[BS] Hausdurchsuchung und Polizeibrutalität

mr.s 24.06.2011 18:46 Themen: Antirassismus Repression
In der Nacht vom 21. auf 22. Juni fand in Braunschweig eine rechtswidrige Hausdurchsuchung und ein brutaler Übergriff auf 5 junge Menschen statt, die geschlagen, gedemütigt und bis zu neun Stunden in Isolationszellen festgehalten wurden. Die Polizei konnte den Betroffenen auf Nachfragen weder Tatvorwürfe noch Rechtsgrundlagen für ihre Maßnahme nennen.
Nachdem sich die Meldungen von Übergriffen durch die Braunschweiger Polizei in den letzten Jahren häuften, fand in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni erneut ein skandalöser Fall von Polizeigewalt und -Willkür statt.

Am frühen Dienstagabend kontrollierte die Polizei eine Gruppe migrantischer Jugendlicher in Braunschweig-Weststadt. Der Passant Karl P. mischte sich ein und stellte kritische Fragen, worauf die Polizei versuchte, ihn wegzuschicken. Als dieser sich jedoch nicht weiter von ihnen einschüchtern ließ und sich auch auf ihre Gewaltandrohungen hin unbeeindruckt zeigte, drückten die Polizisten Karl an eine Wand und führten ihn in Handschellen ab, um ihn in die Gefangenensammelstelle in der Friedrich-Voigtländer Straße zu bringen.

Dort angekommen zogen die Bullen Karl aus, wobei ihm seine Hose weggenommen wurde, beleidigten und schlugen ihn, traten ihm ins Gesicht, drohten ihm den Arm zu brechen und die Hoden abzutrennen und sperrten ihn für neuen Stunden in eine Einzelzelle. Ausserdem wurde ihm gegen seinen Willen Blut abgenommen.

Mit einem bei Karl gefundenen Schlüssel versuchten daraufhin acht Polizisten in die Wohnung seiner Braunschweiger Gastgeberin einzudringen, wobei ihnen der Eintritt zuerst nicht gewährt wurde und sie sich daraufhin mit dem Würgen und Beleidigen eines Gastes Zutritt verschafften. Nachdem sie sich die Wohnung anschauten und einige Gewaltandrohungen aussprachen, verließen die Polizisten die Wohnung jedoch wieder.

Durch diesen Vorfall von Karls Ingewahrsammnahme informiert, machten sich daraufhin vier Freund_innen von Karl auf zur Gefangenensammelstelle, um Kontakt zur Polizei herzustellen und Informationen zu bekommen. Schon bei dem Versuch, Kontakt herzustellen, gab es eine weitere brutale Verhaftung, bei der wieder ausgezogen, gedemütigt und beleidigt wurde.

Zu keinem Zeitpunkt hat die Polizei Informationen zu ihren Massnahmen herausgegeben – weder den Inhaftierten, noch deren Angehörigen. Die Festgenommenen durften weder Telefonieren, noch eine_n Anwält_in einschalten. Die Polizei gab auf Nachfragen keine Angaben dazu, was den Festgenommenen vorgeworfen wird, auch nicht was die Rechtsgrundlage oder die Dauer der Maßnahme anging.

Ohne Informationen, warum und wie lange ihre Freunde nun eingesperrt werden, forderten die 3 übrigen Personen vor den verschlossenen Toren der Polizeiwache mit Kreide die Freilassung ihrer Freunde. Daraufhin wurden diese ebenfalls ohne jede Vorwarnung oder jeden ersichtlichen Grund brutal verhaftet, beleidigt und bis zu 5 Stunden in Einzelzellen gesperrt.

Vorfälle wie dieser sind kein Einzelfall -erst recht nicht in Braunschweig!
Nachdem letztes Jahr ein 16 jähriger auf der Straße von der Polizei verhaftet, ausgezogen, beleidigt und geschlagen wurde und Anfang des Jahres ein Mann von einem Polizeiauto angefahren im Krankenhaus lag, weil er ihnen vorher den Mittelfinger zeigte, lässt sich hinter all diesen (und all den unveröffentlichen Taten) eine Linie erkennen. Diese Linie ließe sich mit dem Braunschweiger Ex-NPDler Gert Hoffmann erklären, der aus “rein strategischen Gründen” zur CDU wechselte und nun Bürgermeister von Braunschweig ist.


“Wir, die Menschen ohne Parlamentsausweis, ohne Uniform und ohne Isolationszellen, wollen uns diesen Umständen nicht anpassen! In einer Welt, geprägt von der widerwärtigen Logik, arme, ausgegrenzte, nicht-europäische oder unkonforme Menschen zu bestrafen, anstatt sie zu unterstützen, wollen wir nicht zurückschrecken, wenn die Bullen uns das nächste mal drohen uns den Arm zu brechen!”, so einer der Betroffenen.
“Die Braunschweiger Polizei meint offensichtlich, sich ohne Konsequenzen in einem rechtsfreien Raum aufhalten zu können. Aber wir wehren uns: in den Zellen, in denen wir über mehrere Stunden lautstark die Freiheit aller Gefangenen gefordert haben, auf der Straße und vor Gericht!”, so der Verhaftete weiter. Den Umständen entsprechend gehe es ihnen gut und sie prüften nun eine mögliche juristische Reaktion.

“Für eine Welt ohne Strafe und Knäste! Nehmt euer Leben selber in die Hand!”
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

taz artikel

unterstützi 24.06.2011 - 19:23

Wie die Wildsäue...

S. Dick 25.06.2011 - 13:41
Tja, manchmal führt sich die Nds. Polizei – auch außerhalb ihrer Kessel – auf wie die Wildsäue. Hat schon ein biss’l was von "Arroganz der (Staats)Macht"!

 http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-goettingen/goettingen/wir-bedauern-vorfall-1296043.html

organisierung statt spontandemos

spielverderber 26.06.2011 - 09:58
nur keine schnellschüsse mit einer "spontanen" minidemo mit 30 eingeweihten szenehängern nach geschäftsschluss in der city. das ist nur ungerechtfertigte selbstbeweihräucherung und kanalisiert nur die berechtigte wut, denn die erfahrung in Bs zeigt, dass nach solchen "spontandemos" nichts mehr passiert, von ihrer bedutungslosen aussenwirkung mal abgesehen. die braunschweiger zeitung schweigt über den vorfall wie über viele andere bullenübergriffe. es ist also unsere aufgabe, den konkreten vorfall, wie so viele andere auch selber öffentlich zu machen und den zusammenhang zwischen einer zunehmend sadistischer und enthemmter auftretenden polizei und der verschärfung kapitalistischer zumutungen aufzuzeigen. alles andere würde sich in reformistischen rufen nach einer "demokratischeren" polizei verlieren bzw. in diskussionen über "verhältnismassigkeit". es gibt keine "verhältnismässigen" polizeieinsätze! genausowenig wie es einen "verhältnismäßgen" kapitalismus gab, gibt noch geben kann! ALL COPS ARE PIGS!

Polizeiterror braucht Öffentlichkeit

Benno 29.06.2011 - 10:24
Bitte helft mit, die Zustände in Braunschweig öffentlich zu machen. Die Übergriffe müssen Folgen haben - sonst fühlen sich die Täter in ihrem Handeln bestätigt. Das geht aber nur, über den Druck der Öffentlichkeit und wenn die Polizei, Braunschweig, Niedersachsen und die CDU fürchten müssen, in Verruf zu geraten.

Verbreitet den Artikel der taz (Kurzlink für Social Media:  http://is.gd/d1p1vn ) oder diesen hier, oder schreibt eigene Artikel.

Darüber hinaus: Nachdem ich hier immer wieder über Polizeigewalt und Polizei-Übergriffe schreibe: Wie wäre es, nach dem Vorbild von Guttenplag & VroniPlag ein Wiki zur Dokumentation von Polizeigewalt aufzubauen?

Am Mittwoch,29.6. findet wegen der Vorfälle um 14:30 Uhr eine Kundgebung vor der Polizeiinspektion in Braunschweig, Friedrich-Voigtländer-Str 41, statt.

Bitte weitersagen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

besuch in braunschweig — achtcolaachtbier

demo — machen