schon an der nächsten Kreuzung (Kamenzer Straße Ecke Louisenstraße) wurde erneut blockiert. Die Zahl der Unterstützenden der Gegenmaßnaahme war mittlweile auf rund 40 angewachsen. Vor dem Lauti kam es nun zu Rageleien und sexistischen Beleidigungen. Es kam daraufhin zum Entfernen einer Person aus der Demo und zum Stillstand. Vor dem Laute stellten sich Blockierende auf, um diese herum waren die Demoteilnehmerinnen und -teilnehmer.
Die Organisierenden verlegten daraufhin ihre Zwischenkundgebung an diese Stelle und lösten gegen 22.00 die NachtTanzDemo auf. Ein Großteil der Personen blieb zwar noch bis 22.30 vor Ort, aber es passierte nichts mehr.

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Demoaufruf der Nachttanzdemo:  http://nachttanzdemo.noblogs.org/aufruf/
Eine Position der Blockierenden:  http://contrelagravitation.wordpress.com/2012/04/18/gegen-die-freiraume-in-euren-kopfen-reclaim-your-brain/
Bilder:  http://www.flickr.com/photos/mf-art/sets/72157629856571759/
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Ergänzungen

Jut jemacht!

Kontroverso 20.04.2012 - 08:36
Vielen Dank für den Artikel aber es kommt einfach nicht gut durch, warum ihr den SDS blockiert habt. Ich musste auch mit einer extrem solidarischen Brille lesen, um zu sehen, dass ihr es vom linksradikalen Standpunkt eigentlich ganz gut meint. ;)

Deshalb hier vielleicht nochmal das "Prinzip SDS" ein bisschen weiter erläutert. Ich hoffe dadurch wird klarer, was an derartigen Veranstaltungen zu kritisieren ist.

Es ist ja nun nichts neues, dass gerade die Studierendenorganisation (SDS.DieLinke) mit einer radikalen Attitüde schmückt, die vertretene Politik aber bestenfalls als sozialdemokratisch zu betrachten ist.

Das beginnt schon beim Namen, der dreist vom 68er SDS abgekupfert wurde, die ganze radikale Kritik des 68er SDS aber gleich von Bord geworfen wurde, so dass man das bekannte Label SDS für sich vereinnahmen konnte.

Genau das gleiche passierte mit dem Bildungsstreik 2009. Noch bevor auf den bundesweiten Treffen über Inhalte diskutiert werden könnte, kam der SDS (ich glaube sogar auf dem zweiten großen Treffen) mit mehreren 10.000 fertig gedruckten Plakaten, Broschüren und T-Shirts an, die Sprüche, Argumentationen und Slogans enthielten. So wurde die politische Stoßrichtung vorgegeben. Auf Treffen tauchten dann immer zig "Einzelpersonen" auf, die sich am Bildungsstreik beteiligen wollten, die natürlich alle eine Stimme hatten, größere Gruppen hatten im übrigen auch nur eine Stimme, genau wie ganze ASten nur eine Stimme hatten. Bei näherer Recherche standen diese "Einzelpersonen" auf den Stupawahllisten des SDS. Auf den Berliner Vollversammlungen waren dann immer der ganze Berliner SDS vertreten und stimmte munter mit, egal ob sie nun an dieser Uni waren oder nicht.

Das gleiche passierte letztes Jahr wieder mit Occupy. Bundesweit wurde der Wahlkampfslogan "Occupy" herausgegeben. Auch hier wurde wieder versucht ein Label zu kopieren, an dem man eigentlich überhaupt nicht oder nicht mehrheitlich beteiligt ist.

Das gleiche passiert eben auch mit Aktionsformen wie hier einem "reclaim the streets". So werden eigentlich nichthierarchische radikale Formen des Protestes durch den SDS benutzt um reformistischen Quark zu verbreiten. Was sich dort erstmal radikal anhört, ist meistens nur sozialdemokratischer Mist. Beispiel "Master für alle" statt "Alles für alle" oder zumindest "Studium für alle".

Das sind erstmal nur ein paar Beispiele. In Berlin stimmt der SDS an verschiedenen Unis regelmäßig mit dem RCDS, weil wenn es einen linken AStA gibt, dann bitte nur unter Führung des SDS. An der HU+FU (Berlin) wird genau wie in der Zeitung "Die Welt" regelmäßig die Intransparenz des Referent_innenRates (so heißt an der HU der AStA) oder des AStA FU bemängelt. Welche Transparenz fragt ihr? Tja, das ist unklar. Einfach alle transparenz. Teilweise überbot der SDS hier den RCDS.

In der bundesdeutschen Hochschulpolitik gibt es nun zwar auch viele (manchmal halbwegs) coole SDS-Basisgruppen, die Bundesorganisation, wie auch viele Landesverbände sind aus Sicht einer antidogmatischen, selbstbestimmten Studipolitik schwierig, weil immer versucht wird, überall das Label des SDS raufzusetzen und die eigenen bestenfalls sozialdemokratischen Forderungen durchzusetzen und lrasse Kader_innenmethoden an den Tag gelegt werden. Wenn das nicht funktioniert, wird eben boykottiert und gestört wo es geht.

Dresden bleibt Dresden

blub 20.04.2012 - 15:45
Wenn man bedenkt, dass das geist- und inhaltslose Geraune hier in der Kommentarspalte die Argumentationsgrundlage der meisten Dresdner "BürgerInnen" und Linken bildet, ist das wirklich ne höchst sympathische kleine Aktion gewesen. Gerne mehr davon!

@ kontroverso

... 21.04.2012 - 00:00
In der Theorie war der verlinkte Text vielleicht in Ordnung und auch dein statement zu SDS, occupy etc. ist nachvollziehbar - nur war ganz genau dieser Argumentationszug am 19. nicht nachvollziehbar schon wegen der ganzen Vorgehensweise, v.a. aber wegen des Gebrabbels. Nun ist es aber auch so, dass radikales Denken per se nicht nichthierarchisch sein kann, so sehr man das auch will. So sehr radikales Denken in der Theorie nützlich sein mag und notwendig, taugt es nicht in der Praxis, denn dort führt Radikalität zu elitärem Denken und Handeln und das ist der erste Schritt zur Hierarchisierung. In DD war es doppelt dumm, den ohnehin schon schwachen Widerstand gegen die Verhältnisse auf diese Art weiter zu zerfleischen. Bissel mehr Pragmatismus und Einsichtsfähigkeit täte "der radikalen Linken" ganz gut.

Marx 21 ist ungleich SDS

@Kontroverso 21.04.2012 - 08:51
Der SDS ist sehr heterogen.
Die beschriebene Kritik am SDS bezieht sich eigentlich auf Marx 21. Die trotzkistische (Selbstbezeichnung) leninistische (meine Bezeichnung) Strömung, versucht den SDS als Plattform und Sprungbrett in die Partei die Linke zu nutzen. Dabei besteht eine Konzentration auf populäre Aktionen und Bewegungen- z.B. Dresden-Nazifrei, Castor, Bildungsstreik, Occupy etc.

Die Blockierer_innen

Dresden ist scheiße 21.04.2012 - 10:07
Die Blockierer_innen die die Nachttanzdemo aufhielten waren keine Linke, sondern jugendliche Bürgerkinder, die selbst keine Ahnung von linker Politik haben und den Gentrifizierungsmechanismen mit gefallen in die Hände spielen.
Ein weiterer Hammer zu finden auf der linksjugend-dresden internetpräsens: "Im Nachgang möchten wir uns bei allen Beteiligten – Veranstalter_Innen, Demoteilnehmer_Innen, Blockierer_Innen und auch Polizist_Innen – für ihren Beitrag zu unserer Aktion bedanken."

Da bedanken sich diese Heinis noch bei den Bullen alter. Das geht mal gar nicht...

erstaunt

fragender 21.04.2012 - 12:11
Also wenn der 1. april gewesen wäre, hätte ich das hier totsicher für einen aprilscherz gehalten. Ich kann die inhaltliche kritik an dem aufruf und der demo (aus der ferne übers internet) absolut nachvollziehen. Ich kann aber echt nicht glauben und halte es für wahnsinn, dass es linke gibt, die so eine demo blockieren. Und das dann auch noch in Dresden, einer Stadt, die nun wirklich ganz andere sorgen hat. Da ich im dortigen politgruppenszenedschungel überhaupt nicht durchblicke, fände ich es sehr wichtig, wenn die blockierer sich einmal öffentlich erklären würde, warum sie ihre aktion für von nöten gehalten haben. Wenn es etwas derartiges bereits gibt (nicht die inhaltliche kritik im vorhinein), wäre ich um eine entsprechende verlinkung dankbar.

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ganz — klasse

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