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FFM: Auf zu „Occupy!“

Einige Frankfurter Linksradikale 08.11.2011 18:17
Auf zu „Occupy!“ - linksradikale Gesellschaftskritik verbreitern!

Wir sind der festen Überzeugung, dass die derzeitige Praxis der radikalen Linken, sich zu diesen Protesten zumeist gar nicht zu verhalten, falsch ist. Denn es gibt mehrere Eigenschaften dieser Bewegung, die sie in unseren Augen trotz ihrer kritikbedürftigen Anteile für undogmatische linksradikale Gesellschaftskritik attraktiv machen.
Es handelt sich in jedem Fall um gesellschaftliche Auseinandersetzungen auf einem thematischen Kernfeld der radikalen Linken. Es ist in unsren Augen essentiell, dieses eben genau nicht Spinnern und Verschwörungsfreaks zu überlassen, sondern sich einzumischen und Raum und Einfluss für radikale Gesellschaftskritik zu gewinnen. Alles andere käme einer freiwilligen Selbstmarginalisierung gleich.
Auf zu „Occupy!“ - linksradikale Gesellschaftskritik verbreitern!


Die globale „Occupy!“ Bewegung ist derzeit in aller Munde. Ein klarer Forderungskatalog, eine politische Stoßrichtung oder eine gemeinsame Analyse fehlen. Da soll zugleich „die Systemfrage“ gestellt und das Grundgesetz oder die Freiheit des Marktes verteidigt werden. Technologiegläubige Verschwörungstheoretiker wie das „Zeitgeist Movement“ treffen auf Liberale, die die Ursache der Krise in den Kohle- und Agrarsubventionen zu finden glauben. Die Idee des „Schwundzins“, die letztlich auf den Antisemiten Silvio Gesell zurückgeht, geistert als scheinbar praktikable Alternative zum derzeitigen Kapitalismus über das Camp. Man möchte so sehr für alle offen sein, dass sich zur Abgrenzung gegen rechtspopulistische Positionen nur nach zäher Auseinandersetzung durchgerungen werden kann. Politiker sämtlicher bürgerlicher Parteien äußern derweil ihr Verständnis für die Demonstrant_innen und versprechen gesetzliche Regulierungen.

Die Zurückhaltung, die die linksradikale Szene in Frankfurt in Bezug auf die „Occupy!“-Bewegung an den Tag legt erscheint also zunächst einmal völlig berechtigt. Was hat das Begehren nach einer herrschaftsfreien Gesellschaft schon mit dem Unmut „bestenfalls bauchlinker und meist bürgerlicher“ Demonstrant_innen zu tun, die noch dazu offensichtlich mehr von Verschwörungstheorien als von der „Kritik der politischen Ökonomie“ inspiriert sind?

Wir sind dennoch der festen Überzeugung, dass die derzeitige Praxis der radikalen Linken, sich zu diesen Protesten zumeist gar nicht zu verhalten, falsch ist. Denn es gibt mehrere Eigenschaften dieser Bewegung, die sie in unseren Augen trotz ihrer kritikbedürftigen Anteile für undogmatische linksradikale Gesellschaftskritik attraktiv machen.

Zunächst einmal kristallisiert sich die „Occupy“-Bewegung an einem Punkt, an dem der prinzipiell krisenhafte Charakter der kapitalistischen Produktionsweise manifest und offensichtlich wird. Diese Erkenntnis findet sich in der Bewegung „überraschender Weise“ nicht in den Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie, sondern entspricht dem verdinglichten Bewußtsein. Weil aber Bewegungen dynamische Prozesse sind, in denen sich auch viele der beteiligten Menschen mit ihren Überzeugungen verändern, bietet sich hier die Chance, die prinzipielle Widersprüchlichkeit und Krisenhaftigkeit dieser Produktionsweise zu thematisieren. Dabei ergibt sich vor allem die Chance, dies in einem sozialen Kontext zu tun, der mit solchen Gedanken sonst wohl nur schwer in Berührung kommen würde.

Dies führt zum zweiten Punkt, der „Occupy!“ für die radikale Linke attraktiv macht: die prinzipielle Offenheit der Bewegung. Was die Bewegung will, ist völlig umstritten. Worin der Kern der Krise besteht und in welche Richtung die gesellschaftliche Entwicklung gehen soll, ebenso.

Die Offenheit ist in so fern problematisch, als sie die Marginalisierung von bescheuerten Positionen erschwert. Doch wenn tausende von Menschen von sich aus, ohne linksradikale Initiative auf die Straße gehen, weil sie unzufrieden sind mit der Ökonomie in der sie leben, weil sie instinktiv spüren, dass die Gesellschaft in der sie leben verrückt ist, ohne zu begreifen woran das liegt, dann ist das auch eine Chance. Zahlreiche Leute wollen betont offen debattieren, wie die gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung weitergehen soll. Sich dort einzumischen ist ohne jeden Zweifel eine Möglichkeit, Menschen für unsere Ideen zu gewinnen.

Die Form dieser Einmischung führt uns zum dritten Punkt, dem betont antiinstitutionellen Charakter der „Occupy!“-Bewegung. Diese nimmt zwar sämtliche Infrastruktur gern von etablierten Organisationen und Parteien, achtet aber peinlich genau darauf, dass diese nirgends mit ihren Labels präsent sind. Dies kann einerseits als historischer Lernprozess interpretiert werden, in dem Leute erkannt haben, was in den letzten Jahrzehnten allzu oft das Schicksal sozialer Bewegungen war. Eher aber scheint es einem weit verbreiteten Gefühl zu entspringen, von keinem Akteur repräsentiert zu werden und keinem vertrauen zu können. Dem entspricht eine Tendenz zur Selbstorganisierung: alles soll auf Plenas (hier auf spanisch Asamblea genannt) diskutiert werden und in AG` s ausgearbeitet werden. Dieser Anspruch ist uns strukturell nahe, daran können wir anknüpfen.

Auf der inhaltlichen Ebene zeigt sich diese Tendenz in der Forderung nach basisdemokratischer Mitbestimmung. Diese scheint in der Bewegung Konsens zu sein und bezieht sich auch auf ökonomische Fragen. Gerade hier bieten sich Anknüpfungspunkte für linksradikale Inhalte. Wir sind uns alle einig, dass eine befreite Gesellschaft nicht hinter die, von ihnen selbst allzuoft unterlaufenen, Minimalstandards bürgerlich-demokratischer Gesellschaften zurückfallen darf. Und was ist die Selbstverwaltung, die wir in unseren Läden praktizieren und die wir für ein Modell zur gesamtgesellschaftlichen Organisierung halten anderes, als radikale Basisdemokratie? Es gibt für die radikale Linke also allen Grund gerade den in der „Occupy!“-Bewegung omnipräsenten Begriff der Demokratie nicht aufzugeben, sondern um seine Deutung zu kämpfen.

Die Skepsis gegen etablierte politische Akteure trifft allerdings auch uns. Mit dem Anspruch auf die Verkündigung der einzig wahren Wahrheit herum zu laufen ist nicht nur prinzipiell bescheuert, sondern würde hier auf besonders hartnäckige Abwehr treffen.

Bisher haben auf dem Camp in Frankfurt schon eine Reihe von Workshops mit eindeutig linksradikalen Inhalten stattgefunden: zur Kritik der politischen Ökonomie, zur Staatstheorie und der Kritik der Polizei, zur sogenannten „Zinskritik“ und der Vorgeschichte von „Occupy!“ in Kairo, Madrid, Athen und anderswo. In einem nächsten Schritt erscheint es uns sinnvoll nicht nur auf dem Camp mit inaltlichen Workshops präsent zu sein, sondern auch auf den Demonstrationen nach außen hin sichtbar zu werden. Das wäre am einfachsten mit Transpis, Plakaten und Parolen zu schaffen. Ein sogenannter „Schwarzer Block“ erscheint uns zu diesem Anlass wenig sinnvoll.

Und was ist mit den Spinnern, die da mitlaufen? Wir gehen davon aus, dass es zielführender ist, für uns und unsere Inhalte Raum und Anerkennung zu gewinnen, als uns an Einzelpersonen mit bescheuerten Plakaten abzuarbeiten. Das bedeutet natürlich nicht, dass irgendwer irgendwas hinnehmen soll, was ihm oder ihr nicht passt.

Auch uns gefällt vieles nicht, was wir auf diesen Demos sehen. Insgesamt erkennen wir in ihnen aber einen Ausdruck einer weit verbreiteten Unzufriedenheit mit der Krise der Ökonomie. Viele vermuten, dass „Occupy!“ die nächsten beiden Monate nicht überstehen wird. Doch auch wenn das der Fall sein sollte wird die Unzufriedenheit der Leute ebenso wenig verschwinden wie die zu Grunde liegende Krise. In so fern werden Phänomene wie „Occupy!“ in den nächsten Jahren wahrscheinlich öfter auftreten. Noch ist auch nicht ausgemacht, dass die BRD auf Dauer ein Gewinner der Krise bleibt. Sollte sich das für breite Schichten ändern ist ohnehin mit einer Verschärfung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu rechnen. Es handelt sich bei „Occupy!“ in jedem Fall um gesellschaftliche Auseinandersetzungen auf einem thematischen Kernfeld der radikalen Linken. Es ist in unsren Augen essentiell, dieses eben genau nicht Spinnern und Verschwörungsfreaks zu überlassen, sondern sich einzumischen und Raum und Einfluss für radikale Gesellschaftskritik zu gewinnen. Alles andere käme einer freiwilligen Selbstmarginalisierung gleich, in diesem Sinne:


Auf zu „Occupy!“ - linksradikale Gesellschaftskritik verbreitern!


Beteiligt euch an den Demos und Aktionen der nächsten Wochen!


z.B.: 11.11.: Globaler Aktionstag – informiert euch über die weiteren Termine.

*Es handelt sich bei diesem Text um ein Arbeitspapier, das in einem Diskussionsprozess einiger Linksradikaler aus verschiedenen Frankfurter Gruppen entstanden ist. Er richtet sich explizit nicht an die Demonstrant_innen auf den "Occupy!"-Demos.
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Ergänzungen

Occupy + Bildungsstreik + Allgemeine Bambule

Basis 08.11.2011 - 18:57
Richtig !

Am 17.11. ist auch Bildungsstreik WELTWEIT !

Occupy + Bildungsstreik + Allgemeine Bambule + ...

Krise in Kamp Krusty

Larry McBain 08.11.2011 - 19:15
Also, in Berlin sind die Okkupanten mittlerweile nur noch ein Furz im Wind. Immerhin schafften es gestern noch 10(!) Leute zur täglichen Assamblea vor den Reichstag. Das Camp dümpelt auch so vor sich hin. Wenn nicht mal gerade nachts im Livestream dort der Camp-Kindergarten in die Kamera blödelt, oder ein "Moderator" unmotiviert vor sich hinblubbert, dann kann es auch schonmal passieren, daß Gäste um das Lagerfeuer zu berichten wissen, in den politischen und wirtschaftlichen Schaltzentralen der Welt sitzen hauptsächlich Juden. Dies wird dann einfach so stehen gelassen. Kritik? Fehlanzeige.

Mittlerweile haben sie auch mitbekommen, daß ihre Anfangseuphorie verflogen ist, und die erhofften Massen nicht hinter ihnen stehen sondern zuhause bleiben.

Ob es sich lohnt, dort von linker/linksradikaler Seite noch zu intervenieren und neuen Schwung dort rein zu bringen? Keine Ahnung. Erwünscht ist es jedenfalls ausdrücklich nicht. Es findet eigentlich eine Abgrenzung zu allem möglichen statt. Nur Individuen sollen sich dort einbringen dürfen. Egal ob links oder rechts, alle Einzelpersonen dürfen sich dort einbringen. Querfront lässt grüssen. Während aber die Abgrenzung zu linken Gruppen weiterhin energisch verteidigt wird, nimmt das Camp schonmal das Asyl auf Kirchengelände an, oder bittet den Regierenden Bürgermeister von Berlin (Wowereit, SPD) um einen neuen Campingplatz.

Richtig so!

symphatisantenokuppant 08.11.2011 - 19:40
Endlich machen sich mal Leute die richtigen Gedanken! Wir können dort bestimmt einiges bewegen und sollten die Chance und die weltweite Vernetzung nicht verpuffen lassen. Und bevor jetzt jemand mit "Reformisten, Esoteriker, etc" kommt. Natürlich gibts die da. Und? Die sind in der Anti-AKW Bewegung auch zu Hauf vorhanden, von daher kein Argument sondern gerade wichtig das man diesen Leuten nicht das Feld überlässt.

@larry mcbain

grom 08.11.2011 - 21:02
"daß Gäste um das Lagerfeuer zu berichten wissen, in den politischen und wirtschaftlichen Schaltzentralen der Welt sitzen hauptsächlich Juden. Dies wird dann einfach so stehen gelassen. Kritik? Fehlanzeige."

wo kein kritiker ist, kann auch keine kritik stattfinden.
deswegen: hingehen! mitmachen! intervenieren!


"Mittlerweile haben sie auch mitbekommen, daß ihre Anfangseuphorie verflogen ist, und die erhofften Massen nicht hinter ihnen stehen sondern zuhause bleiben."

ob unter diesem label oder einem anderen ("echte demokratie" o.ä.) - die sache wird nächstes jahr erst richtig heiß. es ist überraschend, daß es sich überhaupt so lange halten konnte. aber die krise hört ja nicht auf, im gegenteil, jetzt geht es erst richtig los.
deswegen: hingehen! mitmachen! intervenieren!

damit wir nächstes jahr keine "volksbewegung" haben, sondern einen aufstand der bevölkerung.

Netzwerkknotenpunkt occupyBerlin

Berlin 08.11.2011 - 21:27
Netzwerkknotenpunkt der #occupyBerlin Bewegung  http://occupyberlin.info

Kritik

Plonk 09.11.2011 - 00:05
@grom: es gab Kritik, aber nicht von Leuten aus der Gesprächsrunde am Feuer, sondern von ausserhalb im Chat. Und wie mit so etwas umgegangen wurde siehst du ja z.B. im Posting von frantiska 08.11.2011 - 21:09. Im Chat herrscht bei solcher Kritik Ignoranz oder Überheblichkeit. Da wird es im Camp direkt nicht anders sein. Manche Leute haben eben nicht die Zeit (und wahrscheinlich auch nicht den Nerv), sich tage- und wochenlang dort hinzusetzen und mit den Campern solche Sachen auszudiskutieren.

Das Problem ist, dass Kritik an den meisten Leuten dort einfach abperlt. Jeder der Kritik äusserst, ist dort erst mal ein verdächtiger Troll, der gegen die "Bewegung" arbeitet, also ein Angriff von aussen.

banken in die schranken!

schranke 09.11.2011 - 00:28
am 12.11. in berlin und frankfurt:
 http://banken-in-die-schranken.de/

#occupy Frankfurt? Querfrontscheisse

Housemeista FFM 09.11.2011 - 01:33
Gruppenkuscheln mit der FDP:
 http://www.fr-online.de/frankfurt/fdp-trifft-occupy-frankfurt-plaudern--im-rebellencamp-,1472798,11084676.html

Der Hübner-Nazi von nebenan ist doch ganz nett und macht auch praktisch was:
 http://www.fr-online.de/frankfurt/kapitalismus-kritik-occupy-frankfurt---gehoert-der-hierhin-,1472798,11121476,view,asFirstTeaser.html

Mit solchen Gestalten will ich als Linksradikaler nichts, aber auch gar nichts zu tun haben.

Anspruch: international

weiterer Punkt 09.11.2011 - 10:47
Danke schonmal für den Text, die Internetferndiagnose-Kommentare am besten mal ausblenden, ich würde noch um einen Punkt ergänzen wollen, der ebenfalls einer linksradikalen Kritik nahe kommt und gerade rechten Gruppierungen tendenziell entgegen steht.

Internationalismus/Globale Bewegung

Die occupy-Bewegung lernt international und orientiert sich dementsprechend, es werden verschiedene Aktionstage ausgerufen und ihre Orientierung ist keineswegs so das es um "bundesweite" Aktionen geht, wie es die Studies doch gerne betreiben. Nein ihre Orientierung sind internationale Aufrufe, die unterschiedlichen Ursprungs sind. Es wird sich grenzüberschreitend darauf bezogen, eine weiterer Punkt der nationalistische Positionen nicht anschlussfähig macht. Und mit der richtigen Kritik wird da auch kein Antiamerikanismus draus, denn es gibt ebenfalls eine starke Orientierung an den amerikanischen Basisbewegungen. Über Regierungen schimpfen finde ich aus linker Perspektive richtig, egal welcher. Die deutschsprachigen Teile der Bewegung sind im Diskurs geradzu gezwungen zu differenzieren, sprüche wie "die Amis" funktionieren nicht, denn sie gehen gemeinsam mit ihnen auf die Straße.

@bea

. 10.11.2011 - 00:22
mal abgesehen davon daß du scheinbar nicht verstanden hast was struktueller antisemitismus überhaupt ist (ist nämlich falsch erklärt in deinem blog) setz dich lieber mal mit dem inhalt+wirken deiner sog. "kritik" außeinander. oder geh weiter jungle world lesen und egotronic hörn, damit passt du nämlich gensauso gut ins "feindbild" wie bandbreite aufm dgb-fest.

OccupyBerlin: Besetzung im Regierungsviertel

Na 10.11.2011 - 00:37

Sa. 12.11. Kiel: Linksradikaler Block

AG "Scheißzeit-Movement" 11.11.2011 - 11:13
"Die Krise heißt Kapitalismus!"

Antikapitalistischer und antifaschistischer Block auf der Kieler Krisendemo am 12.11.2011

In dieser Woche findet ein weiterer globaler Aktionstag gegen die Krise statt. Weltweit werden, wie schon verstärkt in den vergangenen Wochen, wieder unzählige Menschen auf die Straße gehen, um ihren Unmut über die Krisenerscheinungen des Kapitalismus und die Abwälzung ihrer Lasten von oben nach unten zu bekunden. Auch in Kiel wird zu einer Demonstration mobilisiert, zu der der Krisen-Ratschlag und das Occupy-Camp am Kleinen Kiel aufrufen.

In den vergangenen Wochen ist es auch in der Bundesrepublik vermehrt zu Protesten anlässlich der seit 2008 andauernden weltweiten ökonomischen Krise gekommen, die sich meist eng an der us-amerikanischen Occupy Wallstreet-Bewegung orientiert haben. Diese zeichneten sich durch das Bemühen um eine inhaltliche Offenheit aus, die neben der längst überfälligen Kritik an den Zumutungen der krisenhaften kapitalistischen Verhältnisse, immer wieder auch reaktionären, antimodernen, autoritären und antisemitischen Positionen und Organisationen eine Bühne gaben. Eine solche Anschlussfähigkeit für krude Inhalte wurde nicht zuletzt durch die starke Fixierung der Occupy-Bewegung auf die Finanzwirtschaft als vermeintliche (aber falsche) Ursache der ökonomischen Krise begünstigt.
Auch auf Treffen und Aktionen der jüngsten Krisenbewegung in Kiel wurden solche Tendenzen wiederholt sichtbar.

Nichtsdestotrotz werden wir in Zeiten, in denen die menschenfeindlichen Auswirkungen der kapitalistischen Produktionsweise auf die Insassen der durch sie strukturierten Gesellschaften offensichtlicher denn je zu Tage treten und in denen nicht nur in Griechenland ganze Bevölkerungen im Namen des Sachzwanges unter rassistischen Begleitklängen entmündigt werden, weil sie sich weigern, dem Beispiel des volksgemeinschaftlichen Gürtel-enger-schnall-Weltmeisters Deutschland zu folgen, die öffentliche Kommentierung der Krise auf der Straße nicht irgendwelchen Verschwörungsfreaks, Antisemit_innen und sonstigen Irrationalist_innen überlassen. Wir wollen auf der Demo mit emanzipatorischen Positionen präsent sein und inhaltlich das gesamte kapitalistischen Scheißsystem, mitsamt seiner Verwertungszwänge und seines elendigen Konkurrenzprinzips zur Verantwortung ziehen. Denn nicht nur die Finanzmärkte gehören entmachtet, wie es das Demonstrationsmotto für Samstag einfordert, sondern der ganze Markt an sich abgeschafft.

Wer wie wir für eine solche linksradikale Perspektive zur Überwindung der Gesamtscheiße zugunsten einer solidarischen Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung jenseits des Kapitalismus werben und gleichzeitig Anhänger_innen von Nationalismus, Chauvinismus, Antisemitismus und Arbeitsfetischismus eine Absage erteilen möchte, den_diejenige rufen wir dazu auf, am Samstag mit uns an der Demo teilzunehmen.

Internationale soziale Revolte statt Chauvinismus, Antisemitismus und Arbeitswahn!
Kapitalismus abschaffen!


Kommt in den antikapitalistischen und antifaschistischen Block auf der Kieler Krisendemo:

Samstag 12.11.2011 | 12 Uhr | Kiel Hauptbahnhof


Es wird wieder ein offenes Mikrophon geben. Nutzt die Gelegenheit zur Hörbarmachung emanzipatorischer Inhalte!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 6 Kommentare

ich glaub mich tritt eine ganze Herde Pferde

Wortwählerisch 08.11.2011 - 20:53
»Marginalisierung (von lateinisch margo, „Rand“) ist ein Prozess, bei dem Bevölkerungsschichten an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und dadurch noch weniger am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Im extremen Fall endet Marginalisierung für die Betroffenen in Krankheit oder Hungertod. Dies kommt heute in den Industrieländern, in denen meist noch ein funktionierendes System der sozialen Sicherheit vorhanden ist, kaum vor, ist aber in vielen Entwicklungsländern verbreitet.«

Occupy freiwillige Selbstmarginalisierung! Wie heisst es: "dumm geboren wird keiner dumm wird man gemacht"

An den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden ist ja wohl eher Aufgabe des internationen Finanzkapitals, der Banken. Wer selbst versteht was'a schreibt ist mir wessendlich lieber als 'Studies' die alle möglichen Wörter (be)nutzen und dem/r Leser/in seitenweise erklären, dass dieses Geschreibsel für ihn/sie nicht von Bedeutung ist.

Wie wäre es mit einer neuen Erfindung, statt der Fussnoten, die lyrischen Fremdwörter gleich anfangs erklären. Vielleicht bin ich schon viel zu Marginalisiert oder habe mich selbst Marginalisiert und bilde mir nur ein dieses Banken und Reichtumsproblem zu begreifen, ich habe nichts davon wenn die mich an ihrem "Blutgeld" beteiligen! (ich geh ja auch nicht zur Bundeswehr)

(Ps ach so. Jeder mensch hat das Recht Sprache zu verändern, die hatten in Babel zB. auf einmal kein Wort mehr verstanden)









ups, neues Wort: "Sexualfaschismus"

du dummbatze

frantiska 08.11.2011 - 21:09
@larry

mach ne therapie.

Lohnt nicht!

autonome kritik 09.11.2011 - 11:10
Occupy war in der BRD zu großen Teilen ein Medienhype und ist mittlererweile so tot wie die Friedensbewegung der Achtziger. Ohnehin sammelte sich bei Qccupy vom Selbstverständnis her vor allem naive Empörung und Wutbürgertum in systemstabilisierender Funktion als neue Mitte. Wirklich kritische Politik ist dort nicht zu machen. Der Fisch stinkt in diesem Fall vom Kopf her und es wäre politisch falsch dieses Elend durch Beteiligung auch noch aufzuwerten.

Kritik an Occupy

Bea 09.11.2011 - 21:19
Occupy – Eine Bewegung zwischen verkürzter Kapitalismuskritik und strukturellem Antisemitismus. Ein Artikel von mir auf:

 http://bea.blogsport.de/2011/11/08/occupy-eine-bewegung-zwischen-verkuerzter-kapitalismuskritik-und-strukturellem-antisemitismus/

Was wäre denn

Bea 12.11.2011 - 23:39
@.

Was wäre denn deiner Meinung nach eine gelungene Definition von strukturellem Antisemitismus. Oder anders: wie würdest du ihn erklären?
Ich bin ja bereit zu lernen.

AUFRUF

* 16.11.2011 - 12:26
Der Aufruf ist richtig ! geht hin, interveniert und verändert was. oder bleibt am rand stehen, wenn sich in der Krise Unmut artikuliert von leuten, die den selbtreferentiellen veranstaltungen des linksradikalen spektrums bisher ferngeblieben sind. es fehlt dort an ökonomischen sachverstand, ganz klar. möglichweise auch an der richtigen einstellung gegenüber den verschiedenen staatsorganen. eine radikalisierung ist nötig, denn "revolutionäre" bestrebungen können nicht mit der stadtpolizei ausgehandelt werden.
wichtig wäre das verständnis und die einsicht, dass es einen kapitalismus ohne krisen/kriege/ausbeutung nicht gibt, dass es sich icht nur um den finanzsektor handelt und dass eine reformierung dieses system - erst recht global gesehen - nicht wünschenswert erscheint. so könnten gemeinsam auf grundlage einer analyse der krisenursachen handlungsperpektiven und -alternativen entworfen werden. die bewegung muss wachsen will sie wirksam werden und zugleich weniger diffus. das ist zunöchst ein widerspruch. allerdings sollte diese chance nicht vertan werden.