DD: Interview mit Dresden Nazifrei

Dresden Nazifrei 23.01.2012 20:51 Themen: Antifa
Interview mit Martin Glück von Nazifrei Dresden stellt sich quer. Martin erläutert die aktuelle Situation in Dresden und die Planungen des Bündnisses für den 13.02 und 18.02.Erstveröffentlichung auf Indymedia.
Interview mit Martin Glück von Nazifrei Dresden stellt sich quer.

In der letzten Zeit kursieren ja viele Informationen zu dem Aufmarsch der Nazis in Dresden. Viele Menschen sind irritiert über die Unklarheit in der Mobilisierung, könntest du uns sagen, was es damit auf sich hat?

Martin: Die erfolgreichen Blockaden der letzten beiden Jahre zeigen Wirkung. 2010 kamen noch 7000 Nazis nach Dresden, im letzten Jahr machte sich nur noch die Hälfte auf den Weg, um von uns blockiert zu werden. In diesem Jahr gibt es eine erkennbare Frustration und Mobilisierungsschwäche der Nazis für den 18. Februar. Die lokalen Akteure aus JLO, NPD und Freien Kameradschaften betreiben keine erkennbare Mobilisierung für den Sonnabend. Die Angst vor einer weiteren Niederlage ist offensichtlich zu groß und die internen Konflikte um die dilletantische Organisation der Aufmärsche durch die JLO führen zu einer weiteren Schwächung.

Nicht schlecht, es ist also nicht damit zu rechnen, dass die Nazis einen Aufmarsch am 18.2. machen?

Martin: Naja, bundesweit ist der 18.2. im Demonstrationskalender der Nazis freigehalten worden und viele aktionsorientierte Nazis wollen unbedingt nach Dresden, haben bloß noch keinen Ausrichter gefunden. Deshalb ist es durchaus denkbar, dass in den nächsten Wochen noch einiges geschieht. Für uns ist deshalb klar, dass wir weiterhn zu den Blockaden nach Dresden mobilisieren, um einen Aufmaschversuch der Nazis zu verhindern. Deshalb wollen wir auch, dass die Busse zeitig genug in der Stadt sind und werden auch die Organisationsstrukturen für Blockaden bereithalten. Wir haben jetzt bereits einst Europas größten Naziaufmarsch so empfindlich geschwächt, jetzt im Februar 2012 machen wir den Sack zu und machen den Aufmarsch zu Geschichte.

Und was passiert, wenn die Nazis doch nicht nach Dresden kommen?

Martin: Für diesen Fall haben wir eine bundesweite antifaschistische Demonstration für 12 Uhr am Hauptbahhof in Dresden angemeldet, dort wo die Nazis im vergangenen Jahr von uns gestoppt wurden. Wir werden in diesem Fall eine Demonstration durch Dresden veranstalten. Wir wenden uns ja auch in unserem Aufruf massiv gegen die "sächsische Demokratie", die ungeheuerliche Kriminalisierung von BlockiererInnen und AntifaschistInnen durch die sächsische Polizei und Behörden. Längst ist uns allen klar, dass "Dresden" ein wichtiges Terrain eines gesellschaftspolitischen Konflikts geworden ist. Auf unserer Seite Menschen die Naziterror und Naziaufmärsche nicht länger hinnehmen wollen und denen einige wenige Worte dagegen nicht genug sind. Auf der anderen Seite ein entfesselter Obrigkeitsstaat, der immer noch so tut, als ob Zwickau nicht in Sachsen sei, und der seine moralisch lädierte Autorität mit aller Gewalt wiederherstellen will und dazu mündige Bürgerinnen und Bürger mit absurden Prozessen überzieht. Es gibt also viele Gründe am 18.2. nach Dresden zu fahren und wir rufen unsere bundesweiten und internationalen Freundinnen und Freunde dazu auf!

Aber nach zwei Jahren und tausenden von Buskilometern gibt ist eine gewisse Müdigkeit bei einigen Leuten nicht zu verleugnen, oder?

Martin: Klar, zu aller erst bei uns selber, aber dennoch wäre es fatal, wenn wir uns auf den letzten Metern nochmal von den Nazis düpieren lassen würden. Dem Naziaufmarsch in Dresden den Rest geben, Solidarität mit allen Betroffenen von Hausdurchsuchungen, Prozessen und Geldstrafen zu zeigen, die sächsischen Behörden in die Schranken weisen und vielleicht ja auch gemeinsam das Ende von Europas einst größtem Naziaufmarsch zu feiern, das sind doch viele gute Gründe, um nochmal in die Busse zu steigen!

Wie ist denn die Situation zum 13.Februar? Was ist da von Naziseite geplant und was unternimmt das Bündnis?

Martin: Bei den Nazis gerät der Montag stärker in den Blickpunkt. NPD und JLO mobilisieren neben einigen Freien Kameradschaften zu einem "Fackelmarsch". Im letzten Jahr waren am Sonntag den 13.2. auch über 1500 Nazis auf der Straße. In diesem Jahr könnten es ähnlich viele werden, obwohl der Aufmasch an einem Montag stattfindet, da den Nazis vielleicht ja nichts anderes bleibt. Dresden Nazifrei ruft dazu auf diesem Aufmarsch entschieden entgegenzutreten, es wird kurzfristig vor dem 13.2. dazu mehr Informationen auf unserer Seite geben. Wir rufen lokal und regional dazu auf mit uns gemeinsam den Nazis auch diesen Tag zu vermiesen. Ein weiterer Grund nach Dresden zu fahren ist der "Täterspuren" Mahngang. Im letzten Jahr noch unter fadenscheinigen Gründen verboten, ist es durch den politischen Druck gelungen den Mahngang in diesem Jahr problemlos anzumelden. Wir treffen uns um 13 Uhr am Comeniusplatz und gehen dann exakt die Route, die im letzten Jahr verboten wurde, am Wohnort des NS-Gauleiters Mutschmann vorbei zu den Orten der NS-Verbrechen und NS-Täter und setzen damit einen Kontrapunkt zu der Sicht, die vor allem die Bombardierung Dresdens in den Fokus jeglicher Erinnerungspolitik nimmt.

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Von NRW nach Dresden

Dresden Nazifrei / NRW 26.01.2012 - 09:25
Alle Infos zur Anreise aus Nordrhein-Westfalen unter:  http://www.nrw.dresden-nazifrei.com

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