Bericht vom CFM-Streik

RIO 19.09.2011 01:20 Themen: Soziale Kämpfe
Ein erster Eindruck zum Streik der Beschäftigten des Charité Facility Management anhand unserer Erfahrungen vom Campus Benjamin Franklin der Charité in Berlin-Steglitz
Noch lässt die Streikbeteiligung auf sich warten, aber das muss nicht so bleiben!

Vor einer Woche sind die KollegInnen des Leiharbeitsunternehmen Charité Facility Management (CFM)* in den Streik getreten. Oder, um nicht zu übertreiben: Ein kleiner aber mutiger Teil des CFM-Personals befindet sich im Streik.

Fünf Tage nach dem Beginn des Streiks liegt die Beteiligung noch immer bei weit unter 10%. Am geographisch vergleichsweise isolierten Standort Campus Benjamin Franklin (CBF) ist sie noch niedriger.

Der CFM-Streik ist aus unserer Sicht sehr wichtig. Nicht nur weil die Charité eines der größten Unternehmen Berlins ist, sondern auch, weil ein siegreicher Arbeitskampf bei ihrer Leiharbeitstochter einen folgenreichen Präzedenzfall für den Klassenkampf in Deutschland darstellen könnte - und dass in einer Zeit in der die Bourgeoisie, die ArbeiterInnen für die Krise zahlen lassen will.

Deswegen waren wir ab Montag um 5 Uhr früh vor Ort am CBF, um den Streik zu unterstützen – gemeinsam mit einigen Mitgliedern der Streikleitung und GenossInnen der SAV.

Unsere Solidaritätsarbeit findet an zwei Fronten statt. Erstens bemühen wir uns Öffentlichkeitsarbeit für den Streik zu machen. Wir haben es zum Beispiel geschafft, dass die Bildungsstreikkonferenz (und die anwesenden politischen Organisationen) eine Soli-Erklärung für den CFM-Streik unterschrieben haben.

Zweitens sind wir direkt bei der Charité. Am Campus Benjamin Franklin versuchten wir die Beteiligung zu erhöhen. Dafür sammelten wir unter anderem Soli-Unterschriften, um mit KollegInnen und Patientinnen ins Gespräch zu kommen. Da die Beteiligung während der Woche nur wenig gestiegen ist, haben wir am Freitag früh eine Art Streikposten am CBF eingerichtet. Mit Musik und Getränken trugen wir zu einer guten Stimmung bei. Unsere Idee war, mit einfachen Mitteln zu zeigen, dass Streiken sich lohnt. Auch sammelten wir Spenden für eine kleine Streikkasse. Durch den Streikposten war der Streik präsenter und wir konnten einfacher mit dem nichtstreikenden Personal ins Gespräch kommen und Überzeugungsarbeit leisten. Diese Aktion war auch sehr gut für die Stimmung der Streikenden am CBF.

Dennoch ist es ein Problem, dass wir und einzelne KollegInnen es sind, die diese Arbeit spontan von sich aus machen. Der Großteil der Streikenden des CBF befindet sich am zentralen Streiklokal an einem anderen Campus. Dort sollten aber Streikversammlungen stattfinden, um u.a. auch Streikposten und Mobilisierung an den verschiedenen Standorten zu organisieren. Das wäre eine Notwendigkeit für den Erfolg des CFM-Streiks.

Wir möchten alle einladen, sich an unserer Solidaritäts-Delegation am Mittwoch, den 21. September 2011, zu beteiligen. Der Treffpunkt ist vor dem Haupteingang des Virchow-Klinikums (U-Bhf. Amrumer Straße) um 9 Uhr.

// Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO), Berlin, 19.09.2011

*Die Charité Facility Management GmbH (CFM) ist eine Tochtergesellschaft des landeseigenen Universitätsklinikums Charité, die sich dort um alle nichtmedizinische Arbeiten kümmert (z.B. Sterilisierung, Küche, Sicherheitsdienst oder Reinigung). Vom rot-roten Senat teilprivatisiert, gehört sie zu 51% der Charité und zu 49% privaten Investoren, wie der Dussmann-Gruppe. Die CFM ist bekannt für ihre prekären Arbeitsverhältnisse. Die CFM-Beschäftigten streikten schon in Mai gemeinsam mit ihren Kollegen von der Charité (v.a. Pflegepersonal), welche jedoch nach einer Woche mit der Aussicht auf einen eigenen Tarifabschluss den Streik beendeten. Die CFMlerInnen streikten noch eine Woche alleine, um dann monatelange, ergebnislose Tarifverhandlungen zu bekommen. Die Gewerkschaften Ver.di und gkl (Deutscher Beamtenbund) haben jetzt zu einem unbefristeten Streik aufgerufen, mit einem Tarifvertrag als zentraler Forderung.
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Ergänzungen

dfgds

sdfgfsd 19.09.2011 - 02:37
Die CFM ist keine Leiharbeitsfirma.
Die Mitarbeiter sind dort angestellt und arbeiten an den drei Charite Standorten.
Die CFM holt sich aber, nicht nur jetzt während des Streiks, verstärkt Zeitarbeitskräfte von diversen Verleihern und lässt sie dauerhaft bei sich arbeiten.

Soli

Solidarischer Mensch 19.09.2011 - 20:15
Solidaritätserklärung von SchülerInnen und Studierenden:
 http://www.revolution.de.com/revolution/1109/charite/index.html

Solidaritätsbotschaft von der Gewerkschaft der nicht-akademischen ArbeiterInnen der Universität von Sao Paolo
 http://www.revolution.de.com/revolution/1109/charite/usp.html