Knapp 1300 Nazis demonstrieren in Dresden

addn.me 14.02.2011 01:04 Themen: Antifa Blogwire
In Dresden protestierten heute erneut mehrere tausend Menschen gegen Nazis. Nach dem Ende der von allen Parteien und zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen getragenen Menschenkette zogen mehr als 2.000 Menschen zum Dresdner Hauptbahnhof, um gegen eine von der JLO als Trauer -und Fackelmarsch angemeldete Nazidemonstration zu protestieren. Anlass war der 66. Jahrestag der alliierten Luftangriffe auf die bis zu dem Zeitpunkt weitestgehend verschonte Stadt. Im Vorfeld hatte die Stadt mit Auflagen und Verlegungen versucht, Kritik am staatlich verordneten Gedenken und den Nazis auf die andere Elbseite zu verlegen. Trotz eines massives Polizeiaufgebots gelang es heute dennoch mehr als 1.000 Demonstrantinnen und Demonstranten bis in Rufweite der rechten Demonstrationsstrecke zu kommen. Daraufhin beschloss die Einsatzleitung der Polizei, den geplanten Streckenverlauf der Nazidemonstration kurzerhand zu halbieren.
Am späten Nachmittag haben nach Polizeiangaben knapp 1.300 Nazis unter dem Motto "Recht auf Gedenken – Der Wahrheit eine Gasse!" auf einer verkürzten Route im Dresdner Unigelände demonstriert (Fotos 1 | 2). Begleitet wurde der Fackelaufzug von einem martialischen Polizeiaufgebot durch mehrere tausend Beamtinnen und Beamte aus zahlreichen Bundesländern. Schon Stunden vor dem Aufmarsch war die Gegend zwischen dem Universitätsgelände und den Bahngleisen mit Hamburger Gittern und hunderten Einsatzkräften abgeriegelt worden. Gegen 19 Uhr erklärte die Junge Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) die Veranstaltung für beendet, kurz zuvor hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Nazidemonstration lautstark die erste Strophe des Deutschlandlieds gesungen.

Stunden zuvor hatten sich am Comeniusplatz knapp 300 zum überwiegenden Teil ältere Menschen trotz eines vom Bautzner Oberverwaltungsgericht bestätigten Verbots getroffen, um an die Dresdner Orte des Verbrechens im Nationalsozialismus zu erinnern. An der spontanen Kundgebung beteiligte sich neben dem sächsischen Linken-Fraktionschef Andrè Hahn auch der Grüne-Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler und zahlreiche Dresdner Prominente.

Schon am späten Vormittag hatten knapp 50 Menschen gegen das ihrer Meinung nach "relativierende und revisionistische Gedenken" auf dem Heidefriedhof im Norden der Stadt protestiert. Nach einigen Minuten waren sie durch die anwesende Polizei vom Friedhofsgelände gedrängt worden. Zeitgleich legten dutzende Nazis gemeinsam mit CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Coventrys Oberbürgermeister Brian Kelsey Kränze für die Opfer der alliierten Luftangriffe auf Dresden nieder.

Nachdem sich im Zentrum der Stadt kurz vor 14 Uhr die etwa 3,5 Kilometer lange Menschenkette von mehr als 10.000 Dresdnerinnen und Dresdnern zusammengeschlossen hatte, protestierten etwa 200 Menschen erneut gegen die besondere Dresdner Form des Gedenkens. Mit dem Ertönen der ersten Kirchenglocken bewegten sich drei kleine Spontandemonstrationen zur Frauenkirche inmitten der vom umstrittenen Versammlungsgesetz betroffenen Verbotszone. Nach dem Ende der Menschenkette zogen mehrere tausend Menschen aus der Altstadt über die Prager Straße in Richtung des Treffpunkts der Nazidemonstration am Hauptbahnhof. Wenig später schlossen sich etwa 2.000 Menschen lautstark auf dem Wiener Platz den Protesten gegen die sich sammelnden Nazis auf der Bayrischen Straße an.

Gegen 15 Uhr hatte sich an der Münchner Straße, Ecke Bergstraße eine Gruppe von lautstark Protestierenden von mehreren hundert auf knapp 1.500 Menschen erhöht (Fotos). Während der angemeldeten Kundgebung nimmt die Polizei immer wieder von zumeist jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wegen der winterlichen Vermummung die Personalien auf. Nachdem sich gegen 17.15 Uhr der Demonstrationszug der mehr als 1.000 angereisten Nazis in Richtung Strehlener Straße in Bewegung setzt, versuchen etwa zweihundert linke Demonstrantinnen und Demonstranten zum Nürnberger Platz zu laufen. Obwohl der Versuch von der Polizei gewaltsam verhindert werden kann, beschließt die Einsatzleitung eine Verkürzung der Naziroute vom Zelleschen Weg auf die Reichenbachstraße. Wenig später war der nunmehr schon 14. Naziaufmarsch an einem 13. Februar schon wieder Geschichte.

Weitere Artikel: Dresden: 13. Februar - Das war der Tag | Dresden 13. Februar: Naziaufmarsch gestört

Ticker mit den wichtigsten Ereignissen des Tages:
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Ergänzungen

War ziemlich okay heute

pfef 14.02.2011 - 02:18
Abgesehen vom letzten Jahr, wo der Fackelmarsch und der Großaufmarsch der Nazis auf das gleiche Wochenende fielen, waren am 13.Februar noch nie soviele Gegendemonstranten auf den Beinen. Viele Leute bei den bürgerlichen Antirechts-Dingern (die Menschenkette kann man getrost verschweigen) und viele motivierte Linke. Das lässt hoffen für nächstes Wochenende, wenn die Nazis wohl ihre Klatsche vom letzten Jahr erneuern werden. Im Rahmen der Möglichkeiten war der Tag heute ganz gelungen.

Nazis in die Elbe, Gedenken zum Teufel jagen, und so.

Polizeitaktik

Antifa 14.02.2011 - 02:26
Interessant an dem Tag war, dass sich die Polizeitaktik im Vorfeld sehr auf eine räumliche Trennung berufen hat. Aus diesem Grund hatten die ordnungspolitischen Verantwortlichen der Stadt u.a. auch den weit vom Naziaufmarsch entfernten Täterweg auf die andere Elbseite gelegt und damit faktisch verboten. Am Tag selbst war zwar rein optisch der Versuch zweier Trennlinien an der Elbe und an den Bahngleisen erkennbar, dennoch war es auch für alternativ aussehende Menschen fast problemlos möglich, auf die andere Elbseite zu gelangen. Das führt zu der Frage, welche Beweggründe hinter dem Verbot der Kritik an der städtischen Gedenkpolitik gestanden haben.

Die zweite Trennungslinie an den Bahngleisen hätte und hat in Anbetracht eines so noch nie dagewesenen Polizeiaufgebots ausgereicht, um einen Großteil der protestierenden Menschen am Betreten der südlichen Stadtviertel zu hindern. Einmal auf der anderen Seite angekommen, war es quasi problemlos möglich, sich abseits der Naziroute frei zu bewegen. Auffällig war der Einsatz zahlreicher Beamtinnen und Beamten in zivil, die sich oft in szenetypischen Klamotten unter die protestierenden Menschen mischten und sich in mindestens einem Fall auch für Personalienfeststellungen verantwortlich zeigten. Außerdem will bei der Einsatzplanung an der Kundgebung Münchner Straße einer der eingesetzten Hundertschaftsführer einen "potentiell gewalttätigen Anteil" von 30-40%! ausgemacht haben. Als Reaktion darauf erfolgte die Positionierung von Wasserwerfern und Räumpanzern in Richtung der zu keinem Zeitpunkt auch nur im Ansatz gewalttätigen Menschenmenge.

Über die angesprochene Verkürzung der Naziroute lässt sich nur spekulieren. Fakt ist, dass die überschaubare Kundgebung auf dem Fritz-Löffler-Platz direkt am Unigelände zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die deutliche Überzahl an Einsatzkräften dargestellt hat. Die Entscheidung, die Demonstration der Nazis zu halbieren war also vor allem eine polizeitaktische bzw. ein an die JLO in Unwissenheit der tatsächlischen Situation vor Ort gerichteter Vorschlag durch die Polizei. Das zeigt wieder einmal, dass viele der intransparenten Entscheidungen oft eben nicht als Reaktion auf Proteste erfolgen, sondern polizeitaktische Maßnahmen und damit relativ willkürliche Entscheidungen sind.

xxx

xxx 14.02.2011 - 09:25

Bilder von der Antifa Sponti

apo 14.02.2011 - 10:48
Während der Menschenkette bildete sich eine kurze spontane Demo:
 http://www.flickr.com/photos/andreas-potzlow/sets/72157626046314602/

ander fotos gefunden

auch flcikr 14.02.2011 - 13:37
 http://www.flickr.com/photos/rassloff/sets/72157626041169848/

aber auch nicht so toll,

der 19. muß besser werden !!!

Heidefriedhof

Bestätigung 14.02.2011 - 14:12
Es waren sehr wohl um die 200 Leute am Heidefriedhof.
3 große Reisebusse + weitere Menschen, die mit Autos zur Aktion kamen ergibt wieviel?
Dass "nur" ca 50-70 auf den Heidefriedhof gekommen sind, hatte mit Polizeieinsatz vor Ort zu tun. Ca 80 mussten von Polizei bewacht vor Eingang bleiben und skandierten Sprechchöre, weitere waren im Wald unterwegs und versuchten hinein zu kommen.


Und zur späteren "Jagd" auf die Leute der Sponti: es waren zumindest in der Nähe der Frauenkirche dann 11 Wannen + mehrere einheiten, die die Leute jagten - ja, jagten - die haben fast Fußgänger überfahren.

(muss ausgefüllt werden)

(muss ausgefüllt werden) 14.02.2011 - 14:19
Die Bullen haben 1151 Nasen gezählt.
Am Schluss musste der Mob stehen bleiben, weil noch 30Nazis dazu kamen.

@Antifa

Beobachter 14.02.2011 - 15:35
Das Beispiel Dresden hat gezeigt, was man von der Gefahrenprognose der Polizei im Vorfeld von Großereignissen zu halten hat. Mehr als 4.500 Einsatzkräfte, etliche Räumpanzer, Wasserwerfer und sogar Drohnen standen den ganzen Tag über einer überschaubaren Anzahl von vielleicht 2.000 Gegendemonstrantinnen und Gegendemonstranten gegenüber. Angesichts dieses enormen Aufkommens war an legitimen! Protest in Sichtweite des Naziaufmarschs nicht einmal im Ansatz zu denken. Zeitweise verlagerten sie ihre Kontrollen sogar bis in die Neustadt hinein, um überhaupt aktiv werden zu können. Selbst nach Ende der Gedenkfeierlichkeiten vor der Frauenkirche kam es immer wieder zu willkürlichen Personenkontrollen im Innenstadtbereich. Sich danach als erfolgreich hinzustellen, ist angesichts dieser Dimensionen polizeilicher Maßnahmen geradezu grotesk.

25:0

Antifa Boxing Connection 14.02.2011 - 16:25
Schlägerei am Abend
Zeit: 13.02.2011, 20.00 Uhr
Ort: Dresden-Strehlen

An der Kreuzung Reicker Straße/ Otto-Dix-Ring kam es am Abend zu einer Auseinandersetzung zwischen jeweils 25 Personen des linken und rechten Spektrums.

Alarmierte Polizeibeamte stellten die Identität von siebzehn Personen des rechten Spektrums fest. Gegen einen 28-Jährigen lag bereits ein Haftbefehl wegen Körperverletzung vor. Ihn nahmen die Beamten fest.

Die Personengruppe des linken Spektrums war vor Eintreffen der Polizisten geflüchtet.

Blogbericht mit Fotos

Kuno 14.02.2011 - 16:50
classless Blog berichtet bebildert vom Heidefriedhof und den Shoah-Kerzen vor der Frauenkirche:

 http://www.classless.org/2011/02/14/dresden-gut-gestort-nazis-laufen/

heidefriedhof

lkn 14.02.2011 - 18:13

Mietwagen

Der Peter 14.02.2011 - 18:33
Was örtliche Antifa Gruppen oder auch einzel Personen machen könnten, damit die Nazi in Zukunft keine Mietwagen mehr bekommen, die Mietwagen-Firma darauf anschrieben was mit ihren Mietwagen gemacht wird und wie die Firma zu den Nazi stehen. Nach dem 1. Anti-Islam-Kongress hat Europcar den Mieter des Wagens für unbestimmt Zeit gespert.

Mietwagen-Statement

Antifa 16.02.2011 - 00:17
„Keine Unterstützung von Rechtsextremisten" - Hornbach distanziert sich von Nazi-Demo
Von Stephan Lohse

Dresden. Die Firma Hornbach hat sich am Dienstag deutlich von Kontakten zu Rechtsextremen distanziert. Auf ihrem sogenannten „Trauermarsch" hatte die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) am Sonntag in Dresden einen Miettransporter der Firma als mobile Rednerbühne genutzt. Hornbach spricht von einem Missbrauch des Fahrzeugs.

„Das Unternehmen wehrt sich in aller Schärfe gegen Anschuldigungen, die es in Verbindung mit Rechtsextremisten bringen", sagte Steffen Hornbach, Vorstandsvorsitzender der Hornbach-Baumarkt-AG in einer Presseerklärung. Das Unternehmen habe von diesem Einsatz des Fahrzeugs keine Kenntnis gehabt und sei erst am Montag per Mail über den Vorfall informiert worden.

„Jeder kann bei uns ein Fahrzeug anmieten", erklärte Unternehmenssprecherin Ursula Dauth gegenüber DNN-Online. Normalerweise seien es Kunden, die sperrige Ware nach Hause transportieren oder übers Wochenende einen Umzug fahren wollten. Dass Rechtsextreme ein Hornbach-Fahrzeug für ihre Veranstaltungen nutzen, sei ein einmaliger Vorfall, dessen Wiederholung ausgeschlossen werden soll.

Bisher gebe es in den Mietverträgen noch keine Einschränkungen, so Dauth weiter. Die Rechtsabteilung des Konzerns sitze aber bereits an einer Klausel, die noch in dieser Woche in die Verträge aufgenommen werden soll.

Hornbach hat sich nach eigenen Angaben an der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter beteiligt. Auch wenn das Unternehmen während des Dritten Reichs selbst keine Zwangsarbeiter beschäftigte, habe sich Hornbach seinerzeit mit der freiwilligen Spende der Verantwortung gegenüber der Vergangenheit gestellt.

Seit 2007 ist Hornbach zudem Mitglied im Verein "Gesicht Zeigen! Aktion Weltoffenes Deutschland e.V." Zudem unterstützt Hornbach als Mitglied im Förderverein „Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt" die Umwandlung des ehemaligen Gefängnisses im Quartier Hornbach in Neustadt in eine Gedenkstätte.

Quelle: Dresdner Neueste Nachrichten (15.02.11)

video bericht von leftvision

antifa 20.02.2011 - 13:18

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Grund für Wasserzeichen — olaf palme

um die Hälfte gekürzt? — Nachrechner

ergänzung — always antifa

Der Trauermarsch der Nazis — Andi Schnack

im großen und ganzen — zufrieden

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Väter, Mütter, Großväter, Großmütter — , Urgroßväter, Urgroßmütter

vorsicht AntiAntifa — Warning

Zusatz 2 — hechtmob

Erwachsenenbildung in Aktion — Andreas Richter

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@"reflektiere" — hechtmob