Dresden: Extremismustheoretiker bei Burschis

Dresdner Exil-Antifa 20.05.2011 21:39 Themen: Antifa
Für den 26. Mai 2011 kündigt die „Aachen-Dresdner Burschenschaft Cheruscia“ in ihrem Semesterprogramm einen Vortrag mit dem Titel „Wieviel Platz ist zwischen CDU und NPD?“ an.
Referent des Abends ist Werner Patzelt, der geschäftsführender Direktor des Instituts für Politikwissenschaft der TU Dresden ist.
Das ausgerechnet der Extremismustheoretiker Patzelt zu so einem Thema – hier klingt ja im Titel bereits der Wunsch deutlich heraus – bei einer Burschenschaft referiert, darf nicht verwundern. Der Carl-Schmitt-Anhänger riet bereits im Juni 2004 nach den Wahlerfolgen der NPD bei der Kommunalwahl der CDU zu einer stärkeren Ausrichtung nach rechts. Auch der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ stand Patzelt bereits in der Ausgabe 37-2009 als Interviewpartner zur Verfügung.

Nun tritt Patzelt bei der „Aachen-Dresdner Burschenschaft Cheruscia“ auf, die dem extrem rechten Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) angehört. Die Mehrheit der DB-Mitgliedsbünde nehmen nur so genannte „blutsdeutsche“ Männer auf, anerkennen nicht die Oder-Neiße-Grenze und sorgen aus ihren Reihen für den – bisher allerdings eher schwächlichen – intellektuellen Zuschuss in der extremen Rechten.

Die „Aachen-Dresdner Burschenschaft Cheruscia“ wurde am 27. April 1991 wiedergegründet. Ihr zugehörig ist der Cheruskerhaus-Bauverein Dresden e. V., der für eine eigene Verbindungsvilla in Dresden sorgte.
In guter alter antikommunistischer Tradition schreiben die Cherusker auf ihrer Homepage „DDR“ nur in Anführungsstrichen. Während die DDR also auch nachträglich keine Anerkennung findet, werden die alten Reichsgrenzen offenbar anerkannt. Laut Berichten in dem Verbandsorgan „Burschenschaftliche Blätter“ unternahmen Cheruscia-Mitglieder so genannte „Grenzlandfahrten“ nach „Ostpreußen“, also in den russischen Oblast Kaliningrad.

Rechte Veranstaltungen fanden bereits nachweislich mehrfach auf dem Haus der Cheruscia statt, die Dunkelziffer dürfte aber größer sein, denn nicht jeder Vortrag wird immer öffentlich beworben, zumal solche mit „schwierigen“ Referenten.
Hier eine unvollständige Aufzählung:
* Vom 28. Februar bis 1. März 1998 veranstaltete die Burschenschaft „AFV! Rugia Karlsbad“ und die rechtsextreme „Freie Deutsche Sommerakademie“ an der TU Dresden das „Winterkolleg Erkenntnisse der Militärgeschichte“. Für die lokale Unterstützung, sorgte, u.a. durch die Bereitstellung ihrer Räumlichkeiten auf der Eisenstuckstraße und durch zahlreiche Teilnahme, die „Burschenschaft Cheruscia“.
* Im November trat der damalige Rechtsaußen-CDU-MdB Henry Nitzsche auf und machte bei seinem Vortrag seine abfällige Bemerkung über türkische Muslime.
* Am 9. November 2004 sprach der ehemalige KSK-General Reinhard Günzel vor etwa 60 Besuchern zum Thema „Ethos des Offizierskorps am Beispiel der Affäre Hohmann/Günzel“. Günzel war zuvor wegen seiner offenen Sympathien für den CDU-Antisemiten Hohmann aus der Bundeswehr entfernt worden.
* Am 10. November 2005 sprach der „Historiker“ Hans Meiser zum Thema „Das Tribunal – die Nürnberger Prozesse“. Zu selbigen Thema hatte er bereits ein Buch im extrem rechten Grabert-Verlag mit Sitz in Tübingen veröffentlicht.
* Im April 2006 referierte ein Peer Lars Döhnert zum Thema „Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland am Beispiel der ‚Jungen Freiheit’“. Vermutlich wurde die extrem rechte Wochenzeitung als verfolgte Unschuld gegen alle Kritik in Schutz genommen.
* Am 1. November 2007 referierte ein unbekannter Sprecher der Initiative „Burschenschafter gegen Imperialismus“ zum dem Thema „Ein neues Europa aus deutscher Sicht“. Vermutlich ging es um ein deutschdominiertes Europa, was gegen die USA in Stellung gebracht werden soll.
* Am 11. Dezember 2008 sprach zu dem eher unpolitischen Thema „Der konservative Rausch“ ein Ralf Küttelwesch auf dem Haus der Cheruscia. Küttelwelsch, Jahrgang 1962, ist selbst Burschenschafter (Danubia München) und war Anfang der 1990er Funktionär der „Initiative Gesamtdeutschland“, sowie ehemaliger Bundesführer der Wikingjugend-Abspaltung „Sturmvogel“.

Nicht nur aufs Haus lud sich die Cheruscia extreme Rechte, sie duldet sie auch in ihren Reihen bzw. lässt sie bei sich wohnen. Nachweislich in enger Verbindung, vermutlich als Mitglied, zur Cheruscia stehen:
* Alexander Kleber (jahrelang Anmelder des JLO-Aufmarsches im Februar in Dresden)
* Holger Szymanski (Pressesprecher der NPD-Landtagsfraktion)
* Sven Weihmann (2004 Kandidat der rechtskonservativen DSU)
* Martin Lochschmidt (Autor für das rechte Onlinemagazin „Blaue Narzisse“)
* Uwe-Wilhelm Walther (Jahrgang 1910, war Kompanie-Chef einer Studentenkompanie des so genannten „Grenzschutz“ [Freikorps-ähnlich]. Seit 1933 dann im SA-Hochschulamt Schulleiter für Wehrkunde in Hamburg. Eintritt in die Wehrmacht. 1943 Major-Kommander des 1. Regiments der Division Brandenburg. Er besetzte in dieser Funktion die griechische Insel Leros mit. Später war er auch Chef des Stabes des SS-Obersturmbannführers Otto Skorzenys. Veröffentlichte mit Günzel im extrem rechten Arndt-Verlag einen Bildband.)

Letztlich beweist Patzelt mit seinem Auftritt bei solchen Leuten erneut, dass die Extremismustheorie und ihre Vertreter sich häufig selbst in einer Braunzone bewegen bzw. über einen rechten Stallgeruch verfügen.
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Ergänzungen

Die laden aber auch noch ganz andere ein:

Kurtchen 21.05.2011 - 12:59

Überzogen und unbegründet

Babalu 25.05.2011 - 19:30
Das ist aber ein etwas dürftiger Artikel, informativ wie argumentativ.

1. Ist Patzelt 'Extremismustheoretiker'? Eher nicht, er beschäftigt sich hauptsächlich mit Parlamenten, Repräsentation und politischer Bildung.

2. Die Argumentation, in der Verbindung haben diese und jene Veranstaltungen statt gefunden und deshalb könne man dort nicht auftreten, ist mir leider als Grundlage eines Vorwurfs viel zu schwach. (Dann könnte ja auch jeder kommen und sagen: "auf de.indymedia hat schon mal der und der was gepostet, deshalb darf man da auch nix mehr posten").

3. Ich würde Patzelt mit gutem Gewissen als konservativen Politikwissenschaftler bezeichnen (und er sich selbst wohl auch). Ihn als rechtsextrem, 'braun' oder ähnlich zu diffamieren ist deutlich überzogen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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wahrheit — einer

Langhans ist — auch echt fertig.

rainer — hohn