Freiwild in Dithmarschen

Antifa Westküste 25.01.2012 22:26 Themen: Antifa Antirassismus
Am 24.3.2012 wird die Musikgruppe Frei.Wild aus dem italienischen Südtirol im Rahmen ihrer „Allein nach Vorne“-Clubtour unter anderem auch Halt in Pahlen (Kreis Dithmarschen) machen. An sich ist dies keine Ungewöhnlichkeit; nutzten doch schon viele, auch bekanntere Bands, die Eiderlandhalle des Pahlazzos als Spielstätte. Bei Frei.Wild verhalten sich die Dinge aber anders:
Einige Mitglieder von Frei.Wild, vielen Menschen als Nachfolgeband der „Deutschrockgruppe“ Böhse Onkelz bekannt, teilen mit ihren eben genannten Vorbildern eine Gemeinsamkeit: die Vergangenheit in der rechten Szene. Frei.Wild gingen aus der Nazi-Band Kaiserjäger hervor. Außerdem war beispielsweise Frei.Wild-Sänger Philipp Burger bis in das Jahr 2008 hinein Mitglied der als europafeindlich und rechtspopulistisch einzustufenden Partei „ Die Freiheitlichen“, die für eine „Stärkung des Tiroler Volksbewusstseins“, eine Anbindung Südtirols an den „deutschen Sprach- und Kulturraum“ und gegen Zuwanderung und Multikulturalismus eintritt, um nur einige der rückständigen Forderungen zu nennen. Der Austritt Burgers aus der Partei ist allerdings kaum als Gesinnungswandel zu begreifen, sondern fand wohl vielmehr auf Anraten des Frei.Wild-Managements statt, nachdem die Band wegen eines Auftritts bei einer Parteiveranstaltung mit Kritik konfrontiert worden war und eine langfristige Rufschädigung befürchtet worden war. Burger sympathisiert wohl nach wie vor mit rassistischen, nationalistischen und anderen menschenfeindlichen Inhalten der Partei. Obwohl er und Frei.Wild versuchen, sich selbst als unpolitische Band zu inszenieren und dieses Image aufrechtzuerhalten, sind zahlreiche Songtexte von einer nationalistischen Blut- und Bodenideologie geprägt. Dem „unpolitischen“ Selbstverständnis der Band widerspricht auch die große Zahl an offen auftretenden Nazis auf ihren Konzerten, die sich dort unter unpolitische Jugendliche mischen. Hierin besteht die Gefahr, die von Bands ausgeht, die, wie Frei.Wild, der sogenannten Grauzone zugeordnet werden. Solche Bands sind politisch weder schwarz, also eindeutig faschistisch oder neonazistisch, noch weiß und demokratisch bzw. wirklich unpolitisch.
Verschiedene antifaschistische Gruppen dokumentierten bereits Versuche organisierter Nazis auf den Konzerten in bierseliger Feierstimmung neue Kamerad_innen zu rekrutieren. Eine richtige Distanzierung von solchen „Fans“ hält die „unpolitische“ Band Frei.Wild allerdings nicht für nötig: Frontmann Philipp Burger ließ verlauten, dass auf den Konzerten seiner Band auch Naziskinheads willkommen seien, „solange sich die Leute benehmen“. Eine mehr als zynisch klingende Aussage, wenn man das Konzert vom 29.12.2011 in Dresden im Hinterkopf behält, nach welchem eine ursprünglich aus Kenia stammende Frau von Konzertbesucher_innen in der Nähe der Veranstaltungshalle rassistisch beleidigt, bespuckt und schließlich niedergeschlagen wurde.

Wir wollen keine Konzerte, auf denen Nazis geduldet und rechte Inhalte propagiert werden.

Wir rufen daher die Betreiber_innen des Pahlazzos und alle anderen Konzertveranstalter_innen und Clubbetreiber_innen dazu auf keine Bands spielen zu lassen, die der Grauzone oder dem Rechtsrock zuzuordnen sind.

Nationalismus ist nicht unpolitisch. Nazis und anderen rechten Gestalten die Party versauen.
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Ergänzungen

Inhaltliche Ergänzung

riotgirl 26.01.2012 - 11:37
"Eine mehr als zynisch klingende Aussage, wenn man
das Konzert vom 29.12.2011 in Dresden im Hinterkopf
behält, nach welchem eine ursprünglich aus Kenia
stammende Frau von Konzertbesucher_innen in der Nähe
der Veranstaltungshalle rassistisch beleidigt,
bespuckt und schließlich niedergeschlagen wurde."

Hmm... vergisst Du da nicht ´ne "Kleinigkeit"? Auf genau diesem Konzert wurde ja von der Band antifaschistische Sprechchöre angestimmt:  http://www.youtube.com/watch?v=YOelzieBRBw

Eine Band, die von der Bühne aus "Nazis raus!" ruft, fordert damit alle Nazis unter ihren Fans unmissverständlich auf, zu gehen und die Halle zu verlassen.

Gut möglich, dass da ein paar Nazis (man sieht z.B. auf dem Video einen Konzertbesucher, der bei "Nazis raus!" nicht mitruft, sondern den Mittelfinger in Richtung Bühne erhebt!) frustriert waren über dieses erfrischend deutliche Statement der Band, und ihren faschistischen Frust dann nach dem Konzert an der Frau abreagiert haben...

Weiß eigentlich jemand, wie es der Frau mittlerweile geht, und ob die Täter ermittelt werden konnten?

Zu

Freiwild 26.01.2012 - 11:49
Guter Artikel aus dem AIB:

FreiWild zwischen Kitsch und Subkultur
 http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/89/freiwild.php

Frei.Wild

Hamburger 26.01.2012 - 12:56
So langsam wirds doch langweilig. Falls sich jemand damit auseinandersetzen will, möge er doch bitte hiermit anfangen:

 http://www.youtube.com/watch?v=JMZR6CT-CtY

Frei.Wild = weder rechtsoffen, noch Nazis!!

FREI.WILD FAN 30.01.2012 - 20:06
FREI.WILD – Statement

„Als Band FREI.WILD möchten wir uns klar und geschlossen von jeglichem Extremismus, insbesondere von rechts gerichtetem, distanzieren. Frei sein, dahingehend, sich keiner extremistischen Vereinigung anzuschließen, sondern für sich zu denken, besitzt für uns einen hohen Stellenwert, was wir auch in einigen unserer Songtexte zum Ausdruck bringen. Als Südtiroler wissen wir, was es bedeutet, als Minderheit in einem Land zu leben, und wie wichtig es ist, in gegenseitigem Verständnis miteinander auszukommen.“

- Frei.Wild


Quelle:  http://www.backstage.eu/index.php/news/politics/190-freiwild-im-backstage

Link des Bündnisses gegen Frei.Wild in Pahlen

antiFW 23.02.2012 - 13:50

Frei.wild Statement

Freiwild-Fan 25.03.2012 - 19:24
Hi,

Ich fände es nur fair, wenn jetzt auch in irgendeiner Weise das Statement der Band in Pahlen erwähnt wird.
Ich denke, dass keiner das, was der Andere macht gutheißen muss, aber die Band und Fans haben guten Willen gezeigt, dass sie die Vorwürfe aus dem Weg räumen will und das wäre vielleicht ein erster Schritt, dass man in Zukunft respektvoller miteinander umgehen kann.

Liebe Grüße,
Ein Frei.Wild-Fan :)

guter Wille?

beobachter 07.04.2012 - 16:10
Leider haben die Fans - zumindest diejenigen, die am lautesten geschriehen haben - keinen besonders guten willen gezeigt. Stattdessen gab es Bedrohungen, Flaschenwürfe und Hitlergrüße - kannste hier (  http://shmokblog.blogsport.de/2012/04/01/frei-wild/ ) nachlesen.

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